Skip to main content

1988 | Buch

Frauen in der öffentlichen Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik

verfasst von: Dipl.-Ökonomin Hannelore Neumann

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen

insite
SUCHEN

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Untersuchungsgegenstand
Zusammenfassung
Nach fast 40 Jahren grundgesetzlich garantierter Gleichberechtigung ist die schwierige Situation von Frauen in der Berufswelt kaum leichter geworden. Frauen haben nach wie vor gegen offene und versteckte Benachteiligung auf dem Arbeitsmarkt, in Gesellschaft und Politik zu kämpfen. Frauen sind von der Unterbeschäftigung, so wie sie sich in den amtlichen Arbeitslosenzahlen darstellt, in weit überdurchschnittlichem Maße betroffen, sie stellen den überwiegenden Anteil der nicht registrierten Arbeitslosigkeit, sie nehmen auf den meisten Ebenen beruflicher Tätigkeit die weniger qualifizierten Positionen ein, sie sehen sich immer noch einer mehr oder weniger verhüllten Einkommens- und Aufstiegsdiskriminierung ausgesetzt. Derzeit erreichen die Diskriminierungen berufstätiger Frauen einen neuen Höhepunkt. Angesichts der seit 1974 chronisch andauernden Beschäftigungskrise nehmen die politischen Versuche zu, Frauen systematisch vom Arbeitsmarkt zu drängen.
Hannelore Neumann
2. Die Notwendigkeit arbeitsmarkt- und strukturpolitischer Maßnahmen für Frauen vor dem Hintergrund ihrer Situation in der Arbeitswelt
Zusammenfassung
Auffälligstes Merkmal der besonders schwierigen Situation von Frauen am Arbeitsmarkt ist ihre bereits seit lo Jahren im Vergleich zu Männern weit überproportional hohe Arbeitslosigkeit. Schon dieses offiziell registrierte Merkmal müßte ausreichen, um Frauen bei arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Vorrang einzuräumen. Dieses Erfordernis ergibt sich erst recht, wenn man bedenkt, daß die Arbeitslosenstatistik das wahre Ausmaß der Frauenerwerbslosigkeit nur höchst unzureichend widerspiegelt und durch das Kriterium der Arbeitslosigkeit nur ein Bruchteil der Diskriminierungen zum Ausdruck kommt, denen sich Frauen im Erwerbsleben in offener oder versteckter Form ausgesetzt sehen.
Hannelore Neumann
3. Die Bedeutung beruflicher Qualifizierungsmaßnahmen für Frauen - keine zentrale, aber eine notwendige Bedingung
Zusammenfassung
Wenn die grundlegende Ursache für die generelle Benachteiligung von Frauen im Berufsleben nicht in subjektiven Faktoren auf seiten der Frauen zu suchen ist, wenn ihr tatsächliches oder vermeintliches Qualifikationsdefizit und ihre angeblich distanzierte Einstellung zu Weiterbildungsmaßnahmen nicht direkte Folge ihres Bildungs-, Ausbildungs- und Erwerbsverhaltens ist, sondern wenn ihre berufliche Unterprivilegierung Folge der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung im Produktions- und Reproduktionsbereich ist (und zugleich notwendige Bedingung, um unser herkömmliches Wirtschaftssystem stabil zu halten), dann stellt sich die Frage, ob eine “Qualifizierungsoffensive” zugunsten der Frauen überhaupt ein geeignetes Mittel zur Überwindung der weiblichen Beschäftigungsbarrieren sein kann.
Hannelore Neumann
4. Anspruch und Möglichkeiten aktiver Arbeitsmarktpolitik in Form beruflicher Qualifizierung nach dem Arbeitsförderungsgesetz
Zusammenfassung
Unabhängig von den aufgezeigten Sonderbedingungen, denen Frauen in der Arbeitswelt unterliegen, und die auch der Effektivität arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen zum Abbau ihrer Benachteiligungen Grenzen setzen, stellt sich die Frage nach den generellen Zielsetzungen und Ansprüchen öffentlicher Arbeitsmarktpolitik und den Möglichkeiten ihrer Realisierung in der derzeitigen Arbeitsmarktsituation.
Hannelore Neumann
5. Fragestellungen einer Wirkungsanalyse arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen und ihre Behandlung im Rahmen dieser Untersuchung
