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2023 | Buch

Energie-Weltatlas

Transformation des Energiesystems in globaler Perspektive

verfasst von: Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Sehr anschauliche kartographische Visualisierungen, nationale Steckbriefe zu den Energiesystemen, globaler Überblick und das Buch ermöglicht Vergleiche.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Ägypten – Große Energiepotenziale und große Projekte

Ägypten ist in den letzten Jahrzehnten nicht nur als Exporteur von Mineralöl und Erdgas aufgetreten, sondern konnte auch seinen eigenen Energiebedarf überwiegend mit fossilen Rohstoffen decken (vgl. Tab. 1). Vor dem Hintergrund der wachsenden Energienachfrage und der Erschöpfung heimischer fossiler Ressourcen befindet sich Ägyptens Energiesektor derzeit jedoch in einem starken Transformationsprozess, an dessen Ende eine geringere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern stehen soll. Dafür hat sich die Regierung ambitionierte energiepolitische Ziele gesteckt (vgl. Abb. 1). Nicht zuletzt soll in dem mit reichhaltigen Solar- und Windpotenzialen gesegneten Land der größte PV-Park der Welt entstehen.

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Algerien – Ungenutzte Potenziale bei den Erneuerbaren

Trotz der drittgrößten Menge an CO2-Emissionen auf dem afrikanischen Kontinent und den gravierenden Auswirkungen des Klimawandels, die auch Algerien mehr und mehr zu schaffen machen, setzt die Regierung zur Deckung des steigenden Energiebedarfs auf ein fossiles Energiesystem. Dies mag daran liegen, dass Algeriens Wirtschaft und Energiemarkt von einem in Afrika einzigartigen Öl- und Erdgasreichtum verwöhnt sind (vgl. Tab. 1). Die umfangreichen alternativen Energiepotenziale bei der Solarenergie wurden inzwischen zwar erkannt (vgl. Abb. 1), der Ausbau geht jedoch nur schleppend voran.

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Argentinien – Zu viele Wirtschaftskrisen

Das südamerikanische Land hatte in den letzten Jahrzehnten wiederholt mit starken Inflationen sowie Wirtschafts- und Energiekrisen zu kämpfen, in deren Folge es immer wieder zu Versorgungsengpässen beim Hauptenergieträger Erdgas kam. Zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Erholung setzt die Regierung, neben der Diversifizierung des Energiemixes durch den Ausbau erneuerbarer Energien (vgl. Tab. 1 und Abb. 1), auf die Förderung seiner umfangreichen unkonventionellen fossilen Rohstoffe.

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Äthiopien – Erneuerbare Energien als Wirtschaftsmotor

Das starke Bevölkerungswachstum und der wirtschaftliche Aufschwung Äthiopiens gehen einher mit einer stark ansteigenden Nachfrage nach Energie, die vorwiegend durch Wasserkraft gedeckt werden soll. Mit dem Bau des größten Staudamms in Afrika zur Stromproduktion und dem anschwellenden Konflikt um die Nutzung des Nilwassers mit Ägypten sorgt das Land dabei international für großes Aufsehen. Um die Elektrifizierung im ländlichen Raum voranzutreiben, will Äthiopien aber auch die reichhaltigen Solar- und Windressourcen erschließen und damit vor allem netzferne periphere Regionen versorgen (vgl. Tab. 1 und Abb. 1).

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Australien – Energie im Überfluss

Australien, dessen Energiesystem vor allem vom Energieträger Kohle geprägt wird, befindet sich in einer heiklen Phase der Energiepolitik. Einerseits zwingen die internationalen Klimaverpflichtungen zu einer starken Minderung der Treibhausgasemissionen. Andererseits hemmen politische und soziale Unstimmigkeiten sowie wirtschaftliche Kalküle die Geschwindigkeit der Energietransformation, und dies vor dem Hintergrund großer erneuerbarer Energiepotenziale im Bereich Wind- und Solarkraft (vgl. Tab. 1 und Abb. 1).

