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30.09.2014 | Konstruktion + Entwicklung | Interview | Online-Artikel

„Beim DUBBEL ist nach der neuen Auflage vor der neuen Auflage“

verfasst von: Dieter Beste

7 Min. Lesedauer

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Rund 100 renommierte Fachautoren präsentieren in der soeben erschienenen 24. Auflage des DUBBEL verlässliches Wissen zum Stand der Technik. Die Herausgeber Karl-Heinrich Grote und Jörg Feldhusen erläutern das publizistische Konzept und die Perspektiven des Taschenbuchs für den Maschinenbau.

Das Taschenbuch für den Maschinenbau wird 100 Jahre alt; der DUBBEL erschien erstmals 1914. Was ist eigentlich neu im neuen DUBBEL?

Jede Ausgabe des DUBBEL ist „neu“. Alle Kapitel werden von den Autoren auf Aktualität geprüft. Oft wenig ergänzt, manchmal auch viel erweitert bzw. abgeändert. Gerade in den letzten Ausgaben des DUBBEL sind aber wegen einer Vielzahl von verifizierten Forschungsergebnissen und den Technologiesprüngen in der Industrie ganz neue Beiträge entstanden. Zu nennen sind hier neue Fertigungsmöglichkeiten, wie das Rapid Prototyping oder Laserbearbeitung, aber auch neue Parameter in der etablierten Hochgeschwindigkeitsbearbeitung. Oder die Innovationen in den Gieß- und Umformprozessen sowie in der Fügetechnik.

Ebenso sind bei den Transporttechnologien neue Informationen eingeflossen, wir denken da an die neuen Flugzeugklassen und den Schienenverkehr, die technischen Errungenschaften in der Automobilindustrie hinsichtlich der Antriebe und auch der Sicherheitstechnik im Ganzen. Die Datenverarbeitung für den Maschinenbau ist kontinuierlich in einem Erweiterungsprozess, was im DUBBEL reflektiert wird.

Wurden auch die Grundlagenkapitel bearbeitet?

100 Jahre DUBBEL
Das erstmals 1914 von Heinrich Dubbel bei Springer
herausgegebene Taschenbuch für den Maschinenbau
hat sich im Laufe der Jahrzehnte als Standardwerk
der Ingenieure mit den Schwerpunkten Allgemeiner
Maschinenbau sowie Verfahrens- und Systemtechnik
etabliert. Rund 100 Autoren präsentieren im DUBBEL
verlässliches Wissen zum Stand der Technik.

Sie wurden erweitert und den Erkenntnissen angepasst. Hier sind beispielsweise Funktionswerkstoffe zu nennen oder die Korrosion und neue, nichtmetallische Werkstoffe, wie die Kohlefaser. Die Energieerzeugung ist ein wichtiges Thema, sowohl von der Seite der Elektrotechnik als auch generell aus technisch- wirtschaftlicher Sicht, zum Beispiel als regenerative Energien.

Hier können wir nur einige Themengebiete benennen, aber alle Kapitel im DUBBEL werden auf diese Art fortlaufend bearbeitet. Ganz neu in der 24. Auflage ist die Medizintechnik, bei der etwa die Produktentwicklung, Werkstofffragen und Fertigungsanforderungen wichtige Einflussgrößen sind. Ein weiteres neues Kapitel ist das Marine-Engineering mit Off-Shore, Antrieben und Technologien.

Vor 100 Jahren schrieb Heinrich Dubbel im Vorwort zur ersten Ausgabe des Taschenbuchs für den Maschinenbau, dass sich die Herausgeber von zwei Erwägungen hätten leiten lassen: dass Mathematik und Mechanik als die beiden wichtigsten Grundlagen der Ingenieurausbildung und -praxis im Zentrum stünden und dass das Werk sich nicht so sehr an den Spezialisten eines Faches, sondern mehr an den nahen Fachkollegen richte. Überlegungen, die heute noch Gültigkeit haben?

Prinzipiell ja, aber es hat natürlich Erweiterungen bei den wichtigen „Grundlagen“ gegeben. So zum Beispiel die Werkstofftechnik beziehungsweise Materialentwicklung und die Thermodynamik. In der ersten Auflage des DUBBEL von 1914 waren der „Stoffkunde“ nur 35 Seiten gewidmet, bei insgesamt mehr als 1450 Seiten im damals zweibändigen Werk. Die Thermodynamik war als Kapitel gar nicht vertreten, allenfalls dem Chemie-Kapitel zugehörig, das ebenfalls nur rund 30 Seiten umfasste.

Der DUBBEL ist damals wie heute als Arbeitsbuch und als Nachschlagewerk zu betrachten. Sicherlich kann – damals wie heute – in einem „Taschenbuch“ nicht so detailliert wie im speziellen Fachbuch auf die vielfältigen Ingenieuraufgaben eingegangen werden, jedoch bietet der DUBBEL einen tiefgehenden Überblick und dem Studierenden wie dem Ingenieur in der Praxis die Möglichkeit, sich über eine Technologie, eine technische Fragestellung eingehend und wissenschaftlich geprüft zu informieren. Hilfreich sind hier die umfangreichen Literaturverweise zu jedem Kapitel, die gezielt auf das jeweilige Fachbuch, die DIN bzw. EN-Normen oder die VDI-Richtlinien verweisen.

Über die Jahrzehnte hinweg hat der DUBBEL die Entwicklungen im Maschinenbau gespiegelt und in immer wieder neuen Auflagen aufgenommen und repräsentiert. Wie hat sich der Wissenskanon im Maschinenbau verändert? Wo liegen heute die Schwerpunkte?

