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Erschienen in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft 3/2018

30.07.2018 | Abhandlung

Aktienanlage für Lebensversicherer unter Solvency II

Sind die Solvenzkapitalanforderungen eine Rentabilitätsbremse?

verfasst von: Christoph Wontke, Martin Balleer

Erschienen in: Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft | Ausgabe 3/2018

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Zusammenfassung

Lebensversicherer gehören zu den größten institutionellen Kapitalanlegern. Im Rahmen ihrer Anlagepolitik unterliegen sie besonderen rechtlichen Anforderungen. Insbesondere die Berechnung der Höhe des für die Kapitalanlage zu hinterlegenden Solvenzkapitals hat sich unter Solvency II geändert. Eine weit verbreitet These zu diesem Thema ist, dass die Aktienanlage für Lebensversicherer im Vergleich zu Zeiten mit hohen Aktienquoten von über 25 % auf Grund der Solvenzkapitalanforderungen unrentabel geworden sei, und die Versicherer u. a. deshalb ihre Aktienquoten auf im Schnitt unter 5 % gesenkt haben.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zu untersuchen, ob die Kapitalanforderungen der Aktienanlage unter Solvency II eine Rentabilitätsbremse sind, oder ob die Aktienanlage geeignet ist, die Rendite der Kapitalanlagen der Lebensversicherer zu erhöhen. Hierzu werden die Solvenzkapitalanforderungen der Aktienanlage unter Solvency I inkl. der Berücksichtigung des BaFin Stresstests mit den Solvenzkapitalanforderungen unter Solvency II inkl. der Berücksichtigung des symmetrischen Anpassungsfaktors (SA) verglichen. Weiterhin werden die Diversifikationseffekte auf mehreren Ebenen berücksichtigt und anhand der erstmals 2017 erschienen SFCR-Berichte der Lebensversicherer plausibilisiert. Im Ergebnis lässt sich hiermit zeigen, dass die Risikokapitalanforderungen für die Aktienanlage sich unter Solvency II, je nach Szenario, im Vergleich zu den vorherigen Solvabilitätsanforderungen mehr als halbiert haben. So hätte das praktisch zu hinterlegende Solvenzkapital für Aktien unter Solvency I inkl. Stresstest zum Jahresende 2017 bei 31 % gelegen, während es nach dem Standardansatz unter Solvency II nach Aggregation der risikomindernden Effekte im Gruppenszenario nur 13,56 % der Anlagesumme beträgt. Unter Berücksichtigung von branchenüblichen Kapitalkosten für das zu hinterlegende Solvenzkapital und einer durchschnittlichen Aktienrendite von 8 % p. a. ergibt sich eine Überrendite von 7,2 %. Unter diesen Voraussetzungen ist die Aktienanlage also geeignet, die Rentabilität der Kapitalanlage deutscher Lebensversicherer zu erhöhen.

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Fußnoten
1
Vgl. BaFin (2017, S. 152).
 
2
Vgl. ebenda.
 
3
Vgl. DAI (2018).
 
4
Vgl. GDV (2018).
 
5
Insbesondere infolge der Pleite der Mannheimer Lebensversicherung vgl. zum Fall der Mannheimer Lebensversicherung und der Gründung der Protektor AG weiterführend Himstedt (2004).
 
6
Vgl. o.V. (2003, S. 663 f).
 
7
Alle Daten von Bloomberg.
 
8
Vgl. Assekurata (2017, S. 28).
 
9
So etwa von Gaertingen und Frühauf (2015) oder Riede (2015).
 
10
Vgl. bspw. Farny (2011, S. 811–837).
 
11
Neben dem Stresstest der BaFin gibt es auch Stresstests privater Organisation, auf deren Darstellung in dieser Arbeit jedoch verzichtet wird. Zu nennen wäre hier z. B. der Stresstest der Deutschen Aktuar Vereinigung (DAV).
 
12
Vgl. BaFin (2014, S. 20 f).
 
13
Vgl. ebenda.
 
14
Vgl. Freudenberger und Wallasch (2013, S. 45) Im Vergleich zur IFRS-Rechnungslegung wird u. a. die Bilanzierung der Versicherungsverträge anders erfasst.
 
15
Vgl. BaFin (2016, S. 21, S. 198).
 
16
Vgl. Bardenhewer (2008), S. 87 ff.
 
17
Vgl. zum Aufbau der Risikomodule BaFin (2014).
 
18
Für eine Liste aller Inputfaktoren vgl. Europäische Kommission (2012, S. 77 f.)
 
19
Vgl. Europäische Kommission (2012, S. 108 f.)
 
20
Vgl. EIOPA (2014, S. 16).
 
21
Vgl. Art. 106 SII-RL, zu den technische Spezifikationen vgl. EIOPA (2015).
 
22
Vgl. Europäische Kommission (2010, S. 114).
 
23
Vgl. EIOPA (2012, S. 140).
 
24
Vgl. Europäische Kommission (2012, S. 18).
 
25
Vgl. zum Aufbau der Risikomodule BaFin (2014), vgl. auch Abb. 1.
 
26
Vgl. Europäische Kommission (2012, S. 80 f.)
 
27
Vgl. EIOPA (2011).
 
28
Der Performance-Index erfasst im Gegensatz zum regelmäßig verwendeten Kursindex des EuroStoxx 50 auch Dividenden, vgl. Busse (2003, S. 574 ff.), Kursdaten von Bloomberg.
 
