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1990 | Buch | 9. Auflage

Führer durch die Strömungslehre

verfasst von: Prof. Dr., Dr.-Ing. E.h.mult. Ludwig Prandtl, Prof. Dr., Dr.-Ing. E.h.mult. Klaus Oswatitsch, Prof. Dr., Dr.-Ing., E.h. Karl Wieghardt

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Eigenschaften der Flüssigkeiten und Gase. Gleichgewichtszustand
Zusammenfassung
Die Flüssigkeiten unterscheiden sich von festen Körpern durch die leichte Verschiebbarkeit ihrer Teilchen. Während bei den festen Körpern endliche, zum Teil sehr erhebliche Kräfte nötig sind, um ihre Form zu ändern, verschwinden die zur Formänderung von Flüssigkeiten erforderlichen Kräfte vollständig, wenn nur für die Formänderung hinreichend viel Zeit zur Verfügung steht. Bei raschen Formänderungen zeigen auch die Flüssigkeiten einen Widerstand, der aber nach Aufhören der Bewegung sehr schnell verschwindet. Man nennt die Eigenschaft der Flüssigkeiten, gegen Formänderung Widerstand zu leisten, Zähigkeit. Von der Zähigkeit wird in Abschnitt 4.1 ausführlich die Rede sein. Neben den gewöhnlichen, leicht beweglichen Flüssigkeiten gibt es auch sehr zähe Flüssigkeiten, deren Widerstand gegen Formänderung sehr beträchtlich ist, im Ruhezustand aber auch wieder verschwindet. Von hier aus sind alle Übergänge zum (amorphen) festen Körper möglich. Erhitztes Glas z. B. macht diese Übergänge sämtlich durch, Asphalt und ähnliche Stoffe zeigen sie bei gewöhnlichen Temperaturen.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
2. Kinematik der Flüssigkeiten. Dynamik der reibungsfreien Flüssigkeit
Zusammenfassung
Die strömenden Bewegungen der Flüssigkeiten und die der Gase zeigen so viel Gemeinsames, daß es zweckmäßig erscheint, ihre Behandlung nicht zu trennen. Die Gase sind zwar in viel höherem Maße zusammendrückbar als die Flüssigkeiten. Die Frage ist aber hier die, ob sie beim jeweils betrachteten Strömungsvorgang merkliche Zusammendrückungen erfahren oder nicht. Zu merklichem Zusammendrücken gehören beträchtliche Druckänderungen. Bei kleinen und mäßig großen Geschwindigkeiten, sowie bei mäßigen Höhenabmessungen der strömenden Gasmassen bleiben die Druckänderungen aber gegenüber dem im Mittel vorhandenen Druck gering, und die Volumenänderungen sind dann so klein, daß man sie zur Vereinfachung der Rechnung meist ganz vernachlässigt. Die Gasströmungen unterscheiden sich dann in nichts mehr von denen volumenbeständiger Flüssigkeiten. Betrachtet man Volumenänderungen von 1 % als vernachlässigbar, so darf man bei Strömungen atmosphärischer Luft von gewöhnlicher Temperatur die Gleichungen für volumenbeständige Strömung für Geschwindigkeiten des Gases bis zu rund 50 m/s und für Höhenausdehnungen bis zu 100 m anwenden (vgl. Abschnitte 2.3.2b und 1.7). Die Volumenänderungen sind rund 10% bei Strömungsgeschwindigkeiten von 150 m/s; sie werden sehr beträchtlich und beeinflussen die Strömungsform in fühlbarer Weise, wenn Strömungsgeschwindigkeiten von der Größenordnung der Schallgeschwindigkeit (rund 340 m/s) vorkommen. Bei Strömungsgeschwindigkeiten, die größer als die Schallgeschwindigkeit sind, ergibt sich sogar ein gegenüber dem bei gewöhnlichen Flüssigkeiten üblichen Verhalten völlig geänderter Charakter der Strömung.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
3. Strömung mit erheblichen Dichteänderungen (Gasdynamik)
Zusammenfassung
