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12.02.2015 | Konstruktion + Entwicklung | Interview | Online-Artikel

„Praxisnähe und Verständlichkeit sind von enormer Bedeutung“

verfasst von: Dieter Beste

5 Min. Lesedauer

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Den ungefilterten Ergebnissen der Online-Suchmaschinen will das „Handbuch Maschinenbau“ ein strukturiertes, verlässliches und anwendungsorientiertes Fachwissen entgegensetzen. Wie es gelingt, die wichtigsten Themen des Maschinenbaus über ein halbes Jahrhundert hinweg konzentriert und prägnant für einen großen Leserkreis darzustellen, erläutert Springer-Autor Wolfgang Böge im Interview.

Springer für Professionals: Seit 50 Jahren vermittelt das „Handbuch Maschinenbau“ Grundlagen und Anwendungen der Maschinenbau-Technik. Wie entstand die Idee dazu und was war die Motivation des Herausgebers?

Wolfgang Böge: Die Idee entstand vor einem besonderen Hintergrund. Ende der Fünfzigerjahre wurde die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker in allen Bundesländern umfassend reformiert. Dabei wurden neue Schwerpunkte geschaffen, Unterrichtsinhalte und Stundentafeln angepasst. Wichtigster Grund dafür war der Mangel an Ingenieuren in Deutschland. Die Attraktivität der Technikerausbildung sollte steigen, um so möglichst schnell „Gehilfen des Ingenieurs“ zu bekommen, wie es im Vorwort der Erstauflage des Technikerhandbuchs von 1964 formuliert ist.

Aber Lehrbücher, die diesen Anforderungen gerecht wurden, gab es kaum. Also entwickelten die Lehrer an den Technikerschulen eigene Unterrichtsmaterialien. So auch an der „Städtischen Technikerschule der Stadt Braunschweig“ - hier waren in dieser Zeit viele junge, hochmotivierte Ingenieure aus der Region Braunschweig tätig. Alfred Böge war damals der Einzige innerhalb dieses Kollegiums, der Erfahrungen in der Entwicklung von Fachbüchern hatte („Blechkörper“, Fachbuchverlag Dr. Pfanneberg & CO, Giessen, 1959, Beginn der Entwicklung des „Mechanik Systems, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig, 1960). Alfred Böge holte viele Kollegen mit ins Boot. Darunter etwa auch Hermann Roloff, den Begründer des sehr erfolgreichen Maschinenelemente Systems (Roloff/Matek).

Das „Handbuch Maschinenbau“ erscheint inzwischen in der 22. Auflage. Es gilt als besonders praxisnah und leicht verständlich. Wie verwirklichen Sie diesen Anspruch?

Das „Handbuch Maschinenbau“ war, ist und bleibt ein Nachschlagewerk. Neben dem Ziel, eine größtmögliche Aktualität in allen Grundlagen- und Anwendungsgebieten zu erreichen, sind gerade die Praxisnähe und Verständlichkeit der Aussagen für uns von enormer Bedeutung. Unsere „Kunden“ – Studierende an Technik-Akademien und Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) sowie Techniker und Ingenieure aus Handwerk und Industrie wollen oft bestimmte Sachverhalte, die zum Teil in Vergessenheit geraten sind, reaktivieren. Dies geht nur mit einer klaren, verständlichen Sprache. Alfred Böge hatte eine Leitlinie, die ich übernommen habe: Wenn der Herausgeber irgendeinen Sachverhalt im „Handbuch Maschinenbau“ nicht versteht, muss mit dem Autor daran gearbeitet werden. Das gilt – kundenbezogen – natürlich auch für den Praxisbezug der Inhalte und auch für die vielen teilweise sehr komplexen Berechnungsbeispiele in allen Abschnitten des Handbuchs.

Wie wird das Handbuch in Studium und Praxis genutzt? Erhalten Sie Rückmeldungen aus dem Leserkreis?

