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2013 | OriginalPaper | Buchkapitel

Der Konsum der Gesellschaft?

Überzogene Ansprüche und feudale Verhältnisse

verfasst von : PD Dr. Kai-Uwe Hellmann

Erschienen in: Der Konsum der Gesellschaft

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

In seiner Studie „Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache“, 1935 erstmals veröffentlicht, befaßte sich Ludwik Fleck mit den Besonderheiten wissenschaftlicher Forscherkreise, denen er einen je eigenen „Denkstil“ zu- und sie als abgeschlossene „Denkkollektive“ beschrieb.

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Fußnoten
1
Die folgenden Überlegungen sind im Zuge mehrerer Diskussionen mit Per 0stergaard und Dominik Schrage in Berlin und Odense entstanden.
 
2
Möglicherweise könnte auch zwischen Konsum als Aktivität und Konsument als Akteur unterschieden oder mit David Lockwood (1964) eine Verbindung zwischen „Konsum und Systemintegration“ einerseits, „Konsument und Sozialintegration“ andererseits hergestellt werden.
 
3
Goodwin/Cohen (2004: 4) stellen dies heraus, wenn sie formulieren: „The term culture indicates values and practices that individuals can reject at a price – at least of feeling different and more likely the price of becoming the focus of some form of social control." Denn Rejektion gelingt nur, wenn es Kontingenz gibt.
 
4
Die Bezeichnungen sind hier englischsprachig, weil wichtige Standards und Innovationen durch die angelsächsische Konsumforschung gesetzt werden und dort auch die Publikationsauswahl am größten ist.
 
5
Vgl. König 1993; Wildt 1994; Andersen 1997; Stihler 1998; Spiekermann 1999; Bretschneider 2000; Prinz 2003; Haupt/Torp 2009; Lamla 2013.
 
6
Alternativ würde sich die Studien von Wolfgang Ullrich (2006, 2013) eignen, eine scharfsinnige, treffend beobachtende Beschreibung und Deutung einer Vielzahl von Konsumpraktiken und – strukturen, wie sie uns heutzutage überall und jederzeit umgeben. Kaum jemand kann sich davon gänzlich ausnehmen, also ist tendenziell jeder betroffen. Das macht den Reiz der Lektüre aus: Das Buch informiert über unseren Alltag, ohne allzu wissenschaftlich aufzutreten. Schon gar nicht wird Kultursoziologie oder gar Gesellschaftstheorie in einem strengen Sinne betrieben, so daß es am Ende auch zu klären gelte, inwieweit diese Zeitdiagnose etwas über den Zustand der Gesellschaft als solcher aussagt. Darüber erfährt man so gut wie gar nichts, allenfalls andeutungsweise. Gerade diese Selbstentlastung von der Einhaltung wissenschaftlicher Standards, die eine möglichst systematische Rückversicherung des laufenden Forschungsstandes verlangen, begünstigt aber ausgezeichnete Lesbarkeit und den Eindruck von Alltagsnähe, ja Alltagsadäquanz. Für ein Laienpublikum hervorragend geeignet. Vgl. ferner das Sonderheft „Konsumkultur“ der APUZ 32-33/2009.
 
7
Im Deutschen ist die Bezeichnung „Konsumentengesellschaft“ eher unüblich.
 
8
Anders hingegen die Aufsatzsammlung „Die Gesellschaft der Individuen“ von Norbert Elias (1987a), in der es Elias darum geht, die Veränderung einer Gesellschaft, die sich ehemals nur aus Gruppen zusammengesetzt hat, in eine Gesellschaft zu beschreiben, für die das Individuum die ultimative Bezugsgröße geworden ist.
 
9
Vor allem die Arbeiten von Frank Trentmann stehen in dieser Forschungstradition, während Bauman (2007a) in „Consuming Life“ wiederholt von der „society of consumers“ spricht. Komplementär zu Sombarts Rekonstruktion empfiehlt sich übrigens die Lektüre von Pohrt (1982).
 
10
Vgl. Featherstone 1983, 1987, 1990, 1991; Agnew 1993; Lury 1996; Slater 1997; Elliott 1999; Arvidsson 2001; Arnould 2002; Hill 2002; Strasser 2003; Goodman/Cohen 2004; Schor 2006; Berger 2007; Sassatelli 2007; Sulkunen 2009; Jenkins et al. 2011.
 
11
Vgl. Arnould/Thompson 2005; Belk/Sherry 2007; Sherry/Fischer 2011; Askegaard/Scott 2013.
 
12
Vgl. Slater (1997: 9): „However, consumer culture is inextricably bound up with modernity as a whole.“ Ferner: „Thus in talking of modern society as a consumer culture, people are not referring to a particular pattern of needs and objects – a particular consumption culture – but to a culture of consumption. […] The spread of consumption values to the general society occurs firstly because consumption itself becomes a central focus of social life“ (24f.).
 
13
In Anlehnung an die Borg in Star Trek – The Next Generation könnte man diese Haltung auch so paraphrasieren: „resistance is futile, everything is consumption“. Oder in Abwandlung einer Formulierung, die auf die Kunst gemünzt ist: Diese Perspektive betrachtet Konsum als „eine Ordnung, in der alles als Material für [den Konsum] verstanden wird, in der [der Konsum] also über das Schicksal des Menschen bestimmt.“ (Bopp 2011: N 3)
 
14
Vgl. Schimank 2005; Rosenthal 2006; Nowotny 2005; Gross 2005; Schulze 1992. Wobei Lury (1996: 248) zum Beispiel erörtert, daß das Argument der Wahlfreiheit auf die moderne Gesellschaft insgesamt zuträfe: „In other words, ,consumer choice’ is still the means by which our society thinks about individual agency and autonomy and makes judgements (good or bad) about personal identity.“
 
