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1997 | Buch

Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung

Prozeßbetrachtung — Anlegerverhalten — Kultureinflüsse

verfasst von: Dr. Patrick Schmidl, promovierte

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : mir-Edition

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung in die Problemstellung
Zusammenfassung
Die Betriebswirtschaflslehre ist eine relativ junge Wissenschaft.1 Zu ihren jüngsten Forschungsrichtungen gehört das Internationale Management.2 Eine bedeutende institutionelle Verankerung dieses Fachgebietes an wissenschaftlichen Hochschulen in deutschsprachigen Ländern kann erst seit Ende der achtziger Jahre konstatiert werden.3 Es verwundert daher auch nicht, daß das Fachgebiet Internationales Management über gewisse Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber anderen Teilgebieten der Betriebswirtschaflslehre verfügt.4 Einigkeit dürfte darüber herrschen, daß das Internationale Management als eigenständige Forschungsrichtung im Sinne der Kantschen Erkenntnistheorie nur dann als wissenschaftliche Teildisziplin bestehen kann, wenn es einen eigenen hard core besitzt, der über die Einbeziehung internationaler Aspekte in andere Funktionsbereiche der Betriebswirtschaflslehre hinausgeht.5 Das bedeutet zugleich auch, daß allgemeine Forschungsansätze des Internationalen Managements prinzipiell zu einem wissenschaftlichen Fortschritt in den wesentlichen Funktionsbereichen der Betriebswirtschaflslehre führen sollten.
Patrick Schmidl
2. Eine Begriffsklärung zur Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung und ihre Einordnung in das Gesamtkonzept der Internationalisierung
Zusammenfassung
Zum Begriff der „Internationalisierung“ liegt eine nur mehr schwer zu übersehende Anzahl an Veröffentlichungen vor. Trotz der intensiven Beschäftigung, auch der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre, mit Fragen der Internationalisierung17 gibt es heute keine einheitliche Bestimmung des Begriffs.18 Die Mehrzahl der Autoren entzieht sich einer exakten Definition.19 Betrachtet man jene Veröffentlichungen, welche eine mehr oder weniger genaue Begriffsbestimmung der Internationalisierung vornehmen, kann praktisch nur festgehalten werden, daß unter Internationalisierung eines Unternehmens nach herrschender Lehre ein in verstärktem Maße das Ausland einbeziehender Prozeß wirtschaftlicher Tätigkeit zu verstehen ist.20
Patrick Schmidl
3. Die Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung in der Finanzierungstheorie
Zusammenfassung
Die nachfolgenden Ausführungen dienen dazu aufzuzeigen, weshalb zur Erklärung der Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung in dieser Arbeit nicht auf Erkenntnissen der bisherigen Finanzierungsforschung aufgebaut wird und statt dessen nach einem eigenständigen Erklärungsansatz gesucht wird. Mit einer historischen Analyse der wichtigsten Entwicklungen der Finanzierungsforschung wird verdeutlicht, weshalb diese nur bedingt dazu geeignet erscheint, zu einem tiefergehenden Verständnis des Prozesses der Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung beizutragen. Anschließend werden mit dem Internationalen Capital-Asset-Pricing-Modell und Theorieansätzen zu einem Finanzmarketing die beiden wohl bedeutendsten Erklärungsansätze der bisherigen Finanzierungsforschung zum Vorhandensein internationaler Unternehmensfinanzierung aufgegriffen. Die zuvor abgeleitete grundsätzliche Erklärungsschwäche der Finanzierungsforschung gegenüber dem Prozeß der Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung wird anhand der beiden Ansätze konkretisiert. Dieser kritischen Auseinandersetzung mit dem Stand der Finanzierungsforschung folgt in Kapitel 4 der Versuch eines Zugangs zum Untersuchungsgegenstand über die Analyse „praxisnaher“ Begründungen einer internationalen Unternehmensfinanzierung. Schließlich wird in Kapitel 5 ein neuer Bezugsrahmen zum Verständnis der Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung entwickelt.
Patrick Schmidl
4. Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung aus praxisnaher Sicht
Zusammenfassung
Da eine Analyse von wesentlichen Theorieentwicklungen aus dem Bereich der Finanzierungsforschung nur bedingt zum tiefergehenden Verständnis der aufgezeigten starken Zunahme der internationalen Finanzierung beitragen konnte, sollen einige der im Vorstadium einer Theoriebildung am häufigsten genannten Gründe für diesen Prozeß näher betrachtet werden.267 Zunächst werden jene Gründe untersucht, die auf veränderte Rahmenbedingungen zurückgeführt werden können. Sieht man in der Internationalisierung der Finanzierung eine Finanzinnovation, kann auf die wissenschaftliche Diskussion der 80er Jahre zum Entstehen von Finanzinnovationen zurückgegriffen werden, um erstere zu erklären.268 Die Entwicklung von Finanzinnovationen wird dabei meist über veränderte Rahmenbedingungen an internationalen Kapitalmärkten begründet. So nennt Van Horne (1985) sechs Faktoren, die zu einer Zunahme der Anzahl von Finanzinnovationen führen:
1)
Volatile Inflationsraten und Zinssatze269
 
