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2016 | Buch

Die Stadt in der Stadt

Raum-, Zeit- und Bildrepräsentationen urbaner Öffentlichkeiten

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Über dieses Buch

Aktuelle stadttheoretische Debatten kreisen um Begriffe wie Eigenlogik (Löw, Berking 2008), Lokalität in einer globalisierten Welt sowie um Dynamik urbaner Alltagspraxen. Das Spannungsfeld zwischen Alltagspraxen vor Ort und darüber hinausweisenden Bezugssystemen verlangt nach einem spezifischen Verständnis des Urbanen. Hier setzt das folgende Buch an und plädiert dafür, das Alltägliche unter praxeologischen Dimensionen einer raum-, zeit- und situationstheoretischen Einordnung zu analysieren. Im Rückgriff auf Lefevbre, de Certeau, Augé und Goffman werden Prämissen einer alltagsorientierten Stadtforschung entwickelt und anhand konkreter Fallbeispiele analysiert. Damit plädiert das Buch für eine stärkere Gewichtung des gelebten Urbanen gegenüber Inszenierungen des Urbanen, die auf Erlebniskonsum und Aufmerksamkeit im globalen Standortwettbewerb ausgerichtet sind.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
„Was Stillmann auf diesen Gängen tat, blieb für Quinn ein Geheimnis. Er konnte natürlich mit eigenen Augen sehen, was geschah, und er zeichnete auch alles pflichtbewusst in seinem Notizbuch auf. Aber die Bedeutung von alldem entging ihm. Stillman schien niemals irgendwohin zu gehen, und er schien auch nicht zu wissen, wo er war. Dennoch hielt er sich wie mit voll bewusster Absicht an ein eng umgrenztes Gebiet zwischen der 110th Street im Norden, der 72nd Street im Süden, dem Riverside Park im Westen und der Amsterdam Avenue im Osten. So zufällig seine Wanderungen auch zu sein schienen – er schlug jeden Tag eine andere Route ein –, Stillman überschritt nie diese Grenzen.
Gabriela Muri

Die Stadt in der Stadt

Frontmatter
2. Die Stadt in der Stadt I: Die raumwissenschaftliche Perspektive
Zusammenfassung
Städte sind komplexe räumliche und soziale Gebilde, die in den gegenwärtigen raum-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Debatten unter verschiedensten Perspektiven thematisiert, analysiert und theoretisch bearbeitet werden. Im Fokus dieser Arbeit stehen städtische Bühnen des Alltags in ihrer gesellschaftlichen Bedingtheit und typische situative Konstellationen in öffentlichen Räumen. Aus einer alltagswissenschaftlichen Perspektive bedeutet dieser Zugriff, dass die Lesbarkeit und Interpretationsweisen eines städtischen Kontextes durch die Akteure sowie deren Handlungs-, Interaktions- und Kommunikationsmuster im Zentrum des Erkenntnisinteresses stehen.
Gabriela Muri
3. Die Stadt in der Stadt II: Die zeitwissenschaftliche Perspektive
Zusammenfassung
Wie in den vorangegangenen Kapiteln aufgezeigt, wird die Rolle der Akteure in gegenwärtigen urbanen Globalisierungs- und Enträumlichungsprozessen zwar als bedeutsam anerkannt. Dabei fehlen jedoch nach wie vor Modelle, die die postulierten Wechselwirkungen zwischen Nutzungsfiguren der Akteure einerseits und Interpretationsweisen der Subjekte andererseits analytisch in Zusammenhang zu setzen. Darüber hinaus wird Zeit in stadt- und raumtheoretischen Abhandlungen meist im Sinne der Prozesshaftigkeit mitgedacht, aber nicht als eigenständige epistemologische Kategorie einbezogen.
Gabriela Muri
4. Die Stadt in der Stadt III: Sozialräumliche Kategorien und Konzepte
Zusammenfassung
In den bisherigen Kapiteln dieser Arbeit wurden Ansätze entwickelt, mit denen sich ein Modell zur Konzeption von Alltagssituationen in öffentlichen Stadträumen unter raum- und zeitspezifischen Perspektiven weiterentwickeln lässt. Im Folgenden sollen Positionen behandelt werden, die stadttheoretische Zugänge mit gesellschaftstheoretischen Dimensionen verbinden, wobei in unterschiedlichem Maße eine ökologische, normative, handlungstheoretische oder diskursanalytische Ausrichtung im Vordergrund steht.
Gabriela Muri
5. Die Stadt in der Stadt IV: Sozial- und kulturwissenschaftliche Perspektiven
Zusammenfassung
Die Stadt ist ein komplexes sozialräumliches Gebilde, das im Sinne der Sozialökologie Raum bietet für Wechselbeziehungen zwischen Umwelt und sozialem Handeln von Menschen, das sich in Soziotope einteilen und untersuchen lässt, das im Alltag zur Bühne von bestimmmten Akteuren wird oder dessen gruppalen Phäno mene sich als Szenen mit bestimmten Merkmalen analysieren lassen. Die baulichen Kulissen, die den räumlichen Hintergrund bilden, sind ebenso bedeutsam wie soziokulturelle Prägungen, Verhaltens- und Rollenmuster genauso wie die eigentlichen Handlungen mit ihren spezifischen Abläufen, Dramaturgien, Inhalten, Symbolstrukturen, Absichten und Deutungsmustern.
Gabriela Muri

