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1986 | Buch

Entwicklungspolitik

Grundlagen — Probleme — Aufgaben

verfasst von: Diplom-Volkswirt Martin Kaiser, Dr. Norbert Wagner

Verlag: Physica-Verlag HD

Buchreihe : Hintergründe

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Über dieses Buch

In den Entwicklungsländern leben gegenwärtig etwa 3,5 Milliarden Menschen, das sind fast drei Viertel der Weltbevölkerung. Bis zum Jahr 2000 - also in weniger als vierzehn Jahren - wird diese Zahl auf etwa 4,8 Milliarden angewachsen sein, was dem jetzigen Stand der Weltbevölkerung entspricht. Gleichwohl wird den ent­ wicklungspolitischen Fragen noch immer keine angemessene Beachtung ge­ schenkt. Dies mag darin begründet sein, daß Entwicklungspolitik auf unterschied­ lichen Ebenen, z. B. national und international, praktiziert wird, daß Entwick­ lungspolitik ein schwieriges Unterfangen ist und häufig nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt, daß die weltweite entwicklungspolitische Zusammenarbeit ein kaum zu durchschauendes Geflecht aus unterschiedlichen Sachzusammenhängen, Zielsetzungen und Realisierungschancen darstellt. Unser Buch versucht, dieses Geflecht zu entwirren und dem Leser Orientierungshilfen zu geben. Wegen der Vielschichtigkeit der weltweiten Verflechtungen werden die einzelnen Sachverhalte aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Hohes Bevölke­ rungswachstum zum Beispiel ist ein typisches Kennzeichen der Entwicklungslän­ der und wird folglich als Problemfeld (Kapitel I) dargestellt. Andererseits kann eine starke Überbevölkerung auch Ursache von Unterentwicklung (Kapitel II) sein, weshalb Familienpolitik zu einem wichtigen Bestandteil der Eigenanstren­ gungen der Entwicklungsländer (KapitelllI) werden muß. Diese Eigenanstren­ gungen können von den Industrieländern (Kapitel IV) in Form von Entwicklungs­ projekten unterstützt werden. Gemeinsam mit diesen direkten Einflußmöglichkei­ ten der Länder selbst und ihrer Partnerländer spielen die internationalen Wirt­ schaftsbeziehungen (Kapitel V) eine bedeutsame Rolle. Entwicklungspolitik kann auch auf dieser Ebene ansetzen. Außenhandel und Kapitaltransfer besitzen einen großen Einfluß auf den Wohlstand eines Landes.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einführung
Zusammenfassung
In den Entwicklungsländern leben gegenwärtig etwa 3,5 Milliarden Menschen, das sind fast drei Viertel der Weltbevölkerung. Bis zum Jahr 2000 — also in weniger als vierzehn Jahren — wird diese Zahl auf etwa 4,8 Milliarden angewachsen sein, was dem jetzigen Stand der Weltbevölkerung entspricht. Gleichwohl wird den entwicklungspolitischen Fragen noch immer keine angemessene Beachtung geschenkt. Dies mag darin begründet sein, daß Entwicklungspolitik auf unterschiedlichen Ebenen, z.B. national und international, praktiziert wird, daß Entwicklungspolitik ein schwieriges Unterfangen ist und häufig nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt, daß die weltweite entwicklungspolitische Zusammenarbeit ein kaum zu durchschauendes Geflecht aus unterschiedlichen Sachzusammenhängen, Zielsetzungen und Realisierungschancen darstellt. Unser Buch versucht, dieses Geflecht zu entwirren und dem Leser Orientierungshilfen zu geben.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
I. Problemfeld Entwicklungsland
Zusammenfassung
Der Begriff »Entwicklungsland« ist im Bereich der Politik eine feststehende Bezeichnung. Er wurde geläufig, wenn auch zahlreiche Versuche unternommen wurden, diese »unscharfe Definition« zu ersetzen. Er hat sich auch im allgemeinen Sprachgebrauch eingebürgert, und jedermann glaubt, eine Vorstellung davon zu besitzen, was »die Entwicklungsländer« sind. Eine präzise, vor allem allgemeingültige Beschreibung gibt es jedoch nicht. Dieser Versuch soll im nachfolgenden auch nicht unternommen werden. Ebenso erscheint es nicht sinnvoll, umfangreiche Kriterienkataloge zur Typologisierung vorzustellen, wie sie z.B. von H. Leibenstein (wirtschaftliche Typologisierung) und anderen aufgestellt wurden. Die als Entwicklungsländer bezeichneten Staaten haben sich in den vergangenen zehn Jahren stärker differenziert als in jeder anderen Dekade zuvor. Nicht nur ihre Startbedingungen, sondern auch ihre Entwicklung waren unterschiedlich. Vor allem mit dem Auftreten der in der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) zusammengeschlossenen Staaten und der Durchsetzung ihrer Machtposition vergrößerte sich die Verschiedenartigkeit unter den Entwicklungsländern.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
II. Ursachen der Unterentwicklung
