Skip to main content

2018 | Buch

Kultur - Interdisziplinäre Zugänge

herausgegeben von: Prof. Dr. Hubertus Busche, Prof. Dr. Thomas Heinze, Prof. Dr. Frank Hillebrandt, Franka Schäfer

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Eine interdisziplinäre Verständigung über Kultur ist fällig und notwendig, um dem gegenwärtig weit verbreiteten Eindruck entgegenzuwirken, „Kultur“ habe sich als semantisches Irrlicht und als obsolet gewordener Gegenstand von Forschung erwiesen, weil der Begriff unüberschaubare wie unvereinbare Bedeutungsmomente bündele und aus einem bloßen Gespinst von Mehrdeutigkeiten bestehe. Demgegenüber wird in diesem Buch die Überzeugung vertreten, dass es gewinnbringend ist, die spezifischen Kompetenzen aus der Kultursoziologie und Populärkulturforschung, aus der Theorie des Kulturmanagements und der Medienkultur sowie aus der Kulturphilosophie zusammenzubringen, um zu zeigen, dass es trotz und gleichsam unterhalb der notorischen Vieldeutigkeit des Wortes „Kultur“ einen gemeinsamen Sachzusammenhang namens Kultur gibt, von dem die einzelnen Fachdisziplinen jeweils bestimmte Faktoren in den Blick nehmen und kraft ihrer eigenen Methoden erhellen. Damit leistet der Band einen wichtigen Beitrag, um den vielschichtigen und komplexen Terminus „Kultur“ als sozial- und kulturwissenschaftlichen Schlüsselbegriff wiederzugewinnen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Frontmatter
„Kultur“: ein Wort, viele Begriffe
Zum Gegenstand des vorliegenden Bandes
Zusammenfassung
Der gemeinsame Gegenstand des vorliegenden Bandes heißt „Kultur“; und der Band verspricht „interdisziplinäre Zugänge“ zu ihr. Deshalb erscheint es sinnvoll, vorab in einer generellen Einleitung zu klären, was in den drei hier vertretenen Disziplinen bzw. fachgebundenen Forschungsperspektiven jeweils unter „Kultur“ verstanden wird; denn dieses Wort hat sehr unterschiedliche Begriffe. Auf diese Weise kann deutlicher hervortreten, wo das Gemeinsame des Themas liegt und worin umgekehrt das Eigentümliche besteht, das jede Disziplin bzw. Fächerfamilie hier einbringt.
Hubertus Busche

