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1997 | Buch | 3. Auflage

Kleben

Grundlagen, Technologie, Anwendungen

verfasst von: Dr. rer. nat. Gerd Habenicht

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Aus den Besprechungen: "Das derzeit beste Klebe-Buch ... stammt von Professor Dr. Gerd Habenicht von der TU München. Auf über 600 Seiten hat der Autor Grundlagen, Technologie und Anwendungen des Klebens ausführlich und verständlich dargelegt. Das Buch beinhaltet alle möglichen Fügeteil-Werkstoffe, Klebstoffe und Klebverfahren, die in Theorie und Praxis beschrieben sind." Konstruktion & Elektronik "Das Buch ist uneingeschränkt für die betriebliche Praxis empfehlenswert, weil es hervorragend strukturiert ist, kaum Fragen offen läßt und vor allem gut verständlich ist." Maschinenmarkt

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Die Vorteile, die das Kleben im Vergleich zu anderen Fügeverfahren bietet, werden vor allem in den Bereichen genutzt, in denen diese Technologie als „Fertigungssystem“ verstanden wird, das die Kenntnis der ingenieurmäßigen und der chemischen bzw. physikalischen Zusammenhänge gleichermaßen voraussetzt.
Gerd Habenicht
1. Einteilung und Aufbau der Klebstoffe
Zusammenfassung
Aus dem täglichen Sprachgebrauch sind zur Beschreibung klebender Substanzen verschiedene Ausdrücke, wie z. B. Leim, Kleister, Kleber oder sonstige Namen, die ihren Ursprung z. T. in alten Zunfttraditionen oder Anwendungsmöglichkeiten haben, bekannt. Ergänzend hierzu finden auch Begriffe Verwendung, die in Zusammenhang mit verarbeitungstechnischen Gesichtspunkten, z. B. Lösungsmittelklebstoff, Haftklebstoff, oder nach der auftretenden Verfestigungsart, z. B. Reaktionsklebstoff, Schmelzklebstoff gewählt werden. Als einheitlichen Oberbegriff, der die anderen gebräuchlichen Begriffe für die verschiedenen Klebstoffarten einschließt, definiert DIN 16920 [D1] einen Klebstoff als einen „nichtmetallischen Stoff, der Fügeteile durch Flächenhaftung und innere Festigkeit (Adhäsion und Kohäsion) verbinden kann“. Unter Klebstoffen sind demnach Produkte zu verstehen, die gemäß ihrer jeweiligen chemischen Zusammensetzung und dem vorliegenden physikalischen Zustand zum Zeitpunkt des Auftragens auf die zu verbindenden Fügeteile oder während ihrer Erwärmung (z. B. Klebstoffolien) eine Benetzung der Oberflächen ermöglichen und in der Klebfuge die für die Kraftübertragung zwischen den Fügeteilen erforderliche Klebschicht ausbilden. Ergänzend sind die folgenden Definitionen zu erwähnen:
  • Kleben: Fügen gleicher oder ungleicher Werkstoffe unter Verwendung eines Klebstoffes;
  • Klebung: Verbindung von Fügeteilen, hergestellt mit einem Klebstoff (der Begriff „Klebung“ ist also an die Stelle der bisher allgemein gebrauchten Bezeichnung „Klebverbindung“ getreten);
  • Klebfläche: Die zu klebende oder geklebte Fläche eines Fügeteils bzw. einer Klebung;
  • Klebfuge: Zwischenraum zwischen zwei Klebflächen, der durch eine Klebschicht ausgefüllt wird;
  • Klebschicht: Abgebundene oder noch nicht abgebundene Klebstoffschicht zwischen den Fügeteilen (Bemerkung: Um eine einheitliche Beschreibung sicherzustellen, wird in diesem Buch, wenn nicht anders vermerkt, unter der Klebschicht ausschließlich die abgebundene, also im festen Zustand vorliegende Klebschicht verstanden);
  • Fügeteil: Körper, der an einen anderen Körper geklebt werden soll oder geklebt ist;
  • Abbinden: Verfestigen der (flüssigen) Klebschicht.
