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Open Access 2019 | OriginalPaper | Buchkapitel

5. Empirische Studie

verfasst von : Katja Kuhn, Patrick Fekete

Erschienen in: Deutsch-chinesische Studienangebote erfolgreich managen

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Der qualitative Teil der Analyse basiert vor allem auf Experteninterviews, in welchen verschiedene Beteiligte grundsätzlich nach ihren Erfahrungen in deutsch-chinesischen akademischen Programmen befragt wurden.

5.1 Methode und Erstellung des Fragebogens

Der qualitative Teil der Analyse basiert vor allem auf Experteninterviews, in welchen verschiedene Beteiligte grundsätzlich nach ihren Erfahrungen in deutsch-chinesischen akademischen Programmen befragt wurden.
Aus den qualitativen Interviews wurden drei Fragebögen entwickelt, die jeweils einmal an chinesische Studierende und deren Betreuende bzw. deutsche Professorinnen und Professoren sowie Dozentinnen und Dozenten adressiert wurden. Je nach Hypothese wurden jeweils drei bis vier Kontrollfragen in den Fragebogen eingearbeitet, sowie dem Fragebogen ein demografischer Teil hinzugefügt.
Generell waren die Fragebögen wie in Abb. 5.1 aufgebaut.
Um möglichst präzise Ergebnisse zu erhalten, wurden die Fragebögen direkt an chinesische Hochschulen mit deutsch-chinesischen Programmen verschickt. Gleichzeitig wurden die dortigen Professorinnen und Professoren, Betreuenden und Studierenden befragt. Zudem wurden die Fragebögen an deutschen Hochschulen an die Betreuenden bestehender deutsch-chinesischer Partnerschaften versandt.
Die erreichte Rücklaufquote betrug insgesamt 189 Fragebögen. Davon waren 111 Rückläufe von chinesischen Studierenden, 42 von Betreuenden und 36 von Dozentinnen und Dozenten.
Die Datenauswertung erfolgte in zwei Schritten. Zunächst wurden die Sachfragen mit Rating-Skalierung ausgewertet. Diese fragten die Hypothesen ab, und gaben somit Aufschluss darüber, hinter welcher der Thesen tatsächlich wichtige Erfolgsfaktoren für Studiengänge für chinesische Studierende in Deutschland stecken.
Im zweiten Schritt der Datenauswertung wurden zusätzliche Auffälligkeiten in den Fragebögen analysiert, um weitere Erfolgsfaktoren zu erkennen. Zudem wurden die Fragen, welche als semantisches Differenzial gestellt wurden ausgewertet, um die charakteristischen Unterschiede zwischen deutschen und chinesischen Studierenden zu überprüfen.
Um die erhobenen Daten im ersten Schritt auszuwerten und auf die entsprechenden Hypothesen anzuwenden, wurde ein Punktesystem verwendet. In diesem erzielt eine Antwort, welche die jeweilige These voll unterstützt 9 Punkte, eine Antwort, welche die These zum Teil unterstützt 6 Punkte, eine Antwort, welche die These eher widerlegt 3 Punkte und eine Antwort, welche der These vollkommen widerspricht 0 Punkte. Anschließend wurde der Punktedurchschnitt errechnet. Eine Punktzahl über 4,5 indiziert eine Übereinstimmung der These mit der Befragung. Je höher dabei die Punktzahl, desto stärker die Übereinstimmung. Eine Punktzahl über 6 bestätigt eine hohe Korrelation mit der Realität. Eine Punktzahl unter 3 hingegen bedeutet, dass die These eher nicht mit der Realität übereinstimmt.
Um die Daten der drei verschiedenen Referenzgruppen der Studierenden, Betreuenden und Dozentinnen und Dozenten miteinander zu vergleichen, wurde die Durchschnittspunktzahl zunächst einzeln errechnet und erst im nächsten Schritt zu einem Gesamtergebnis zusammengefügt.