Kultursoziologie und Populärkulturforschung

Frontmatter
Die Gesellschaft der Singularitäten
Zur Kulturalisierung des Sozialen
Zusammenfassung
Soweit wir auch schauen in der Gesellschaft der Gegenwart, ob lokal oder global, was sich ausbreitet, ist nicht das Allgemeine, es ist das Besondere. Was immer mehr gefördert und eingefordert wird, an was sich die Hoffnungen und Sehnsüchte heften, ist nicht das Standardisierte und Regulierte, sondern das Einzigartige, das Singuläre.
Andreas Reckwitz
Kultursoziologie des Populären
Rock und Pop als Praxis
Zusammenfassung
Der Kulturbegriff ist ein zugleich schwieriges und herausforderndes Erbe der Soziologie. Zum einen ist ohne ihn die Etablierung der Soziologie als Wissenschaft nur schwer vorstellbar. Zum anderen ist der Begriff mit tradierten Konnotationen verbunden, die eine Kultursoziologie sehr häufig in Richtungen gelenkt haben, die es nachhaltig zu überwinden gilt, wenn eine angemessene Soziologie der Populärkultur angestrebt wird.
Frank Hillebrandt
Die Praxis der Kunst
Die Expansion der Gegenwartskunst als Frage der Kultursoziologie
Zusammenfassung
Der 17 Jahre alte TJ Khayatan langweilt sich im Museum. Er und seine Freunde haben im Mai 2016 die Sammlung des gerade eröffneten Museum of Modern Art in San Francisco besichtigt. Doch was nun? Der Jugendliche nimmt die Brille von der Nase und legt sie vor die Ausstellungswand auf den Boden. Andere Ausstellungsbesucher betrachten die Brille, machen Fotos. Dabei werden sie von Umstehenden ihrerseits fotografiert.
Stefan Lüddemann
Skateboarding und die Pop-Werdung des Sportsubjekts
Zusammenfassung
Die These einer Pop-Werdung des Sportsubjekts bezieht zwei Felder aufeinander, die trotz Robert Schmidts (2002) Diagnose einer fortschreitenden Konvergenz von ‚Pop‘ und ‚Sport‘ landläufig selten in einem Atemzug genannt werden: hier ein Komplex aus jüngerer, populärer Musik und bestimmten ästhetischen Stilen, dort gewisse Sets geordneter, körperlicher Übungen, die zuvörderst um ihrer selbst willen ausgeübt werden. Die These impliziert die Annahme einer Übergangszeit mit einem konturierbaren Vor- und Nachher, in der sich die Pop-Werdung vollziehen soll. Damit erhebt sich die Frage, wie dieselbe rekonstruiert werden könnte.
Eckehart Velten Schäfer, Thomas Alkemeyer
Protestkultur im Diskursgewimmel
Eine diskurstheoretische Erweiterung praxissoziologischer Protestkulturforschung
Zusammenfassung
Kultur in ihren vielfältigen Ausdrucksformen und begrifflichen Fassungen gilt der Soziologie im Allgemeinen seit jeher als konstitutives Element von Sozialität (vgl. den Beitrag von Hillebrandt in diesem Band), der Kultursoziologie im Speziellen als grundlegende Aspektstruktur allen Sozialen (Rehberg 1986, S. 107, zitiert nach Schäfer, H. 2014, S. 73). Spätestens seit dem cultural turn (Bachmann-Medick 2014) ist die Kultursoziologie wegen ihrer theoretischen Auseinandersetzung mit Sinnzusammenhängen auch zum Bezugspunkt zahlreicher sozial- und geisteswissenschaftlicher Fächer wie den Kulturwissenschaften und den so genannten gouvernemental-, gender-, spacial- oder visuell studies geworden.
Franka Schäfer
Pop – Musik – Medien – Kultur – Wissenschaft
Undiszipliniertheit und Projekthaftigkeit im Spannungsfeld diverser Praktiken
Zusammenfassung
Das Phänomen der Popmusikkulturen und ihres ständigen Wandels ist mittlerweile auch im deutschsprachigen Raum als Thema an den Hochschulen und in ihren Disziplinen, Fächern, Studiengängen, Modulen, Professuren und Schwerpunkten angekommen. Dabei gibt es kaum einheitliche Herangehensweisen oder Studienprogramme, womit Diederichsens Forderung nach einer auch universitären Sensibilität für die Vielschichtigkeit und die Spezifika dieser anderen Sorte Gegenstand zumindest ansatzweise berücksichtigt scheint.
Christoph Jacke, Kristina Flieger
Bodyrock
Popmusik und Verkörperung
Zusammenfassung
Dass Popmusik eine körperliche Angelegenheit ist, bedarf wohl kaum einer näheren Erläuterung. Dies mag allein schon mit dem Hinweis, dass jedwede Form kultureller Produktion auf die Verfasstheiten des menschlichen Körpers zurückzuführen ist, zu begründen sein, oder – im Falle einer entsprechenden Musiksozialisation – mit eigenen Erfahrungswerten. Popmusik ist ästhetisches Erleben am ganzen Körper.
Christofer Jost
Die Do-It-Yourself-Kultur im Punk
Subkultur, Counterculture oder alternative Ökonomie?
Zusammenfassung
Als Punk vor 40 Jahren auf der Bildfläche erschien, waren es insbesondere das provokante Auftreten, der besondere Style sowie der wütende und eingängige Musikstil, die für viel Aufmerksamkeit in Medien und Öffentlichkeit sorgten. In der Wissenschaft wurde das Widerspenstige dieser Subkultur insbesondere über die symbolische und die ideologische Ebene zu fassen versucht, wobei natürlich die Arbeiten der cultural studies wegweisend waren (vgl. Clarke et al. 1979; Hebdige 1979).
Anna Daniel

