2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Evolution und Rationalität
verfasst von : Andreas Diekmann
Erschienen in: Modelle sozialer Evolution
Verlag: Deutscher Universitätsverlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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Als der Mathematiker John von Neumann und der Ökonom Oskar Morgenstern 1944 ihre Pionierarbeit zur Spieltheorie veröffentlichten, wählten sie als Titel: „Theory of Games and Economic Behavior“. Das Anwendungsgebiet war zunächst einmal die Ökonomie; Voraussetzung der Anwendung war die Modellfiktion des strikt rationalen Akteurs. Jahrzehnte später eroberte die Spieltheorie mit der bahnbrechenden Arbeit von Maynard-Smith und Price (1973; vgl. auch Mueller 1990) über „evolutionsstabile Strategien“—ESS genannt—ein ganz anderes Terrain. Paradoxerweise erzielte die Spieltheorie grosse Erfolge bei der Erklärung von Phänomenen, die mit rationalen, zweckorientierten Handlungen gar nichts zu tun haben. Evolutionär stabile Gleichgewichte sind das Resultat von Mutation und Selektion, statt Nutzenwerte hat man inklusive Fitness und die „Akteure“ sind Amöben oder Birkhühner bzw. genauer, deren „egoistische Gene“. Erklärungen mittels zweckorientierter Handlungen, Kern der Rational-Choice-Theorie, einerseits und Erklärungen auf der Grundlage von Evolution und Selektion andererseits—sind das Gegensätze, gleichberechtigte Prinzipien oder kombinierbare Bausteine von Erklärungen?