5.2 Auswertung der Hypothesen

5.2.1 Auswertung von Hypothese 1

Anhand der Auswertung der Daten kann man, wie schon von Rogler in ihrer Empfehlung erwähnt1 , erkennen, dass Betreuung für die chinesischen Studierenden sehr wichtig ist. Die chinesischen Studierenden erwarten, dass man sich um ihre Probleme kümmert und kommunizieren diese Erwartungshaltung gegenüber dem Hochschulpersonal auch sehr deutlich. Allerdings ist hier ein Unterschied der Wahrnehmung zwischen Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten der Studierenden erkennbar, denn die Studierenden stellen höhere Erwartungen an ihre Betreuenden, als an ihre Dozentinnen und Dozenten.
Ein hohes Maß an professioneller und intensiver Betreuung ist eine entscheidende Größe für die Zufriedenheit der Studierenden.
Eine weitere Erkenntnis der ersten Fragekategorie ist, dass sich die chinesischen Studierenden nach Möglichkeit mindestens einen Betreuenden mit chinesischen Sprachkenntnissen wünschen. Dies wird durch die Befragung der Betreuenden gestützt.
Aus der ersten Hypothese lassen sich zwei Erfolgsfaktoren für Studiengänge für chinesische Studierende in Deutschland ableiten:
1.
Für eine zufriedene chinesische Studierendenschaft ist eine sorgfältige Betreuung durch das Hochschulpersonal notwendig. Insbesondere die Betreuenden müssen sich um die chinesischen Studierenden stärker kümmern, als um die deutschen Studierenden.
 
2.
Um die optimale Betreuung der chinesischen Studierenden sicherzustellen, sollte im Idealfall mindestens einer der Betreuenden die chinesische Sprache sprechen. Somit können die Studierenden auch kompliziertere Probleme mit einer Vertrauensperson besprechen.
 

5.2.2 Auswertung von Hypothese 2

Lehrkräfte für chinesische Studierende sollten eher distanziert als freundschaftlich auftreten, um respektiert zu werden.
Die Auswertung zeigt, dass hier ein großer Unterschied zwischen den Erwartungen der Studierenden und der Wahrnehmung des Hochschulpersonals besteht. Bei der Befragung der Studierenden waren alle Befragten der Meinung, dass eine distanzierte Haltung zwischen Studierenden und Dozentinnen und Dozenten bzw. Betreuenden angebracht sei. Die befragten Studierenden konnten sich eine Freundschaft zwischen Dozentinnen und Dozenten und Studierenden kaum vorstellen. Dieses Ergebnis steht im eindeutigen Konflikt mit der Wahrnehmung der Dozentinnen und Dozenten. Diese konnten sich ein eher freundschaftlich geprägtes Verhältnis zwischen Studierenden und sich selbst durchaus vorstellen und sprachen auch gerne über private Angelegenheiten mit ihren Studierenden. Auch die Betreuenden konnten die Erwartungshaltungen der Studierenden nicht erkennen. Der hohe Wert der Machtdistanz nach Hofstede2 oder auch den Praktiken nach GLOBE3 , wurde daher durch die Ergebnisse der Studierenden bestätigt.
Die zweite These lässt demnach auf einen weiteren Erfolgsfaktor schließen:
1.
Die Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten sollten eine angemessene Distanz zu ihren chinesischen Studierenden halten. Diese sprechen z. B. nur ungern über private Angelegenheiten mit Autoritätspersonen.
 

