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2001 | Buch

Die Mediatisierung kommunikativen Handelns

Der Wandel von Alltag und sozialen Beziehungen, Kultur und Gesellschaft durch die Medien

verfasst von: Friedrich Krotz

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Mensch, Kommunikation, Medien: Der gesellschaftliche Metaprozess „Mediatisierung“

Frontmatter
1. Mediatisierung und symbolische Welt
Zusammenfassung
Ziel dieses einführenden Kapitels ist zunächst ein exemplarischer Einblick in einige empirisch feststellbare Entwicklungstendenzen der Medienkommunikation (1.1 — 1.4). Dabei steht vor allem die situative, die räumliche, die zeitliche und damit die soziale und kulturelle Entgrenzung von Medienkommunikation durch die heute neuen Medien der computervermittelten Kommunikation im Mittelpunkt der Argumentation, und damit zugleich die Neuentstehung, Überlagerung und Integration verschiedener Typen von (Medien)Kommunikation. Hand in Hand damit lässt sich zeigen, dass die Medien im Alltag der Menschen neue Verwendungsweisen zugewiesen bekommen und für ihren Alltag zunehmend bedeutsam werden — Medien führen so zu einer Veränderung von Alltagspraktiken unterschiedlicher Art. Sie verändern die zwischenmenschliche Kommunikation und erbringen immer häufiger relevante Orientierungsleistungen für das Leben in der Gesellschaft. Diese — anhand von Beispielen plausibel gemachten — Entwicklungen werden dann unter dem Obertitel der„ Mediatisierung“ in Bezug zueinander gesetzt und als gesellschaftlicher Metaentwicklung begriffen theoretisch entworfen (1.5). Darauf aufbauend werden in 1.6 die Ziele der vorliegenden Arbeit formuliert und eine Übersicht über den Gang der Argumentation und Darstellung gegeben.
Friedrich Krotz
2. Grundlagen einer kulturwissenschaftlichen Kommunikationstheorie: Kommunikation als Form symbolisch vermittelten Handelns
Zusammenfassung
In diesem Paragraphen sollen also Menschenbild und Kommunikationsverständnis des hier vorgelegten Entwurfs einer Theorie der Mediatisierung präzisiert werden. Zunächst wird dazu in 2.1 das jeder sinnvollen Kommunikationstheorie zugrundeliegende Verständnis des Menschen als eines symbolischen Wesens entfaltet, das in einer symbolisch vermittelten Wirklichkeit lebt, und dessen fundamentale Aktivität zur Definition von Wirklichkeit und Identität sowie zur Konstitution von Kultur und Gesellschaft die Kommunikation ist. Dem schließt sich in 2.2 die Präzisierung der grundlegenden Begriffe und Konzepte einer darauf aufbauenden Kommunikationswissenschaft an. Das hierauf gestützte Kommunikationsverständnis wird dann in 2.3 in Bezug auf den Symbolischen Interaktionismus vertieft und weiterentwickelt — es wird sich zeigen, dass diese Theorie über einen eigenständigen und gerade im Zusammenhang mit Mediatisierung brauchbaren Kommunikationsbegriff verfügt. Dieser wird dann in 2.4 in Bezug zu dem Kommunikationsverständnis der Cultural Studies gesetzt, die als zum Symbolischen Interaktionismus kompatibel und komplementär begriffen werden. Auf die Frage, was dies dann für die Konzeption und Untersuchung von Medienkommunikation und den Mediatisierungsprozess bedeutet, wird im Anschluss daran im Kapitel 3 eingegangen.
Friedrich Krotz
3. Medienkommunikation als Modifikation von Kommunikation
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird nun auf der Basis der allgemeinen Darstellung von Kommunikation im Verständnis des Symbolischen Interaktionismus Medienkommunikation als Modifikation von Kommunikation behandelt. Dazu werden wir diese Betrachtungsweise in 3.1 zunächst noch einmal tiefergehend begründen und dabei insbesondere die Aspekte von Face-to-Face-Kommunikation und Medienkommunikation betonen, die bei beiden Arten von Kommunikation gleich sind. Dem schließt sich in 3.2 die Darstellung von direkt erkennbaren Unterschieden zwischen den beiden Kommunikationsarten (vor allem dargestellt für den Fall der Fernsehrezeption) an. Abschnitt 3.3 entwickelt dann ein auf dem Symbolischen Interaktionismus basierendes Rezeptionsmodell, das Modell der Rezeptionskaskade. Dieses Modell soll exemplarisch deutlich machen, was die Kommunikationswissenschaft gewönne, wenn sie sich auf eine derartige Perspektive einlässt. In 3.4 behandeln wir weiter das besondere der computervermittelten Kommunikation und ansatzweise die Konsequenzen für Kommunikation und die darauf basierenden Phänomene, die sich ergeben, wenn die Menschen ihre Kommunikation nach den dort vorgegebenen Bedingungen organisieren. Dabei werden diese Unterschiede zum Teil um einer größeren Deutlichkeit willen prognostisch formuliert: Wenn sich die vorherrschenden Formen von Kommunikation verändern, so verändern sich vermutlich auch die anderen Formen von in der Gesellschaft üblichen Kommunikation, aber auch die auf Kommunikation beruhenden sozialen und kulturellen Phänomene und Entitäten: darin drückt sich der Prozess der Mediatisierung aus. Insgesamt gilt auch in diesem Kapitel wieder, dass vieles nur umrissen wird, soweit es für die weiteren Zwecke des Bandes, nämlich die Konzeption und Untersuchung von Mediatisierung, von Bedeutung ist.
Friedrich Krotz