Gerd Habenicht
2. Klebstoffgrundstoffe
Zusammenfassung
Nach DIN 16920 wird unter einem Grundstoff (frühere Bezeichnung „Bindemittel“) der Klebstoffbestandteil verstanden, der die Eigenschaft der Klebschicht wesentlich bestimmt oder mitbestimmt. Es handelt sich also um die Monomere, Prepolymere (vorvernetzte Monomere als Vorstufe zu Polymeren) oder Polymere, die an der Ausbildung der Klebschicht beteiligt sind, d.h. die das Grundgerüst der makromolekularen Struktur bilden.
Gerd Habenicht
3. Klebstoffarten
Zusammenfassung
Aufbauend auf den Klebstoffgrundstoffen gibt es eine Vielzahl von Klebstoffarten, die sich unabhängig von einem bestimmten Grundstoff durch spezifische Eigenschaften, Verarbeitungsverfahren oder Reaktionsweisen auszeichnen. Schmelzklebstoffe können z. B. auf unterschiedlicher Grundstoffbasis (Polyamide, Polyester oder Copolymerisate) aufgebaut sein, charakteristisch ist für sie die Verarbeitung aus der Schmelze. Für Reaktionsklebstoffe, gleichgültig, ob sie durch Polymerisation, -addition oder -kondensation aushärten, ist der Ablauf einer chemischen Reaktion während der Klebschichtbildung das kennzeichnende Merkmal. Die Bezeichnung der Klebstoffart ermöglicht demnach eine den verschiedenen charakteristischen Merkmalen zugeordnete Klassifizierung. Diese kann sich u. a. beziehen auf
  • die Basis des Grundstoffs (z.B. Polyurethan-Reaktionsklebstoff)
  • die Verarbeitungsweise (z.B. Lösungsmittelklebstoff)
  • die Verarbeitungstemperatur (z. B. kalthärtender Epoxidharzklebstoff)
  • die Lieferform (z.B. Klebstoffolie)
  • den Verwendungszweck (z.B. Holzleim).
Gerd Habenicht
4. Eigenschaften der Klebschichten
Zusammenfassung
Während des Abbindeprozesses entstehen aus den Klebstoffen die Klebschichten, die in ihren Eigenschaftsmerkmalen den Kunststoffen zuzuordnen sind. Wegen der vorhandenen Wechselwirkungen lassen sich die Eigenschaften der Klebschichten nur zum Teil losgelöst von den Eigenschaften der Fügeteile betrachten, sie können für sich allein demnach das Verhalten der Klebungen nur unvollkommen beschreiben. Erst die Kombination von Klebschicht und Fügeteiloberfläche ergibt die entsprechenden Haftungskräfte und somit einen wesentlichen Teil der Gesamteigenschaften, die für die Festigkeit einer Klebung von entscheidendem Einfluß sind. Dennoch gibt es Eigenschaftsmerkmale, die die einzelnen Klebstoffe in ihrer zur Klebschicht ausgehärteten Form unterscheiden. Als vorwiegend klebschichtspezifische Faktoren sind in diesem Zusammenhang der Schubmodul, das Schubspannungs-Gleitungs-Verhalten, der Elastizitätsmodul, das Kriechverhalten, die Kristallinität und die Klebschichthomogenität zu sehen. Aus diesen Faktoren ergibt sich dann das von Klebstoff zu Klebstoff unterschiedliche mechanische, physikalische und chemische Verhalten.
Gerd Habenicht
5. Klebtechnische Eigenschaften der Fügeteilwerkstoffe
Zusammenfassung
Die Fügeteilwerkstoffe bestimmen neben der Auswahl der Klebstoffe das Beanspruchungsverhalten einer Klebung in hohem Maße. Daher gilt es, die folgenden Eigenschaften besonders zu betrachten:
  • Beschaffenheit der Werkstoffoberfläche hinsichtlich ihres chemischen, physikalischen und strukturellen Aufbaus und der möglichen Wechselwirkung mit dem Klebstoff bei der Aushärtung sowie der Ausbildung von Haftungskräften.