5.2.3 Auswertung von Hypothese 3

Eine Vielzahl an Gruppenaktivitäten sollte den chinesischen Studierenden in Deutschland geboten werden um das Studienprogramm attraktiv zu machen.
Die dritte Hypothese zeigt ein gemischtes Ergebnis. Hier sind sich die drei befragten Referenzgruppen nicht einig. Außerdem lässt sich durch das Durchschnittsergebnis von 4,6 nicht sicher sagen, ob die Hypothese bestätigt, oder aber widerlegt wurde. Zwar bestätigten die Dozentinnen und Dozenten, dass Aufgaben während der Vorlesung von den Studierenden am liebsten im Team erarbeitet werden und bestätigen damit ein kollektivistisches Verhalten wie es auch von Hofstede beschrieben wird4 . Dieses endet jedoch spätestens bei der Klausurvorbereitung. Auf Klausuren bereiten sich die chinesischen Studierenden allein vor. Das bestätigen in der Befragung sowohl die Studierenden selbst, als auch deren Dozentinnen und Dozenten. Einzig die Betreuenden waren in der Befragung der Meinung, dass Gruppenaktivitäten wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Studierenden sind.
Da diese Hypothese von den verschiedenen Referenzgruppen so unterschiedlich beantwortet wurde, kann kein eindeutiger Erfolgsfaktor abgeleitet werden. Man kann also davon ausgehen, dass hier keine zusätzlichen Gruppenaktivitäten speziell für die chinesischen Studierenden angeboten werden müssen. Das an jeder Hochschule bestehende Angebot sollte genügen, um das Gruppenbedürfnis der Studierenden zu befriedigen.

5.2.4 Auswertung von Hypothese 4

Lehrkräfte müssen sicherstellen, dass ihre chinesischen Studierenden die Inhalte der Vorlesung komplett verstanden haben.
Die vierte Hypothese wird eindeutig von den Befragten bestätigt. Die chinesischen Studierenden erwarten, dass die Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten ihre Probleme erkennen, und ihnen von sich aus Hilfe anbieten. Dieses Verhalten wird auch durch die Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten bestätigt. Beide Gruppen gaben an, dass die chinesischen Studierenden von sich aus nur sehr selten Fragen stellen. Selbst wenn die chinesischen Studierenden mit einer Situation unzufrieden sind, werden sie sich kulturell bedingt nicht bei den Autoritätspersonen beschweren. Die Angst vor einem „Gesichtsverlust“ kann eine heikle Aufgabe für das Hochschulpersonal darstellen.
Um dieses Problem zu lösen, können von der vierten Hypothese wieder zwei Erfolgsfaktoren für Studiengänge für chinesische Studierende in Deutschland abgeleitet werden:
1.
Die Betreuenden der Studierenden müssen sicherstellen, dass die Studierenden die administrativen Prozesse verstehen. Dazu können regelmäßige Gruppen-Meetings nützlich sein, bei denen aktuelle Änderungen besprochen werden. Bei wichtigen Neuerungen ist reiner E-Mail-Verkehr nicht ausreichend.
 
2.
Die Dozentinnen und Dozenten müssen versuchen, den tatsächlichen Wissensstand der Studierenden zu erkennen. Wichtige bzw. klausurrelevante Themen müssen wiederholt werden. Dabei ist es wichtig, auf die Studierenden zuzugehen, da diese nicht von sich aus fragen werden, ohne bestimmten Studierenden den Anschein zu geben, sie würden „vorgeführt“.
 

5.2.5 Auswertung von Hypothese 5

Hausaufgaben können chinesischen Studierenden helfen, sich kontinuierlich vorzubereiten und sollten regelmäßig vergeben werden.
Die Fragen zur fünften Hypothese wurden nur von den Studierenden und Dozentinnen und Dozenten beantwortet, da die Betreuenden keinen direkten Bezug zum Thema „Hausaufgaben“ haben.
Hier ist deutlich zu erkennen, dass beide Gruppen der Hypothese zustimmen. Hausaufgaben werden von chinesischen Studierenden nicht als Zeitverschwendung, sondern als wertvolle Klausurvorbereitung angesehen. Dies bestätigt Luos und Kücks Beobachtungen, dass die chinesischen Studierenden im Gegensatz zu deutschen Studierenden eher kontinuierlich über das Jahr verteilt lernen.5 Auch die Dozentinnen und Dozenten haben dies erkannt und sind der Meinung, dass Hausaufgaben für die chinesischen Studierenden absolut notwendig sind. Dies hängt sicher auch mit der in der vierten Hypothese erkannten Tatsache zusammen, dass die chinesischen Studierenden nur sehr wenige Fragen stellen. Hausaufgaben sind demnach eine sinnvolle Möglichkeit für Dozentinnen und Dozenten, den aktuellen Wissensstand der Studierenden regelmäßig zu überprüfen.
In der fünften Fragekategorie wurden die Studierenden und Dozentinnen und Dozenten zudem befragt, wie sie zu unbenoteten Tests stehen. Beide Gruppen gaben an, dass unbenotete Tests eine gute Möglichkeit darstellen, um während des Semesters den Wissensstand zu überprüfen.
Auch nach der fünften Hypothese lassen sich daher wieder zwei konkrete Erfolgsfaktoren ableiten:
1.
Hausaufgaben sind für die kontinuierliche Vorbereitung der chinesischen Studierenden notwendig und sollten daher regelmäßig vergeben und anschließend besprochen werden.
 