Mediatisierung empirisch: Die Veränderung öffentlicher Plätze durch die Präsenz von Fernsehen und die Folgen für das soziale und kommunikative Handeln der Menschen

Frontmatter
4. Die Veränderung öffentlicher Plätze durch Fernsehen und dessen Nutzung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird zunächst das Projekt nach Anlage, Methode und Hintergrund vorgestellt (4.1). Dann werden Ergebnisse im Hinblick auf das Fernsehangebot berichtet (4.2) und in Thesen zusammen gefasst (4.3). Weiter wird die objektiv beobachtbare Fernsehnutzung auf der Basis der Beobachtungsprotokolle in Abhängigkeit vom Ort dargestellt (4.4) und ebenfalls in Thesen zusammen gefasst (4.5). Danach werden wir uns im nächsten Kapitel der rekonstruktiven Analyse zuwenden.
Friedrich Krotz
5. Die Veränderung sozialen und kommunikativen Handelns durch Fernsehen auf öffentlichen Plätzen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die Nutzung und Rezeption von Fernsehen nicht von außen als objektiv beobachtbares Geschehen, sondern aus der Perspektive der Menschen als deren sinnvolles Handeln betrachtet, das interpretativ rekonstruiert werden muss. Dazu wird zunächst in 5.1 der Rahmen umrissen, der die Beobachtungen und ihre Analyse geprägt hat, und in Bezug auf den die Beobachtungen geordnet und analysiert wurden. In 5.2 werden dann die Ergebnisse der Analyse vorgestellt, und zwar zunächst als Rekonstruktion des „Begegnungs “-Prozesses mit dem Medium und den in diesem Zusammenhang beobachteten Handlungsmöglichkeiten. Die Leitfrage ist hier, was geschieht, wenn eine Person einen öffentlichen Platz mit Fernsehen betritt. 5.3 stellt Beobachtungen im Hinblick auf die Intentionen der Menschen zur Diskussion, 5.4 beschäftigt sich mit einigen Regeln, nach denen sich Situationen auf öffentlichen Plätzen mit Fernsehen entwickeln und die aus den Beobachtungen abgeleitet wurden. 5.5 schließlich geht auf besondere Probleme ein, die Gruppen mit solchen medialen Angeboten haben — ihre Gruppenkommunikation gerät ja durch das Angebot fernzusehen unter Druck. In 5.6 werden einige wenige Thesen zusammengefasst. Eine ausführlichere und erweiterte Diskussion auch im Hinblick auf die angestrebten Vergleiche von Fernsehnutzung in der Öffentlichkeit in Deutschland mit der in den USA und mit der Fernsehnutzung zu Hause findet dann in Kapitel 6 statt. Dort werden auch Schlussfolgerungen im Hinblick auf den Mediatisierungsprozess gezogen.
Friedrich Krotz
6. Mediatisierung zwischen Kultur und Kommerz und die Notwendigkeit konzeptioneller Revisionen in der Kommunikationswissenschaft
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird nun das Vordringen des Fernsehens auf öffentliche Plätze als Teilprozess des Mediatisierungsprozesses behandelt. Dazu werden die Ergebnisse des kulturellen Vergleichs zwischen Deutschland und den USA dargestellt und daraus und aus den übrigen empirischen Ergebnissen in Hinblick auf unterschiedliche Fragestellungen Schlussfolgerungen gezogen. Im Einzelnen wird zunächst in 6.1 von den Ergebnissen der gemeinsamen Auswertung mit dem amerikanischen Projektteam berichtet und eine grundsätzliche Ähnlichkeit des Angebots und der Nutzung öffentlichen Fernsehens diagnostiziert. In 6.2 werden dann die gefundenen kulturell bedingten Unterschiede und deren Hintergründe präsentiert. 6.3 diskutiert weiter das Vordringen des Fernsehens auf öffentliche Plätze als Teil des Mediatisierungsprozesses. In 6.4 geht es im Anschluss daran um Unterschiede zwischen Fernsehen an privaten und an öffentlichen Plätzen, insbesondere um die relevanten sozialen Kontexte und um die soziale Kontrolle über die öffentlichen Plätze. 6.5 behandelt in Bezug darauf die Beschickung öffentlicher Plätze mit Fernsehprogrammen als Prozess der Kommerzialisierung. In 6.6 wird schließlich anhand der Ergebnisse des empirischen Projektes begründet, warum der Mediatisierungsprozess neue kommunikationswissenschaftliche Anstrengungen und eine situationsbezogene Definition von Kommunikation verlangt.
Friedrich Krotz

