2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung: Zur Erforschung des Antisemitismus in der politischen Kultur der Gegenwart
verfasst von : Lars Rensmann
Erschienen in: Demokratie und Judenbild
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Judenfeindlichkeit ist in jüngerer Zeit wieder verstärkt zum Gegenstand öffentlicher Debatten geworden. Antisemitismus ist somit erneut in den Fokus der politischen Kultur gerückt, entgegen weithin gängiger Beschwörungen, es handele sich nur um ein Problem der Vergangenheit. Hierzu haben ein seit der deutschen Vereinigung zu verzeichnender, insgesamt und gerade in jüngster Zeit fortschreitender Anstieg antisemitischer Delikte1, breitere öffentliche Debatten über die nationalsozialistischen Verbrechen und deren politisch-moralische Bewertung sowie nicht zuletzt die jüngeren politischen Diskussionen zum Antisemitismus im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 und, vor allem seit Beginn des neuen Jahrtausends, zu Israel respektive dem ‚Nahost-Konflikt’ beigetragen, welchen Antisemiten seit je vielfach als Medium nutzen, um ehedem versteckte oder latente Vorurteile öffentlich zu machen. Das Problem des Antisemitismus, der als solcher in der liberalen Demokratie nach wie vor als illegitim gilt, ist mittlerweile selbst wieder zunehmend Gegenstand parteipolitischer Auseinandersetzungen, ja parlamentarischer Debatten im Bundestag2 geworden, und er hat nunmehr erstmals in einem Wahlkampf einer etablierten demokratischen Partei eine zeitweise zentrale Rolle gespielt.3