Theorie des Kulturmanagements und der Medienkultur

Frontmatter
Reflexives Kulturmanagement
Kulturmanager als Systemlenker und Unruhestifter
Zusammenfassung
Mit dem Wegfall des staatlichen Kulturmonopols betreten in zunehmendem Maße die Vertreter des ökonomischen Kalküls die Bühne der schönen, freien Künste. Ihr Repertoire der Marketingstrategien wird jedoch nicht nur die Rentabilitätsarien der Gewinnorientierung umfassen, sondern auch die innovatorische Experimentierfreude mancher „Ensembles“ ansprechen.
Thomas Heinze
Kernaufgabe oder nice to have?
Zur Funktion der Kultur in der Gesellschaft
Zusammenfassung
Die Beantwortung der Frage „Was ist Kultur?“ ist eine der schwierigsten Aufgaben des Diskurses der Geistes- und Sozialwissenschaften. Die Entwicklungen der Mediengesellschaft und die Veränderungsprozesse, denen die repräsentative Demokratie derzeit unterworfen ist, haben die Aspekte, die dabei zu berücksichtigen sind, nochmals erheblich vermehrt.
Bernhard M. Hoppe
„White Spaces of the Mind“
Transkulturelle Handlungsüberlegungen im Kulturmanagement
Zusammenfassung
Trotz der viel beschworenen Rede von der europäischen Identität zeigt sich immer wieder in vielen Untersuchungen, besonders im Kulturbereich, dass zeitgenössische Kulturproduktionen aus verschiedenen europäischen Ländern (wie beispielsweise Polen, Slowakei, Griechenland, Albanien, Kosovo etc.) sogenannte „white spaces“ für viele Rezipienten in Deutschland darstellen. Häufig fällt es Rezipienten schwer, überhaupt eine kulturelle Einordnung ästhetischer und inhaltlicher Referenzen zu diesen Werken wahrzunehmen.
Gernot Wolfram, Alberto Espinosa
Von der interkulturellen Kompetenz zur Diversitätskompetenz
Zusammenfassung
In ihrem Buch „Das habʼ ich nicht gesagt!“ berichtet die amerikanische Linguistikprofessorin Deborah Tannen von einer Studentin, die sie nach der Teilnahme an ihrer Vorlesung über interkulturelle Kommunikation mit der Aussage überraschte, die Vorlesung habe ihre Ehe gerettet.
Rolf Arnold
Krise und Kultur der Wahrnehmung
Zur Aktualität von Robert Jungks Diagnosen
Zusammenfassung
Der Zukunftsforscher Robert Jungk hat sich sowohl in inhaltlicher als auch in formaler Hinsicht mit den verschiedensten gesellschaftlichen Problemen auseinandergesetzt und es nicht dabei bewenden lassen, Analysen und Beispiele dazu anzuführen. Er hat auch viele verschiedene Modelle dazu entwickelt, wie man den von ihm beklagten Umstand, dass wir mit unserer Wahrnehmung schlecht und unvollkommen umgehen, überwindet und die Lücken, die schnell entstehen, füllt. Das bekannteste Modell ist das der ‚Zukunftswerkstätten’.
Klaus-Ove Kahrmann
Über die Filmpräferenzen der Deutschen im Dritten Reich
Aus der Werkstatt eines Forschungsprojektes
Zusammenfassung
Ich berichte über mein aktuel les, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Forschungsprojekt, dessen Ziel es ist, die Spezifik der Filmpräferenzen des deutschen Kinopublikums unter der nationalsozialistischen Diktatur in den Jahren 1933 bis 1945 zu erforschen (Stand: Oktober 2016). Dieser Artikel zeigt, wie das, was bisher aufgrund der Datenlage unmöglich schien, tatsächlich doch realisierbar ist.
Joseph Garncarz
Sehen, Zeigen, Verstehen
Informieren und Präsentieren im digitalen Zeitalter aus der Sicht von Kunstpädagogik
Zusammenfassung
Susan Sontag setzte dieses Zitat einem ihrer berühmten Texte voran (Sontag 1980, S. 9), in dem sie sich gegen Interpretation von Kunst ausspricht. Der folgende Text beschäftigt sich mit einer angewandten Kunst, dem Kommunikationsdesign, oder besser Information und grafische Praxis, wie der Lehrstuhl des Grafikdesigners und Typographen Kurt Weidemann an der Stuttgarter Akademie von 1963 bis 1983 benannt war (Friedl 1998, S. 541–542). Wird Information grafisch dargestellt, werden also bestimmte Elemente aus ihr herausgegriffen und in eine Gestaltung gebracht, stellt dies zwangsläufig durch ihre Form und Farbe eine Interpretation dar.
Andreas Wendt

