1994 | OriginalPaper | Buchkapitel
Expertenschaft in Führungskritik
Zur Semantik und Struktur einer kasuistischen Praxis
verfasst von : Achim Brosziewski
Erschienen in: Expertenwissen
Verlag: Vieweg+Teubner Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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‘Human Relations’ heißt ein Stichwort, unter dem aus betriebs- und organisationspsychologischer Sicht seit nunmehr fast sechs Jahrzehnten eine ‘rein produktionsorientierte’ Betriebsführung (Taylorismus, Fordismus) kritisiert und einer ‘menschenorientierten Sichtweise’ gegenübergestellt wird. Die Human Relations-Bewegung wird ihrerseits von einer weitaus fundamentaleren Kritik begleitet. Aus Sicht der Klassen- und Entfremdungstheorien ist die Idee der Human Relations eine Ideologie, eine vordergründige und affirmative Kritik, die die Grundstrukturen des kapitalistischen Betriebes stärken hilft.1 Sicherlich könnte man die Institutionalisierung von Human Relations und verwandten Richtungen unter solchen Gesichtspunkten untersuchen und fände in den teilweise engen Beziehungen zwischen Forschungs-, Lehr-, Beratungs- und Trainingsinstituten einerseits und ‘kapitalistischen Einrichtungen’ (Betriebe, Konzerne, Stiftungen u.a.m.) andererseits zahlreiche Indizien für den genannten Grundverdacht.2 Im folgenden sollen jedoch nicht ideologische Aspekte, sondern vielmehr die strukturellen Bedingungen solcher Institutionalisierungsprozesse näher untersucht werden. Die Beziehungen zwischen Human Relations-Vertretern und Betriebsleitungen konstituieren eine Praxis, die keineswegs als problemlos gegeben betrachtet werden kann.