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Brasilien – Umstrittene Wasserkraft

Brasilien zählt zu den größten Wasserkraftproduzenten der Welt. Mit zwei der drei größten Wasserkraftwerke verfügt das Land über einen sehr hohen Anteil an regenerativer Energie am Energiemix (Tab. 1). Trotz des gesellschaftlichen Widerstands und den starken Kontroversen um die sozio-ökologischen Auswirkungen der Wasserkraft soll das umfangreiche hydroenergetische Potenzial Brasiliens weiter ausgebaut werden. Bei der Diversifizierung des Strommixes spielen aber auch die Bio- und Windenergie eine wichtige Rolle (vgl. Abb. 1).

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Chile – Mit den Erneuerbaren die Energiekrise überwinden

Das stark von fossilen Energieimporten abhängige (vgl. Tab. 1) und neoliberal geprägte Land erlebte seit Ende der 1990er-Jahre zwei schwere Energiekrisen, die massiv steigende Strompreise zur Folge hatten. In Reaktion darauf wurden mit der Energiestrategie 2050 attraktive Investitionsbedingungen zur Erschließung des reichhaltigen EE-Potenzials geschaffen, was in den letzten Jahren zu einem rasanten Ausbau erneuerbarer Energien geführt hat (vgl. Abb. 1). Aufgrund des stark wachsenden Energiebedarfs steigen die THG-Emissionen im Energiesektor dennoch weiter an.

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China – Führend beim Ausbau erneuerbarer Energien

Aufgrund einer stringenten und marktradikalen Energiepolitik ist die Volksrepublik China inzwischen führend beim Ausbau erneuerbarer Energien (Hennig und Klagge 2021). Dennoch dominieren fossile Energieträger nach wie vor den Energiemix (vgl. Tab. 1) und verstärken dadurch in erheblichem Maße den anthropogen verursachten Klimawandel. Um das Wirtschaftswachstum aufrechterhalten und den steigenden Energiebedarf decken zu können, plant China einen weiteren starken Ausbau von Kraftwerkskapazitäten, und dies bei fossilen, nuklearen und erneuerbaren Quellen (vgl. Abb. 1).

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Deutschland – Pionierland der Energiewende

Die deutsche Energiewende ist international zum Vorbild für die Transformation von Energiesystemen geworden. Die stabile staatliche Unterstützung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie die großen Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe haben den raschen Ausbau erneuerbarer Energien begünstigt (vgl. Tab. 1) und teils für großes Erstaunen in der Welt gesorgt. Diesen Erfolgsfaktoren (vgl. Abb. 1) stehen jedoch eine rückläufige soziale Akzeptanz sowie die politischen und technologischen Herausforderungen des Atom- und Kohleausstiegs gegenüber.

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Frankreich – Dominanz der Kernenergie

Die Kernenergie ist seit Ende der 1970er-Jahre Frankreichs primäre Energiequelle (vgl. Tab. 1) und steht darüber hinaus symbolisch für Frankreichs Wille zur nationalen Unabhängigkeit. Erst eine gesellschaftliche Debatte zur Zukunft der Energieversorgung im Jahr 2012 und das Energiewendegesetz 2015 erschütterten die Dominanz der Kernenergie und ebneten so den Weg für einen stärkeren Ausbau erneuerbarer Energien (vgl. Abb. 1).

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Vereinigtes Königreich – Vorreiter bei Offshore-Windenergie

Das Vereinigte Königreich (UK), in dem die Energieproduktion bis in die späten 1990er-Jahre von Kohle dominiert wurde, steigt als erste Industrienation aus der Kohle aus. Entscheidend beigetragen zum Bedeutungsrückgang der Kohle hat eine effizient gestaltete Energie- und Klimapolitik mit einem gesetzlich verankerten CO2-Reduktionsziel sowie einem nationalen CO2-Preissystem. Durch die gezielte Förderung erneuerbarer Energien zählt das UK heute sogar zu den Vorreitern im Bereich der Offshore-Windenergie (vgl. Tab. 1 u. Abb. 1).

