2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Krieg trotz Risikoaversion — Die fragwürdige These von der post-heroischen Verfasstheit entwickelter Gesellschaften und die soziale Dimension strategischen Handelns
verfasst von : Christoph Schwarz, M.A.
Erschienen in: Demokratie, Recht und Legitimität im 21. Jahrhundert
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Aufgrund der Zunahme kriegerischer Gewalt nach dem Ende des Kalten Krieges und des andauernden
global war on terror
hat das Interesse an den Ursachen und Funktionsbedingungen kriegerischer Gewalt deutlich zugenommen. Hierbei konzentrierte sich die Diskussion innerhalb der deutschen Politikwissenschaft in den vergangenen Jahren vor allem auf die unter dem Begriff der „neuen Kriege“ subsumierten Formen gewaltsamer Konflikte.
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Die von Lothar Brock konstatierten parallelen Prozesse einer Entstaatlichung des Kriegsgeschehens einerseits und seiner weiterhin fortbestehenden Verstaatlichung
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andererseits wurden bisher nicht durch entsprechend differenziert angelegte Forschungsarbeiten reflektiert. Die in erster Linie staatszentrierten Theorien internationaler Beziehungen sind vor dem Hintergrund zweier aktueller Entwicklungen verstärkt in die Kritik geraten
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: Einerseits wird verschiedentlich argumentiert, der Staat habe als Monopolist des Krieges faktisch abgedankt, weil er als Akteur der Kriegführung zunehmend durch nichtstaatliche Konfliktparteien ersetzt werde.
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Andererseits wird der Bedeutungsgewinn transnationaler Muster der Konfliktbearbeitung als Beleg für diese These angeführt.
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Die auch empirisch nachgewiesene Zunahme innerstaatlicher Kriege seit 1945
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— sowohl absolut als auch im Verhältnis zur Zahl zwischenstaatlicher Kriege — legt einen Fehlschluss nahe, dem es vorzubeugen gilt: So ist trotz einer seither konstant niedrigen Anzahl zwischenstaatlicher Kriege das zwangsläufige Verschwinden dieses Kriegstypus in der nahen Zukunft keineswegs ausgemacht. Die Einschätzungen seiner zukünftigen Entwicklung reichen von weiter fortschreitendem Bedeutungsverlust
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über die Unwahrscheinlichkeit von
major wars
,
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also solchen zwischenstaatlichen Kriegen, die in ihrem Charakter den nahezu total geführten Weltkriegen ähnlich sind, bis hin zu der Möglichkeit neuerlicher klassischer zwischenstaatlicher Kriege, wenn die globale Hegemonialstellung der USA durch geeignete Herausforderer wie die Volksrepublik China in Frage gestellt wird.
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