Zusammenfassung
»Die sollen mehr arbeiten und nicht den ganzen Tag faul in der Sonne herumliegen! « — »Warum haben die denn auch so viele Kinder?« — »Kolonialismus und Ausbeutung sind an allem schuld!« So oder ähnlich würden vermutlich die Antworten lauten, wenn in einer Umfrage unter der Bevölkerung nach den vermuteten Ursachen der Unterentwicklung der Länder der Dritten Welt gefragt würde. Leider ist die Antwort auf die Frage nach den Ursachen der Unterentwicklung nicht so einfach. Wäre sie es, so gäbe es keine Entschuldigung dafür, daß Armut und Elend in der Welt noch immer fortbestehen, dürfte Unterentwicklung schon längst nicht mehr existieren, gäbe es auch keinen Grund, dieses Buch zu schreiben und es zu lesen. Die Probleme in der realen Welt sind komplex, einfache Antworten werden dieser Komplexität nicht gerecht, sind dafür aber mitunter um so eingängiger und setzen sich daher oft hartnäckig in den Köpfen fest.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
III. Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer
Zusammenfassung
»Das Wort Gewinn ist in China nicht mehr verpönt«, so war vor geraumer Zeit in einer deutschen Tageszeitung zu lesen. Das dokumentiert einen spektakulären Wandel in der chinesischen Wirtschaftspolitik, der Anfang der achtziger Jahre einsetzte. Spätestens seit dieser Zeit wird den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in den Entwicklungsländern und deren Eigenanstrengungen wieder mehr Aufmerksamkeit zuteil. Ein Weiteres kommt hinzu: Trotz langjähriger und umfangreicher Mittelzuflüsse aus den Industrieländern konnten in vielen Entwicklungsländern die grundlegenden Entwicklungshemmnisse nicht überwunden und ein anhaltender Entwicklungsprozeß nicht eingeleitet werden. Es liegt daher die Frage nahe, welche Versäumnisse in den Entwicklungsländern selbst vorliegen bzw. welche Maßnahmen in diesen Ländern selbst ergriffen werden müssen, damit Entwicklungsfortschritte erzielt werden können. Dieses Kapitel entstand unter Mitwirkung von Fritz Beimdiek.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
IV. Die Hilfe der Industrieländer
Zusammenfassung
Nachdem ausführlich dargelegt wurde, welche binnenpolitischen Möglichkeiten den Entwicklungsländern zur Verfügung stehen, um selbständig einen Entwicklungsprozeß in Gang zu setzen, wird in diesem Kapitel das Augenmerk auf die Industrieländer gerichtet, die, eingebettet in ein globales System interdependenter Verantwortlichkeit, auf mehreren Gebieten Partner der Entwicklungsländer sind. Da bei dieser Betrachtung der »helfende Charakter« der Beziehungen betont werden soll, finden all jene Transfers und Handelsbeziehungen keine Berücksichtigung, die bereits per definitionem in ihrer primären Absicht keine »Entwicklungshilfe« darstellen, sondern auf rein ökonomischen oder politischen Erwägungen beruhen. Investitionen von Unternehmen aus Industrieländern in Entwicklungsländern, kommerzielle Bankkredite und Schuldverschreibungen sind Ausdruck internationaler Wirtschaftsbeziehungen und werden ausführlich in Kapitel V behandelt. Wichtig ist bei dieser Abgrenzung, daß gerade diese weltwirtschaftlichen oder weltpolitischen Zusammenhänge Entwicklung induzieren können. Umgekehrt fördert falsch verstandene Entwicklungshilfe, wie häufig von Kritikern angemerkt, nicht Entwicklung, sondern Unterentwicklung.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
V. Internationale Wirtschaftsbeziehungen
Zusammenfassung
Internationale Wirtschaftsbeziehungen bestehen in vielfältigen Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen: Die Industrieländer, die Entwicklungsländer und auch die Staatshandelsländer treiben Handel mit Rohstoffen, Fertigwaren und Dienstleistungen, zwischen den Ländern findet ein Austausch von Arbeitskräften (z. B. Gastarbeitern, Experten), von Kapital (etwa in Form von Krediten, Direktinvestitionen, Entwicklungshilfe) und technischem Wissen (z.B. Patenten, Lizenzen, Ausbildung von Fachkräften) statt, währungspolitische Probleme — wie die Verfügbarkeit ausländischer Devisen oder der Rückgang des Wertes der eigenen gegenüber ausländischen Währungen — treten in zahlreichen Ländern auf. Auch die Aufgaben des Umweltschutzes sind vielfach nicht mehr nur national begrenzt, sondern länderübergreifend.
Martin Kaiser, Norbert Wagner
Backmatter
Metadaten
Titel
Entwicklungspolitik
verfasst von
Diplom-Volkswirt Martin Kaiser
Dr. Norbert Wagner
Copyright-Jahr
1986
Verlag
Physica-Verlag HD
Electronic ISBN
978-3-642-86593-0
Print ISBN
978-3-7908-0349-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-86593-0