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19.09.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Neues Euro-NCAP-Bewertungsschema treibt FAS voran

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5 Min. Lesedauer

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Die Bedeutung der Fahrerassistenzsysteme wächst stetig. Treiber sind der Wunsch nach mehr Sicherheit und Komfort. Grund ist aber auch Euro NCAP. Denn mit dem neuen Euro-NCAP-Bewertungsschema kann die Demokratisierung der Fahrerassistenzsysteme vorangetrieben werden.

Die Müdigkeitserkennung ist die am häufigsten in Neuwagen eingebaute Fahrerassistenzfunktion. Nahezu 680 000 - also fast ein Viertel - der 2,95 Millionen im vergangenen Jahr in Deutschland neu zugelassenen Pkw erkennt einen müden Fahrer und warnt ihn, bevor er einen Unfall baut. Das ist das Ergebnis einer Auswertung, für die Bosch auf Basis der Neuzulassungsstatistik 2013 die Ausstattungslisten der wichtigsten Fahrzeugmodelle je Segment untersucht hat.

Die Bedeutung der Fahrerassistenzsysteme wächst kontinuierlich. "Fahrerassistenzsysteme sind ein wichtiger Baustein, um die Vision Zero zu erreichen - ein Straßenverkehr ohne Tote", sagt Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control. Auch im neuen Euro-NCAP-Bewertungsschema, das die Verbreitung von vorausschauenden Notbremssystemen und Spurhalteassistenten vorantreibt, spiegelt sich dieses Ziel wider. Bereits das Projekt EuroFot belegte, dass eine höhere Ausstattungsrate der Autos mit Fahrerassistenzsystemen dabei helfen würde, Unfälle zu vermeiden. So sagte auch Steiger im Interview mit Springer für Professionals: "Euro NCAP ist kein Techniktreiber, sondern sorgt für die Demokratisierung".

Stärkere Berücksichtigung von Fahrerassistenzsystemen beim Euro NCAP

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Mitte Juni 2012 ist in Brüssel das neue Bewertungsschema des Europäischen Neuwagen-Bewertungs-Programms Euro NCAP (European New Car Assessment Programme) für die Jahre 2013 bis 2017 vorgestellt worden. So sind ab diesem Jahr Assistenzsysteme wie Notbremsassistenten und Spurassistent stärker bei den Prüf- und Bewertungsprotokollen berücksichtigt und von zentraler Bedeutung für den Erhalt von fünf Sternen beim Euro-NCAP-Rating.

Notbremssysteme für den Landstraßen- und Autobahnbereich (AEB Interurban) sowie für den Stadtverkehr (AEB City) sind ab 2014 Bestandteil der Tests, wie Andreas Rigling vom ADAC im Beitrag "Testing and assessment of AEB systems for consumer protection“ aus dem Buch 5th International Munich Chassis Symposium 2014 erläutert. Das automatische Notbremssystem AEB City wirkt sich dabei auf die Bewertung der Box 1 (Insassenschutz für Erwachsene) aus. Neu in der Box 4 (Fahrerassistenzsysteme, Safety Assist) ist das Notbremssystem AEB Interurban. Das System soll dabei helfen, Landstraßenunfälle zu vermeiden. Für ein Fünf-Sterne-Fahrzeug müssen ab 2014 mindestens 65 Prozent der 13 erreichbaren Punkte aus der Box 4 erreicht werden - ab 2015 sind es 70 Prozent. Insgesamt erhöht sich ab 2014 die Gewichtung für die Gesamtbewertung der Box 4 von zehn auf 20 Prozent. Derzeit befinden sich Testprotokolle für Fußgängerwarnsysteme (AEB Pedestrian) in der Entwicklung; Tests sollen im Jahr 2016 starten, gibt Rigling an. Ferner drehen sich aktuelle Diskussion auch um Pläne nach 2017, die Tests unter definierten nächtlichen Bedingungen vorsehen könnten.

