2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Grundlinien der Entwicklung zu einer modernen Sozialstruktur
Erschienen in: Die Sozialstruktur Deutschlands
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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In der folgenden Bilanz werde ich die Grundlinien der sozialstrukturellen Entwicklung in der alten Bundesrepublik, in der DDR und im vereinten Deutschland, die in den vorangehenden Kapiteln im Detail dargestellt wurden, stark komprimiert zusammenfassen. Gleichzeitig interpretiere ich sie im Rahmen der neueren Varianten der Modernisierungs-theorie. Diese befasst sich „vornehmlich mit tiefgreifenden Wandlungsprozessen langfristiger Art, die zumindest ex post eine klare Richtung haben“ (
Zapf
2001, 493). Die Konzepte „moderne Gesellschaft“ und „Modernisierung“ sind weder eindeutig noch unumstritten. Insbesondere unter Ostdeutschen stößt die modernisierungstheoretische Perspektive auf Vorbehalte: Ihr „Westzentrismus“ kollidiert mit ostdeutschen Befindlichkeiten, denn sie rückt die „Rückschrittlichkeit“ in Ostdeutschland und die Grundtendenz zur „Anpassung an den fortschrittlichen Westen“ ins Zentrum und nicht so sehr die ostdeutschen Besonderheiten und deren Überleben bzw. Herausbildung (vgl. z. B. Reißig 1998, 315 ff.). Dennoch ist sie besser als andere Begriffe und Theorien in der Lage, wichtige Entwicklungstendenzen der Sozialstruktur im geteilten Deutschland zu bündeln und zu vergleichen sowie den sozialstrukturellen Wandel im vereinten Deutschland - die relative Kontinuität im Westen und die starken Umbrüche im Osten - zu beschreiben, zu verstehen und zu erklären. Die Renaissance der Modernisierungskonzepte seit den 1980er Jahren - insbesondere nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Systeme - kommt nicht von ungefähr.
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Ein kurzer Rückblick in die Geschichte der Modernisierungstheorien soll dazu beitragen, die Einseitigkeiten und Gefahren, die mit ihrer Verwendung einhergehen können, zu minimieren.