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04.12.2023 | Karriere | Interview | Online-Artikel

"Im IT-Projektmanagement punkten Quereinsteiger"

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Der Fachkräftemangel in Informatik-Berufen ist ein Dauerproblem für Unternehmen. Diese müssen neu denken, um offene Stellen zu besetzen. Insbesondere im IT-Projektmanagement eröffnen sich für Quereinsteiger neue Chancen, so Dozentin Katherina Döpke. 

springerprofessional.de: Der IT-Fachkräftemangel wird auf absehbare Zeit nicht abebben. Welche Chancen ergeben sich daraus für Quereinsteiger?

Katharina Döpke: Aufgrund des flächendeckenden Fachkräftemangels - nicht nur in der IT - sind Unternehmen gegenüber Quereinsteigern viel offener geworden. Firmen können es sich schlichtweg nicht mehr leisten, das Potenzial von Karrierewechslern in ihrer Recruiting-Strategie zu ignorieren. Studien belegen inzwischen auch, dass es kein ganzes Studium oder eine jahrelange Ausbildung mehr braucht, um sich bestimmte Skills für ein neues Berufsfeld anzueignen. Das trifft besonders auf Berufe in der IT zu. Aufgrund dieser Entwicklung stehen die Chancen für Quereinsteiger so gut wie nie zuvor. In den USA gehören häufigere Wechsel von Berufen und Branchen im Laufe des Berufslebens bereits zum Standard in der Arbeitswelt. Bis es auch bei uns ganz normal ist, wird es vermutlich noch etwas dauern. 

Welche Kompetenzen sind bei Quereinsteigern besonders gesucht und warum?

Wir wissen, dass Quereinsteiger aufgrund ihrer Berufserfahrung deutlich mehr Soft Skills mitbringen als Berufseinsteiger oder Personen, die jahrelang immer das Gleiche gemacht haben. Genau das schätzen Unternehmen an ihnen: Sie bringen nicht nur häufig mehr Teamerfahrung und Menschenkenntnis mit, sondern auch einen frischen, neuen Blick auf die Dinge. Besonders im IT-Projektmanagement können Quereinsteiger gut punkten, denn neben dem fachlichen Wissen geht es dabei viel um Kommunikation, Organisationstalent und Koordination, eben jene Fähigkeiten, die viele bereits mitbringen. Und: Quereinsteiger sind in der Regel hochmotiviert. Das macht sich auch in der Performance bemerkbar.

Wie bildet man sich am besten weiter, um den Einstieg als IT-Projektmanager zu schaffen beziehungsweise wie können Unternehmen ihre Mitarbeiter in diese Richtung weiterentwickeln?

Der erste, niedrigschwellige Schritt kann ein einmonatiges IT-Projektmanagement-Bootcamp sein. Sinnvoll ist es im Anschluss, sich weiterzubilden, etwa mit Kursen und Zertifizierungen wie etwa Scrum, PMI, Jira oder Google Project Management. Vor allem aber empfehle ich, proaktiv erste Erfahrungen in der Rolle zu sammeln: als Projektmanager bei Open-Source-Projekten, auf Hackathons, bei eigenen kleinen oder Freiwilligen-Projekten. Inzwischen bieten auch No-Code-Systeme die Möglichkeit recht einfach ein eigenes kleines Web-Projekt umzusetzen und zu launchen, ohne Coden zu müssen.

Was Unternehmen angeht: Natürlich würden diese am liebsten erfahrene Seniors einstellen. Aber der Personalteich ist leer und Firmen sind gezwungen umzudenken. Sie sollten es ihren Mitarbeitern ermöglichen, sich in verschiedene Richtungen weiterzuentwickeln und ihnen die entsprechenden Fort- und Weiterbildungen finanzieren. Sie sollten offen für Juniors, Quereinsteiger und Anfänger sein, ihnen Mentoring, Coaching oder Consulting an die Hand geben, damit sie den Einstieg schaffen und um sie weiter zu qualifizieren. Damit schaffen sie sozusagen ihre eigenen Fachkräfte.

Was muss man als IT-Projektmanager alles können?

Der Job als IT-Projektmanager setzt viele Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, Organisationstalent, Multitasking, eine schnelle Auffassungsgabe und auch Führungskompetenz voraus. Neben den allgemeinen Skills braucht es vor allem auch Kenntnisse in den agilen Methoden, vor allem Scrum und Kanban. Diese Methoden haben zum Ziel, die Entwicklungs-Teams zu befähigen, selbständig und eigenverantwortlich zu arbeiten.

Um IT-Projekte erfolgreich zu managen, sind Kenntnisse rund um State of the Art Tools, wie etwa Jira, Confluence, Asana, Trello oder Miro absolut notwendig. Darüber hinaus sind stetige Neugier und Offenheit gefordert, um sich in neue Tools einzuarbeiten. 
Erfahrung in der Programmierung ist grundsätzlich nicht notwendig, allerdings hilft ein Interesse und gewisses Grundverständnis für technische Sachverhalte, um Gespräche auf Augenhöhe mit dem Entwicklungs-Team zu führen.

Auch im Projektmanagement gibt es Trends. Welche Methode ist aktuell in der IT besonders en vogue?

In der Industrie und in Agenturen sehe ich heutzutage immer häufiger Frameworks wie SAFe oder Scrum of Scrums. Beide Methoden erlauben es mehrere Entwicklungs-Teams in großen IT-Organisationen zu koordinieren beziehungsweise Multi-Projekte zu managen. Tech-Firmen und Start-ups hingegen tendieren immer mehr dazu, den einzelnen Teams mehr Freiheit zu geben, damit sie ihre Setups selbst entscheiden. Diese liegen in der Realität dann meistens irgendwo zwischen Scrum und Kanban, angepasst auf die Umstände, die die Organisation vorgeben.

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