2)
Veränderte staatliche Regulierungen der Kapitalmärkte und deren Umgehung270
 
3)
Veränderungen in der Steuergesetzgebung
 
4)
Niveau der wirtschaftlichen Aktivität
 
5)
Wissenschaftlicher Fortschritt
 
6)
Technischer Fortschritt.271
 
Patrick Schmidl
5. Das Uppsala-Modell zur Erklärung von Internationalisierungsprozessen
Zusammenfassung
Unter dem Modell der Uppsala-Schule soll im folgenden das Modell verstanden werden, welches versucht, die Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit als inkrementalen Prozeß in Abhängigkeit von der psychischen Distanz zu erklären. Diese umfaßt dabei jene Faktoren, die den Wissenserwerb des Unternehmens über seine (potentiellen) Märkte verlangsamen können. Hierunter fallen unter anderem Sprache, Kultur, Ausbildungsniveau, wirtschaftlicher Entwicklungsstand der betroffenen Länder, aber auch die geographische Entfernung zwischen dem Heimatland des Unternehmens und anderen Ländern.438
Patrick Schmidl
6. Befragung deutscher Aktiengesellschaften zum internationalen Finanzierungsverhalten
Zusammenfassung
Um die aufgestellten Hypothesen zur Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung empirisch zu überprüfen, kann nur in begrenztem Umfang auf statistische Erhebungen amtlicher und privater Stellen zurückgegriffen werden. Eine Verwendung der wenigen vorhandenen Quellen669 kann ferner haufig nur zur Abschätzung von Zusammenhängen dienen, da das gewählte Aggregationsniveau oft nicht zwischen staatlichen Institutionen, Privatpersonen und den hier interessierenden Unternehmen unterscheidet. Ausführlichere wissenschaftliche Untersuchungen zur Gültigkeit der Theorie der Uppsala-Schule im Bereich der langfristigen Unternehmensfinanzierung liegen nicht vor. Deshalb war es für diese Arbeit erforderlich, eine eigenständige Primärerhebung durchzuführen.
Patrick Schmidl
7. Psychisch-geographische Distanz und ausländische Wertpapiere
Zusammenfassung
Befaßt man sich mit dem geographischen Anlageverhalten von Investoren, kommt man nicht umhin, sich mit der starken Übergewichtung heimischer Wertpapiere in Anlageportfolios auseinanderzusetzen.823 So weisen Tesar/Werner für die aggregierten Anlageportfolios der USA, Kanadas, Japans, Deutschlands und des Vereinigten Königreichs Anteile an heimischen Wertpapieren zwischen 97,28 (USA) und 67,86% (Großbritannien) aus.824 Zu vergleichbaren Werten kamen auch Cooper/Kaplanis, bei einer auf Aktien eingeschrankten Untersuchung.825 An deren Zahlen und dem Beispiel Italiens wird der Umfang des home bias besonders deutlich: Während der italienische Kapitalmarkt nur 1,9% der Marktkapitalisierung aller untersuchten Länder826 auf sich vereinigen konnte, bestand das aggregierte italienische Anlageportfolio in Aktien zu 91,0%827 aus italienischen Werten!
Patrick Schmidl
8. Exkurs: Internationalisierung der Unternehmensfinanzierung und Bankenexpansion im Ausland
Zusammenfassung
