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2018 | Buch

Kulturelle Differenzierung in Wirtschaftskooperationen

Deutsche und chinesische Entsendenarrative und diskursive Einflüsse

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Über dieses Buch

In der vorliegenden qualitativen Studie untersucht Anno Dederichs die Relevanz kultureller Differenzierungen und kulturalistischer Diskurse im Kontext deutsch-chinesischer Wirtschaftskooperationen. Er fokussiert dabei auf die Entsendenarrative von „deutschen“ bzw. „chinesischen“ Managerinnen und Managern sowie Ingenieurinnen und Ingenieuren in diesem Kontext. Ausgehend von der ethnologischen Kritik an holistischen und essentialistischen Kulturvorstellungen und aufbauend auf einer ethnomethodologisch inspirierten Methodologie fragt der Autor nicht, wie und ob Kultur Kommunikations- und Organisationsformen beeinflusst, sondern wie und unter welchen Umständen Akteure auf kulturelle Differenzbeschreibungen und Kultur als Erklärungsmodell zurückgreifen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Seit 2010 sorgen chinesische Übernahmen mittelständischer deutscher Unternehmen durch Direktinvestitionen unter Schlagzeilen wie „China kauft ein“ (Ankenbrand 2012) und „Übernahmen – Deutschlands Mittelstand verabschiedet sich nach China“ (Mattheis 2012) für politische und mediale Aufregung. Chinas „Einkaufstour“ unter den deutschen „Mittelstandsperlen“ störte empfindlich das Bild eines Entwicklungslandes China, das als „Werkbank der Welt“ (DPA 2016) für niedrige Produktionskosten und einen riesigen Absatzmarkt stand. Solche Direktinvestitionen wurden und werden medial als direkte Bedrohung des deutschen Wirtschaftsstandortes (durch den Verlust von Arbeitsplätzen) gedeutet, und als illegitimes Mittel zum Transfer von Know-how und Innovationspotential (Bedrohung des geistigen Eigentums) empfunden.
Anno Dederichs
Kapitel 2. Der Kulturbegriff und internationale Zusammenarbeit in Unternehmen
Zusammenfassung
Das Phänomen internationaler Wirtschaftskooperationen ist heute durchzogen von Diskursen über ‚Kultur’ als einem zentralen Einflussfaktor auf diese Zusammenarbeit und von Diskursen über das Verhältnis verschiedener ‚Kulturen’ zueinander (vgl.: Bolten 2016; Busch 2013; Moosmüller 2007). Der Kulturbegriff wird dabei sowohl in wissenschaftlich-analytischer Absicht (von diversen Wissenschaftsdisziplinen) als auch alltagsprachlich zur Beschreibung unterschiedlicher Phänomene und in diversen, konträren Bedeutungen verwendet. Die Bedeutungs- und Definitionenvielfalt des Kulturbegriffes ergibt sich einerseits aus dem historischen Bedeutungswandel des Kulturbegriffes (Williams 1972) und andererseits aus den bestehenden und immer weiteren Definitionen von Kultur bzw.
Anno Dederichs
Kapitel 3. Theoretische Sensibilisierung: Differenzierung nach Mitgliedschaftskategorien
Zusammenfassung
Die beschriebenen Ansätze des dominanten Diskurses der internationalen Managementforschung und der kulturvergleichenden Forschung im Sinne des differenzorientierten Kulturverständnisses (vgl. Kap. 2) gehen von Individuen als Trägern von kulturellen Mustern (als Werte, Orientierungssysteme, Kulturstandards etc.) aus, die deren soziale Zugehörigkeit markieren, nach denen sie sich differenzieren und in spezifische (national-)kulturelle Kategorien klassifizieren lassen.
Anno Dederichs
Kapitel 4. Forschungsdesign
Zusammenfassung
