2001 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung: Systemtransformation als Theorientest
verfasst von : Helmut Wiesenthal
Erschienen in: Gelegenheit und Entscheidung
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die Sozialwissenschaften haben die Transformation der sozialistischen Länder von Anfang an als willkommene Herausforderung ihrer diagnostischen und prognostischen Kompetenz betrachtet. Erschien bereits die deutsche Einheit als “sozialer Großversuch” (Giesen/Leggewie 1991) und “natürliches Experiment” (Offe 1991a), so galt das umso mehr für die mit ungünstigeren Bedingungen konfrontierten Transformationsprojekte jenseits von Oder und Neiße. Nicht weniger als 27 Länder der ehemals Zweiten Welt unterzogen sich im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts tiefgreifenden Wandlungen ihres politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systems. Selbst wenn man den Blick auf den europäischen Kontinent beschränkt und jene Fälle ausklammert, in denen die Entwicklung nachhaltig von kriegerischen Auseinandersetzungen geprägt zu sein scheint, bleiben noch immer 13 Transformationsländer als lohnende Objekte vergleichender Studien.1 Sie lohnen eingehende Untersuchungen nicht zuletzt, weil sie im Unterschied zu Ostdeutschland fast ausschließlich auf eigene Ressourcen verwiesen sind, um den historisch beispiellosen Übergangsprozess zu bewältigen. Keines dieser 13 Länder erfährt externe Unterstützung jener Art, wie sie durch den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik mobilisierbar wurde.2 Gleichwohl schweben den Reformeliten dieser Länder dieselben Ziele der Wohlstandsvermehrung und institutionellen Modernisierung vor, wie den Protagonisten der deutschen Einheit. Sozialwissenschaftler kommen folglich nicht daran vorbei, ihr Interesse an den Bedingungen der Möglichkeit gesellschaftlicher Großreformen auf diese nur scheinbar weniger spektakulären Fälle zu richten, da nur diese die wahren Dimensionen des ungewöhnlichen Projekts enthüllen.