Mediatisierung als Metaprozess sozialen Wandels: Bausteine einer kommunikationswissenschaftlichen Theorie

Frontmatter
7. Ausdrucksformen und Folgen des Metaprozesses Mediatisierung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel soll es auf der Basis der bisherigen Überlegungen um eine zusammenhängende Darstellung langfristiger Ausdrucksformen und Konsequenzen des Mediatisierungsprozesses gehen. Dabei wird an einzelnen Stellen der Bezug auf das symbolisch-interaktionistische Kommunikationskonzept eine Rolle spielen. Die hier entwickelten Thesen bleiben allerdings bei aller analytischen Schärfe zum Teil vorläufig, weil es sich hier nur um eine erste Annäherung an ein umfassendes Thema handeln kann; eine genauere Beschreibung und empirische Validierung ist eine langfristige Aufgabe kommunikationswissenschaftlicher Forschung.
Friedrich Krotz
8. Der Metaprozess Mediatisierung und seine Beziehungen zu anderen gesellschaftlichen Metaprozessen und Theorien
Zusammenfassung
Der soziale Wandel ist schon in vielen Kategorien beschrieben worden — Modernisierung. Individualisierung. Globalisierung. Zivilisation, Wertewandel und Ökonomisierung gehören zu den in den letzten Jahren immer wieder verwendeten Begriffen. Eine Reihe derartiger Prozesse aus der traditionellen Soziologie versuchen z.B. van der Loo/van der Reijen (1992) zu systematisieren. In Entwürfen dieser Art spielen die Medien meistens keine oder nur eine untergeordnete Rolle47, was die Erklärungskraft dieser Ansätze schon in der Vergangenheit geschwächt hat, sie aber erst recht für die Zukunft problematisch macht. Denn ohne Kommunikationsmedien kann Gesellschaft, wenn sie nicht mehr Gemeinschaft ist, nicht funktionieren, und ihre Bedeutung wird zunehmend gröβer.
Friedrich Krotz
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Mediatisierung kommunikativen Handelns
verfasst von
Friedrich Krotz
Copyright-Jahr
2001
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-322-90411-9
Print ISBN
978-3-531-13552-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90411-9