29
Zur genauen Ermittlung werden mehrere Indizes verwendet und diese auf 100 als Startwert normiert, zusätzlich wird ein eigner Aktienindex der EIOPA verwendet, vgl. weiterführend EIOPA (2015).
 
30
Eigene Berechnung mit EuroStoxx 50 Performance Index, Kursdaten von Bloomberg. Zum Vergleich: In QIS 6 wurde ein SA von −7 % verwendet.
 
31
Vgl. EIOPA (2011, S. 72).
 
32
Vgl. EIOPA (2011, S. 63 f.)
 
33
Vgl. ebenda.
 
34
Eigene Darstellung und Berechnung.
 
35
Vgl. Allianz (2017, S. 63).
 
36
Vgl. Debeka (2017, S. 28).
 
37
Vgl. ebenda S. 27.
 
38
Vgl. Signal Iduna (2017, S. 34).
 
39
Vgl. Ziegler et al. (2014, S. 61).
 
40
Vgl. Krause (2013, S. 11).
 
41
So hat die Allianz SE im Jahr 2015 beispielsweise eine Hybridanleihe mit einem Volumen von 1,5 Mrd. € und einem Kupon von 2,241 %, unendlicher Laufzeit, Kündigungsrecht seitens der Allianz ab 2045, emittiert (WKN: A14J9N), Daten von Bloomberg.
 
42
Dreher (2012, S. 382).
 
43
Dreher (2012, S. 399).
 
44
Vgl. Arnoldussen und Hubjer (2014, S. 3) sowie Europäische Kommission (2012, S. 103).
 
45
Aus direkter Wettbewerbssicht dürfte die SCR-Ratio hingegen eher unbedeutend sein, da davon auszugehen ist, dass Privatkunden sich in der Regel vor dem Abschluss einer Lebensversicherung nicht damit beschäftigen.
 
46
So verwendeten bei einer Untersuchung von KPMG 96 % aller Ermittlungen von Kapitalkosten das CAPM, vgl. KPMG (2006, S. 22), vgl. auch Franken et al. (2014, S. 1).
 
47
Daten von Bloomberg.
 
48
Vgl. Franken et al. (2014, S. 157).
 
49
Vgl. PWC (2018).
 
50
Daten von Bloomberg Stand 31.12.2017, zur Berechnungsformel vgl. BaFin (2015).
 
51
Zur Berechnung vgl. Tab. 1.
 
52
Daten von Bloomberg.
 
Literatur
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Zurück zum Zitat KPMG: Kapitalkosten und Impairment Test-Studie, Eine empirische Untersuchung der Prime-Standard Unternehmen, Düsseldorf (2006) KPMG: Kapitalkosten und Impairment Test-Studie, Eine empirische Untersuchung der Prime-Standard Unternehmen, Düsseldorf (2006)
Zurück zum Zitat Krause, T.: Outsourcing von Asset-Management Funktionen deutscher Versicherungsunternehmen. Dissertationsschrift Univeristät Ulm, Ulm (2013) Krause, T.: Outsourcing von Asset-Management Funktionen deutscher Versicherungsunternehmen. Dissertationsschrift Univeristät Ulm, Ulm (2013)
Zurück zum Zitat o.V. (2003): Rubrik: Report Stresstest – einfaches Frühwarnsystem mit Macken Finanzaufsicht mit Ergebnis zufrieden – Nur wenige Lebensversicherer gescheitert, in: Versicherungswirtschaft, Heft 9, 2003 S. 663–666 o.V. (2003): Rubrik: Report Stresstest – einfaches Frühwarnsystem mit Macken Finanzaufsicht mit Ergebnis zufrieden – Nur wenige Lebensversicherer gescheitert, in: Versicherungswirtschaft, Heft 9, 2003 S. 663–666
Zurück zum Zitat Schneider (1957): Die Anlage von Geldern der privaten deutschen Lebensversicherungsgesellschaften, Inauguraldisseration zur Erlangung des Doktorgrades der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Köln 1957 Schneider (1957): Die Anlage von Geldern der privaten deutschen Lebensversicherungsgesellschaften, Inauguraldisseration zur Erlangung des Doktorgrades der Wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Köln 1957
Zurück zum Zitat Ziegler, M.A., Deutsch, E., Herber, R., Medicus, R.: Die künftigen Eigenkapitalvorschriften für Versicherungsunternehmen: Die Solvency-II-Richtlinie und ihre geplante Umsetzung im deutschen VAG, 1. Aufl. VVW-GmbH, Karlsruhe (2014) Ziegler, M.A., Deutsch, E., Herber, R., Medicus, R.: Die künftigen Eigenkapitalvorschriften für Versicherungsunternehmen: Die Solvency-II-Richtlinie und ihre geplante Umsetzung im deutschen VAG, 1. Aufl. VVW-GmbH, Karlsruhe (2014)
Metadaten
Titel
Aktienanlage für Lebensversicherer unter Solvency II
Sind die Solvenzkapitalanforderungen eine Rentabilitätsbremse?
verfasst von
Christoph Wontke
Martin Balleer
Publikationsdatum
30.07.2018
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Erschienen in
Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft / Ausgabe 3/2018
Print ISSN: 0044-2585
Elektronische ISSN: 1865-9748
DOI
https://doi.org/10.1007/s12297-018-0412-7

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