2014 | OriginalPaper | Buchkapitel
‚Kultur’ kommt von colere: Ein Plädoyer für einen holistischen, nicht-linearen Kulturbegriff
verfasst von : Prof. Dr. Jürgen Bolten
Erschienen in: Kultur und Interkulturalität
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Der Kulturbegriff hat – etymologisch vorbelastet – unzählige Bedeutungszuschreibungen erfahren, die seine Verwendung heute vielfach problematisch, wenn nicht gar verzichtbar, erscheinen lassen. Dennoch: jede dieser Semantiken – von der ‚Pflege des Geistes’, der sozialen Beziehungen, des ‚Ackers’ bis hin zur ‚Anbetung’ hat(te) im Kontext der Wirklichkeitskonstruktionen, denen sie sich verdankt, ihre Berechtigung. Spezifische Schwerpunktsetzungen zeitgenössischer Weltauslegungen haben zu unterschiedlichen – konkurrierenden – Bedeutungskonjunkturen geführt. Seit dem 20. Jahrhundert ist eine zunehmende Koexistenz der Bedeutungen erkennbar, die sicherlich zu der beschriebenen begrifflichen Verwirrung beigetragen hat. Interessant ist allerdings, dass unbeschadet dieser semantischen Vielfalt der mit der Bedeutungsvariante „Ackerbau betreiben“ indizierte Bezug zur natürlichen Umwelt bislang kaum, und wenn, dann eher dichotomisch-abgrenzend, thematisiert wird. Ein holistisches Kulturverständnis, um das es in diesem Beitrag geht, müsste diese Kontexte allerdings einschließen. Dies könnte dazu beitragen, dualistische Kultur-/Naturkonstruktionen zu überwinden und semantische Vernetzungen der Kulturbegriffsvarianten transparent werden zu lassen.