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Indien – Steigender Energiehunger

Durch die dynamische wirtschaftliche und demografische Entwicklung und die hohen energiebezogenen CO2-Emissionen (vgl. Tab. 1) steht Indien vor der Herausforderung, seine bis dato auf fossilen Energieträgern basierende Energieerzeugung auszubauen und zugleich klimafreundlicher zu gestalten (vgl. Abb. 1). Durch vielfältige Anreizmechanismen und große natürliche Potenziale ist die installierte Leistung erneuerbarer Energiekapazitäten in den letzten Jahren beträchtlich angewachsen.

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Iran – Erdöl- und Erdgasreichtum als Rückgrat

Mit den weltweit viertgrößten Erdölreserven und den zweitgrößten erschließbaren Erdgasvorkommen profitiert der Iran in hohem Maße vom Export fossiler Energieträger (vgl. Tab. 1). Auch für die Entwicklung der erneuerbaren Energien sind die natürlichen Voraussetzungen hervorragend, doch leider verläuft deren Erschließung bislang nur äußerst schleppend (vgl. Abb. 1).

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Island – Strommix zu 100 % aus erneuerbaren Energien

Island zählt weltweit zu den am weitesten entwickelten Ländern im Bereich der erneuerbaren Energien. Allein Wasserkraft und Geothermie decken bereits 90 % des gesamten Energiebedarfs (vgl. Tab. 1 u. Abb. 1). Dies bleibt nicht ohne räumliche Folgen, denn die zwei wichtigsten Wirtschaftszweige, die energieintensiven Industrien und der Tourismus, sind gleichermaßen abhängig vom reichen Angebot an natürlichen Ressourcen. Erhebliche Landnutzungskonflikte sind die Folge dieser Interessenüberlagerung.

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Israel – Erdgas im Fokus

Auch wenn der Ausbau erneuerbarer Energien in Israel politisch gewollt ist, richten sich die Anstrengungen der Energietransformation bislang in erster Linie darauf, die Energiesicherheit des Landes auf Basis von fossilen Rohstoffen zu gewährleisten (vgl. Tab. 1). Profitieren konnte Israel dabei jüngst von der Entdeckung der Erdgasfelder Tamar und Leviathan, die im Mittelmeer vor der eigenen Küste liegen. Das Erreichen der Klimaziele (vgl. Abb. 1) gerät dadurch jedoch in große Gefahr.

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Italien – Mit Erdgas und Erdwärme in die Zukunft

Seit den 1970er-Jahren setzt Italien in besonderem Maße auf die Nutzung von Erdgas. Mit der Einführung von Einspeisevergütungen im Jahr 2008 erlebten die erneuerbaren Energien jedoch einen beachtlichen Aufschwung (vgl. Tab. 1, Abb. 1). Deren Ausbau geriet in jüngster Zeit aber durch die Umstellung des Förderinstrumentariums, durch die Marktmacht der etablierten Energiekonzerne und durch Widerstände aus der Bevölkerung ins Stocken.

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Japan – Kernenergie trotz Fukushima

Die Ölkrisen und der Reaktorunfall von Fukushima erschütterten Japans Energiesystem und trugen dazu bei, dass die Energiesicherheit zur obersten Priorität des energiepolitischen Handelns wurde. Um die Versorgungssicherheit garantieren und zugleich die Menge der emittierten Treibhausgase (vgl. Tab. 1) reduzieren zu können, strebt die Regierung seit einigen Jahren einen diversifizierten Energiemix aus fossilen, nuklearen und erneuerbaren Energieträgern an (vgl. Abb. 1). Die Bevölkerung ist dabei nicht mit allen Maßnahmen einverstanden.

