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20.07.2018 | Versicherungsvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Versicherer gehen im Ausland auf Kundenfang

verfasst von: Meris Neininger

3:30 Min. Lesedauer

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Allianz und Ergo wollen expandieren. Aber nicht (nur) in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland. Sie sehen hier gute Chancen, Geschäfte zu machen. Der eine Versicherer setzt dabei auf den Autosektor, der andere glaubt eher an die Zukunft des Bankvertriebs.

Die Ergo geht erstmals außerhalb von Deutschland auf Kundenfang und zwar in Österreich. Dabei setzt sie auf digitalen Vertrieb. In der zweiten Jahreshälfte 2018 will sie damit beginnen, Autopolicen im Netz zu verkaufen. Doch dabei soll es nicht bleiben, jedenfalls wenn es nach Mark Klein, dem Chief Digital Officer der Ergo Digital Ventures, geht. Er äußerte sich kürzlich gegenüber dem Handelsblatt: "Wir können von Deutschland aus unsere Versicherungen digital anbieten, ohne eigene Töchter in den jeweiligen EU-Ländern aufzubauen. Das ist ein Kostenvorteil."

Experiment mit offenem Ausgang

Doch nicht nur Autopolicen will der Versicherer beim österreichischen Nachbarn via Internet anpreisen. "Wir schauen uns die Themen Motorrad- und Reiseversicherung an", verrät Klein. "Für uns ist das ein Experiment mit offenem Ausgang." In Deutschland hätte sein Unternehmen bereits Signale erhalten, dass dieses Experiment gelingen könnte.

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Der Schritt nach Österreich ist für die Tochter der Münchener Rück ein strategisch wichtiger Feldversuch. Sollte dieser glücken, wollen die Düsseldorfer in weiteren EU-Ländern aktiv werden.

Erwartungen übertroffen

Ergo hat den Verkauf von Policen übers Internet bereits in Deutschland getestet. Und zwar mit seinem digitalen Kraftfahrzeugversicherer Nexible. Dieser ist seit Oktober 2017 aktiv. Die Düsseldorfer durften im Kfz-Geschäft einen größeren Marktanteil als Baloise/Basler mit ihrem digitalen Arm "Friday" haben, unter den Top Zehn in Deutschland rangiert aber auch Ergo nicht. Ende März 2018 berichtete Nexible, bis zum Jahresende 2017 mehr als 20.000 Fahrzeuge unter Vertrag genommen zu haben. Damit seien die eigenen Erwartungen um mehr als 100 Prozent übertroffen worden. Die Beitragseinnahmen näherten sich der Zehn-Millionen-Euro-Grenze. "Das beobachtete Wachstum bestätigt, dass Nexible ein Experiment mit Potenzial ist", so Geschäftsführer John-Paul Pieper.

Mit den grenzüberbschreitenden digitalen Angeboten reagieren die Versicherer auf einen Trend, denn "das Internet und die enorm wachsende Nutzung von Smart Devices – auch in infrastrukturschwachen Regionen – führten zu einer Veränderung des Produkt- und Serviceportfolios der Finanzbranche. Die Erreichbarkeit von Kunden und Interessenten via ca. 6 Mrd. Smart Devices durch das Internet ist nun "immer und überall" gegeben", stellt der Springer-Autor Ralph Oelssner im Kapitel "Digitalisierung bei Versicherungen" (Seite 353) im Buch Digitalisierung in Industrie, Handels- und Dienstleistungsunternehmen" fest. Zuerst sei die Direktversicherung für die Kraftfahrtversicherung immer populärer geworden, da "die Maklerprovision eingespart werden konnte und diese Einsparung unter anderem zu niedrigeren Produktkosten für den Kunden führte", beobachtet Oelssner. Bald darauf wurde dieses Produkt direkt durch Internet-Serviceportale der Versicherungen verkauft, stellt er fest.

Auch andere Versicherungsunternehmen strecken wieder ihre Fühler ins (europäische) Ausland aus und versuchen so, neue Kunden zu gewinnen. Die Allianz-Gruppe und die Unicredit haben einen langfristigen Kooperationsvertrag für Mittel- und Osteuropa unterzeichnet. Mit der Kooperation, die sukzessive in der zweiten Jahreshälfte 2018 beginnt, wird die Unicredit ihren einzelnen Kunden in Bulgarien, Kroatien, Tschechien, Ungarn, Rumänien, Slowenien und der Slowakei exklusiv den Zugang zu Lebens-, Sach- und Unfallversicherungsangeboten der Allianz ermöglichen.

Einfacher Zugang zu Versicherungslösungen

Bei dieser Partnerschaft soll die starke Präsenz der Unicredit im Finanzsektor mit der umfassenden Versicherungskompetenz der Allianz kombiniert werden. Somit sollen Kunden der paneuropäischen Geschäftsbank über das Filialnetz der Unicredit und digitale Plattformen einen einfachen Zugang zu den Versicherungslösungen der Allianz erhalten. Die Partnerschaften in den lokalen Märkten werden nach und nach in Übereinstimmung mit den lokalen regulatorischen Anforderungen eingeführt, so der Versicherer aus München.

Nach Einschätzung der Allianz ist Mittel- und Osteuropa ein bedeutender Wachstumsmarkt für die Versicherungswirtschaft. Die dortige Marktdurchdringung liege deutlich unter denen in Westeuropa. Es sei davon auszugehen, dass die Bedeutung der Bancassurance als Vertriebskanal steigt und damit die dortige Versorgungslücke in den kommenden Jahren geschlossen werden könne.

Quellen: Allianz, Handelsblatt, Versicherungsmagazin (Stefan Terliesner)

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