2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Ideologien
verfasst von : Kai Arzheimer
Erschienen in: Politische Soziologie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Begriff der „Ideologie“ bzw. „Ideologien“ ist ein zentrales, zugleich aber auch kontroverses und vielschichtiges Konzept der Politikwissenschaft, das mit zahlreichen Konnotationen aufgeladen ist. Im nachrevolutionären Frankreich als eine erklärtermaßen neutrale Bezeichnung entwickelt, um eine „objektive“ Geschichte der politischen Ideen zu begründen, avancierte es unter dem Einfluss von Karl Marx und Friedrich Engels zu einem politischen Kampfbegriff, der vor allem auf die herrschaftsstabilisierende Funktion der etablierten politischen Philosophien abzielte. Erst im frühen 20. Jahrhundert findet sich im Werk Karl Mannheims ein neuer Versuch, einen positiven bzw. neutralen Ideologiebegriff für die Soziologie fruchtbar zu machen. Unter dem Eindruck der totalitären Diktaturen in Deutschland und der UdSSR wurde „Ideologie“ jedoch bald wiederum in erster Linie mit sinistren philosophischen Systemen assoziiert, die ein verzerrtes Bild der Welt zeichnen, um die Menschen im Sinne der Politik zu beeinflussen und deren Herrschaft zu legitimieren. Erst als in den frühen 1960er Jahren das „Ende der Ideologien“ ausgerufen wurde (
Bell 1960
), konnte sich der Begriff in der Wissenschaft als allgemeine Bezeichnung für die großen politischen Strömungen der Gegenwart etablieren.