1 Einleitung
2 Grundlagen
2.1 B2B-Vertrieb und KI-Unterstützung
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KI unterstützt bei der Ermittlung des optimalen Zeitpunkts der Kontaktaufnahme (Paschen et al. 2020), automatisiert die Erfassung von Kundenkontaktdaten (Paschen et al. 2021) und ermöglicht die Generierung kundenspezifischer Mitteilungen und Werbemaßnahmen (Paschen et al. 2020) sowie die Übernahme einzelner Kundeninteraktionen z. B. durch Chatbots (Paschen et al. 2019, 2020; Syam und Sharma 2018).
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KI unterstützt bei der kundenspezifischen Preisgestaltung oder der Optimierung der Angebotspräsentation (Libai et al. 2020; Paschen et al. 2020; Syam und Sharma 2018) ebenso wie bei der Identifikation von Up- und Cross-Selling-Potenzialen oder der Früherkennung und Prävention von Kundenabwanderung (Libai et al. 2020; Paschen et al. 2020; Syam und Sharma 2018).
2.2 Entwicklung der Rolle von Vertriebspersonen im B2B-Vertrieb
3 Methodik
Berufsbezeichnung (Tätigkeitsbereich) | Branche | Interviewdauer [min] |
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Key Account Manager (V) | Elektrotechnik | 66 |
International Sales Engineer (V) | Industriewaagen | 49 |
CEO (E) | IT | 42 |
Head of AI-Projects Business Applications (E) | Sanitär und Installation | 58 |
CEO (E) | Automatisierungstechnik für Bergbau | 34 |
Business Development Manager (V) | Automatisierungstechnik für Bergbau | 31 |
Selbstständiger KI-Berater (E) | KI Consulting | 50 |
Business Development Manager (V) | Automatisierungstechnik | 43 |
Sales Manager (V) | IT | 29 |
Sales Development Representative (V) | IT | 56 |
Key Account Manager (V) | Digital Health | 44 |
Vice President Sales Mobility Division (E) | Technische Prüforganisation | 35 |
Verkaufstrainer (E) | Vertriebsconsulting | 43 |
4 Ergebnisse
4.1 Veränderung des Aufgabenfeldes und der Verantwortungen
4.2 Veränderung der Fähigkeiten
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Die eine Gruppe verfügt einerseits über spezifisches technologisches Wissen und andererseits über die Bereitschaft, die eigenen Fähigkeiten an die sich wandelnden Aufgaben kontinuierlich anzupassen. Im Fokus dieser Gruppe steht also neben der Fähigkeit, Ergebnisse auswerten und interpretieren zu können, vor allem die Fähigkeit, die KI optimieren zu können.
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Für die andere Gruppe sind solche spezifischen technologischen Kenntnisse und Fähigkeiten hingegen von geringer Bedeutung; ihr Fokus liegt allein auf der Nutzung bereits bestehender Lösungen. Für diese Gruppe steht also vor allem die Fähigkeit im Fokus, Ergebnisse auswerten und interpretieren zu können.
4.3 Veränderung der Selbstwahrnehmung
5 Erkenntnisse und Implikationen für den B2B-Vertrieb
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Die operative Komponente beschreibt, dass der Einsatz von KI zu Veränderungen im Aufgabenfeld und im Verantwortungsbereich von Vertriebspersonen führt. Insbesondere bei administrativen und repetitiven Tätigkeiten eröffnet der Einsatz von KI Potenziale zur Unterstützung und Automatisierung, die eine Fokussierung auf strategische und kundenorientierte Tätigkeiten erlaubt. Als entscheidende Verantwortungsbereiche wurden das Datenmanagement, die Dateneingabe sowie der datenschutzkonforme und transparente Umgang mit KI und Daten identifiziert.
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Die kognitive Komponente adressiert die Veränderung menschlicher Fähigkeiten. Zwischenmenschliche und kommunikative Fähigkeiten rücken in den Vordergrund, um sich in einem von KI geprägten Geschäftsumfeld im Wettbewerb zu differenzieren. Darüber hinaus nimmt das menschliche Urteilsvermögen eine zentrale Bedeutung in der KI-gestützten Entscheidungsfindung ein, wenn es darum geht, Ergebnisse kritisch zu hinterfragen und in die Vertriebsstrategie zu integrieren. Letztendlich wurde die Notwendigkeit spezifischer Fähigkeiten festgestellt, um KI effektiv einzusetzen und die Ergebnisse auszuwerten.
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Die psychologische Komponente zielt auf die Veränderung der persönlichen Selbstwahrnehmung. Für einen erfolgreichen Einsatz von KI im technischen B2B-Vertrieb ist es von großer Bedeutung, die Bedenken der Mitarbeitenden zu beseitigen, Akzeptanz für KI zu schaffen und zu vermitteln, dass KI vor allem als Hilfsmittel zu verstehen ist, um produktiver arbeiten und individueller sowie proaktiver auf Kundenbedürfnisse und deren Änderungen eingehen zu können. In diesem Zusammenhang wurde vor allem die Relevanz strategischer Führung und Unterstützung hervorgehoben.
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Operative Komponente: Festlegung von Art und Grad der Mensch-KI-KollaborationUm die operative Komponente zu adressieren, empfiehlt es sich, klare Richtlinien für die Art und den Grad der Mensch-KI-Kollaboration festzulegen. Unternehmen sollten die Rollen, Aufgabenbereiche und die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI präzise definieren. Dies ermöglicht es, Mitarbeitenden transparent zu kommunizieren, welche Aufgaben sie in einem KI-geprägten Arbeitsumfeld übernehmen und wie ihre neue Rolle definiert ist. Eine klare Abgrenzung der Verantwortlichkeiten und eine Neuausrichtung der operativen Tätigkeiten können dazu beitragen, dass sich das Vertriebspersonal auf strategische und kundenorientierte Aufgaben konzentriert, während administrative und repetitive Aufgaben von KI übernommen werden.
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Kognitive Komponente: Schulungen und RichtlinienFür die kognitive Komponente sind Schulungen und die Entwicklung von Richtlinien entscheidend. Mitarbeitende müssen in der Lage sein, Prognosen und Vorschläge einer KI kritisch zu hinterfragen und in Einklang mit dem eigenen Kunden- und Marktwissen zu beurteilen. Schulungen sollten darauf abzielen, das menschliche Urteilsvermögen und kritisches Denken im Umgang mit KI zu fördern und gleichzeitig spezifische KI-Fähigkeiten der Vertriebspersonen zu entwickeln. Durch die Vermittlung eines Verständnisses für die Stärken und Schwächen von KI-Systemen können Vertriebspersonen lernen, wann sie sich auf KI verlassen können und wann menschliches Urteilsvermögen gefragt ist (Dell’Acqua et al. 2023).
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Psychologische Komponente: Sensibilisierung für den verantwortungsvollen Umgang mit KIDie psychologische Komponente betrifft die Selbstwahrnehmung und Akzeptanz von KI durch das Vertriebspersonal. Um Bedenken hinsichtlich des Black-Box-Charakters von KI-Systemen und der Transparenz von KI-Entscheidungen zu adressieren, ist es wichtig, ein Bewusstsein für den datenschutzkonformen und verantwortungsvollen Umgang mit KI zu schaffen. Unternehmen sollten Richtlinien entwickeln und Schulungen anbieten, die das Verständnis und die ethische Nutzung von KI fördern. Dies kann dazu beitragen, das Vertrauen der Vertriebspersonen in KI-Systeme zu stärken und gleichzeitig verdeutlichen, dass KI als Hilfsmittel dient, das die Arbeit produktiver und kundenzentrierter gestaltet.