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2014 | OriginalPaper | Buchkapitel

5. Hydrothermale Nutzung

verfasst von : Johann Goldbrunner

Erschienen in: Handbuch Tiefe Geothermie

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Zusammenfassung

Hydrothermale Nutzung erfolgt aus und in natürlichen Grundwasserleitern (Aquiferen), deren Durchlässigkeiten gegebenenfalls durch Stimulationen verbessert werden. In Deutschland und Österreich beschränkt sich die Erschließung derzeit auf Systeme mit niedriger Enthalpie. Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit der Nutzungsanlagen ist neben dem Wärmeinhalt die Transmissivität des erschlossenen Aquifers. Als Untergrenze der Wirtschaftlichkeit ist eine Transmissivität von 2 × 10−4 m²/s anzusehen, dies entspricht einer notwendigen Pumpenleistung für die Förderung bzw. die Reinjektion eines Volumenstromes von 80 l/s in der Größenordnung von 700 kWel.
Der Malmaquifer im Süddeutschen und Oberösterreichischen Molassebecken unterliegt im Umkreis von München und im niederbayerisch‐oberösterreichischen Innviertel einer intensiven Nutzung bei hoher Anlagendichte. Der bewilligte kumulative Volumenstrom für Entnahme und Reinjektion der um die bayerische Landeshauptstadt gelegenen Projekte beträgt 1395 l/s. Dies entspricht bei einer einer Spreizung von 45 K einer thermischen Leistung von ca. 260 MW. Die hydraulisch‐thermische Modellierung mit einem 3D‐FE‐Modell wies die Raumverträglichkeit der Nutzungen und eine nur geringe gegenseitige Beeinflussung der Anlagen nach. Die thermischen Auswirkungen der Reinjektion beschränken sich auf die Nahreiche der jeweiligen Reinjektionsbohrlöcher.
Im niederbayerisch‐oberösterreichischen Innviertel ist eine ähnlich hohe Konzentration von hydrothermalen Anlagen gegeben wie im Großraum München. Die Thermalwasserbilanz in diesem Raum wird durch die Nettoentnahme von ca. 50 l/s für balneologische Anlagen bestimmt. Die Druckentwicklung von den 1970er bis Ende der 1990er Jahren zeigt das Bild eines überbeanspruchten Aquifers. Mit dem Einsetzen der Reinjektion der Geothermischen Anlagen konnte eine Stabilisierung der Druckverhältnisse erreicht werden.
Die größte geothermische Anlage in Niederbayern/Oberösterreich ist Simbach‐Braunau. Bei einem Anschlusswert des Fernwärmenetzes von 41,7 MW beträgt die Leistung der Geothermie 9,3 MW, der geothermische Anteil an der Jahresarbeit von ca. 62 GWh liegt jedoch zwischen 66 und über 70 %, was umso bemerkenswerter ist, da die Wellhead‐Temperatur 80,5 °C, die Netztemperatur jedoch 110 °C. Dies zeigt die besondere Stärke der Geothermie durch ihre Grundlastfähigkeit.
Die möglichst umfassende Nutzung der Geothermie durch eine Kaskadennutzung ist ein wesentlicher Beitrag zur Hebung der Wirtschaftlichkeit einer geothermischen Anlage. In diesem Zusammenhang sind die Ergebnisse von hydraulisch‐thermischen Modellrechnungen von Bedeutung, welche die geringe laterale Ausdehnung der sich um die Reinjektionsbohrung ausbildenden Abkühlungsfronten bei geringer Abhängigkeit von der Reinjektionstemperatur zeigen.
Beispiele von umgesetzten Kaskaden im Oberösterreichischen Molassbecken und dem Steirischen Becken zeigen die Machbarkeit dieser Ansätze bei unterschiedlichen Fördertemperaturen.

