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2001 | Buch

Informationsvermittlung im Zeitalter der Unterhaltung

Eine Langzeitanalyse politischer Fernsehmagazine

verfasst von: Claudia Wegener

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Studien zur Kommunikationswissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Politische Magazine gehören zu den ältesten Sendeformen des deutschen Fernsehprogramms. Die ersten politischen Magazine, die sich auch als solche verstanden, waren „Panorama“ und „Anno“ — letzteres nennt sich heute „Report“. Beide Magazine werden seit mehr als fünfunddreißig Jahren im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens ausgestrahlt, eine Reihe weiterer Magazine ist hinzugekommen. Zu den Aufgaben politischer Magazine zählt seit je her die Faktendimensionierung, also eine Einordnung, Erläuterung und Kommentierung gesellschaftspolitischer Zusammenhänge. Mit dieser Aufgabe können sie als fernsehspezifische Ergänzung der Nachrichtensendungen angesehen werden, deren Berichterstattung für das Verständnis komplexer politischer und gesellschaftlicher Prozesse allein nicht ausreicht. Darüber hinaus handelt es sich um eine Sendeform, die von den Programmverantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens seit Jahrzehnten als fester Bestandteil des Informationsprogramms gesehen und von den Zuschauern als solcher akzeptiert wird. Die Entwicklung politischer Informationsmagazine ist nicht nur die Geschichte einer beliebigen Sendeform. Dieses Genre kann als Vorbild für eine Form der politischen Informationsvermittlung im Fernsehen gesehen werden, die sich mit Hintergründen, komplexen Zusammenhängen und der Einordnung von „Schlagzeilen“ in einen Gesamt-Kontext beschäftigt.
Claudia Wegener
2. Die Informationsleistung des Fernsehens im dualen Rundfunksystem
Zusammenfassung
Seit der Einführung des privaten Fernsehens sind öffentliche und wissenschaftliche Diskussionen um das Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland maßgeblich durch die Dualität öffentlich-rechtlicher und privater Veranstalter bestimmt. Das duale Rundfunksystem hat im Laufe der vergangenen vierzehn Jahre eine Reihe von Veränderungen, Neuerungen und auch Problemen mit sich gebracht, die zum einen Gegenstand öffentlicher Debatten sind, zum anderen im Zentrum zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen und Analysen stehen. Neben grundsätzlichen Diskussionen, die den generellen Bedeutungswandel des Mediums Fernsehen betreffen, sind insbesondere drei Aspekte im Hinblick auf die Konkurrenz öffentlich-rechtlicher und privater Anbieter diskutiert worden. Erstens werden ökonomische und juristische Fragen aufgeworfen, zweitens beschäftigt sich der öffentliche und wissenschaftliche Diskurs mit Fragen der Veränderung von Programmstruktur und Programminhalten, und drittens stehen Aspekte der veränderten Mediennutzung im Vordergrund, die sich aus dem Nebeneinander öffentlich-rechtlicher und privatkommerzieller Programme ergeben. Im Rahmen dieser verschiedenen Aspekte spielt die Informationsleistung der Massenmedien jeweils eine wichtige Rolle. Sie ist in Fragen der Ökonomie und der Rechtstheorie eingebunden, sie prägt die Diskussionen um Programmstruktur und Programminhalte und findet sich in der Auseinandersetzung um Mediennutzung und Mediengewohnheiten der Rezipienten wieder. Im folgenden soll daher dargestellt werden, welche Bedeutung die Informationsleistung des Fernsehens — unter Berücksichtigung der angeführten Aspekte — im dualen Mediensystem einnimmt.
Claudia Wegener
3. Politische Magazine im Fernsehen
Zusammenfassung
Bei der Bezeichnung ‘Magazin’ werden häufig die klassischen Magazine der Printmedien assoziiert, als deren älteste und wohl auch populärste Ausgabe der „Spiegel“ angesehen werden kann. Neben den Zeitschriftenmagazinen findet sich die Magazin-Form darüber hinaus im Hörfunk, bei der es sich „um locker zusammengefügte, moderierte Teile unterhaltender bzw. informierender Art innerhalb eines Rahmenprogramms von Werbung und/oder Musik handelt“ (Kreuzer, 1988, S. 9). Das Fernsehmagazin — als dritte Variante des Magazin-Formats — hat sich seit den sechziger Jahren im Programm des bundesrepublikanischen Fernsehens etabliert. Kennzeichnend für dieses Sendeformat sind
  • — die Periodizität hinsichtlich der Erscheinungsweise der einzelnen Magazinausgaben,
  • — das Baukastenprinzip als typisches Element der Magazinstruktur und ferner
  • — die Moderation als verbindende Komponente zwischen den einzelnen Magazinbeiträgen.