Erhebliche Dichte- oder Volumenänderungen ergeben sich bei den Strömungsvorgängen hauptsächlich dann, wenn es sich um Gase und Dämpfe handelt und große Druckunterschiede vorkommen. In Abschnitt 2.1 war bereits betont worden, daß bei mäßigen Druckunterschieden (die klein sind gegenüber dem absoluten Druck des Gases) die Volumenänderungen unbedeutend sind. Daher darf in diesem Fall die Gasströmung in erster Näherung nach den für volumenbeständige Flüssigkeiten geltenden Gesetzen behandelt werden. Wenn aber erhebliche Dichteänderungen auftreten, dann ist einerseits der veränderlichen Dichte wegen die Zuordnung der Geschwindigkeiten und Drücke zueinander anders als bei volumenbeständiger Strömung, andererseits ergeben sich der Kontinuität wegen bei gegebenen Geschwindigkeiten andere Querabstände der benachbarten Teilchen und daher auch andere Bahnen — oder bei gegebenen Querschnitten andere Geschwindigkeiten.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
4. Bewegung zäher Flüssigkeiten, Turbulenz, Widerstände, Technische Anwendungen
Zusammenfassung
Alle wirklichen Flüssigkeiten besitzen eine gewisse „Zähigkeit“, die sich als innere Reibung bei der Formänderung äußert. Besonders zähe Flüssigkeiten sind z. B. Honig, Glyzerin, dicke Öle. Zum Verständnis des Wesens der Zähigkeit sei zunächst folgendes einfache Beispiel betrachtet: Von zwei parallelen Platten, zwischen denen sich Flüssigkeit befindet, bewege sich die eine mit der Geschwindigkeit U in ihrer Ebene, während die andere in Ruhe ist (Bild 4.1).
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
5. Konvektive Wärme- und Stoffübertragung; Grenzschichten bei hohen Geschwindigkeiten
Zusammenfassung
Das hier in Rede stehende Gebiet ist für eine exakte theoretische Behandlung schwer zugänglich, da die Stoffwerte der Flüssigkeit, — neben den bisherigen (Dichte und Zähigkeit) noch die Wärmeleitfähigkeit und die spezifische Wärme, — sämtlich temperaturabhängig sind. Theoretisch leichter übersehbar werden die Beziehungen unter der Annahme sehr kleiner Temperaturunterschiede, für die die Stoffwerte dann wieder als Konstanten behandelt werden können. Weiter werden zunächst kleine bis mäßige Geschwindigkeiten vorausgesetzt, so daß die bei hohen Geschwindigkeiten auftretenden Reibungs- und Kompressionsarbeiten sowie Dichteänderungen infolge der Kompressibilität des Mediums in den ersten Kapiteln außer acht gelassen werden können.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
6. Strömungen mit mehreren Phasen
Zusammenfassung
Im folgenden werden Strömungen nicht-homogener Medien behandelt. Sie können aus zwei oder mehreren homogenen Teilbereichen (Phasen) mit unterschiedlichen Aggregatzuständen (gasförmig, flüssig, fest) bestehen, aber auch zwei nicht-mischbare Flüssigkeiten gehören zu diesem Themenkreis.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
7. Flugkörper, Antriebe und Strömungsmaschinen
Zusammenfassung
Eine besondere Klasse von Körperformen, bei denen ein im Verhältnis zum Widerstand möglichst großer Auftrieb angestrebt wird, ist die der Tragflügelprofile. Diese bieten der Strömung im allgemeinen eine wohlabgerundete Vorderkante und lassen die Strömung über eine scharfe Hinterkante abfließen. Ihre Dicke ist wesentlich kleiner als ihre Tiefe in Strömungsrichtung, und ihre seitliche Erstreckung ist bei vielen Anwendungen wesentlich größer als diese.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
8. Strömungen in der Atmosphäre
Zusammenfassung
Da die Erde nahezu Kugelgestalt hat, erweist sich in der Geophysik die Verwendung von Kugelkoordinaten (λ, ϕ, r) als die zweckmäßigste. Es ist λ die geographische Länge, ϕ die geographische Breite und r der radiale Abstand vom Erdmittelpunkt.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
9. Strömungen im Ozean
Zusammenfassung
