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2002 | Buch

Einzel- und volkswirtschaftliche Wirkungen effizienter Wissensnutzung

Eine institutionenökonomische Analyse

verfasst von: Kerstin Baumgart

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : DUV: Wirtschaftswissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Die fortschreitende Globalisierung der Güter-, Arbeits- und Kapitalmärkte sowie der sich verschärfende internationale Standortwettbewerb haben in den vergangenen Jahren die Bedeutung von Wissen und Bildung fur das Wachstum und den Wohlstand von Volkswirtschaften in das Zentrum der wirtschaftspolitischen Diskussion gerückt.1 Von politischen Entscheidungsträgern und den Institutionen der Politikberatung wird die Akkumulation von Wissen und Humankapital gleichermaßen als strategische Variable zur Erzielung nationaler und regionaler Wettbewerbsvorteile betrachtet, die es durch wirtschaftspolitische Maßnahmen der Bildungs- und Forschungspolitik zu fördern gilt. Traditionell werden dezentrale Lern- und Innovationsprozesse mit dem Verweis auf partielles oder totales Marktversagen durch Instrumente der staatlichen Finanzierung bzw. Bereitstellung koordiniert, um eine im Vergleich zur rein marktlichen Steuerung effizientere Versorgung mit Forschungs- und Bildungsleistungen zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund der Wissensintensivierung und zunehmenden Komplexität ökonomischer Prozesse lassen sich allerdings erhebliche Funktionsprobleme einer staatlichen Steuerung der Wissensproduktion diagnostizieren. Auf der einen Seite konzentrieren sich die staatlichen Förderinstrumente auf die Erzeugung und Diffusion expliziten, technologischen Wissens in Form von Produkt- und Prozeßinnovationen, während bedeutende Bereiche des impliziten Erfahrungswissens und der Kompetenzentwicklung aufgrund mangelnder Meßbarkeit ausgeklammert bleiben.
Kerstin Baumgart
2. Die Bedeutung von Wissen für wirtschaftliches Wachstum in den Volkswirtschaften des 21. Jahrhunderts
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Entwicklungspfade innovationsorientierter Volkswirtschaften und die daraus resultierenden Erklärungsansätze für den Bedeutungszuwachs des Faktors Wissen in der ökonomischen Theoriebildung untersucht. Der Übergang in die post-kapitalistische1, wissensintensive Ökonomie erfordert demnach einen Paradigmenwechsel in der Analyse der immateriellen Ressource Wissen. Der Begriff der Wissensintensivierung der Ökonomie umschreibt den Sachverhalt, daß die Leistungserstellungs- und Austauschprozesse qualitativ hochwertiger Güter und Dienstleistungen den zunehmenden Einsatz intangibler Ressourcen erfordern, die einem gravierenden und kontinuierlichen Wandel unterliegen.2 Der Übergang in eine wissensintensive Ökonomie ist demnach von einer steigenden Technologieintensität und Höherqualifizierung der Erwerbstätigen begleitet, die eine wachsende Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit externen Wissens durch die ökonomischen Akteure ermöglichen.3 In der volkswirtschaftlichen Theoriebildung wird Wissen zunehmend als strategische Variable für das Wachstum und die Entwicklung von Unternehmungen, Regionen und Volkswirtschaften betrachtet und tritt somit als Produktionsfaktor neben die beiden traditionellen Ressourcen Arbeit und Kapital.4 Während die Vertreter der neoklassischen Theorie Technologien, Präferenzen und Institutionen als gegeben annehmen, werden Wissen und Humankapital als endogene Größen in die Modelle der Neuen Wachstumstheorie und der evolutorischen Ökonomik einbezogen.5
Kerstin Baumgart
3. Wissensproduktion, Wissensnutzung und Wissensaustausch in Lernenden Unternehmungen
Zusammenfassung