  • Beschaffenheit des Werkstoffes hinsichtlich seiner mechanischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften und den sich daraus ergebenden Einflüssen auf die Festigkeit der Klebung.
Gerd Habenicht
6. Bindungskräfte in Klebungen
Zusammenfassung
Bei den Klebungen handelt es sich um Verbundsysteme, deren Gesamtfestigkeit neben der geometrischen Gestaltung und der Beanspruchung von den folgenden in Bild 6.1 schematisch dargestellten Einzelfestigkeiten bestimmt wird:
  • Festigkeit der Fügeteile 1 und 2;
  • Festigkeit der Grenzschichten 1 und 2;
  • Festigkeit der Klebschicht.
Gerd Habenicht
7. Eigenschaften von Klebungen
Zusammenfassung
Die im folgenden beschriebenen Eigenschaftskriterien betreffen einerseits den universellen Einsatz des Klebens, andererseits lassen sie sich nur speziellen Bereichen zuordnen. Betrachtet man die Vielfalt konstruktiver Anwendungen, so sind Klebungen metallischer Werkstoffe und deren Verhalten besonders hervorzuheben. Allgemein werden die Eigenschaften von Klebungen durch die folgenden Einflußfaktoren bestimmt:
  • Konstruktive Gestaltung;
  • Spannungsausbildung in der Klebung bei mechanischer Belastung als Grundlage für das Festigkeitsverhalten;
  • Vorhandensein von Eigenspannungen in der Klebfuge;
  • Bruchverhalten;
  • Verhalten bei Beanspruchungen durch mechanische Einflüsse und Umgebungseinflüsse (Alterung).
Gerd Habenicht
8. Festigkeiten von Metallklebungen
Zusammenfassung
Die klassische Betrachtungsweise der Festigkeitslehre beruht auf der Ermittlung der mechanischen Beanspruchungsgrenze eines Werkstoffs und der Zuordnung der bis zum Bruch maximal ertragbaren Kraft auf einen definierten Werkstoffquerschnitt. Als Festigkeitswert wird die bis zum Bruch erforderliche, auf die Bruchfläche bezogene, maximale Kraft angegeben. Dieses Vorgehen führt bei homogenen Werkstoffen in Abhängigkeit von den Beanspruchungsbedingungen zu aussagekräftigen und reproduzierbaren Ergebnissen, die als Bemessungsgrundlagen für konstruktive Anwendungen verwendet werden können. So ist z. B. der nach DIN 50145 ermittelte Wert der Zugfestigkeit eines allgemeinen Baustahls nach DIN 17100 eine mechanische Größe, die direkt in die Festigkeitsberechnung einer Konstruktion übernommen werden kann.
Gerd Habenicht
9. Berechnung von Metallklebungen
Zusammenfassung
Die Grundlagen für die Berechnung von Metallklebungen ergeben sich aus der Kenntnis des Festigkeitsverhaltens. Das setzt die Analyse der durch die entsprechenden Belastungen auftretenden Beanspruchungsarten voraus. Für Metallklebungen sind dies die Schub-, Zug-, Zugscher-, Schäl- und Torsionsbeanspruchungen und als Sonderfall der statischen Belastung die Zeitstandbeanspruchung. Diese Beanspruchungen bestehen aus Spannungen und Verformungen. Das bedingt als wesentliche Voraussetzung für eine Berechnung, die Spannungsverteilung in der Klebfuge zu kennen, da das Versagen der Klebung an ihrer durch Spannungsspitzen am höchsten beanspruchten Stelle beginnt. Für einschnittig überlappte Klebungen ist das der Bereich am Überlappungsende.
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10. Kleben runder Klebfugengeometrien
Zusammenfassung
Bei Klebungen mit runden Fügeteilquerschnitten kann in gleicher Weise wie bei den Querschnitten ebener Klebfugengeometrien eine Beanspruchung der Klebschicht auf Zug oder Schub bzw. Scherung unterschieden werden. Somit sind im Prinzip auf Stoß geklebte und überlappt geklebte Fügeteile zu betrachten. In Ergänzung zu den Zug- und Schubbeanspruchungen in axialer Richtung ergibt sich außerdem die Möglichkeit der Torsionsbeanspruchung in tangentialer Richtung.