Kulturphilosophie

Frontmatter
Kultur
Eine prekäre Erbschaft
Zusammenfassung
Dass Kultur etwas mit Erbe und Erbschaft zu tun hat, wird heute vor allem durch den Unesco-Slogan vom ‚Weltkulturerbeʻ insinuiert. Rezente Populationen werden damit auf mancherlei gestoßen, was zu vergessen sie zwischenzeitlich fast schon vergessen hatten. So wird z. B. die Erinnerung an die römische Herkunft der ‚Porta Nigraʻ in Trier aufrecht erhalten, obwohl Stefan George in dem bekannten Gedicht, das er ihr widmete, Zweifel daran erweckt, ob die Trierer dieses Monumentes würdig seien.
Ernst Wolfgang Orth
Der „Kulturimperativ“ als Geltungsverwirklichungsforderung
Hegels Formalismusproblem im Gewand kantianisierender Kulturphilosophie
Zusammenfassung
Der heute weitverbreitete Fokus auf ‚interdisziplinäre Zugänge‘ zu den Problemen, so wichtig er für ein adäquates Sachverständnis auch sein mag, sollte sich, gerade wenn die Sozial- und Geisteswissenschaften im Spiel sind, vor der Suggestion einer allzu großen disziplinären Homogenität hüten. Die augenfälligen Grabenkämpfe der ‚Paradigmen‘ sind geradezu kulturelle Mahnmale, die uns dessen immer wieder eingedenk werden lassen. Solche Grabenkämpfe zeichnen in besonderem Maße die Philosophie aus.
Christian Krijnen
Geistige Liebe als Element der Kultur
Zu Schelers Kulturphilosophie
Zusammenfassung
Mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 wurden 1977 die Voyager Golden Records auf den Weg in die Weiten des Universums geschickt. Die Graphiken zur Decodierung der enthaltenen Daten und die Daten selbst sind Zeugnisse irdischen Lebens und menschlicher Kultur. Die Graphiken zeigen unseren Ort im Kosmos – durch die Position der Sonne in Relation zu vierzehn Pulsaren.
Annika Hand
Kulturphilosophie als „naturalistische“ Transzendentalphilosophie und die Frage nach dem Ort der Kultur
Cassirer, Sellars und McDowell im Vergleich
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird Cassirers Kulturphilosophie als eine besondere Applikation der Kantischen Transzendentalphilosophie dargestellt, sodann in Vergleich gesetzt zu einer anderen Tradition, der Pittsburgh School, hier v.a. McDowell. Der Ausgang ist der Sellars’sche Begriff des „space of reasons“, der sodann von McDowell erweitert wird durch seinen (Aristotelisch inspirierten) Begriff der „zweiten Natur“. Durch eine interessante Auslegung eines frühen Interpreten Cassirers – Howe – wird es möglich, „Marburg“ und „Pittsburgh“ miteinander in Gespräch zu bringen. Das Resultat dieses Vergleichs wird eine Position sein, die beide Traditionen vermittelt und die man mit Howe als „naturalistischen Idealismus“ bezeichnen könnte. Am Schluss wird der Versuch unternommen, die Überlegenheit von Cassirers Position zu demonstrieren, die allerdings keine Widerlegung derjenigen von McDowell bedeutet, sondern seine Position in Cassirers einbettet.
Sebastian Luft
Sprachlicher Kulturrelativismus oder Universalismus?
Gibt es unüberwindliche Grenzen der Übersetzung oder eine gemeinsame Sprache des Denkens?
Zusammenfassung
Es gehört zu den Aufgaben und Problemen der Kulturphilosophie, die Wichtigkeit und den Einfluss der Kategorie „Kultur“ zu bestimmen. Immer wieder taucht in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob das Angehören zu einer bestimmten menschlichen Kultur einen Einfluss auf das Denken habe. Und vor allem, ob nicht die jeweilige Sprache einer Kultur- oder Sprachgemeinschaft einen gewissen Einfluss auf das Denken habe. Dieser Frage scheint nicht nur von Philosophen, sondern auch von Wissenschaftlern, wie Linguisten, Ethnologen und Psychologen und auch von Laien großes Interesse entgegengebracht zu werden. Ist das Denken selbst kulturell relativ oder nicht?
Gunnar Schumann
Mode zwischen Kultur und Kunst
Ein Grenzgang
Zusammenfassung
Mode ist ein omnipräsentes Phänomen zeitgenössischer Kultur. Nicht nur die Kleidermoden prägen das Erscheinungsbild der urbanen Räume, jedes Artefakt täglichen Lebens ist geformt durch Design und erscheint mehr oder weniger zeitgemäß. Auch Kommunikationsformen und Körperhaltungen befinden sich in einem Wandel, der eng an den Wechsel der Moden in Kleidung und Technik gebunden ist. Trotz des immensen Einflusses der Mode auf zeitgenössische Kultur blieben die philosophischen Auseinandersetzungen mit diesem Phänomen bisher selten.
Yvonne Förster
Metadaten
Titel
Kultur - Interdisziplinäre Zugänge
herausgegeben von
Prof. Dr. Hubertus Busche
Prof. Dr. Thomas Heinze
Prof. Dr. Frank Hillebrandt
Franka Schäfer
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-21050-2
Print ISBN
978-3-658-21049-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-21050-2

Premium Partner