2.
Unbenotete Tests sollten gestellt werden, um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, ihren Wissensstand zu überprüfen. Dabei ist das tatsächliche Klausurniveau so genau wie möglich nachzuempfinden.
 

5.2.6 Auswertung von Hypothese 6

Chinesische Studierende sind offen dafür, sich an die deutsche Kultur anzupassen.
Die sechste Hypothese wurde durch die Befragung nicht bestätigt. Vor allem die Antworten der Studierenden widerlegen die These. Durch die Befragung stellte sich heraus, dass die chinesischen Studierenden Sorge davor haben, ihre kulturelle Identität während ihrer Zeit in Deutschland zu verlieren. Hinzu kommt die Angst davor, das eigene Land für eine längere Zeit zu verlassen.
Die Umfrage bestätigt, dass auch die Betreuenden wie auch Dozentinnen und Dozenten diese Unsicherheit bemerkten. Sie realisierten, dass die Studierenden nicht komplett dazu bereit sind, sich auf die deutsche Kultur einzulassen. Es ist daher von großer Wichtigkeit, dass die Dozentinnen und Dozenten und Betreuenden auf die Bedürfnisse der chinesischen Studierenden einstellen, um den Studierenden ihre Ängste zu nehmen.
Obwohl die Befragung die Hypothese widerlegte, konnten wichtige Erkenntnisse über die Gedanken und Ängste der Studierenden gewonnen werden. Daher können wir aus der widerlegten These einen Erfolgsfaktor ableiten:
1.
Die chinesischen Studierenden wollen ihre kulturelle Identität beibehalten. Daher ist es wichtig, dass sich die Dozentinnen und Dozenten und Betreuenden darauf einlassen.
 

5.2.7 Auswertung von Hypothese 7

Die Hauptmotivation der chinesischen Studierenden für ein Studium in Deutschland ist die Verbesserung der zukünftigen Karrierechance.
Diese letzte Hypothese wird durch die Befragung bestätigt. Die chinesischen Studierenden selbst gaben in der Umfrage an, dass sie als Hauptgrund für ein Auslandsstudium die Verbesserung der eigenen Karrierechancen sehen. Dabei ist auch ein Job außerhalb Chinas für die chinesischen Studierenden sehr interessant. Das Kennenlernen einer neuen Kultur steht dabei nicht im Vordergrund.
Die Dozentinnen und Dozenten und Betreuenden der chinesischen Studierenden gaben zudem an, dass sich die chinesischen Studierenden bei ihnen nach Karrierechancen in Deutschland informierten. Es ist demnach sehr wichtig, den Studierenden die verschiedenen Karrieremöglichkeiten in Deutschland vorzustellen.
Aus der Bestätigung der siebten Hypothese lässt sich folgender Erfolgsfaktor schließen:
1.
Die chinesischen Studierenden kommen nach Deutschland um ihre Karrierechancen zu verbessern. Daher ist es wichtig, das Studium mit einem engen Bezug zum Arbeitsmarkt zu gestalten. Es könnten zum Beispiel regelmäßige „Career Days“ oder Firmenvorstellungen geplant werden, um den Studierenden spätere Möglichkeiten zu zeigen und ggf. in Kontakt mit der Wirtschaft zu bringen.
 