15
Beschreibt man „consumer culture“ freilich als „natural and evitable“, wie Goodwin/Cohen (2004: 4) dies beobachten, dann handelt es sich um eine Ideologie: „Consumer culture has been incredibly successful. Not only has it been successful in satisfying our needs and desires, but it has also been successful in redefining what our needs are and in expanding our desires. If we acrept these desires as natural or inevitable, then consumer society seems natural and inevitable as well.“
 
16
Wobei Tibor Scitovsky (1992) klar aufgezeigt hat daß die Enttäuschung der Erwartung auf zufriedensbillenden Konsum zur Kanswnerfahrung heutzutage fest dazugehör! und den bestiindigen Kanswnwunsch denouch (oder gerade deshalb) nicht erschüttert
 
17
Alternativ könnte man den Begriff der partikularen Ideologie voo Karl Mannhcim (1985) beranziehen, der sich damit begnügt eine Seinsverbundenheit des Denkens, Wabmehmens und Handelns zu behaupten. Dann sähe man, daß der Konsumismus primär eine Sache der Bessergestellten ist und sich um so weniger angemessen erleben und. leben läßt.. je mehr die ökon.om:ischen.. sozialen und kultorellen Voraussetzuogen, um hier Bourdieu zu bemühen, dazu fehlen, vgl. Bauman 2007a: 117ff.
 
18
Vgl. Praokfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Mai 2013, S. 13.
 
19
Genau das impliziert der aktuelle Slogan "Blöd, wer das verpaßt.“ von Mediamarkt.
 
20
2006 erklärte sich George w. Bush wegen der Wirtschaftsprobleme, die im Zuge des Irakkrieges aufgetreten waren“ nochmals öffentlich so: “I’m encouraging you all go shopping more“.
 
21
Wobei Tibor Scitovsky (1992) klar aufgezeigt hat daß die Enttäuschung der Erwartung auf zufriedensbillenden Konsum zur Kanswnerfahrung heutzutage fest dazugehör! und den bestiindigen Kanswnwunsch denouch (oder gerade deshalb) nicht erschüttert
 
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Alternativ könnte man den Begriff der partikularen Ideologie voo Karl Mannhcim (1985) beranziehen, der sich damit begnügt eine Seinsverbundenheit des Denkens, Wabmehmens und Handelns zu behaupten. Dann sähe man, daß der Konsumismus primär eine Sache der Bessergestellten ist und sich um so weniger angemessen erleben und. leben läßt.. je mehr die ökon.om:ischen.. sozialen und kultorellen Voraussetzuogen, um hier Bourdieu zu bemühen, dazu fehlen, vgl. Bauman 2007a: 117ff..
 
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Vgl. Praokfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Mai 2013, S. 13.
 
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Genau das impliziert der aktuelle Slogan „Blöd, wer das verpaßt.“ von Mediamarkt.
 
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2006 erklärte sich George w. Bush wegen der Wirtschaftsprobleme, die im Zuge des Irakkrieges aufgetreten waren„ nochmals öffentlich so: „I’m encouraging you all go shopping more“.
 
26
Folgende Codierun.gen wären etwa diskutabel: Bedürfnis orientiertlnicht-orientiert; erwerbbarlnicht erwerbbar; kommodijiziertlunkommodijiziert bzw. Ware/Nicht-Ware; nützlich/nutzlos..
 
27
Viellcichl sollte man die Entscheidung Luhmanns (1974: 117, 1997: 380), Bedürfnisse als symbiotischen Mechanismus des Wirtschaftssyste zu konzipieren, nochmals überdenken. Denn die Fcnmbarkeil von Bedürfnissen erweist sich inzwischen als so beliebig, daß es über1egenswert erscheint hierauf einmal die Unterscheidung von Medium und Form anzuwenden. vgl. HeIlmann 2011a: 23Off..
 
28
Nur am Rande sei erwähnt, daß die Konsumforschung wiederholt davon ausgegangen ist, der Konsum sei autonom und beziehe seine Geltung und RegeJn nicht mehr von außen, sondern agiere weitgehend entkoppe1t und eigenständig. So hat Featherstone (1987: 56) den Konsum als „an autonomous playful space beyond determination“ bezeiclmet; Amou1d (2011) betrachtet „consumption as an institutional fie1dH; Lury (1996: 228) spricht von der „relative independence of consumer culture from economic and sodal relations of power and inequality“; und auch Bauman (2007a: 55) geht explizit davon aus, daß der heutige Konsum gegenüber externen Distinktionen weitgehend unabhängig verfahre: ,Jn this respect, the society of consumers does not recognize differences of age or gender (however counrerfactua11y) and will not make allowances for eitheri nor does it (blantanly counterfactually) recognize class distinctions.n.
 
29
An dieser Stelle wechselt man, was die ThemensteIlung „Der Konsum der Gesellschaft“ angeht quasi vom Genitivus subjectivus zum Genitivus objectivus, verbunden mit der Frage, wie es sich mit dem Konsum der Gesellschaft verhält, also dem Konsumieren all dessen, was Gesellschaft darstellt, bis hin zum Konsum von Kommunikation als solcher (Geselligkeit)..
 
30
Das erinnert ein wenig an die Allegorie vom Frosch.. der sich in einem Behältnis mit Wasser befindet, das so langsam erhitzt wird.- daß er es zu spät merkt.
 
31
Eng damit verwandt ist übrigens die Figur des nother directed character’ von David Riesman et al. (1958), vgl. Hellmann 2012b..
 
32
Vgl. hierzu auch Zwick/Denegri Knott 2009..
 
Metadaten
Titel
Der Konsum der Gesellschaft?
verfasst von
PD Dr. Kai-Uwe Hellmann
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-02893-0_17

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