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Kanada – Spannungsfeld zwischen Klimazielen und fossiler Industrie

Das zweitgrößte Land der Erde besitzt neben großen erneuerbaren Energieressourcen beträchtliche fossil-nukleare Rohstoffvorkommen, deren Export von großer Bedeutung für die kanadische Volkswirtschaft ist (vgl. Tab. 1). Durch die föderale Struktur bestehen überdies beträchtliche energiepolitische Unterschiede zwischen den einzelnen Provinzen und Territorien, die sich nicht zuletzt auf die Art der Energieerzeugung und des Energieverbrauchs auswirken (vgl. Abb. 1).

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Kasachstan – Energiesystem im Umbruch

Aufgrund großer eigener Vorkommen sind fossile Energieträger für Kasachstan mit Blick auf die Stromerzeugung und den Rohstoffexport von zentraler Bedeutung (vgl. Tab. 1). Bis zum Jahr 2050 soll allerdings die Hälfte des benötigen Stroms aus sauberen Quellen stammen (vgl. Abb. 1). Hierfür ist der Bau erneuerbarer und nuklearer Kraftwerke in Planung.

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Kirgistan – Kein Raum für die Erneuerbaren

Kirgistans Volkswirtschaft leidet an einer veralteten Energieinfrastruktur, an stark subventionierten Energiepreisen und an mangelnden finanziellen Möglichkeiten zur Modernisierung der Energieversorgung (vgl. Tab. 1). Zur Verbesserung der Versorgungssicherheit und zur wirtschaftlichen Entwicklung setzt das Land vor allem auf Kohle- und Wasserkraft. Erneuerbare Energien spielen bislang keine nennenswerte Rolle (vgl. Abb. 1).

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Kongo, Demokratische Republik – Große Wasserkraftpotenziale und große Energiearmut

Die Demokratische Republik Kongo gehört weltweit zu den Staaten mit den größten Wasserkraftpotenzialen, die nicht nur von nationalem Interesse sind, sondern auch international Aufmerksamkeit erregen (vgl. Tab. 1). Vor dem Hintergrund, dass der Großteil der kongolesischen Bevölkerung bislang keinen Zugang zu Strom hat (vgl. Abb. 1), bergen die vorhandenen Potenziale dezentraler erneuerbarer Energien, wie Wind- und Solarenergie, große Chancen.

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Marokko – Vorreiter der Energiewende in Nordafrika

Marokko ist geprägt von einer sehr hohen Importabhängigkeit bei fossilen Energieträgern (vgl. Tab. 1). Vor diesem Hintergrund ist es das Ziel, den Ausbau erneuerbarer Energien schnell voranzutreiben und dabei vor allem auf heimische Energieressourcen zu setzen (vgl. Abb. 1). Mit optimalen natürlichen Voraussetzungen für den Ausbau der Solar- und Windenergie ist Marokko darüber hinaus auch für Europa ein attraktiver Handelspartner auf dem internationalen regenerativen Strommarkt.

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Mexiko – Energiereform ebnet grünen Weg

Das mittelamerikanische Land ist stark von fossilen Energieträgern abhängig (vgl. Tab. 1), die sowohl inländisch produziert als auch importiert werden. Mit der grundlegenden Energiereform des Jahres 2013 wurde der fossil geprägte Energiesektor jedoch liberalisiert und so die Voraussetzung für eine wettbewerbsorientierte Erschließung der umfangreichen regenerativen Energiepotenziale geschaffen (vgl. Abb. 1). Die soziale Ausgewogenheit der Transformation lässt jedoch noch zu wünschen übrig.

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Nigeria – Reichtum an fossilen Ressourcen als Barriere für Erneuerbare

Nigeria erlebt ein starkes Bevölkerungswachstum und damit einen großen Anstieg seines Energiebedarfs. Das von Ölexporten abhängige Land (vgl. Tab. 1) hat jedoch mit einer maroden und ineffizienten Strominfrastruktur sowie einer unproduktiven Wirtschaft und einer angespannten Ölmarktsituation zu kämpfen. Dies führte zu einer stark ausgeprägten politischen Instabilität, die sich auch darin zeigt, dass Nigeria immer wieder von terroristischen Anschlägen heimgesucht wird. Bei der Entwicklung der reichhaltigen Potenziale erneuerbarer Energien (vgl. Abb. 1) ist das Land daher auf internationale Unterstützung angewiesen.