Claudia Wegener
4. Information im “Zeitalter der Unterhaltung”
Zusammenfassung
Dass die Informationsleistung der Massenmedien positiv zu beurteilen ist — sofern sie nicht zu Propaganda- oder Manipulationszwecken missbraucht wird — kann kaum bestritten werden. Die Beurteilung der massenmedialen Unterhaltung hingegen wird ambivalent diskutiert. Obwohl — oder gerade weil — sie die Menschen ablenkt und ihnen Vergnügen bereitet, wird sie nicht durchgehend befürwortet und findet immer wieder ihre Kritiker. So werden die Massenmedien als Unterhaltungsmedien seit ihrem Aufkommen in zahlreichen Diskursen kritisch hinterfragt und in ihren potentiellen Auswirkungen vielfältig erörtert. Die gesellschaftskritische Betrachtung massenmedialer Kultur wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich durch die Frankfurter Schule, insbesondere durch die “Dialektik der Aufklärung” (1947) von Adorno und Horkheimer geprägt. Nach Adorno und Horkheimer ist die unvermeidliche Konsequenz der Kulturindustrie die Anti-Aufklärung. Der Begriff Kulturindustrie ersetzt hier das Wort Massenmedien, um die naheliegende Deutung auszuschalten, es handele sich um etwas wie spontan aus den Massen selbst aufsteigende Kultur: “Weder geht es um die Massen an erster Stelle, noch um die Techniken der Kommunikation als solche, sondern um den Geist, der ihnen eingeblasen wird” (Adorno, 1985, S. 477). Die Informationen, um deren Verbreitung sich die Kulturindustrie bemüht, sind ‘ärmlich’ oder ‘gleichgültig’, die Ratschläge, die man aus den kulturindustriellen Manifestationen herausliest, nichtssagend banal oder schlimmer. Die angeblich segensreichen, entlastenden Verhaltensmuster schließlich bezeichnen Adorno und Horkheimer als schamlos konformistisch. Die Kulturindustrie insgesamt führt ihrer Ansicht nach zu einer Fesselung des Bewusstseins und verhindert die Bildung autonomer, selbständiger bewusst urteilender und sich entscheidender Individuen.
Claudia Wegener
5. Strategien affektiver Akzentuierung nicht-fiktionaler Informationssendungen
Zusammenfassung
In den vorherigen Abschnitten sind unterschiedliche Strategien dargestellt worden, die in bisher vorliegenden Studien als affektive Akzentuierung von Nicht-Fiktion-Programmen bzw. -Informationsprogrammen gewertet wurden. Im folgenden soll auf zwei charakteristische Merkmale affektiver Informationsvermittlung eingegangen werden, die erstens in unterschiedlichen Forschungsarbeiten übereinstimmend als massenattraktiv, unterhaltend und schließlich emotional beschrieben werden, die zweitens beim Rezipienten emotionale Reaktionen zwar nicht automatisch auslösen, sie nach Aussagen einschlägiger Untersuchungen jedoch offensichtlich begünstigen, und bei deren Einsatz drittens von einer Unterhaltungsintention des Kommunikators ausgegangen werden kann (vgl. Kapitel 4.3). Es handelt sich dabei um die im Rahmen der Nachrichtenwerttheorie als Nachrichtenfaktoren identifizierten Strategien der Personalisierung und der Emotionalisierung (vgl. Galtung & Ruge, 1965; Schulz, 1990). Welchen Stellenwert diese Faktoren im Rahmen der Nachrichtenwerttheorie einnehmen, soll zunächst gezeigt werden. Anschließend wird ausdifferenziert, in welcher Form die Umsetzung dieser Nachrichtenfaktoren im Informationsprogramm des Fernsehens erfolgen kann. Diese Art der Ausdifferenzierung kann gleichzeitig als eine Operationalisierung der Faktoren gesehen werden, die die Grundlage der empirischen Untersuchung darstellt.