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Seit der Bekanntgabe der Email-Adresse des Herausgebers im Buch bekommen wir zunehmend mehr Hinweise, Verbesserungs- bzw. Veränderungsvorschläge und Kritiken. Aus dem Studienbereich sind es oft Hochschullehrer, die zum Beispiel Vorschläge zu Erweiterungen des Handbuchs geben oder die den Umfang und das Niveau bestehender Bereiche verändert haben möchten. Auch Studierende geben uns immer wieder hilfreiches Feedback, machen uns etwa auf Druckfehler in Berechnungsformeln aufmerksam oder auf schwer verständliche Lösungswege in Beispielen. Praktiker hingegen weisen oft auf technologische Veränderungen und Normenanpassungen hin.

Für die Weiterentwicklung des Handbuchs sind diese Rückmeldungen enorm wichtig. Sie werden daher von den Autoren und Autorinnen schnell beantwortet und – wenn erforderlich – sofort in der nächsten Auflage umgesetzt. Oft wird im Übrigen der relativ kurze Zeitraum von ca. zwei Jahren bis zum Erscheinen einer neuen Auflage von unseren Lesern als sehr positiv bewertet!

Vor 50 Jahren war die Maschinenbau-Ausbildung an Ingenieurschulen mehr praktisch orientiert, an Universitäten mehr theoretisch ausgerichtet. Inzwischen verwischen die Ausbildungsgrenzen, und auch die Abschlüsse an Fachhochschulen und Universitäten sind formal gleich (Bachelor und Master). Wie hat sich dieser Wandel auf die Inhalte des „Handbuch Maschinenbau“ ausgewirkt?

Vor rund 18 Jahren haben Verlag und Herausgeber gemeinsam entschieden, das „Handbuch Maschinenbau“ stärker auf den Fachhochschulbereich auszurichten. Der in allen Bereichen des Handbuchs erforderliche Umbau geschah fließend und betraf sowohl die Grundlagen- als auch die Anwendungsgebiete. Rückblickend war diese Entscheidung richtig und sehr wichtig. Und zwar auch deshalb, weil sich das Ausbildungsniveau an den Technik-Akademien ebenfalls verschoben hat. Auch hier verwischen die Ausbildungsgrenzen zunehmend. Insgesamt hat uns dieser Wandel in unserem Ziel bestätigt, unseren Lesern ein strukturiertes und anwendungsbezogenes Fachwissen für das Studium sowie den Berufsalltag zu bieten.

Welche Herausforderungen stellen sich Herausgeber und Autoren für künftige Auflagen? Welche Perspektiven der Weiterentwicklung des Handbuchs werden diskutiert?

Das Handbuch ist vom Umfang her an seine Kapazitätsgrenze gestoßen. Wir werden verstärkt darüber sprechen, in welchen Abschnitten Komprimierungen erforderlich werden, um Platz für neue Inhalte schaffen zu können. Eine große Herausforderung sehe ich in der Weiterentwicklung der E-Book-Variante des Handbuchs. Die Verlinkung von Berechnungsgleichungen mit Tabellen oder anderen Formeln, die Einbindung von Firmen wie SKF, Demag, Flender oder anderen über das Internet, die Generierung von Bildausdrucken, die Einblendung von Zusatzinformationen zu komplexen Bildern, der Aufbau eines Anwenderportals – dies sind nur einige Aspekte der Weiterentwicklung. Hier liegt ein großes Entwicklungspotenzial, das unseren Nutzern viele Vorteile bringen kann. Darauf bin ich sehr gespannt, denn das „Handbuch Maschinenbau“ lebt seit 50 Jahren von und mit dem technischen Fortschritt. Daran werden wir festhalten.

Zur Person

Dipl.-Ing. Wolfgang Böge war Studiendirektor an den Berufsbildenden Schulen Wolfenbüttel und ist als Fachbuchautor seit vielen Jahren maßgeblich an der inhaltlichen und didaktischen Weiterentwicklung der Werke seines Vaters, Alfred Böge, insbesondere dem Handbuch Maschinenbau und dem Lehr- und Lernsystem Technische Mechanik, beteiligt.
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