Um die Forschungsfrage nach Differenzierungen vermittels der Konstruktion kategorialer Mitgliedschaften in deutsch-chinesischer Zusammenarbeit empirisch zu erschließen, bieten sich offene, sinnverstehende Verfahren an. Diese ermöglichen es, in der Analyse die Konstruktion kategorialer Mitgliedschaften und die damit verbundenen Sinnzuschreibungen, Diskurse, Wissensvorräte, Alltagstheorien sowie Wahrnehmungs- und Deutungsmuster zu rekonstruieren.
Anno Dederichs
Kapitel 5. Entsandte eines deutschen Unternehmens in China
Zusammenfassung
Luise Schmitz (DB7) ist als Expatriate nach China gekommen und dort in der Position einer Human Ressource Direktorin des Asien-Pazifik Headquarters (HQ) eines mittelständischen deutschen Unternehmens, der BETTER-AG, mit Zentralsitz in S-Stadt in Deutschland, tätig. Die BETTER-AG hat verschiedene Tochtergesellschaften in Asien, eine davon in China. Schmitz arbeitet zum Zeitpunkt des Interviews seit ungefähr eineinhalb Jahren im Asien-Pazifik HQ in Shanghai und wird dort voraussichtlich noch weitere zwei bis drei Jahre bleiben.
Anno Dederichs
Kapitel 6. Das ‚chinesische Gesicht’ als Topos von Differenzerzählungen
Zusammenfassung
Bei der Charakterisierung dessen, was in neueren westlich-sprachigen Texten in wissenschaftlicher (z.B.: Weidemann 2015; House et al. 2004; Thomas et al. 2003; Lin-Huber 2001; Liang 1998) oder populärwissenschaftlicher (z.B.: Ma/Becker 2015; Huang 2012; Jing 2006; Cardon/Scott 2003) Absicht gemeinhin als ‚chinesische Kultur’ bezeichnet wird, spielen verschiedene, mitunter zu „Buzzwords“ (Breidenbach/Nyiri 2002) verkommene Begriffe eine wichtige Rolle. Gesicht/face (im Folgenden je nach sprachlichem Kontext: Gesicht oder Face), Guanxi, Konfuzianismus und Harmonie gehören zu dem Begriffsrepertoire, mit dem häufig gleichzeitig die Ursachen und die Ausprägungen nationaler bzw. kultureller Charaktereigenschaften beschrieben werden (u.a.: Huang et al. 2012; Faust/Yang 2012; Beier 2010; Diekmann/Fang 2008; Kotte/Li 2008; Langenberg 2007; Zinzius 2007, 2006; Jing 2006; Cardon 2006; Cardon/Scott 2003; Chen 2004; Thomas/Schenk 2001; Lin-Huber 2001; Bond 1991; Brunner/You 1988).
Anno Dederichs
Kapitel 7. Entsandte eines chinesischen Unternehmens in Deutschland
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die Umstände der Entsendung des chinesischen Ingenieurs Herrn Li Si (CB4) in ein deutsches Unternehmen anhand seiner eigenen Darstellung der Entsendung betrachtet. Das erste von zwei Interviews fand elf Monate nach dem Eintreffen Lis in Deutschland statt, das zweite etwa ein Jahr später, kurz vor Lis Rückkehr zum Mutterkonzern nach China. Zum besseren Verständnis der Gesamtsituation wird zunächst eine Einführung in die Umstände der Entsendung gegeben (7.1.1).
Anno Dederichs
Kapitel 8. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Anhand der Diskussion des Kulturbegriffes konnte nachgezeichnet werden, wie Kultur in den Wirtschaftswissenschaften als zunehmend relevanter Einflussfaktor auf wirtschaftliches Handeln betrachtet wird (2.2). Insbesondere die internationale Managementforschung stützte sich dabei lange Zeit fast ausschließlich auf ein aus der Kulturanthropologie importiertes Kulturverständnis, in dem Akteure als Vertreter ihrer distinkten und in sich homogenen Kulturen und als Ausführende kultureller Muster betrachtet werden. Kulturen werden dabei häufig durch topographische Einteilung entlang nationaler bzw.
Anno Dederichs
Backmatter
Metadaten
Titel
Kulturelle Differenzierung in Wirtschaftskooperationen
verfasst von
Anno Dederichs
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-20117-3
Print ISBN
978-3-658-20116-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20117-3

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