Gerd Habenicht
11. Konstruktive Gestaltung von Klebungen
Zusammenfassung
Aus der Darstellung in Bild 8.2 ergeben sich die wesentlichen Zusammenhänge in bezug auf die Festigkeit einer Klebung. Ergänzend zu den Eigenschaften der Klebschicht und des Fügeteilwerkstoffs ist neben der Beanspruchung die geometrische Gestaltung eine grundlegende Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit einer Kiebung. Fehler in geklebten Konstruktionen treten vor allem auch deshalb auf, weil wesentliche Grundregeln einer klebgerechten Konstruktion vernachlässigt werden; somit muß die Forderung bestehen, bereits in der Konstruktionsphase eines Bauteils diese speziellen Zusammenhänge zu berücksichtigen. Aufgrund der in den Abschn. 8.3–8.5 beschriebenen gegenseitigen Abhängigkeiten von Fügeteil, Klebfugengeometrie und Klebschicht ist grundsätzlich davon auszugehen, daß die Technik des Klebens gegenüber den anderen form-, kraft- und stoffschlüssigen Fügeverfahren ihre eigenen Gesetze hat und spezieller konstruktiver Formgebungen bedarf. Die entscheidende Forderung an eine Kiebung besteht darin, Kräfte zu übertragen und die durch diese Belastungen auftretenden Spannungen langzeitig ertragen zu können. Für die konstruktive Gestaltung von Klebungen sind dazu zwei wichtige Voraussetzungen zu erfüllen, zum einen das Vorhandensein ausreichender Klebflächen, zum anderen Maßnahmen zur Vermeidung von Spannungsspitzen in der Klebung bei mechanischer Beanspruchung. Unterstützend für die klebgerechte Gestaltung von Verbindungen können Konstruktionskataloge sein, die als Informationsspeicher für die verschiedenen Phasen bei einer Konstruktion dienen. Ein in [K221] beschriebener Konstruktionskatalog beinhaltet z. B. Informationen über die
  • Systematisierung geometrischer Merkmale von Klebungen,
  • allgemeinen Konstruktionsregeln,
  • Festigkeitseigenschaften von Klebungen in Abhängigkeit von Temperatur, Beanspruchung, Medien, Alterung,
  • Klebstoffarten,
  • Fertigung von Klebungen.
Gerd Habenicht
12. Technologie des Klebens
Zusammenfassung
Für die Anwendung eines Fertigungsverfahrens gelten allgemein die folgenden Kriterien:
  • Sicherheit bei der Durchführung im Hinblick auf gleichmäßige und reproduzierbare Qualitätsstandards;
  • Möglichkeiten für sichere Berechnungen, Dimensionierungen und Standards der herzustellenden Bauteile und anzuwendenden Verfahrensparameter;
  • Automatisierungsmöglichkeiten einschließlich der Forderung nach Integration in ggf. weitere vorhandene Fertigungsverfahren;
  • Möglichst einfache und kontinuierlich beherrschbare Fertigungstechnologie;
  • Ausreichende Erfahrungen, ggf. aus anderen Anwendungsbereichen, im Hinblick auf eine generelle Verfahrenseignung;
  • Gewährleistung eines sicherheitsmäßigen und ökologischen Gesamtkonzeptes;
  • Erfüllung gegebener wirtschaftlicher Grundbedingungen.
Gerd Habenicht
13. Kleben metallischer Werkstoffe
Zusammenfassung
Ein wesentlicher Anteil aller durchzuführenden Klebungen wird — unabhängig vom Industriezweig — mit metallischen Werkstoffen hergestellt. Somit ergibt sich die Notwendigkeit, das klebtechnische Verhalten dieser Materialien zu kennen. Die grundlegenden Eigenschaften der Metalle und Metallegierungen hinsichtlich ihres Einflusses auf die Festigkeit der Klebungen sind in den Kap. 5, 8 und 9 beschrieben worden. In Zusammenhang mit den Kenntnissen der Klebstoffeigenschaften, der Konstruktionsgrundsätze, der Beanspruchungskriterien und unter Berücksichtigung einer sachgerechten Klebstoffauswahl (Abschn. 12.4.2.2) ist es möglich, vorhandene Erfahrungen mit einem metallischen Werkstoff auf neue Aufgabenstellungen mit anderen Metallen zu übertragen. Somit behandeln die folgenden Darstellungen die wesentlichen werkstoffspezifischen Eigenschaften, soweit diese im Hinblick auf das klebtechnische Verhalten der Metalle von Bedeutung sind.
