Skip to main content
Erschienen in:
Buchtitelbild

1998 | OriginalPaper | Buchkapitel

Einleitung

verfasst von : Dr. Rainer Konrad

Erschienen in: Vermögensverwaltung 1999

Verlag: Gabler Verlag

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Wenn man die Zeitungs- und Fernsehberichte über Wertpapiere, Devisenkurse und Börsen in den letzten Jahren verfolgt hat, so muss der Laie einen sehr zwiespältigen Eindruck von dieser Materie bekommen haben. Einerseits wurde von der wundersamen Vermögensmehrung durch stark steigende Aktienkurse berichtet, die jedem Laien die Frage aufgezwungen hat, wozu er denn noch arbeitet, wenn das Geldverdienen an der Börse so leicht ist. Andererseits waren die Finanzmärkte in den letzten Jahren immer wieder von Krisen überschattet, die man nicht wahrhaben wollte (weil sie in weit entfernten Ländern stattgefunden haben und im übrigen unsere Aktienmärkte ja «wie geschmiert» gelaufen sind), aber genügend Anschauungsunterricht geboten haben, dass es doch nicht so einfach ist, das Geldverdienen den Aktien zu überlassen. In den letzten Monaten seit dem Juli 1998 ist allen (und insbesondere den Spezialisten) wieder klar geworden, dass die Bäume auch bei den Börsenanlagen nicht in den Himmel wachsen. Diese Entwicklungen haben Sieger und Verlierer produziert. Und darüber hinaus eine grosse Masse von Menschen, die weder der einen noch der anderen Gruppe zuzurechnen sind, von den Entwicklungen aber auch in der einen oder anderen Weise betroffen sind. Die (vorläufigen) Sieger sind die Anleger, die vor der negativen Marktentwicklung auf genau diese gesetzt und damit eine Menge Geld verdient haben. Davon dürfte es nicht sehr viele geben, weil viele Anleger zwar Wertpapiere kaufen, wenn sie steigende Kurse erwarten, aber wenige tatsächlich verkaufen, wenn sie glauben, dass die Kurse zu hoch sind und fallen werden. Die Pessimisten sind meist bereits nach dem extrem positiven Jahr 1995 irgendwann im Laufe der Jahre 1996 und 1997 ausgestiegen und haben dann den nachfolgenden Anstieg verpasst. Diese Anleger können sich zwar in ihrer Prognose, dass die Aktien sinken werden, bestätigt fühlen, allein beim Zeitpunkt lagen sie falsch. So haben diese zu (tiefen) Kursen verkauft, von denen die Märkte heute noch weit entfernt sind. Daneben mag es einige geben, die tatsächlich erst innerhalb des ersten Halbjahres 1998 verkauft und daher den grössten Teil des Aufschwunges mitgemacht haben. Unter diesen Anlegern befinden sich erfahrungsgemäss viele, die einfach Glück gehabt haben. Sicher gibt es darunter auch einige (wenige), die ihre Aktien aus fundierten Überlegungen heraus verkauft haben. Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird sich diesbezüglich die Spreu vom Weizen trennen. Ein erster Nachweis der Kompetenz oder des Glücks wird der Wiedereinstieg sein. Er alleine wird aber noch keine statistisch aussagekräftige Beurteilung ermöglichen, aber immerhin eine realistischere Sicht der (eigenen oder fremden) Fähigkeiten ermöglichen. Die tatsächlichen Sieger der negativen Entwicklung sind nur jene Anleger, die nicht nur ihre Aktien abgebaut haben, sondern darüber hinaus durch den Kauf von Put-Optionen oder den Aufbau von Short-Positionen in Aktien oder Futures am Kursrückgang das grosse Geld verdient haben. Diese Instrumente werden fast nur von Profis eingesetzt, womit sich nur sehr wenige Privatanleger unter den wahren Siegern befinden dürften. Zu den Gewinnern können sich eventuell auch die Anleger zählen, die immer einen Kursrückgang erwartet haben und deswegen bisher noch nie Aktien gekauft haben und sich jetzt bestätigt fühlen.

Metadaten
Titel
Einleitung
verfasst von
Dr. Rainer Konrad
Copyright-Jahr
1998
Verlag
Gabler Verlag
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-87069-8_1

Premium Partner