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Norwegen – „Grüne Batterie“ Europas

Mit der umfangreichen Nutzung von Wasserkraft ist Norwegen im internationalen Vergleich ein Vorreiter + der emissionsarmen Energieversorgung (vgl. Tab. 1), ebenso wie bei der Dekarbonisierung des Gebäude- und Verkehrssektors (vgl. Abb. 1). Das durch die Produktion fossiler Rohstoffe zu Wohlstand gekommene Land ist aber auch ein wichtiger Öl- und Gasexporteur für die Europäische Union. Vor dem Hintergrund fehlender Speicherkapazitäten für europäischen EE-Strom übernimmt Norwegen zudem die Rolle der „grünen Batterie“ Europas.

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Rumänien – Stillstand beim Ausbau erneuerbarer Energien

Aufgrund günstiger natürlicher Voraussetzungen sowie der Einführung attraktiver Fördermechanismen in Form von grünen Zertifikaten und Ökostromquoten erlebte der Windenergieausbau in Rumänien zwischen 2008 und 2013 regelrecht eine Hochphase (vgl. Tab. 1). Anpassungen in der Förderpolitik während der letzten zehn Jahre bremsten die dynamische Entwicklung jedoch aus und stellen damit die ursprünglich anvisierte Transformation (vgl. Abb. 1) des Energiesystems in infrage.

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Russland – Gigantische Öl- und Gasförderung

Die Förderung und der Export von Erdöl, Erdgas und Kohle sind von immenser politischer und wirtschaftlicher Bedeutung für Russland (vgl. Tab. 1). Bislang verfolgt das Land keinen konsistenten Plan zur Umgestaltung des Energiesystems in Richtung eines höheren Anteils erneuerbarer Energien (vgl. Abb. 1). Vielmehr ist Russland daran interessiert, seine fossilen Energieressourcen geostrategisch zu instrumentalisieren, was mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine und die Drosselung der Gaslieferungen nach Europa offensichtlich geworden ist.

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Saudi-Arabien – Königreich des Erdöls

Die Förderung und der Export von Erdöl bilden das wirtschaftliche Rückgrat des Königreichs Saudi-Arabien und Erdöl deckt zusammen mit Erdgas annährend 100 % des inländischen Energiebedarfs (vgl. Tab. 1). Trotz großer Potenziale und ausreichend Flächen werden erneuerbare Energien, mit Ausnahme weniger Solarprojekte, bislang kaum entwickelt. Jedoch wurden im Rahmen der Vision 2030 ehrgeizige Ausbauziele festgelegt (vgl. Abb. 1), die erahnen lassen, dass auch das Königreich des Erdöls irgendwann mit dem Ende des Ölzeitalters rechnet.

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Spanien – Auf und Ab bei Erneuerbaren

Spanien ist arm an heimischen fossilen Energieressourcen und zählt daher zu den europäischen Ländern mit der größten Abhängigkeit von Energieimporten (vgl. Tab. 1). Die Nutzung der umfangreichen regenerativen Potenziale wurde ab dem Jahr 2004 nicht zuletzt aus diesem Grund stark vorangetrieben. Ein radikaler Politikwechsel bei der Förderung erneuerbarer Energien in Folge der Wirtschaftskrise im Jahr 2007 führte jedoch zu einem Ausbremsen der Energietransformation. Mit der Abschaltung der unprofitablen Kohlekraftwerke nimmt die Entwicklung erneuerbarer Energien jedoch wieder Fahrt auf (vgl. Abb. 1).

