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2017 | OriginalPaper | Buchkapitel

2. Explikation der forschungsleitenden Begriffe und Vorstellung des Erklärungsmodells

verfasst von : Wolfgang Aschauer

Erschienen in: Das gesellschaftliche Unbehagen in der EU

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Nach der Einbettung der Arbeit in den Kontext aktueller theoretischer und methodologischer Diskurse soll nun im zweiten Kapitel eine ausführliche Begriffsklärung erfolgen. Mit dem Gebrauch von forschungsleitenden Begriffen sollen die einzelnen Argumentationsstränge, die zum Erklärungsmodell hinführen, nachvollziehbar und transparent gemacht werden.

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Fußnoten
1
Die Teilsysteme arbeiten jeweils mit ihren eigenen beobachtungsleitenden Grundunterscheidungen, die Luhmann als binäre Codes definiert. So ist die Grundunterscheidung im Wirtschaftssystem das Zahlen vs. das Nicht-Zahlen, im Rechtssystem Recht vs. Unrecht, und die wissenschaftlichen Diskussion erstreckt sich über wahre und unwahre Tatbestände (vgl. Nassehi 1997, S. 117 f.).
 
2
Die Liste der Fachtermini, die in der Soziologie zur Beschreibung von Desintegrationsphänomenen verwendet wird, ist lang. Sie reicht von Desorganisation, Anomie, Sezession, Zerfall, sozialer Fragmentierung über Entsolidarisierung, Auflösung, Sinnverlust, Orientierungsverlust bis hin zu Entfremdung und Heimatlosigkeit.
 
3
Heinz Bude zeichnet ein sehr eingängiges Bild der gesellschaftlichen Spaltung am Beispiel von Deutschland und fasst vielleicht etwas überspitzt zusammen: „Man weiß nicht mehr, in welche „kleine Lebenswelt“ man sich vor den vielen teils feindseligen, teils unbekümmerten, teils wegdriftenden Parallelgesellschaften zurückziehen soll“ (Bude 2008, S. 119).
 
4
Insgesamt liegt der Monografie nicht zuletzt deshalb auch die übergeordnete Forschungsfrage zugrunde, wie soziale Destabilisierungsprozesse auf das gesellschaftliche Wohlbefinden einwirken und einen Wandel der Solidarität bewirken könnten.
 
5
Der Begriff entstammt dem Französischen und kann wörtlich mit „missgestimmt sein“ übersetzt werden.
 
6
Die Autoren äußern selbst ein gewisses Unbehagen, was die Publikation angeht: „Bezüglich vieler Behauptungen sind wir keineswegs sicher, und es liegt uns viel daran, dass man unsere Darlegungen als provisorisch, hypothetisch, exploratorisch versteht. […] Trotz alledem, in einem sind wir von arroganter Selbstsicherheit: Dies sind die Fragen, die gestellt werden müssen“ (Berger et al. 1975, S. 8).
 
7
Auch Rosas Schlüsse sind zutiefst pessimistisch. Er erwartet entweder ein fundamentales Aufbegehren der Ausgeschlossenen gegen die Beschleunigungsgesellschaft bis hin zu einer radikalen Neuorientierung der Gesellschaft, zu der auch die Sozialwissenschaften im Kontext seiner gegenwärtigen Überlegungen zur Post-Wachstumsgesellschaft beitragen sollten.
 
8
Diese Bemühungen resultierten schließlich im global vergleichbaren Index der menschlichen Entwicklung (HDI), der neben dem BIP auch die Lebenserwartung und den Bildungsgrad der Bevölkerung integrierte (vgl. UN 2014).
 
9
Die Kommission wurde 2008 vom französischen Präsidenten Sarkozy ins Leben gerufen und mit mehreren Nobelpreisträgern (Joseph Stiglitz und Armatya Sen) prominent besetzt. Bis heute orientieren sich zahlreiche neue Wellbeing-Konzepte an diesem Bericht und versuchen, die Empfehlungen der Stiglitz-Kommission umzusetzen. Die Kommission rät eindeutig dazu, „to shift emphasis from measuring economic production to measuring people’s wellbeing“ (Stiglitz et al. 2009, S. 12). Nach Wunsch der Kommission soll das ökonomische Indikatorensystem verfeinert, die Lebensqualität multidimensional gemessen und die Nachhaltigkeit stärker berücksichtigt werden.
 
10
Während Zufriedenheit eher die kognitive Bewertungsdimension der Lebenssituation widerspiegelt, zielt die Messung des Glücks eher auf den affektiven Zustand ab, wobei durchwegs hohe Korrelationen zwischen den beiden Indikatoren zu beobachten sind. Die beiden klassischen Items sind in der Regel in fast allen ländervergleichenden Umfrageinstrumenten integriert. Im ESS wird die Lebenszufriedenheit mit einer 11-stufigen Skala erhoben: „All things considered, how satisfied are you with your life nowadays?“, und auch der Glückszustand wird mit derselben Skala gemessen: „Taking all things together, how happy would you say you are?“ (vgl. Helliwell und Wang 2012, 14).
 
11
Besonders die kritischen Haltungen gegenüber ImmigrantInnen sind dabei Gegenstand zahlloser empirischer Forschungsarbeiten (vgl. zum Forschungsstand der Solidaritätseinschränkungen, Abschn. 7.​3).
 
12
Diese Tendenz in der amerikanischen Individualisierungsdebatte zeigt sich bereits in den Titeln einschlägiger Werke. Berger et al. (1975) beschreiben „The Homeless Mind“, Sennett (dt. 1983) „The Fall of Public Man“, oder Putnam (2000) spricht vom reduzierten Sozialkapital „Bowling Alone“.
 
13
Mittels der verwendeten Schlagworte soll die Komplexität des Erklärungsmodells wirksam reduziert und die wesentlichen Ursachen, Dimensionen und Folgen des Unbehagens präzise dargestellt werden. Ich bediene mich dabei bewusst einiger Alliterationen auf U, P, A und E um die Argumentationslogik des theoretischen Ansatzes einprägsam darzustellen. Zwangsläufig sind einzelne Felder noch unscharf begrifflich besetzt. Die Kap. 4 und 5 zeigen jedoch anhand dieser Leitbegriffe die gesellschaftlichen Ursachen und Prozesse der Destabilisierung auf. Kap. 6 analysiert schließlich, wie sich diese in den Dimensionen des Unbehagens verdichten.
 
Metadaten
Titel
Explikation der forschungsleitenden Begriffe und Vorstellung des Erklärungsmodells
verfasst von
Wolfgang Aschauer
Copyright-Jahr
2017
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-10882-3_2