Skip to main content

08.12.2016 | Investmentbanking | Nachricht | Online-Artikel

Großbanken werden wegen Zinsabsprachen zur Kasse gebeten

verfasst von: Barbara Bocks

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Manipulation unter anderem des Libors war einer der größten Skandale in der Bankenbranche der vergangenen Jahre. Die Europäische Kommission greift nun weiter durch.

Die EU-Kommission hat am 7.12.2016 gegen die Institute Crédit Agricole, HSBC und JP Morgan Chase Geldbußen in Höhe von insgesamt 485 Millionen Euro verhängt. Sie hatten an einem Kartell zur Manipulation von Euro-Zinsderivaten, der Euro Interbank Offered Rate (Euribor) teilgenommen. Das Kartell zielte nach Angaben der EU-Kommission darauf ab, die Preisfestlegungskomponenten für diese Derivate zu fälschen. Insgesamt hätten sich sieben Großbanken in unterschiedlich langen Zeiträumen, zwischen September 2005 und Mai 2008 europaweit abgesprochen und damit gegen das EU-Kartellrecht verstoßen, heißt es seitens der EU-Kommission. Die französische Bank Crédit Agricole hat laut dem "Handelsblatt" Widerspruch gegen die Geldstrafe angekündigt. Bei der Höhe der jeweiligen Geldbußen hat die Kommission eigenen Angaben zufolge 

  • den Umsatzwert der Banken mit den entsprechenden Produkten im europäischen Wirtschaftsraum,
  • die Schwere der Zuwiderhandlung,
  • ihren geografischen Umfang und
  • die Dauer

berücksichtigt. Der aktuelle Beschluss beendet laut der Kommission eine Kartelluntersuchung, die die erste mehrerer Untersuchungen im Finanzdienstleistungssektor war.

Vergleich über 825 Millionen Euro Ende 2013

Die drei Großbanken, die jetzt Geldstrafe erhalten, hatten im Dezember 2013 beschlossen, einem Vergleich mit der EU-Kommission in diesem Kartellverfahren nicht zuzustimmen. Anders hatten sich damals die Institute Barclays, Deutsche Bank, Royal Bank of Scotland und Société Générale entschieden und einen Vergleich in Höhe von insgesamt knapp 825 Millionen Euro akzeptiert. Barclays hatte die Kommission über das Kartell informiert. Daher wurde der Bank eine Strafe von knapp 690 Millionen Euro komplett erlassen. Für ihre Mitarbeit bei der Aufklärung hatten auch die anderen beteiligten Kreditinstitute jeweils eine reduzierte Strafe nach der so genannten Kronzeugen-Regelung erhalten. Die Bußgelder teilen sich wie folgt auf:

InstitutDauer der BeteiligungGeldbuße in Millionen EuroZeitpunkt
Crédit Agricole5 Monate114,6Dez 2016
HSBC1 Monat33,6Dez 2016
JPMorgan Chase5 Monate337,2Dez 2016
Barclays32 Monate 690 (-100%*)Dez 2013
Deutsche Bank32 Monate465,9 (-30%*)Dez 2013
Société Générale26 Monate227,7 (-5%*)Dez 2013
Royal Bank of Scotland8 Monate131 (-50%*)Dez 2013

Quelle: EU-Kommission, Stand 7.12.2016, *erlassener Anteil der Geldbuße in Prozent. 

Insgesamt hatte die europäische Kommission im Dezember vor drei Jahren nach eigenen Angaben gegen acht internationale Finanzinstitute Geldbußen in Höhe von insgesamt 1.494 Milliarden Euro für die Teilnahme an illegalen Kartellen auf den Märkten für Finanzderivate im Europäischen Wirtschaftsraum verhängt. Sechs Kreditinstitute waren auch an einer oder mehreren bilateralen Absprachen in Bezug auf Zinsderivate in japanischen Yen beteiligt. 

Transaktionen in Euro-Zinsderivaten sind für Banken und Unternehmen laut der EU-Kommission von großer Bedeutung. Der Bruttomarktwert für Over-the-Counter (OTC)-Euro-Zinsderivate lag laut Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weltweit bei rund 5,98 Milliarden Euro. Das entspricht rund 42 Prozent aller OTC-Zinsderivate über alle Währungen sowie rund 31 Prozent aller OTC-Derivative über alle Kategorien von Vermögenswerten.

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren

06.04.2016 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Was die neuen Banker auszeichnet

15.04.2014 | Wertpapiergeschäft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Kennen Sie die Deferred Funding Rate?