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Südafrika – Zentralistisch und kohledominiert

Südafrikas Stromproduktion wird vom Energieträger Kohle dominiert (vgl. Tab. 1). Die eigenen Vorkommen spielen dabei eine wichtige Rolle, da das Land mit großem Abstand die ergiebigsten Kohlereserven des afrikanischen Kontinents aufweist. Es ist wenig verwunderlich, dass Südafrika damit auch die höchsten CO2-Emissionen unter den afrikanischen Staaten generiert. Mit der erfolgreichen Einführung eines Förderprogramms für erneuerbare Energien nimmt die Wettbewerbsfähigkeit grüner Technologien jedoch zu und rüttelt mehr und mehr an der Marktdominanz von Kohle (vgl. Abb. 1).

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Südkorea – Schleppende Transformation

Um den wachsenden Energiebedarf decken zu können, der im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der letzten Dekade entstanden ist, setzt Südkorea vor allem auf Kern- und Kohlekraft (vgl. Tab. 1). Erneuerbare Energien spielen im Energiemix bis dato eine untergeordnete Rolle. Die ökologischen Folgen der Nutzung fossiler Energieträger zwingen die Regierung jedoch zu einem Umdenken, das auch eine Chance für eine umfassende Energiewende birgt (vgl. Abb. 1).

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Türkei – Kernenergie im Blick

Das türkische Energiesystem ist gekennzeichnet durch eine Dominanz fossiler Brennstoffe und eine große Abhängigkeit von Energieimporten (vgl. Tab. 1). Diesem Problem möchte die Regierung durch den Ausbau erneuerbarer Energien, durch Effizienzsteigerungen und durch den Einstieg in die Kernenergienutzung begegnen (vgl. Abb. 1). Zudem will die Türkei ihre geostrategische Position als Schnittstelle zwischen den europäischen und asiatischen Energiemärkten stärken.

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Ungarn – Energietransformation im Rückstand

Innerhalb der Europäischen Union gilt Ungarn als Nachzügler der Energietransformation (vgl. Tab. 1), was sich nicht mit natürlichen oder wirtschaftlichen Faktoren erklären lässt, sondern vielmehr mit politischen Interessen. Seit dem Regierungswechsel im Jahr 2010 bewegt sich das Land in Richtung einer illiberalen Demokratie und damit auch in Richtung eines zentralistischen Energiesystems, in dem niedrige Energiepreise und der Ausbau der nuklearen Stromerzeugung einen hohen Stellenwert genießen (vgl. Abb. 1).

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
USA – Energiesupermacht

Die Schiefergasrevolution in den USA hat das Energiesystem in den vergangenen Jahren stark geprägt und das Land zu einem der größten Energieexporteure werden lassen (vgl. Tab. 1). Der Ausbau erneuerbarer Energien erfolgt in dem liberalen Wohlfahrtsstaat auf Basis von marktwirtschaftlichen Instrumenten, die nicht immer eine zielgerichtete Dynamik auslösen (vgl. Abb. 1). Dennoch verzeichnen die USA einige Erfolge bei der Transformation des Energiesystems, und dies vor allem beim Ausbau der Wind- und Solarenergie.

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Venezuela – Ölressourcen als Fluch und Segen

Das südamerikanische Land Venezuela ist reich an fossilen Energieträgern. Gleichzeitig befindet sich das Land in einer starken politischen und wirtschaftlichen Krise. Da die wirtschaftliche Entwicklung allein von den Öleinnahmen abhängt (vgl. Tab. 1), ist Venezuela nicht zuletzt sehr anfällig für Preisschwankungen auf dem Ölmarkt. Die Folgen des Klimawandels haben zudem zu wiederkehrenden Trockenperioden geführt und die einst so verlässliche Wasserkraftproduktion einbrechen lassen.

Stephan Bosch, Friederike Schlenker, Jochen Bohn, Simone Kupies, Matthias Schmidt
Metadaten
Titel
Energie-Weltatlas
verfasst von
Stephan Bosch
Friederike Schlenker
Jochen Bohn
Simone Kupies
Matthias Schmidt
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-38449-4
Print ISBN
978-3-658-38448-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-38449-4