9. Fazit und Ausblick

Für welche Leer- und Unbestimmtheitsstellen eines literarischen Gegenstandes dies gilt, hängt stets einerseits vom Gegenstand selbst und andererseits auch von dem/der Rezipient*in ab. Viele der in dem analysierten Bilderbuch als Leer- und Unbestimmtheitsstellen identifizierten Aussparungen dürften allerdings auch in anderen visuell erzählenden Bilderbüchern auftreten, da es sich dabei häufig um im monoszenischen Einzelbild nicht darstellbare Bestimmtheiten und Zusammenhänge handelt. Andererseits liegt es aufgrund der kulturellen Geteiltheit von Schemata nahe, dass den Rezipient*innen einer Kultur ähnliche Leer- und Unbestimmtheitsstellen augenscheinlich werden (vgl. Abschn. 4.​4.​3 und 4.​4.​4). Diese macht allerdings auch Unterschiede beispielsweise zwischen Erwachsenen und Kindern, erfahrenen und unerfahrenen Rezipient*innen literarischer Gegenstände wahrscheinlich.

Wie die Datenauswertung gezeigt hat, wird ein im Bild ausgespartes raumzeitliches Vorfeld in den untersuchten Rezeptionsgesprächen an keiner Stelle zum Konstruktionsgegenstand der Beiträge der Leseanfänger*innen (vgl. Abschn. 7.​4.​3).

In solchen Fällen wäre es grundsätzlich ebenso möglich, dass die Leseanfänger*innen die Leer- bzw. Unbestimmtheitsstellen (unwillkürlich) ausfüllen, ohne dies im Gespräch zu artikulieren. Die Tatsache, dass sie sich in den Gesprächen insgesamt kaum oder gar nicht zu dem durch die genannten Unbestimmtheitsstellen Ausgesparten äußern, wurde jedoch als Indiz dafür gewertet, dass derartige Konkretisationen eher selten stattfinden.

Resp. Situationsmodells.