Nach der Analyse der letzten Hypothese, konnten neun konkrete Erfolgsfaktoren und damit verbundene Handlungsvorschläge erkannt werden. Im nächsten Schritt wird versucht, weitere Erfolgsfaktoren zu identifizieren, indem weitere Fragenkategorien der Befragung analysiert werden.

5.3 Auswertung der Vergleichsdaten

5.3.1 Vergleich der deutschen und chinesischen Studierenden

Der Umfragebogen der Dozentinnen und Dozenten und Betreuenden beinhaltete zusätzlich zur Befragung zu den Hypothesen eine weitere Fragekategorie für die deutschen Dozentinnen und Dozenten und Betreuenden. Diese Komponente versuchte mithilfe des semantischen Differenzials die wahrgenommene Positionierung der chinesischen Studierenden mit denen ihrer deutschen Kommilitonen zu vergleichen. Dieser Umfrageteil ergab das folgende Ergebnis:
Die Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten wurden hier gefragt, wie sie bestimmte Eigenschaften ihrer chinesischen Studierenden im Vergleich zu den deutschen Studierenden einschätzen. Hierzu gab es einige interessante Ergebnisse (siehe Abb. 5.2).
Aspekte wie Pünktlichkeit, Fleiß und Motivation werden den chinesischen Studierenden zugeschrieben. Ist die „deutsche Pünktlichkeit“ schon weltweit bekannt, so scheinen zumindest die chinesischen Studierenden als „noch pünktlicher“ wahrgenommen zu werden. Interessant sind auch die Ergebnisse zur individualistischen bzw. den kollektivistischen Indikatoren. Während die chinesische Kultur in der Literatur als sehr kollektivistisch beschrieben wird6 , kamen die Betreuenden und Dozentinnen und Dozenten der chinesischen Studierenden hier auf ein komplett anderes Ergebnis. Verschlossener als deutsche Studierende, distanziert, individualistisch und selbstfokussiert – so nehmen sie die Studierenden aus China wahr. Dies deckt sich auch mit den Befragungsergebnissen aus der dritten Hypothese, in welcher die Studierenden keine kollektivistischen Ansätze zeigten.
Auch die siebte Hypothese wird zusätzlich durch die Ergebnisse der vergleichenden Befragung unterstützt.
Die Risikobereitschaft der chinesischen Studierenden wird von den Dozentinnen und Dozenten sowie von Betreuenden ähnlich wie in der GLOBE-Studie bewertet.7 Es scheint, dass die Unsicherheitsvermeidung in der chinesischen Kultur einen hohen Stellenwert hat. Das kann auch erklären, warum die chinesischen Studierenden Angst davor haben, das eigene Land zu verlassen.
Die vergleichende Befragung konnte die Analyse der Hypothesen in einigen Punkten weiter stärken und bestätigen.