In Kapitel 2 wurde auf Basis der Knowledge-Based Theory of the Firm dargestellt, welche Rolle die Unternehmung als zentrale Untersuchungseinheit bei der Analyse von volkswirtschaftlichen Wissensschöpfungsprozessen spielt. Unternehmungen können Allokations- und Koordinationsstrukturen zur Wissenserzeugung und Wissensdiffusion realisieren, die der Institution des Marktes nicht zur Verfügung stehen.1 Insbesondere bei der Übertragung impliziter Wissensbestände in Form von Know-how und Know-who besitzen Unternehmungen komparative Vorteile, die sich nicht nur auf die Einsparung von Transaktionskosten reduzieren lassen. Tacit Knowledge ist regelmäßig mit der Problematik verbunden, daß sie nicht beobachtbar ist und nur unter Verlust elementarer Wissensbestandteile vom Wissensträger entkoppelt werden kann. Zur effizienten Übertragung der Tacit Knowledge sind soziale Austauschprozesse erforderlich, die ein hohes Maß an Vertrauen erfordern und demzufolge verbessert durch eine unternehmensinterne Koordination einzelwirtschaftlicher Pläne abgewickelt werden können.2 Die Institution der Unternehmung kann das differenzierte und spezialisierte Wissen ihrer Mitarbeiter zu Kompetenzen bündeln und zur Erstellung eines Produktes bzw. zur Lösung eines spezifischen Problems heranziehen3.
Kerstin Baumgart
4. Die institutionellen Rahmenbedingungen einzelwirtschaftlicher Wissensschöpfungsprozesse
Zusammenfassung
Die Analyse einzelwirtschaftlicher Wissensschöpfungsprozesse in Lernenden Unternehmungen hat im voranstehenden Kapitel gezeigt, daß die zunehmende Wissensintensivierung, Komplexität und Unsicherheit ökonomischer Prozesse mit gravierenden Auswirkungen auf den unternehmerischen Handlungsbedarf zur Förderung organisationaler Lern- und Innovationsprozesse verbunden ist. Eine umfassende ökonomische Untersuchung von Prozessen der Wissensschöpfung in modernen Volkswirtschaften sollte allerdings nicht auf der einzelwirtschaftlichen Ebene von Unternehmungen verharren, sondern auch die institutionellen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen in die Betrachtung einbeziehen.1 Denn die Ausgestaltung des jeweiligen Bildungs- und Forschungssystems sowie der Arbeits- und Kapitalmärkte setzt gleichsam die Leitplanken für die mikroökonomischen Lernvorgänge und koordiniert die Prozesse der Erzeugung, Verarbeitung und Diffusion von explizitem und implizitem Wissen. Das einzelwirtschaftliche Verhaltensrepertoire und die Entwicklung der organisationalen Wissensbasis werden somit in erheblichem Maße durch den institutionellen Kontext einer Volkswirtschaft geprägt. Die Effizienz und Intensität der Forschungs- und Innovationstätigkeit in einer Volkswirtschaft wird demnach nicht nur durch die unternehmerischen Entscheidungen Lernender Organisationen determiniert, sondern auch durch die öffentliche Forschungslandschaft sowie den Zugang zu den Kapital- und Arbeitsmärkten.
Kerstin Baumgart
5. Schlußbetrachtung und Ausblick
Zusammenfassung
Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist es, den Beitrag von Wissen und Humankapital zum Wachstum von Volkswirtschaften auf die mikroökonomischen Prozesse der Wissensschöpfung in Lernenden Unternehmungen zurückzuführen. Basierend auf dem Ansatz des methodologischen Individualismus wird hier die Auffassung vertreten, daß eine zielgerichtete Politikberatung im Bildungs- und Forschungsbereich nicht auf der Grundlage makroökonomischer Wachstumsdeterminanten erfolgen kann, sondern daß die einzelwirtschaftlichen Entscheidungsprozesse der ökonomischen Akteure einzubeziehen sind. Die Leitfrage dieser Arbeit besteht darin, die systematischen einzel-und gesamtwirtschaftlichen Hemmnisse sowie die hieraus resultierenden Reformerfordernisse der effizienten Wissensproduktion zu identifizieren. Diesen Überlegungen folgend, werden der Theoriestrang der Knowledge-Based Theory of the Firm als mikroökonomischer Untersuchungsansatz und die Theorie der National Systems of Innovation als gesamtwirtschaftlicher Analyserahmen der nationalen Forschungs- und Bildungsinstitutionen miteinander verknüpft. Als einzelwirtschaftliche Untersuchungseinheit wird die Unternehmung gewählt, die in einer Vielzahl von intra- und interorganisationalen Lernprozessen neues Wissen generiert, diffundiert und mit bereits existierenden Wissensbeständen kombiniert.
Kerstin Baumgart
Backmatter
Metadaten
Titel
Einzel- und volkswirtschaftliche Wirkungen effizienter Wissensnutzung
verfasst von
Kerstin Baumgart
Copyright-Jahr
2002
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-90481-2
Print ISBN
978-3-8244-0618-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90481-2