Die steigende Bedeutung der Fahrerassistenzsysteme wirkt sich auf die Produktionszahlen der für die Assistenzsysteme benötigten Sensoren aus: "Bosch setzt 2014 mehr als zwei Millionen Radar- und Videosensoren ab. Das sind doppelt so viele wie im Vorjahr", sagt Steiger. Und nach Angaben von Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, wird der Zulieferer 2016 bereits eine Milliarde Euro mit Fahrerassistenz erlösen". Doch welche Systeme kommen bislang am häufigsten zum Einsatz? Laut Bosch-Auswertung sind die sechs meistgenutzten Assistenzsysteme in neuen Pkw:

ACC und ACC Stop & Go sowie Verkehrszeichenerkennung - in je vier Prozent aller Neuwagen

Über ACC oder ACC Stop & Go verfügen vier Prozent der 2013 in Deutschland neu zugelassenen Pkw. Ebenso in vier Prozent aller neuen Pkw 2013 verbaut ist die Verkehrszeichenerkennung, die für Durchblick im Schilderwald sorgen soll. Dazu erfasst eine Videokamera die Verkehrszeichen und blendet relevante Informationen als Symbol im Cockpit-Display ein.

Spurassistenzsysteme - in zehn Prozent aller Neuwagen

Spurassistenten sind in zehn Prozent aller 2013 neu zugelassenen Pkw an Bord. Drei Systeme sind zu unterscheiden: Die Spurverlassenswarnung, der Spurhalteassistent und der Spurwechselassistent. Bis zu 28 Prozent der Unfälle, die durch unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur verursacht werden, lassen sich nach Analyse der deutschen Unfalldatenbank GIDAS mit einem Spurhalteassistenten verhindern.

Automatische Notbremssysteme - in elf Prozent aller Neuwagen

Auffahrunfälle zu vermeiden oder zumindest die Folgen zu mildern, soll mit einem automatischen Notbremssystem gelingen. Erkennt es ein potenzielles Hindernis, bereitet der Assistent das Bremssystem auf eine Notbremsung vor oder löst bei ausbleibender Reaktion des Fahrers automatisch eine Vollbremsung aus. Ab 2016 ist ein derartiger vorausschauender Fußgängerschutz erforderlich, um die Euro-NCAP-Höchstbewertung von fünf Sternen zu erreichen. Bis zu 72 Prozent aller Auffahrunfälle mit Personenschäden könnten in Deutschland vermieden werden, hätten alle Fahrzeuge ein automatisches Notbremssystem an Bord. 2013 waren elf Prozent alle Neuwagen damit ausgestattet.

Intelligente Lichtsteuerung - in 20 Prozent aller Neuwagen

Besser sehen und gesehen werden ist das Ziel intelligenter Lichtsteuerungen im Fahrzeug. Bei Nachtfahrten oder im Tunnel schaltet der Assistent je nach Beleuchtungssituation selbsttätig das Abblendlicht ein und aus. Solange die Lichtsteuerung keine vorausfahrenden oder entgegenkommenden Fahrzeuge erkennt, aktiviert sie außerhalb geschlossener Ortschaften zusätzlich automatisch das Fernlicht. Intelligente Lichtsteuerungen können auch das Scheinwerferlicht permanent dem Fahrbahnverlauf anpassen oder stufenlos zwischen Abblend- und Fernlicht regeln. Im Ergebnis soll das System damit für die bestmögliche Ausleuchtung der Fahrbahn sorgen, ohne andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. 20 Prozent aller Neuwagen 2013 verfügen über eine intelligente Lichtsteuerung.

Müdigkeitserkennung - in 23 Prozent aller Neuwagen

Anhand eines Lenkwinkelsensors oder der elektrischen Servolenkung analysiert die Fahrermüdigkeitserkennung permanent das Lenkverhalten des Fahrers auf für Schläfrigkeit typische Muster und registriert abrupte, kleine Lenkeingriffe. Ergänzt um weitere Parameter wie beispielsweise Fahrtdauer und Uhrzeit erkennt das System Anzeichen beginnender Müdigkeit. Bevor der Fahrer einzunicken droht, mahnt ihn in 23 Prozent der in 2013 zugelassenen Neuwagen eine Müdigkeitserkennung rechtzeitig optisch und akustisch zu Pausen.

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