Gerd Habenicht
14. Kleben der Kunststoffe und weiterer nichtmetallischer Werkstoffe
Zusammenfassung
In weiten Bereichen der Kunststoffverarbeitung ist das Kleben das allein anwendbare stoffschlüssige Fügeverfahren und daher in seiner Anwendung weit verbreitet. Da das Schweißen von Kunststoffen auf Thermoplaste beschränkt ist, besteht für die große Gruppe der Duromere und auch der hochwarmfesten Thermoplaste für konstruktive Gestaltungen neben den mechanischen Verbindungsverfahren nur die Möglichkeit des Klebens. Hinzu kommt die Vielfalt von Verbundsystemen zwischen Kunststoffen und anderen Werkstoffen, insbesondere Metallen, für die zur Erzielung fester, dichter und flächiger Verbindungen nur das Kleben die entsprechenden Voraussetzungen bietet. Das Kleben der Kunststoffe erfordert im Vergleich zu den metallischen Fügeteilwerkstoffen jedoch die Beachtung ergänzender werkstoff- und verfahrensspezifischer Faktoren. Die Ursache hierfür liegt in dem grundsätzlich anderen strukturellen Aufbau der Kunststoffe, der die für diese Werkstoffe typischen mechanischen, physikalischen und chemischen Eigenschaften bedingt. Die folgenden Parameter bedürfen zum Verständnis dieses Themas einer speziellen Betrachtung:
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15. Industrielle Anwendungen des Klebens
Zusammenfassung
Eine umfassende Beschreibung der industriellen Anwendungen des Klebens muß zwangsläufig auf Grenzen stoßen, da es praktisch keinen Industriezweig gibt, in dem das Kleben nicht in irgendeiner Form angewendet wird. So würde eine derartige Darstellung der Aufzählung unendlich vieler Einzelbeispiele bedürfen. Dies ist in dem vorliegenden Rahmen nicht möglich. Hinzu kommt, daß viele Anwendungen einen sehr spezifischen Charakter haben und nicht allgemein übertragbar sind.
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16. Prüfung und Qualitätssicherung von Klebstoffen und Klebungen
Zusammenfassung
Die Auswahl eines Verfahrens für die Prüfung von Klebungen richtet sich nach den zu prüfenden Parametern, der Möglichkeit einer zerstörenden oder zerstörungsfreien Durchführung sowie nach den gegebenen Umständen, unter denen die Prüfung zu erfolgen hat. Dabei kann es sich z. B. um automatisierte Fertigungskontrollen oder Einzelprüfungen im Labor handeln. In jedem Fall sind die folgenden Zusammenhänge zu beachten:
  • Es gilt zu unterscheiden, ob physikalisch definierte Größen an vorgegebenen Materialien zu messen sind, z. B. die Glasübergangstemperatur eines Polymers, oder ob ein komplexes Beanspruchungsverhalten zu ermitteln ist, z. B. die Klebfestigkeit einer Klebung. Während im ersten Fall physikalische Prüfverfahren angewandt werden, handelt es sich im zweiten Fall um „technologische“ Prüfungen, die das Ziel haben, bei relativ einfacher Durchführbarkeit die Praxisbeanspruchungen so weitgehend wie möglich zu berücksichtigen. Bei den technologischen Prüfungen wird im Gegensatz zu den physikalischen Prüfungen nicht eine spezifische Stoffeigenschaft gemessen, sondern ein Eigenschaftsbild, das sich aus dem geprüften System additiv ergibt. So gehen beispielsweise in die Prüfung der Klebfestigkeit nicht nur die Festigkeitseigenschaften der Klebschicht, sondern auch die der Fügeteile und das Verhalten der Grenzschicht mit ein. Gerade diese gegenseitigen Abhängigkeiten erfordern die Einhaltung streng definierter Prüfverfahren, wie sie u. a. in Normen festgelegt sind. Eine Abweichung von den vorgeschriebenen Bedingungen führt zu Ergebnissen, die in ihrer Aussage keine Vergleichsmöglichkeiten zulassen.