Die Stadt im Kopf: Stadtbilder und ihre Wahrnehmung

Frontmatter
6. Die Stadt im Kopf: Theoretisch-methodologische Perspektiven
Zusammenfassung
Städte bieten Spielraum für individuelles und kollektives Leben und sind auch umfassendster Ausdruck davon. Städte zeichnen sich durch Mehrdimensionalität aus: Wenn wir beispielsweise eine Untersuchung über Jugendszenen und ihre Treffpunkte oder über gutbürgerliches Wohnen ins Auge fassen, stellt sich die Frage, mit welchen Analysemethoden die Ausstattung der Räume und damit semantische und symbolische Aspekte der gebauten Umwelt miteinbezogen werden.
Gabriela Muri

Situative Alltagspraxen: Zwei Fallbeispiele

Frontmatter
7. Erstes Fallbeispiel: Städtische Jugendszenen und die Reproduktion des Urbanen
Zusammenfassung
Im folgenden Fallbeispiel setze ich die in den vorangegangenen Kapiteln entwickelten zentralen theoretischen Grundannahmen meines Modells zur Konzeption einer Theorie des Situativen in Bezug zu einem empirischen Fallbeispiel. Die Analyse des Fallbeispiels geht dabei von folgenden Grundannahmen aus: In öffentlichen Räumen wird erstens die Ordnung gesellschaftlichen Wissens und Handelns in situativ wirksamen Alltagspraxen zwischen den Generationen ausgehandelt.
Gabriela Muri
8. Zweites Fallbeispiel: Inszenierungen des Urbanen: Shoppingwelten und Konsumkultur
Zusammenfassung
Meine theoretischen Ausführungen verbinden explizit kulturwissenschaftlichethnographische mit stadttheoretischen Perspektiven. Im zweiten Fallbeispiel fokussiere ich auf die spezifisch visuell orientierte Inszenierungsqualität von Shoppingwelten im Hinblick auf alltägliche Aneignungspraxen verschiedener Akteure. Der meines Erachtens evidente Zusammenhang semantischer Inszenierungstechniken des Urbanen in konsumorientierten Zentrumslagen mit Alltagspraxen und Ausschlussmechanismen für bestimmte Akteure ist empirisch noch ungenügend erforscht, bedarf jedoch innerhalb einer stadtorientierten Situationsanalyse einer eingehenden Betrachtung.
Gabriela Muri

Entwurf einer Theorie des Situativen

Frontmatter
9. Zum Begriff der Situation
Zusammenfassung
Obwohl der Begriff der Situation im Rahmen sozialwissenschaftlicher und philosophischer Fragestellungen schon länger eine Rolle spielt, ist seine Verwendung von Unklarheiten geprägt. Er wurde vom Pragmatismus durch die Schule von Chicago aufgenommen und von William Thomas maßgeblich beeinflusst. Dessen Begriffsentwicklung wurde zum Markenzeichen des Interaktionismus und gab die Tonalität der Phänomenologie von Schütz an.
Gabriela Muri

