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29.06.2012 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Stichtag: WestLB schließt ihre Türen

verfasst von: Anja Kühner

3 Min. Lesedauer

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Seit 1. Juli 2012 ist die WestLB Geschichte - oder sollte es zumindest nach dem Restrukturierungsplan sein, der am 20. Dezember 2011 von der Europäischen Kommission genehmigt worden war. Laut Plan hätte das Verbundgeschäft mit Sparkassen und öffentlichen Kunden einschließlich des mittelständischen Firmenkundengeschäfts bis 30. Juni 2012 aus der West LB abgespalten und als so genannte Verbundbank in die Helaba überführt werden sollen.

Am 30. Juni 2012 verständigten sich die Vorstände von WestLB, Helaba und der Ersten Abwicklungsanstalt (EAA, "Bad Bank"), die nicht verkaufte Portfolios übernimmt, sowie die Eigentümer der WestLB und die FMSA über den Zeitplan für die Aufspaltung; ein entsprechender Rahmenvertrag wurde ebenfalls unterzeichnet. Nach Vorlage der Schlussbilanz der WestLB zum Stichtag 30. Juni 2012 werden bis zum 31. August 2012 alle für die Aufspaltung erforderlichen Verträge beurkundet, wie die am Prozess beteiligten Parteien mitteilten.

Das Verbundgeschäft der WestLB in der Größenordnung von rund 40 Milliarden Euro wird rückwirkend zum 1. Juli 2012 auf die Helaba übertragen. Die Neugeschäftsaktivitäten der WestLB wurden per 30. Juni 2012 eingestellt, die Sparkassenverbände in Nordrhein-Westfalen schieden am selben Tag als Anteilseigner aus dem Kreditinstitut aus. Unter dem Dach der Verbundbank sollen etwa 450 Mitarbeiter verbleiben. Diese bilden die Düsseldorfer Niederlassung der Helaba.

Rund 100 Milliarden Euro des WestLB-Portfolios werden - ebenfalls rückwirkend - auf die EAA übergehen. Aus heutiger Sicht sollen die Portfolios bis 2028 erfolgreich abgewickelt sein, so die Mitteilenden.

Rechtsnachfolgerin Portigon

Die Rechtsnachfolgerin der WestLB, bis zur letzten Bilanzpressekonferenz schlicht Übergangsbank oder Service und Portfolio-Management Bank genannt, soll bis 2016 privatisiert werden. Zur Bilanzpressekonferenz hatte WestLB-Chef Dietrich Voigtländer deren künftigen Namen enthüllt: Portigon Financial Services. Die Begründung für die Namenswahl: Der Name symbolisiere einen sicheren Hafen für die Kunden, erklärte Voigtländer. Diese hätten auch in den schweren Zeiten treu zur WestLB gestanden. Die Zahl der Beschäftigten bei der Übergangsbank - Portigon - soll bis 2016 auf rund 1.000 reduziert werden.

Die letzten Geschäftszahlen der WestLB waren schlecht ausgefallen. 48 Millionen Verlust hatte die Landesbank für 2011 verkünden müssen. Der Abschluss nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) war mit einem Verlust von 572 Millionen Euro noch negativer ausgefallen. Die roten Zahlen resultierten vor allem aus 440 Millionen Euro Kosten des Personalabbaus und 244 Millionen Euro Verlusten durch Griechenland-Anleihen aus dem Bestand der Tochtergesellschaft WestImmobilien.

Grafik: Die Aufspaltung der WestLB

WestLB

Teile

Verbundbank

Erste Abwicklungsanstalt

(EAA; "Bad Bank")

Portigon Financial Services

Aufgaben

Verbundgeschäft mit Sparkassen

und öffentlichen Kunden einschließlich

mittelständischen Firmenkunden

rückwirkende Übertragung an Helaba

zum 1. Juli 2012 (ca. 40 Mrd. Euro)

Übernahme der Vermögenswerte und

Verbindlichkeiten rückwirkend zum

1. Juli 2012 (ca. 100 Mrd. Euro)

Rechtsnachfolgerin der WestLB,

Servicegesellschaft, bietet

Dienstleistungen wie die

Pflege von Bestandskrediten an;

Großkunde: EAA

Zukunft

Düsseldorfer Niederlassung der

Helaba, rund 450 Mitarbeiter

Abwicklung bis 2028 geplant

1.000 Beschäftigte verbleiben

bis 2016 bei Portigon; ebenfalls

bis 2016: Privatisierung

Quellen: bankmagazin.de; Angaben der an der Aufspaltung beteiligten Unternehmen und Eigentümer

Kostenschonende Abwicklung der Bad Assets

Den Einsatz der Bad Bank sehen die Autoren Markus Bolder und Matthias Wargers mit zahlreichen Vorteilen verbunden. Beispielsweise werde eine Bad Bank vom Staat mit frischem Kapital versorgt, ihr Rating entspreche daher dem ihres Kapitalgebers. "Bei der EAA etwa ist das Land Nordrhein-Westfalen der Kapitalgeber, das Rating liegt zwischen AAA (Fitch) und AA- (Standard & Poors). Dadurch hat die Abwicklungsanstalt geringere Refinanzierungskosten als die ursprüngliche Bank", so die Autoren. Durch die Auslagerung der Problemkredite könne die Bank schnell wieder arbeitsfähig werden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob dies auch bei Portigon der Fall sein wird.

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