Zusammenfassung
Eine systematische Wirkungsanalyse der beruflichen Förderungsmaßnahmen ist ein unabdingbares Element einer rationalen Arbeitsmarktpolitik. Ziel dieser Wirkungskontrolle ist es, zu einem Rückkoppelungs- und Lernprozeß bei den Trägern der Arbeitsmarktpolitik beizutragen, d.h. sie in die Lage zu versetzen, durch gegebenenfalls notwendige Änderungen der Ziele, der Instrumente und deren Anwendung den Maßnahmeeinsatz effizienter und den Zielsetzungen entsprechend wirksamer zu organisieren. Wirkungsforschung ist dabei nicht nur Ergebnis-Analyse, sondern sie muß sich auch auf den eigentlichen Ablauf der Maßnahmen beziehen.
Hannelore Neumann
6. Die untersuchten Maßnahmekategorien der beruflichen Weiterbildung
Zusammenfassung
Die drei hier untersuchten Maßnahmekategorien — Fortbildung, Umschulung, Einarbeitung -, die sich zusammenfassend als Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung bezeichnen lassen, weisen hinsichtlich verschiedener Aspekte (Zielsetzung, Grad der vermittelten Qualifikation, soziale Flankierung, qualifikatorische Voraussetzungen und somit Adressatenkreis usw.) erhebliche Unterschiede auf. Vielfältige Differenzierungen ähnlicher Art lassen sich zudem im Bereich der beruflichen Fortbildung, dem Kernstück der staatlich geförderten beruflichen Weiterbildung, feststellen. Diese Unterschiede in horizontaler und vertikaler Sicht seien im folgenden dargestellt (vgl. auch Übersicht 1).
Hannelore Neumann
7. Das Leistungsrecht für die berufliche Bildungsförderung nach dem Arbeitsförderungsgesetz und seine Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung seiner frauenspezifischen Wirkungen
Zusammenfassung
Wie bereits an anderer Stelle dargestellt, werden Frauen bzw. bestimmte Gruppen von Frauen an zwei Stellen des Arbeitsförderungsgesetzes explizit als Zielgruppen beruflicher Bildungsmaßnahmen genannt, also als Gruppen, die bei den Fördermaßnahmen öffentlicher Arbeitsmarktpolitik vorrangig zu berücksichtigen sind:
In § 2 Punkt 5 AFG wird als eine der (derzeit insgesamt acht) in § 2 enumerativ aufgeführten arbeitsmarktpolitischen Zielsetzungen des AFG bestimmt, daß die Maßnahmen dazu beitragen sollen,
“Frauen, deren Unterbringung unter den üblichen Bedingungen des Arbeitsmarktes erschwert ist, weil sie verheiratet oder aus anderen Gründen durch häusliche Pflichten gebunden sind oder waren, beruflich eingegliedert werden”.
Hannelore Neumann
8. Die Beteiligung von Frauen an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung
Zusammenfassung
1985 traten im Bundesgebiet 272.392 Männer und 136.932 Frauen und in Nordrhein-Westfalen 81.962 Männer und 37.969 Frauen neu in Maßnahmen der beruflichen Fortbildung (einschließlich Maß- nahmen zur Verbesserung der Vermittlungsaussichten), Umschu-lung oder betrieblichen Einarbeitung ein. Damit erreichte so-wohl die Zahl der männlichen als auch die Zahl der weiblichen Bildungsteilnehmer ihren quantitativen Höchststand seit Inkrafttreten des Arbeitsförderungsgesetzes in 1969.
Hannelore Neumann
9. Die Wirksamkeit der Weiterbildungsförderung von Frauen
Zusammenfassung
Die Quote der Bildungsabsolventinnen, die das Schulungsziel erreicht oder die Einarbeitung beendet haben, ist ein erster Indikator, um den Erfolg der Qualifizierungsmaßnahme zu messen. Ein erfolgreicher Abschluß gilt gemeinhin als eine der Bedingungen dafür, daß durch die Weiterbildungsmaßnahme weitere positive individuelle Effekte, d.h. eine verbesserte Wettbewerbsposition auf dem Arbeitsmarkt ausgelöst werden. Darüber hinaus sind hohe Mißerfolgsquoten ein Indiz für eine Fehlsteuerung und Ineffizienz öffentlicher Mittel zur Förderung der beruflichen Weiterbildung. Über dieses Erfolgskriterium und die hierbei deutlich werdenden geschlechtsspezifischen Disparitäten informieren die Daten in den Tabellen 68 N, 68 B, 69 N und 69 B.
