2018 | OriginalPaper | Buchkapitel
Virtù und velocità
Die Leistungskonkurrenz der Palio-Pferderennen in der italienischen Renaissance
verfasst von : Christian Jaser
Erschienen in: Leistung als Paradigma
Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden
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Im 15. und frühen 16. Jahrhundert haben zahlreiche nord- und mittelitalienische Städte Pferderennen um ein wertvolles Stück Tuch – ital. palio – veranstaltet, die von einer spezifischen Organisationsschriftlichkeit (Ordnungen, Register) getragen wurden und über performative Präsenz, Berichterstattung und mediale Repräsentationen soziale Bedeutungen generierten. Insofern lässt sich auf diesem Feld erstmals in der nachantiken Geschichte Europas die Formierung einer agonalen Sportkultur beobachten, die für sämtliche Dimensionen des Wettkampfs – Planung, Praxis und kompetitive Wahrnehmung – ein hinreichendes Quellenfundament aufbietet. Auf den städtischen Rennplätzen entfaltete sich eine Leistungskonkurrenz animalischer Körper, deren Performanz an das symbolische Kapital – oder zeitgenössischer: an die Ehre (onore) – fürstlicher, adeliger und stadtbürgerlicher Patrone rückgebunden werden konnte. Entsprechend erweisen sich die italienischen Paliorennen der Renaissance entlang der Schlüsselbegriffe virtù (agonale Durchsetzungskraft) und velocità (Schnelligkeit) als ausgesprochenes Leistungsregime, das sämtliche rennrelevante Praktiken – von Zucht, Auswahl, Training und Fütterung der Rennpferde bis hin zu Renntaktiken und der nachgängigen Evaluation von Rennverläufen – bestimmte. Anhand dieses Gegenstands wird es auch darum gehen, die derzeit entgrenzt gebrauchten Phänomene ‚Leistung‘ und ‚Konkurrenz‘ zu historisieren und in zeitgenössische Diskurse zu verorten.