Claudia Wegener
6. Anlage und Durchführung der empirischen Untersuchung
Zusammenfassung
Das Forschungsdesign der vorliegenden Arbeit orientiert sich an der Fragestellung der Untersuchung: Wie haben sich die klassischen politischen Magazine der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF seit der Einführung des dualen Systems hinsichtlich ihrer formalen und inhaltlichen Aufbereitung verändert? Die folgenden Ausführungen beschreiben zunächst die gewählte Methode. Darüber hinaus wird das analysierte Untersuchungsmaterial dargestellt sowie dessen Auswahl begründet. Die Definition der Analyseebenen sowie die Auswahl und die Erstellung der Kategorien der Inhaltsanalyse werden dem Leser anschließend erläutert.
Claudia Wegener
7. Ergebnisse
Zusammenfassung
Im folgenden soll die inhaltliche und formale Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Magazine “Report/SWF”, “Report/BR”, “Monitor”, “Panorama”, “Kontraste”, “ZDF-Magazin” (bzw. “Studio I” und “Frontal”) und “Kennzeichen D” seit der Einführung des dualen Systems dargestellt werden. Zudem erfolgt ein Vergleich der politischen Magazine öffentlich-rechtlicher Anstalten mit ausgewählten Magazinen der privat-kommerziellen Sendeanstalten. Konkret handelt es sich hier um die Sendungen “Spiegel-TV” (RTL), “Stern-TV” (RTL) und “Focus-TV” (Pro7). Die Ergebnisse sind das Resultat einer systematischen quantitativen Inhaltsanalyse (vgl. Kapitel 6), der drei Erhebungszeiträume zugrunde lagen. Im Rahmen der Auswertungen gilt es zunächst einmal der Frage nachzugehen, welchen Stellenwert die “Magazinklassiker” im Programm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens einnehmen, inwieweit sich die Darstellungsform der Inhalte, die Auswahl der Themen sowie der Politikbezug in einzelnen Magazinen verändert haben und wie sich diese Magazine von entsprechenden Angeboten privat-kommerzieller Sender unterscheiden. Auf diese Weise kann nicht nur die Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Magazine dargelegt werden, darüber hinaus können — im Sinne der von Merten formulierten Hypothese gerichteter Konvergenz (vgl. Kapitel 2.2.2) — Aussagen darüber gemacht werden, ob und in welcher Form sich die klassischen Magazine denen der privaten Konkurrenzprogramme im Laufe der Zeit angenähert haben.
Claudia Wegener
8. Resümee
Zusammenfassung
Die inhaltliche Analyse öffentlich-rechtlicher politischer Magazine seit der Einführung des dualen Rundfunksystems hat zu zahlreichen Ergebnissen geführt, die in den vorhergehenden Kapiteln ausführlich dargestellt worden sind. In dem folgenden Resümee soll daher lediglich auf zentrale Ergebnisse der Inhaltsanalyse eingegangen werden, wobei deren Präsentation hier mit ihrer kritischen Diskussion verbunden sein wird. In diesem Zusammenhang werden die Untersuchungsergebnisse nicht nur im Kontext der Konvergenzhypothese diskutiert, die eine pointierte Gegenüberstellung politischer Magazine öffentlich-rechtlicher und privater Sender erlaubt. Darüber hinaus wird der Versuch einer Bewertung der analysierten Tendenzen politischer Magazine unternommen. In dieser soll dargelegt werden, inwieweit sich aus den Untersuchungsergebnissen Rückschlüsse auf die — sich möglicherweise verändernde -Qualität der politischen Magazine ziehen lassen.
Claudia Wegener
9. Literaturverzeichnis
Claudia Wegener
10. Anhang
Claudia Wegener
Metadaten
Titel
Informationsvermittlung im Zeitalter der Unterhaltung
verfasst von
Claudia Wegener
Copyright-Jahr
2001
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-663-10351-6
Print ISBN
978-3-531-13592-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-10351-6