Interpersonelle Kommunikation und erfolgreiches Lieferantenmanagement

Die Erfahrung zeigt: Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Managern. Teamsitzungen, das Bearbeiten von Briefen, Verhandlungen, Telefongespräche, das Lesen und Beantworten von E-Mails und informelle Gespräche am Rande nehmen einen großen Teil der täglichen Arbeitszeit in Anspruch. Bereits 1973 hat Mintzberg auf Basis von Beobachtungen und Literaturstudien den hohen Anteil kommunikativer Tätigkeiten an der Arbeit von Managern aufgezeigt. Danach verbrachten Führungskräfte mehr als 75% ihrer Arbeitszeit mit Sitzungen, ungeplanten Gesprächen und Telefongesprächen.¹ Ein Großteil der eingesetzten Arbeitszeit entfiel auf Kontakte mit Personen außerhalb der eigenen Organisation.² Die Intensität externer Kontakte war bei solchen Managern besonders hoch, die an den Schnittstellen eines Unternehmens zur Außenwelt arbeiteten.³ Ein Drittel davon entfiel auf Kommunikationen mit Lieferanten. Brinkmann, Knoth und Krämer konnten Anfang der 80er Jahre zeigen, dass der Einkauf mit zu den Tätigkeitsbereichen eines Unternehmens gehört, die über die intensivsten Außenkontakte verfügen.⁴

Die Kommunikation ist ein allgegenwärtiges Phänomen und deshalb Gegenstand sehr vieler und teilweise sehr unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen. Dementsprechend umfangreich und heterogen ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Phänomen, die sich in einer nicht zu überschauenden Zahl von wissenschaftlichen Veröffentlichungen widerspiegelt. Für die Untersuchung des Kommunikationsverhaltens von Beschaffungsmanagern sind neben Arbeiten aus dem Bereich der Betriebswirtschaftslehre vor allem solche aus der Soziologie, Psychologie und Kommunikationswissenschaft von Bedeutung. An dieser Stelle soll und kann deshalb kein Überblick der Literatur zur Thematik Kommunikation und Kommunikationsverhalten gegeben werden, ⁶⁸ da dieser selbst bei einer Konzentration auf das sozialwissenschaftliche Gedankengut naturgemäß auf einer zufälligen Auswahl beruhen und somit rudimentär bleiben würde. Wichtiger erscheint es uns an dieser Stelle, einige für das grundlegende Verständnis der Forschungsfrage und des Forschungsansatzes wichtige Begriffe und Zusammenhänge einzuführen.

Auf Basis des entworfenen Messmodells wurde eine erste Version des Fragebogens entworfen. Der Fragebogen bestand aus zwei Teilen. Im ersten Teil des Fragebogens waren die Aussagen über die 54 in Kapitel 0 erarbeiteten Items aufgeführt.⁵⁷⁴ Die Messung erfolgte mit einer Likert-Skala. Die Befragten waren aufgefordert, jeweils den Grad Ihrer Zustimmung zu den einzelnen Aussagen anzugeben.⁵⁷⁵ Der Zustimmungsgrad wurde in allen Fällen mit einer 5-Punkte-Skala gemessen, deren Ausprägungen in Tabelle 4 wiedergegeben sind. Eine 5-Punkte-Skala wurde als angemessen erachtet, da eine feinere Stufung des Zustimmungsgrads in der Regel durch Befragte nicht vorgenommen werden kann. Diese im strengen Sinne ordinalskalierten Skalen werden im Weiteren, wie in der empirischen Sozialforschung üblich, wie Intervallskalen verwendet.⁵⁷⁶

Der Fragebogen der Voruntersuchung wurde entsprechend der Änderungen des Messmodells modifiziert. Dieser neue Fragebogen umfasste die 66 Aussagen (Items) wiederum in einer zufälligen Reihenfolge, um eine Verzerrung durch die Aufeinanderfolge von Items eines Faktors zu vermeiden. Zur Erhöhung der Antwortbereitschaft wurde die Länge des Fragebogens auf 4 Seiten begrenzt.⁵⁹²

Für das in Abbildung 20 dargestellte Kausalmodell wurde die Parameterschätzung nach der Maximum-Likelihood-Methode durchgeführt, welche die Wahrscheinlichkeit, dass die durch das Modell generierte Kovarianzmatrix die empirische Kovarianzmatrix erzeugt hat, maximiert.⁶³⁶ Dabei traten keine entarteten Schätzer auf. Insbesondere waren alle geschätzten Varianzen positiv. Die geschätzten 27 Regressionskoeffizienten, welche die Effekte zwischen den latenten Variablen im Modell abbilden, sind in Tabelle 40 angeführt.

Bereits im Rahmen der Überprüfung der Hypothesen wurde ansatzweise eine erste Auslegung der Ergebnisse vorgenommen. In diesem Hauptabschnitt der Arbeit wird nun versucht, die gefundenen Erklärungen darüber hinaus verstehend zu interpretieren. Gleichzeitig soll dabei der Versuch unternommen werden, die Konsequenzen dieser Erklärungen für das reale Phänomen der externen Kommunikation von Beschaffungsmanagern tiefer zu beleuchten.

Gegenstand der Untersuchung war der komplexe Zusammenhang zwischen dem externen Kommunikationsverhalten von Beschaffungsmanagern, der Kommunikationsqualität, dem Lieferantenmanagementerfolg, der Zufriedenheit von Beschaffungsmanagern und den potentiellen Einflussgrößen des Kommunikationsverhaltens. Im Gegensatz zu früheren Untersuchungen lag dabei das Interesse auf dem interpersonellen Kommunikationsverhalten von Führungskräften und Mitarbeitern des Einkaufs und nicht auf der Unternehmenskommunikation innerhalb von Lieferanten-Abnehmer-Beziehungen.