Hannelore Neumann
10. Zur Berücksichtigung von Frauen bei den innerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen und den Einarbeitungshilfen des Arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms von 1979
Zusammenfassung
Das “Arbeitsmarktpolitische Programm der Bundesregierung für Regionen mit besonderen Beschäftigungsproblemen” vom 16. Mai 1979 hatte, wie bereits sein Titel zum Ausdruck bringt, vor allem zum Ziel, den gravierenden räumlichen Disparitäten in der Höhe der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Es stellt einen der ambitioniertesten Versuche in der Bundesrepublik Deutschland dar, zu einer engeren Verzahnung von Arbeitsmarktpolitik und Regionalpolitik beizutragen. Insgesamt wurden für dieses Programm fast 1 Milliarde DM öffentlicher Mittel zur Verfügung gestellt.
Hannelore Neumann
11. Frauen in Allgemeinen Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung (ABM)
Zusammenfassung
Allgemeine Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung1 (ABM) nehmen im System der aktiven Arbeitsmarktpolitik nach dem AFG eine besondere Stellung ein. Denn es handelt sich um ein Instrumentarium, das gleichzeitig auf die Angebots- und auf die Nachfrageseite des Arbeitsmarktes einwirkt:
Durch die zeitlich befristete Förderung von zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten, für die ein besonderes öffentliches Interesse besteht, und deren Förderung nach Lage und Entwick-lung des Arbeitsmarktes zweckmäBig erscheint,2 sollen die Chancen von Arbeitslosen erhöht werden, wieder (anderswo) in reguläre, dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse3 integriert zu werden. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen haben also — zumindest vorübergehend — eine unmittelbare Reduktion der Arbeitslosigkeit zur Folge, sie stellen das einzige arbeitsmarktpolitische Instrument des AFG dar, mit dem die Nachfrage nach Arbeitskräften direkt beeinflußt wird.
Hannelore Neumann
12. Frauen in der Regionalpolitik
Zusammenfassung
Die Erwerbsbeteiligung von Frauen in der BRD weist ganz erhebliche regionale Unterschiede auf. Diese Unterschiede sind naturgemäß um so größer, je kleiner die räumliche Beobachtungseinheit ist. Aussagekräftige Ergebnisse über das Ausmaß der regionalen Streuungen lassen sich daher nur auf der Grundlage eines adäquaten räumlichen Bezugsrasters ableiten. Unter den in Frage kommenden räumlichen Abgrenzungskonzeptionen erscheinen uns die 179 Arbeitsmarktregionen, die mittlerweile in der Regionalforschung auch als “Klemmer-Regionen”1 bekannt sind, dazu noch am ehesten geeignet, denn sie tragen den ökonomischen Verflechtungen auf den Arbeitsmärkten über die Berufspendlerbewegungen zwischen Wohn- und Arbeitsort (unter Berücksichtigung der normativen Bedingung einer zumutbaren Pendelbelastung) Rechnung.2
Hannelore Neumann
13. Schlußfolgerungen
Zusammenfassung
Grundsätzlich bieten die drei in dieser Arbeit untersuchten Aktionsbereiche staatlicher Politik — Qualifizierungsmaßnahmen, Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung und regionalpolitische Maßnahmen — vielfache Ansatzmöglichkeiten, um die Benachteiligung von Frauen in Beruf und Gesellschaft zumindest abzumildern. Daß die Förderpraxis allerdings das Gegenteil bewirkt, nämlich die vorhandenen geschlechtsspezifischen Disparitäten noch weiter verschärft, haben die Resultate unserer Auswertung hinlänglich belegt.
Hannelore Neumann
Backmatter
Metadaten
Titel
Frauen in der öffentlichen Arbeitsmarkt- und Strukturpolitik
verfasst von
Dipl.-Ökonomin Hannelore Neumann
Copyright-Jahr
1988
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-87590-7
Print ISBN
978-3-531-03226-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-87590-7