1998 | OriginalPaper | Buchkapitel
Der Ölschock
Die deutsche Wirtschaftspolitik in der Krise
verfasst von : Isabel Gödde
Erschienen in: Volkswirtschaft in fünfzehn Fällen
Verlag: Gabler Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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Im Herbst des Jahres 1973 beschloß die Organisation Erdölexportierender Länder (OECD) einen Lieferboykott der westlichen Industrieländer. Damit nahm die erste tiefgreifende Rezession der Nachkriegszeit — die Ölkrise — ihren Anfang. Diese Fallstudie zeigt am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland auf, wie im Gefolge der Ölkrise nicht nur die Ölpreise dramatisch anstiegen, sondern auch die Inflation einen neuen Schub erhielt; gleichzeitig begann die Arbeitslosigkeit stetig anzusteigen. Dieses gemeinsame Auftreten von Inflation und Arbeitslosigkeit stellte ein Novum dar.Die Ölkrise markiert aber auch in der langfristigen Entwicklung der Ökonomie einen Wendepunkt: In der Bundesrepublik Deutschland erreichten die Wachstumsraten des Sozialprodukts nach Überwindung der Rezession nie wieder die hohen Werte der Zeit vor der Ölkrise. Die Arbeitslosigkeit, die vor der Krise unbekannt gewesen war, bildete sich seitdem nie wieder auf das alte Niveau zurück. Statt dessen strebt die Arbeitslosigkeit seither mit jeder neuen Rezession einem neuen Höchststand zu.Einen zweiten Schwerpunkt dieser Fallstudie bilden die Reaktionen der wirtschaftspolitischen Akteure. Das gleichzeitige Auftreten von Inflation und Arbeitslosigkeit verbunden mit dem Fehlschlag der nachfrageorientierten Globalsteuerung in der Bekämpfung der Krise verunsicherte die Wirtschaftspolitik und leitete weltweit einen grundlegenden Paradigmen Wechsel ein. Wirtschaftspolitiker aller Couleur mußten die Untauglichkeit von Nachfragestimulierung bei Vorliegen eines angebotsseitigen Schocks erkennen. In der Bundesrepublik dokumentiert sich dieser Paradigmenwechsel vor allem in der Geldpolitik der Bundesbank, die nunmehr seit zwanzig Jahren eine erfolgreich Politik betreibt, die sich konsequent an dem Ziel der Geldwertstabilität orientiert und auf expansive Impulse verzichtet. In vielen westlichen Industriestaaten setzte sich zudem eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik durch, die als eine Reaktion auf die Wachstumsschwäche im Gefolge der Ölkrise gesehen werden kann.