Die Stadt in der Stadt: Synthese

Frontmatter
10. Raumtheoretische Einordnung: Zur gesellschaftlichen und prozessualen Bedingtheit des Raumes
Zusammenfassung
Der von mir in Anlehnung an Simmel, Löw und Lefèvbre entwickelte raumtheoretische Ansatz geht erstens davon aus, dass Räume im gesellschaftlichen Handeln geschaffen werden und als räumliche Strukturen das Handeln prägen. Gleichzeitig reproduziert Alltagshandeln gesellschaftliche Strukturen. Mehrheitlich wird bei gegenwärtigen raumtheoretischen Ansätzen von einem prozessualen Raum begriff ausgegangen – die im Begriff des Prozesses implizit mitgedachte Zeitdimension wird dabei jedoch vernachlässigt.
Gabriela Muri
11. Zeit- und situationstheoretische Einordnung
Zusammenfassung
Im Zentrum meiner theoretischen Herangehensweise steht die Verknüpfung einer raum- und zeitwissenschaftlichen Perspektive, in Verbindung mit sozialen und kulturellen Voraussetzungen von Situationen und der Akteusperspektive. Eine zentrale Frage lautet, wie Zeitlichkeit mit unserer Alltagswahrnehmung von Räumen verbunden ist und wie sich dies analytisch erfassen lässt.
Gabriela Muri
12. Gesellschaftstheoretische Einordnung: Praxis und normatives Handeln
Zusammenfassung
Ansätzen, die eine gesellschaftstheoretische Analyse von Alltagssituationen hervorheben, widmet sich ein dritter Strang meiner abschließenden Synthese. Die Verbindung von Positionen, die raum-zeitliche Dimensionen mit gesellschaftstheoretischen Analysen verknüpfen, bezieht auf unterschiedliche Weise stadtorientierte, ökologische, normative, handlungstheoretische oder diskursanalytische Perspektiven mit ein. Der zentrale Forschungsgegenstand meiner Arbeit, Ausschnitte und Situationen des Alltags, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass alltägliches Handeln in urbanen Öffentlichkeiten gesellschaftlich bedingt ist.
Gabriela Muri
13. Kultur- und alltagstheoretische Einordnung: Das sinnverstehende Subjekt
Zusammenfassung
Immer wieder habe ich in meiner Arbeit auf unterschiedliche Subjektkonzeptionen im Rahmen der diskutierten Ansätze hingewiesen. So ermöglichen universelle Subjekte eine Gesamtsicht auf stadträumliche, stadtsoziologische und stadtpolitische Prozesse. Aus einer alltags- und kulturwissenschaftlichen Perspektive muss jedoch ein spezifischer Subjektbegriff entwickelt werden, der es erlaubt, Situationen aus stadt- und alltagstheoretischer Sicht zu konzipieren.
Gabriela Muri
14. Urbanologische Perspektive: Urbane Kontexte des Situativen
Zusammenfassung
Sinnvorgaben durch Rahmenränder im Sinne der Lesbarkeit einer städtischen Umgebung können, wie im letzten Kapitel beschrieben – beispielsweise in einem Szenequartier –, relevant werden. Im Folgenden soll auf einer stadt- und gestaltungstheoretischen Ebene eine für die Gegenwart spezifische Perspektive auf urbane Rahmen, Kontexte und Öffentlichkeiten entwickelt werden. Dabei werden die kulturwissenschaftlichen Positionen um bild- und architekturtheoretische sowie morphologische Ansätze ergänzt und die Materialität gebauter Umgebung in meine Konzeption des Situativen integriert.
Gabriela Muri
15. Bildtheoretische Einordnung: Zur Semantik urbaner Öffentlichkeiten
Zusammenfassung
Mit dem Begriff der randlosen Stadt umschreibt Huber Eigenschaften von Umwelt- und Kontextbedingungen, die die gegenwärtige Wahrnehmung urbaner Öffentlichkeiten kennzeichnen. Diese Öffentlichkeiten können aus einer bildtheoretischen Perspektive als polykontextuell relevante Bühnen bezeichnet werden. Bestimmte Bilder des Urbanen werden im Alltag situativ abgerufen und individuell sowie interaktiv synthetisiert. Aus einer kulturanalytischen Perspektive werden Situationen als Teil eines soziokulturellen Umfeldes betrachtet, das durch Objekte, Begegnungen, Institutionen, Erwartungen, Normen, Wertvorstellungen, kollektive Repräsentationen usw. definiert wird.
Gabriela Muri
16. „Das Forschungsfeld“: Kontext und Kontextualität
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit legt mit ihrem Titel Die Stadt in der Stadt den Schwerpunkt auf Alltagserfahrungen und entsprechende Forschungsfelder in urbanen Öffentlichkeiten. Sie konzipiert dabei Stadt als strukturell-räumlich wahrnehmbare Form einerseits und zeitlich erfahrbare Dimension andererseits im Sinne von gegenwartspezifischen Repräsentationen von Vergesellschaftung. Das Problem von Materialität und Alltagserfahrung im städtischen Kontext stellt sich dabei auf vier Ebenen.
Gabriela Muri
17. Ethnographische Forschungsfelder als Elemente einer Theorie des Situativen
Zusammenfassung
Die Grundannahme einer polykontextuellen Einordnung ethnographischer Forschungsfelder sowohl in urbanen wie in virtuellen Sozialräumen führt zu weiteren Dimensionen raum- und zeittheoretischer Fragestellungen: Wie entsteht so ziale Ordnung in polykontextuell relevanten Kommunikationsräumen? An welchen Relevanzsystemen orientieren sich Individuen und Gruppen innerhalb der in verschiedenen Kontexten ständig sich reproduzierenden Ordnungen?
Pierre Bourdieu geht von einer Soziologie als Sozialtopologie aus.
Gabriela Muri
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Stadt in der Stadt
verfasst von
Gabriela Muri
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-07562-0
Print ISBN
978-3-658-07561-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-07562-0