Großreinemachen

das Frühjahr ist die Zeit des Aufräumens nach der kalten Jahreszeit und des positiven Blicks ins bevorstehende Jahr. Das fällt nicht immer leicht, schließlich waren die vergangenen Jahre eher von Ernüchterung geprägt, aber kleine Schritte in die richtige Richtung gab es zumindest. So hat es der Wasserstoff endlich in ernsthaft geführte politische Diskussionen geschafft. Gut, das Ausbautempo ist deutlich zu gering, und es ist noch nicht klar, in welchen Bereichen der wenige grüne Wasserstoff dann auch wirklich eingesetzt werden soll. Ein Anfang ist aber getan.

Auch setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Bestandsflotte zum Erreichen der Klimaschutzziele eingebunden werden muss. Das funktioniert mit synthetischen Kraftstoffen, die stufenweise dem fossilen Kraftstoff beigemischt werden. Der Anteil der synthetischen Kraftstoffe wird schrittweise erhöht werden, bis sie schließlich Benzin und Diesel ersetzen. Bis 2030 sollen nach Plänen der EU 5,7 % der Kraftstoffe nichtfossilen, nichtbiologischen Ursprungs sein. Ein schönes Ziel, auch wenn hierfür ebenfalls Mengen an Wasserstoff vonnöten sind, die in Europa gar nicht hergestellt werden können.

HVO kann als Biokraftstoff zur massiven CO₂-Reduktion in der Fahrzeugflotte beitragen. Verschiedene Quellen sprechen von etwa 90 %. Doch der Dieselersatz steht wegen der Verwendung von Palmöl zur Produktion zurecht in der Kritik. 2023 wird sich das ändern, denn Palmöl darf künftig für Biokraftstoff in Deutschland nicht mehr eingesetzt werden. Große Hersteller haben die Produktion bereits auf andere Öle und Reststoffe umgestellt, und viele OEMs haben ihre Aggregate für den alternativen Kraftstoff freigegeben.

Natürlich wird auch die Elektromobilität weiter vorangetrieben, scheinbar kehrt aber auch hier ein gewisser Realismus ein. So bewertet VW seine Zukunftsprojekte neu, stärkt das Stammwerk in Wolfsburg und verabschiedet sich ganz nebenbei von der Idee des BEV für unter 20.000 Euro. Das wird den Hochlauf nicht unbedingt unterstützen, aber wenigstens ist es ehrlich.

Wird dann noch die Lieferkette bereinigt und die Wertschöpfung zurück nach Europa geholt, kann es ein schönes Jahr 2023 werden.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre dieser MTZ.

Stellvertretender Chefredakteur