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Literatur
Zurück zum Zitat Birner, J., Jodocy, T., Savvatis, M., Schneider, A., Stober, M.I.: Hydraulische Eigenschaften des Malmaquifers im Süddeutschen Molassebecken und ihre Bedeutung für die geothermische Erschließung. Zeitschrift für geologische Wissenschaften 40, 133–156 (2012) Birner, J., Jodocy, T., Savvatis, M., Schneider, A., Stober, M.I.: Hydraulische Eigenschaften des Malmaquifers im Süddeutschen Molassebecken und ihre Bedeutung für die geothermische Erschließung. Zeitschrift für geologische Wissenschaften 40, 133–156 (2012)
Zurück zum Zitat Contoux, C., Violette, S., Vivona, R., Goblet, P., Patriarchi, D.: How basin models results enable the study of multi‐layer aquifer response to pumping; the Paris Basin, France. Hydrogeology Journal 21, 545–557 (2013)CrossRef Contoux, C., Violette, S., Vivona, R., Goblet, P., Patriarchi, D.: How basin models results enable the study of multi‐layer aquifer response to pumping; the Paris Basin, France. Hydrogeology Journal 21, 545–557 (2013)CrossRef
Zurück zum Zitat Expertengruppe „Tiefenwasser“ im Auftrag der Ständigen Gewässer-Kommission nach dem Regensburger Vertrag: Grundsatzpapiere zur Thermalwassernutzung im niederbayerisch‐oberösterreichischen Molassebecken (2012). 94 S.; Stand Juli 2012 Expertengruppe „Tiefenwasser“ im Auftrag der Ständigen Gewässer-Kommission nach dem Regensburger Vertrag: Grundsatzpapiere zur Thermalwassernutzung im niederbayerisch‐oberösterreichischen Molassebecken (2012). 94 S.; Stand Juli 2012
Zurück zum Zitat Goldbrunner, J., Huber, B., Kohl, T., Baujard, C., Gold, M., Heiss, H.P., Shirbaz, A.: Thermische Auswirkungen von Thermalwassernutzungen im oberösterreichisch‐niederbayerischen Innviertel. Endbericht. Zürich (2007). 291 S., 15 Beil., 2 DVDs Goldbrunner, J., Huber, B., Kohl, T., Baujard, C., Gold, M., Heiss, H.P., Shirbaz, A.: Thermische Auswirkungen von Thermalwassernutzungen im oberösterreichisch‐niederbayerischen Innviertel. Endbericht. Zürich (2007). 291 S., 15 Beil., 2 DVDs
Zurück zum Zitat Goldbrunner, J., Shirbaz, A., Vasvari, V., Huber, B., Blaschke, A.P.: DATS Defizitanalyse für das 2D Thermalwasser Strömungsmodell zur Bilanzierung des Thermalwasservorkommens im niederbayerisch‐oberösterreichischen Molassebecken Endbericht. Graz‐Augsburg‐Wien (2012). Unveröff. Ber., 121 S., 15 Beil., VII Anl. Goldbrunner, J., Shirbaz, A., Vasvari, V., Huber, B., Blaschke, A.P.: DATS Defizitanalyse für das 2D Thermalwasser Strömungsmodell zur Bilanzierung des Thermalwasservorkommens im niederbayerisch‐oberösterreichischen Molassebecken Endbericht. Graz‐Augsburg‐Wien (2012). Unveröff. Ber., 121 S., 15 Beil., VII Anl.
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Zurück zum Zitat Matthes, L.: Möglichkeiten der Injektivitätsverbesserung von Geothermiebohrungen mittels CO2 Vortrag gehalten am 2. Internationalen Geothermie‐Kongress, St. Gallen, 22.–23. Mai 2013 (2013) Matthes, L.: Möglichkeiten der Injektivitätsverbesserung von Geothermiebohrungen mittels CO2 Vortrag gehalten am 2. Internationalen Geothermie‐Kongress, St. Gallen, 22.–23. Mai 2013 (2013)
Zurück zum Zitat Nathan, H.: Geologische Ergebnisse der Erdölbohrungen im Bayerischen Innviertel Geologica Bavarica, Bd. 1. München (1949). 68 Seiten, 1 Tafel, 5 Abb. Nathan, H.: Geologische Ergebnisse der Erdölbohrungen im Bayerischen Innviertel Geologica Bavarica, Bd. 1. München (1949). 68 Seiten, 1 Tafel, 5 Abb.
Zurück zum Zitat Schulz, R., Thomas, R.: Geothermische Charakterisierung von karstig‐klüftigen Aquiferen im Großraum‐München Endbericht LIAG‐Bericht, Bd. Archiv‐Nr. 130 392. Hannover (2012). 98 S., 06.03.2012 Schulz, R., Thomas, R.: Geothermische Charakterisierung von karstig‐klüftigen Aquiferen im Großraum‐München Endbericht LIAG‐Bericht, Bd. Archiv‐Nr. 130 392. Hannover (2012). 98 S., 06.03.2012
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Metadaten
Titel
Hydrothermale Nutzung
verfasst von
Johann Goldbrunner
Copyright-Jahr
2014
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-54511-5_5