Nachfolgend soll explorativ untersucht werden, welche Reaktionen es seitens der Geschäftsbanken auf die aufgezeigte Zunahme der Internationalisierung von Unternehmen im güterwirtschaftlichen Bereich gibt.924 Betrachtet man die Standortwahlentscheidungen von Banken, so fällt auf, daß diese mit einem gewissen Zeitverzug zur Internationalisierung produzierender Unternehmen ebenfalls eine Internationalisierung ihrer Geschäftstätigkeit vorgenommen haben.925 Es wird im folgenden versucht, eine Brücke zwischen beiden Internationalisierungsprozessen herzustellen. Dabei bleibt jedoch zu beachten, daß auch andere Gründe als die Begleitung der Internationalisierung ihrer Kunden Banken dazu bewogen haben könnten, ihr Geschäflsstellennetz über die nationalen Grenzen hinaus auszudehnen. Dies könnten zum Beispiel die Entscheidung, das Ertragsrisiko geographisch zu streuen, mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten im heimischen Kapitalmarkt,926 neue Expansionsmöglichkeiten aufgrund zunehmender internationaler Deregulierung der Kapitalmärkte,927 die Umgehung nationaler Regulierungen, Größenvorteile durch eine Expansion928 oder Standing-Vorteile durch eine internationale Präsenz929 sein. Die Annahme eines monokausalen Zusammenhangs zwischen internationalen Standortentscheidungen von Industrieunternehmen und von Banken wird daher der tatsächlichen Komplexität der Realität nur bedingt gerecht.930
Patrick Schmidl
9. Abschließende Beurteilung der Theorie der Uppsala-Schule zur Erklärung der Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung und Ansatzpunkte für weitere Forschungen
Zusammenfassung
Nach intensiver Beschäftigung mit der Fragestellung der Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung ist abschließend festzuhalten, welchen Beitrag diese Arbeit zum Verständnis des untersuchten Forschungsgegenstandes leisten konnte und welche weiterführenden Aspekte als noch nicht beantwortet zu identifizieren waren. Beides sind wesentliche Bewertungsaspekte für eine Forschungsarbeit. Für den Untersuchenden ist verständlicherweise der unmittelbare Zuwachs an erklärendem Wissen zufriedenstellender als eine Wissensmehrung durch die Erkenntnis neuer Fra- gestellungen. Darüber, ob es sich jedoch bei einer Betrachtung aus metawissenschaftlicher Sicht ähnlich verhält, kann intensiv disputiert werden. Bisher nicht hinreichend beachtete Fragestellungen geben der Wissenschaft neue Impulse, die man in Analogie zur Theorie der nordischen Schule auch als trigger signals bezeichnen könnte. Das Hinweisen auf solche Fragestellungen erhöht die Wahrscheinlichkeit ihrer Bearbeitung. Sie werden damit zum Input für weitere Forschungsbemühungen. Der sich hieraus ergebende dynamische Charakter der Wissenschaft ist offensichtlich: Sie stellt eine inkremental voranschreitende Steigerung des Wissenstandes in einem Fachgebiet dar. Erkannte offene Fragestellungen können damit in Anlehnung an Johanson/Vahlne als change aspects der Wissenschaft bezeichnet werden. Hingegen kann man den aktuellen Stand der Forschung als state aspect charakterisieren. Welcher der beiden für den Erkenntniszuwachs wichtiger ist, ist nicht zu beantworten, da state aspects und change aspects interagieren.964 Deshalb werden die den Forschungsstand zur Internationalisierung der Unternehmenstätigkeit965 mehrenden Erkenntnisse nachfolgend bewußt mit erkannten offenen Fragestellungen „vermischt“ wiedergegeben.966 Der geneigte Leser möge dem ihn interessierenden Aspekt (Strang) eine verstärkte Beachtung schenken.
Patrick Schmidl
Backmatter
Metadaten
Titel
Internationalisierung der langfristigen Unternehmensfinanzierung
verfasst von
Dr. Patrick Schmidl, promovierte
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-89191-4
Print ISBN
978-3-409-12091-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-89191-4