5.3.2 Auswertung des Leistungsvergleichs

Zusätzlich zu den oben genannten Fragekategorien, wurden die Dozentinnen und Dozenten der chinesischen Studierenden speziell zu den Leistungen ihrer Studierenden befragt. Hier war die Frage, in welchen Disziplinen die chinesischen Studierenden bessere Leistungen erreichen als die Studierenden aus Deutschland. So kann bestimmt werden, in welchen Bereichen die Austauschstudierenden Probleme bekommen könnten. Durch das frühzeitige Erkennen dieser potenziellen Probleme können Gegenmaßnahmen ergriffen werden, welche einen Erfolgsfaktor des Studiengangs darstellen.
Abb. 5.3 stellt dar, in welchen Disziplinen bzw. Aufgabenformaten die chinesischen Studierenden den Dozentinnen und Dozenten zufolge bessere Leistungen erzielen. Die technischen Fächer und vor allem die Mathematik schneiden deutlich besser ab, als andere Fächer. Mathematische Vorgänge sind den Chinesen bekannt und müssen daher beispielsweise auch für ein Masterstudium nicht besonders wiederholt werden.
Sehr interessant ist auch das Ergebnis der Aufgabenstellung „Auswendiglernen vorgegebener Inhalte“. Die chinesischen Studierenden lernen den Vorlesungsstoff gerne auswendig und erzielen dabei bessere Erfolge als Studierende aus Deutschland. Diese Aussage wird zusätzlich durch eine Frage des Umfragebogens für Studierende unterstützt. Hier gaben die chinesischen Studierenden an, dass sie die Unterrichtsmaterialien auswendig lernen müssen, um sie komplett zu verstehen. Es ist also erneut zu unterstreichen, dass eine kontinuierliche Klausurvorbereitung (wenn möglich mit Hausaufgaben und unbenoteten Tests) für das Verständnis der chinesischen Studierenden unerlässlich ist.
Aus dieser Analyse lässt sich ein weiterer Erfolgsfaktor für den Studiengang ableiten:
1.
Um die chinesischen Studierenden zu unterstützen, sollten z. B. in den Disziplinen „Englisch“ und „Wirtschaft“ Hilfestellungen geboten werden. Ein Einführungskurs, der die fürs Studium benötigten Grundkenntnisse vermittelt, sollte daher in das Curriculum eingebaut werden. Darüber hinaus sollten detaillierte Lehrmaterialien zur Verfügung stehen.
 

5.3.3 Auswertung der Anforderungen an Dozentinnen und Dozenten und Betreuende

Die letzte Fragekategorie wurde ausschließlich im Fragebogen für die chinesischen Studierenden abgefragt. Hier wurden die Studierenden nach Dimensionen gefragt, wie sich Betreuende bzw. Dozentinnen und Dozenten verhalten sollten. Diese letzte Dimension war wichtig, um den Studierenden auch direkt die Möglichkeit zu geben, Wünsche und Erwartungen zu äußern.
Die Abb. 5.4 zeigt, welche Erwartungen die Studierenden an das Hochschulpersonal stellen. Am wichtigsten ist für die Studierenden, dass ihre Dozentinnen und Dozenten bzw. Betreuenden regelmäßige Meetings mit ihnen veranstalten. Dieses hohe Maß an Betreuung ist allen befragten Studierenden sehr wichtig und spiegelt auch die Ergebnisse der ersten Hypothese wider.
Wichtig ist den Studierenden auch, dass ihre Ansprechpersonen verständnisvoll und professionell sind. Ein freundschaftlicher Umgang ist hierbei für die Studierenden nicht wichtig. Bei persönlichen Angelegenheiten wollen die Studierenden keine Hilfe von Autoritätspersonen. Für diese wollen die Studierenden persönlichen Freiraum, um sie selbst zu klären.
Aus dieser letzten Analyse können wir einen letzten Erfolgsfaktor für deutsch-chinesische Studiengänge ableiten:
1.
Regelmäßige Meetings mit ihren Betreuenden sowie Dozentinnen und Dozenten sind den chinesischen Studierenden sehr wichtig und sollten unbedingt angeboten werden, um die Zufriedenheit der Studierenden zu gewährleisten. Dabei sollten die Dozentinnen und Dozenten bzw. Betreuende eine professionelle Distanz wahren.
 
Nachdem durch die eingehende Analyse der empirischen Studie elf Erfolgsfaktoren für Studiengänge für chinesische Studierende in Deutschland identifiziert wurden, wird im nächsten Schritt ein zusammenfassender Handlungsvorschlag für deutsche Hochschulen, welche einen solchen Studiengang einführen wollen, erstellt.
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Fußnoten
1
Vgl. Rogler, B. (2005, S. 161 ff.).
 
2
Vgl. Hofstede, G. (2015).
 
3
Vgl. Harzing (2015).
 
4
Vgl. Hofstede, G. (2015).
 
5
Vgl. Luo, X.; Kück, S. (2011, S. 57).
 
6
Vgl. Hofstede, G. (2015).
 
7
Vgl. Harzing (2015).
 
Metadaten
Titel
Empirische Studie
verfasst von
Katja Kuhn
Patrick Fekete
Copyright-Jahr
2019
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23534-5_5

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