  • Neben den für die Klebtechnik genormten Prüfverfahren, die der Ermittlung spezifischer Kennwerte dienen und die für die entsprechenden Parameter Eigenschaftsvergleiche ermöglichen, werden weiterhin anwendungsorientierte Prüfverfahren eingesetzt. Diese basieren häufig auf empirisch festgelegten Methoden, die einen weitgehenden Bezug auf das Praxisverhalten eines Systems ermöglichen. Sie werden an dem geklebten Verbund mit seinen gegebenen Abmessungen selbst durchgeführt und dienen vorwiegend der laufenden Qualitätskontrolle oder der Überwachung eines Produktionsprozesses. Je praxisnäher die Wahl einer Prüfmethode erfolgt, desto zielsicherer ist ihre Aussage.
  • Die Verwendung geprüfter Kennwerte für beanspruchungsgerechte Dimensionierungen ist nur dann zulässig, wenn deren Ermittlung nach den vereinbarten Prüfnormen erfolgte. Nur dann ist eine kontinuierliche und reproduzierbare Fertigungsqualität gewährleistet und eine gemeinsame Sprache zwischen Hersteller und Anwender möglich.
  • Die Beschreibung der Leistungsfähigkeit eines Klebstoffs oder des Systems Klebstoff/Fügeteil/Oberflächenbehandlung ist allein aus den Werten von statischen oder dynamischen Prüfungen nicht möglich. In jedem Fall sind die ermittelten Werte durch solche Prüfergebnisse zu ergänzen, die entsprechende Aussagen über die zu erwartenden praxisnahen Alterungsbeanspruchungen ermöglichen.
  • In gleicher Weise wie die Festigkeit von Klebungen für eine Beurteilung des Beanspruchungsverhaltens wichtig ist, sind die Eigenschaften der Klebschichten, resultierend aus dem Härtungsvorgang, sowie das entstehende Polymersystem für die Qualität einer Klebung von entscheidender Bedeutung. Die für eine Bewertung möglichen Prüfverfahren sind in Abschn. 16.4 beschrieben.
Gerd Habenicht
17. Anhang
Zusammenfassung
Bemerkung: Die nachfolgende Zusammenstellung ausgewählter Normen beinhaltet, soweit verfügbar, die im Rahmen der europäischen Harmonisierung neu entstandenen bzw. geänderten Normen. In diesem Zusammenhang wird auf die entsprechenden Ausführungen in der Einleitung zu diesem Buch verwiesen. Für ergänzende Informationen steht die jeweils neueste Ausgabe des „DIN-Katalog für Technische Regeln“, herausgegeben vom „Deutsches Informationszentrum für Technische Regeln (DITR) im DIN-Deutsches Institut für Normung“ zur Verfügung (zu beziehen durch den Beuth-Verlag GmbH, Burggrafenstraße 6, 10772 Berlin). In diesem Katalog sind insbesondere die ICS-(International Classification for Standards) Sachgruppenverzeichnisse 83.180 „Klebstoffe“, 83.080 „Kunststoffe“ und 91.100.50 „Bindemittel, Dichtungsstoffe“ von Interesse. Die Auflistung der Normen für Kunststoffe erfolgt mit dem Ziel, die in vielen Fällen für Kunststoffe und Klebschichten in gleichem Maße geltenden Prüfmethoden aufzuzeigen.
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18. Literatur
Veröffentlichungen aus nationalen und internationalen Fachzeitschriften
Gerd Habenicht
Backmatter
Metadaten
Titel
Kleben
verfasst von
Dr. rer. nat. Gerd Habenicht
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-08087-0
Print ISBN
978-3-662-08088-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-08087-0