Als unabhängige Veränderliche werden wie im vorausgegangenen Kapitel die kartesischen Koordinaten x, y, z und die Zeit t verwendet. Dabei weist z stets in den Zenit, x,y kennzeichnen Horizontalrichtungen in der Tangentialebene an die Erdkugel. Der Ursprung liegt im ungestörten Meeresniveau. z = η(x, y, t) kennzeichnet die Meeresoberfläche, z = − h (x, y) den Meeresboden. Bei globalen Betrachtungen müssen allerdings wie in Abschnitt 8.1.3 Kugelkoordinaten verwendet werden.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
10. Aerodynamisches und hydrodynamisches Versuchswesen
Zusammenfassung
Vielfach liegt die Aufgabe vor, die Bewegungen eines Körpers relativ zu einer sonst ungestörten Flüssigkeitsmasse zu studieren. Hier sind zwei Methoden brauchbar. Entweder bewegt man den Körper in der vorher genügend beruhigten Flüssigkeit oder man läßt einen gleichförmigen Strom der Flüssigkeit gegen den Körper strömen. Die erste Methode ist besonders für Wasserversuche geeignet; für die Anwendung in Luft hat sich die Schleppmethode als weniger geeignet erwiesen. Zunächst bereiten hier die im allgemeinen erforderlichen hohen Schleppgeschwindigkeiten große Schwierigkeiten. Da man ferner genötigt ist, die Modelle verhältnismäßig schwer gegenüber der verdrängten Luftmasse zu machen, überwiegen die bei unbeabsichtigten kleinen Beschleunigungen des Modells auftretenden Massenkräfte die zu messenden Kräfte in solchem Maße, daß die Messungen leicht ungenau werden. Außerdem machen sich die von dem Meßwagen ausgehenden Störungen stark bemerkbar, da dieser sich hier im gleichen Medium wie das Modell bewegt. Trotz dieser Schwierigkeiten werden gelegentlich von Raketenschlitten oder von frei fliegenden Raketen geschleppte Modelle untersucht, wobei die Meßergebnisse entweder registriert oder telemetrisch übertragen werden. Soweit die Modelle eigenstabil sind, untersucht man sie auch freifliegend, d.h., man trennt sie in der Luft von der zum Beschleunigen benötigten Rakete.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
11. Verschiedene Einzelausführungen
Zusammenfassung
Elektrische und magnetische Felder üben auf bewegte Ladungsträger Kräfte aus. In geeigneten Flüssigkeiten, beispielsweise in Elektrolyten, sind Salze in Form von positiven und negativen Ionen (Ladungsträger) gelöst. Gase zerfallen bei hohen Temperaturen, wie sie etwa bei schnell fliegenden Körpern oder thermonuklearen Reaktionen auftreten, in positive Ionen und Elektronen („Plasma“, vgl. Abschnitt 3.16). Das unter normalen Bedingungen flüssige Quecksilber weist freie Elektronen und positive Ionen auf. Aus diesen angedeuteten Beispielen ist bereits zweierlei ersichtlich: Die in Betracht kommenden Medien (Flüssigkeiten und Gase) weisen eine hohe elektrische Leitfähigkeit und eine große Anzahl von Ladungsträgern auf. Sie sind (ihrer Entstehung nach) elektrisch neutral, d.h., die positiven und negativen Ladungen halten einander in jedem Teilbereich das Gleichgewicht wegen der äußerst schnell ausgleichenden Wirkung der hohen Leitfähigkeit. Der elektrisch neutrale Zustand schließt natürlich elektrische Ströme keineswegs aus. Es entfällt aber die Kraftwirkung zufolge der elektrischen Felder (Coulombsches Gesetz), so daß nur jene infolge von Magnetfeldern zu betrachten sind (Lorentz-Kraft):
$$ K = j{\rm X}B $$
(11-1)
.
Ludwig Prandtl, Klaus Oswatitsch, Karl Wieghardt
Backmatter
Metadaten
Titel
Führer durch die Strömungslehre
verfasst von
Prof. Dr., Dr.-Ing. E.h.mult. Ludwig Prandtl
Prof. Dr., Dr.-Ing. E.h.mult. Klaus Oswatitsch
Prof. Dr., Dr.-Ing., E.h. Karl Wieghardt
Copyright-Jahr
1990
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-99491-2
Print ISBN
978-3-322-99492-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99491-2