Richtig ist, dass sich die Aufgabenfelder der Ingenieurinnen und Ingenieure kontinuierlich verändern oder auch erweitern. Ebenso müssen die Ingenieur-Studierenden sich mit den neuesten Erkenntnissen vertraut machen, um die Prüfungen zu bestehen. Diese Herausforderung der Wissensvermittlung hat der DUBBEL angenommen. Die Autoren der Kapitel sind anerkannte, forschende Wissenschaftler aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Industrie, die der jeweiligen Thematik der von ihnen bearbeiteten Kapitel näher als kaum jemand sonst stehen.

Und so werden auch die Schwerpunkte im Taschenbuch für den Maschinenbau kontinuierlich angepasst. Das zeigt schon die Seitenzahl einzelner Kapitel. So wurden im DUBBEL von 1914 noch fast 100 Seiten den Dampferzeugungsmaschinen gewidmet. Pumpen und Kompressoren, Schwungräder und Regulatoren, die Kondensation und Rohrleitungen beanspruchten ganze Kapitel. Heute wichtige Themen, wie die Transporttechnologie – Kraftfahrzeuge, Schienenfahrzeuge und Flugzeuge – waren 1914 noch nicht im DUBBEL vertreten. Auch die Energietechnik, Klima- und Lufttechnik oder die Akustik und Mechatronik wurden in den ersten Auflagen nicht behandelt – weil es diese Technologien noch gar nicht gab oder sie unbedeutend für den Maschinenbau waren. Die Schwerpunkte, die im DUBBEL bearbeitet sind, werden sich auch in Zukunft an den Bedürfnissen der Praxis und der Lehre des Maschinenbaus orientieren.

Wie gewährleisten Herausgeber und Verlag, dass der DUBBEL auch in Zukunft Kompass und Richtschnur im Maschinenbau ist?

Der Erfolg des DUBBEL basiert, wie auch in den zurückliegen Jahren unter der Herausgeberschaft von Herrn Professor Wolfgang Beitz, auf einer sehr vertrauensvollen und guten Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten: den Herausgebern, dem Verlag und den Autoren und nicht zuletzt auch dem Satzbetrieb und der Druckerei. Beim DUBBEL werden keine Experimente gemacht. Herausgeber und Verlagsmitarbeiter treffen sich regelmäßig zu Besprechungen, in denen sie mögliche Erweiterungen, Kürzungsoptionen und die Auswahl der Autoren diskutieren. Dies alles mit einigen Jahren Vorlauf zur jeweils nächsten DUBBEL-Auflage. Um es mit dem langjährigen Verlagsverantwortlichen Hubertus von Riedesel in Anlehnung an ein Bonmot Sepp Herbergers auf eine griffige Formel zu bringen: Beim DUBBEL ist nach der neuen Auflage vor der neuen Auflage.

Wie stellen sich die Perspektiven für ein „Taschenbuch“ des Maschinenbaus angesichts eines rasanten Medienwandels dar, in dem das Internet immer mehr an Bedeutung gewinnt?

Der DUBBEL zeichnet sich dadurch aus, dass fundiertes Wissen angeboten wird – kein Halbwissen wie in vielen uns bekannten Internet-Plattformen oder Internet-Foren. Der DUBBEL im Internet ist natürlich eine Möglichkeit, dieses fundierte Wissen über den Rechner und andere elektronische Geräte bereitzustellen. Dieser Ansatz wird auch vom Verlag und den Herausgebern verfolgt, allerdings nicht als einfache 1:1 Wiedergabe des gedruckten Werkes, sondern mit entsprechendem Mehrwert. Eine stattliche Anzahl von Besprechungen im Verlag mit der Senior-Editorin und DUBBEL-Verantwortlichen Eva Hestermann-Beyerle und IT-Experten hat uns viele Möglichkeiten und auch Unmöglichkeiten aufgezeigt. Der vorgesehene Internetauftritt des DUBBEL wird, wie auch das Taschenbuch selbst, dann Flaggschiff sein und Maßstab für alle weiteren ähnlichen Unternehmungen.

Zur Person
Prof. Dr.-Ing. Karl-H. Grote: 1973–1984 Studium und Promotion an der TU Berlin, 1984 Postdoc in den USA, Konstruktionsleitung bei der Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr, Berlin, Professur an der California State Univ., Long Beach, USA, Professor für Konstruktionstechnik an der OvG-Univ. Magdeburg, Okt. bis Sept. Visiting Professor am Engineering Design Research Laboratory, California Institute of Technology (Caltech), Pasadena, USA, Herausgeber des DUBBEL, Taschenbuch für den Maschinenbau (ab 19. Auflage) und von Springer‘s Handbook of Mechanical Engineering, Vorsitz des wissenschaftlichen Beirats „Experimentelle Fabrik Magdeburg“, Dekan der Fakultät für Maschinenbau.
Prof. Dr.-Ing. Jörg Feldhusen: 1977 - 1989 Studium und Promotion an der TU Berlin, 1989 - 1994 Hauptabteilungsleiter Elektronikkonstruktion der AEG Westinghouse Transportation Systems, Berlin; 1994 - 1996 Leiter Konstruktion und Entwicklung der DUEWAG Schienenfahrzeuge AG, Düsseldorf; 1996 - 1999 Technischer Leiter der Siemens Verkehrstechnik Light Rail, Düsseldorf und Erlangen; 1999 Professor für Konstruktionstechnik und ab 2000 Institutsdirektor des Instituts für Allgemeine Konstruktionstechnik des Maschinenbaus der RWTH Aachen; Herausgeber des Dubbel, Taschenbuch für den Maschinenbau (ab 21. Auflage).


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