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09.04.2014 | Fahrzeugtechnik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kältemittel R1234yf kann Carbonylfluorid bilden

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

1:30 Min. Lesedauer

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Das neue Kältemittel R1234yf für Klimaanlagen in Autos setzt im Brandfall das hochgiftige Kampfgas Carbonylfluorid frei, wie Chemiker der Ludwigs-Maximilians-Universität München herausgefunden haben. Die LMU-Chemiker fordern nun, die Risiken des Kältemittels neu zu bewerten.

LMU-Chemiker haben jetzt nachgewiesen, dass das neue Kältemittel R1234yf beim Verbrennen das hochgiftige Carbonylfluorid bildet, wie die Universität mitteilt. "Es war schon länger bekannt, dass R1234yf beim Verbrennen den Giftstoff Fluorwasserstoff freisetzt. Mit unserer Analyse konnten wir nun nachweisen, dass 20 Prozent der Brandgase aus dem noch giftigeren Carbonylfluorid bestehen", sagt Andreas Kornath, Professor für Anorganische Chemie an der LMU München. Über die Ergebnisse der Analyse berichten Kornath und seine Kollegen aktuell in der Zeitschrift für Naturforschung.

Carbonylfluorid ist ein Abkömmling des Kampfstoffs Phosgen, der im ersten Weltkrieg eingesetzt wurde, wie die Forscher erläutern. Bereits Fluorwasserstoff (Flusssäure) sei stark ätzend und so giftig, dass eine handtellergroße Verätzung zum Tod führen kann. Flusssäure binde das Kalzium im Körper, was Herzversagen auslöst, wenn kein Gegenmittel aufgetragen wird. Carbonylfluorid sei noch toxischer, da es leichter in den Körper eindringen kann. Es reize die Augen, Haut und Atemwege. Wird Carbonylfluorid eingeatmet, kann es schlimmstenfalls die Lungenbläschen verätzen, in den Blutkreislauf eindringen und zum Tod führen, erklären die Chemiker.

Aufgrund von Vorgaben der EU sind die Autohersteller verpflichtet, neue Kältemittel für die Pkw-Klimaanlagen zu verwenden. Das bisherige Kältemittel R134a ist in der EU seit dem Jahr 2011 in neuen Automodellen verboten, da es ozonschädigend ist und damit zur Klimaerwärmung beiträgt. In Deutschland ist das neue Kältemittel R1234yf bereits seit Längerem umstritten. Es gab bereits von verschiedenen Institutionen, wie der Deutschen Umwelthilfe, und auch Autoherstellern, wie Daimler, Tests, in denen festgestellt wurde, dass sich R1234yf bei Unfällen entzünden kann, und bei denen der Austritt von Flusssäure nachgewiesen wurde.

"Bisherige Risikoanalysen der Hersteller des neuen Kältemittels haben Carbonylfluorid jedoch ignoriert. Angesichts unserer Ergebnisse regen wir an, die Risiken des Kältemittels R1234yf neu zu bewerten", sagt Kornath.

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