Der neue Ortsmittelpunkt von Blaibach.
Edward Beierle
Direkt neben dem neuen Bürgerhaus von Blaibach – einem ehemaligen, leerstehenden Bauernhaus – entstand ein monolithisch, gekippter Baukörper, ein Solitär aus Beton aus Ortbeton: Das im Jahr 2014 eröffnete Konzerthaus von Blaibach. Der Baukörper neigt sich über die Hangkante und orientiert sich so an der Erdoberfläche des Ortes, der Topografie. Zudem bildet er den Kern der städtebaulichen Maßnahmen in Blaibach, mit denen die Ortsmitte des im Bayerischen Wald gelegenen Dorfes revitalisiert wird.
Im Kapitel "Ort und Umgebung" des Springer-Fachbuchs "Grundlagen der Architektur-Wahrnehmung" wird das Thema Topografie intensiv behandelt. Es wird beschrieben, "welchen immanenten Einfluss die Umwelt auf die Wahrnehmung von Architektur hat, und wie wichtig deshalb das Einbeziehen der Umgebung in die Planung ist". Demnach steht das Gebäude in einem ständigen Dialog mit seiner Umgebung.
Die Form und die Akustik
Vom Dorfplatz führt eine Treppe unter die Erdoberfläche in das Foyer des Konzerthauses. Von dort geht es sowohl in die Funktionsräume als auch den Konzertsaal selbst. Für den ist die Kubusform äußerst relevant. Sie ist die optimale Form für die Akustik. Auch die gekippten Oberflächen des Konzertsaales sind allein den akustischen Vorgaben geschuldet, heißt es vom Architekten, und beinhalten unter anderem Bassabsorber. Ebenso dient die lebendige Oberfläche des unbehandelten Betons im Inneren des Konzertsaals dazu, die mittelhohen Töne zu absorbieren. Licht kommt sowohl über Lichtschlitze in den Konzertraum als auch über LED-Leuchten.
Der Konzertsaal.
Edward Beierle
Architekt des Baus ist Peter Haimerl, Bauherr die Gemeinde Blaibach und Initiatoren sowie Betreiber der Bariton Thomas Bauer und die Pianistin Uta Hielscher. Doch nicht von Beginn an war der Bau von allen Blaibachern gewollt. Während der Planungen kam es in der 2.000-Einwohner-Gemeinde zum Widerstand in Form einer Unterschriftensammlung. Doch dieser konnte unter anderem durch Bürgerversammlung abgebaut werden. Und: Um an die Steinhauertradition des Ortes anzuknüpfen, erhielt der Baukörper eine Granitfassade aus Granitschotter der Umgebung. Granit wird ausführlich im Kapitel "Die Herkunft des Granits" des Springer-Fachbuchs "Mineralogie" besprochen.
Und so heißt es auch in der Begründung der Jury unter anderem: "Die 'Große Nike 2016' für das Konzerthaus Blaibach würdigt das Zusammenspiel der Initiatoren, der ortsansässigen Bevölkerung und des Architekten, das hier ungewöhnlich eng und im Ergebnis besonders fruchtbar war. Dafür erhält das Projekt die Nike für soziales Engagement, was im besten Sinne das Gemeinschaftliche meint."