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2003 | Buch | 2. Auflage

Marktorientierte Unternehmensbewertung

Discounted Cash Flow, Realoption, Economic Value Added und der Direct Comparison Approach

verfasst von: Karsten Nowak

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : Rechnungswesen und Unternehmensüberwachung

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Beschluß vom 27. April 19991 darauf hingewiesen, daß auf einem funktionierenden Kapitalmarkt der Börsenkurs einer Aktiengesellschaft bei der Abfindungsbemessung von Minderheitsgesellschaftem die Wertuntergrenze der festzusetzenden Abfindung markiert. Ein funktionierender Kapitalmarkt im Sinne der Rechtsprechung ist dabei durch ein ausreichendes Handelsvolumen gekennzeichnet, so daß die Aktien zu jedem Zeitpunkt handelbar sind und auch Kursmanipulationen ausgeschlossen werden können. Der Beschluß des Bundesverfassungsgerichts beschränkt sich in seiner Bedeutung jedoch nicht nur auf den im Sachverhalt zu entscheidenden Abfindungsanlaß, sondern strahlt aufgrund der Allgemeinverbindlichkeit der Rechtsprechung der Bundesgerichte auf die Akzeptanz der Marktbewertung an sich aus. Unter den marktorientierten Bewertungsverfahren werden in dieser Arbeit die Discounted Cash Flow-Verfahren, das mit diesen konkurrierende Konzept des Economic Value Added sowie der Direct Comparison Approach subsumiert.2 Während sich in den USA die traditionelle Verwendung marktorientierter Bewertungsverfahren mit der dort vorherrschenden Kapitalmarktorientierung der Investoren begründen läßt, steigt die Akzeptanz der marktorientierten Unternehmensbewertung auch in Deutschland. In den letzten Jahren gewinnen insbesondere die Discounted Cash Flow-Verfahren zunehmend in Deutschland an Bedeutung, was sich für den Bereich der Bewertungstheorie durch die zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen3, für den Bereich der Bewertungspraxis durch empirische Studien4, durch ihre Aufnahme in das WP-Handbuchs5 und in den IDW-Standard S 16 belegen läßt. Das IDW erkennt neben der Ertragswertmethode auch die Discounted Cash Flow-Verfahren als zulässiges Gesamtbewertungsverfahren an. Desweiteren hat das IDW mit der Aufnahme des Punktes „3. Inhalt und Bedeutung von Börsenkursen“ im IDW Standard S 1 ein erstes Zeichen gesetzt, da der Börsenkurs zur Plausibilitätsbeurteilung des ermittelten Unternehmenswertes heranzuziehen ist; vereinfachende Preisfindungen, wie der Direct Comparison Approach, können ebenfalls zur Plausibiltätsbeurteilung herangezogen werden.7
Karsten Nowak
Kapitel 2. Discounted Cash Flow
Zusammenfassung
Marktwirtschaftlich ausgerichtete Wirtschaftssysteme sind durch Wettbewerb und Innovationsfähigkeit gekennzeichnet. Ohne Wettbewerb entstehen keine Innovationen und ohne Innovation verliert eine Volkswirtschaft ihre Wettbewerbsfähigkeit. Diese makroökonomische Betrachtung besitzt auch auf der mikroökonomischen Unternehmensebene ihre Gültigkeit. Die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens konkretisiert sich dabei in seiner Fähigkeit, wertschöpfend zu arbeiten. Zur Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens oder einer Unternehmenseinheit ist ein Maßstab erforderlich, der zuverlässig die Wertschöpfung des Unternehmens beurteilen kann. Eine mögliche Maßgröße ist der Shareholder Value, der Marktwert des Eigenkapitals,18 der sich aufgrund der verwendeten Rechentechnik durch einen besonderen Kapitalmarktbezug auszeichnet.19 Damit dient der Shareholder Value als Maß für die Wertsteigerung eines Unternehmens einerseits den (potentiellen) Investoren bei der Beurteilung der Vorteilhaftigkeit einer Investition in das Unternehmen, andererseits ergibt sich der Shareholder Value aus den Kapitalmarktdaten, die wiederum das Ergebnis der Investitionsbzw. Desinvestitionsentscheidungen der Kapitalmarktteilnehmer darstellen.
Karsten Nowak
Kapitel 3. Economic Value Added
Zusammenfassung
Im Mittelpunkt der „wertorientierten Unternehmensführung“ stand in der Vergangenheit — zumindest im deutschsprachigen Wirtschaftsraum — der Shareholder Value-Ansatz, der spätestens seit der Übersetzung des 1986 erschienenen Buchs von Rappaport „Creating Shareholder Value“508 in der Literatur intensiv diskutiert wurde. Neben der Shareholder Value-Analyse existieren aber auch alternative Wertsteigerungskonzeptionen,509 von denen im folgenden das Konzept des Economic Value Added (EVATM) vorgestellt wird.510 Die EVATM-Konzeption ist eingetragenes Warenzeichen der Stern Stewart & Co Unternehmensberatungsgesellschaft in New York und basiert auf dem von Stewart 1991 publizierten Werk „The Quest for Value“511. Das Economic Value Added-Konzept wird sowohl in der Praxis von namhaften US-amerikanischen und deutschen Unternehmen, wie z.B. Coca-Cola, Eli Lilly, Procter&Gamble, der Metallgesellschaft AG und der Siemens AG512 als Instrument zur Unternehmensführung verwendet und erfreut sich offenbar auch in der Literatur großer Beliebtheit: „today’s hottest financial idea and getting hotter“513. Dabei soll der Economic Value Added nicht nur als Performancemaß dienen, sondern auch ein „framework for a complete financial management and incentive compensation system“ darstellen, „that can guide every decision a company makes, from the boardroom to the shop floor; that can transform a corporate culture; that can improve the working lifes of everyone in an organization by making them more successful; and that can help them produce greater wealth for shareholders, customers, and themselves“514
Karsten Nowak
Kapitel 4. Direct Comparison Approach
Zusammenfassung
Hinter dem Direct Comparison Approach verbirgt sich die Idee, den Wert nicht börsennotierter Unternehmen durch einen Vergleich mit börsennotierten Unternehmen zu ermitteln. Dazu müssen die börsennotierten Vergleichsunternehmen verschiedenen qualitativen und quantitativen Kriterien des Bewertungsobjekts entsprechen, d.h. sie müssen insbesondere zur gleichen Branche gehören, ähnliche Wachstumsraten aufweisen und über eine vergleichbare Risikostruktur verfügen.576 Begründet wird der Ansatz mit der Überlegung, daß vergleichbare Unternehmen auch vergleichbare Unternehmenswerte aufweisen müssen.577 Unternehmenswerte berücksichtigen jedoch auch subjektive Komponenten des jeweiligen Bewerters, so daß es den Unternehmenswert an sich nicht gibt. Vielmehr ist der Unternehmenswert abhängig von den subjektiven Zielvorstellungen und Anlagealternativen des potentiellen Käufers oder Verkäufers. Die marktorientierten Vergleichsverfahren trennen aber nicht zwischen den Begriffen des (subjektiven) Unternehmenswerts und dem (objektiv) beobachtbaren Unternehmenspreis; sie verwenden den Unternehmenspreis eines Vergleichsunternehmens, um auf den Unternehmenswert des Bewertungsobjekts zu schließen.578 Die angestrebte Objektivität der Vergleichsverfahren durch die Verwendung tatsächlicher Marktpreise wird also durch einen Verlust der Subjektivität erkauft. Zudem wird ein Mindestmaß an Objektivität nur dann erreicht, wenn die verwendeten Marktpreise das Ergebnis einer Vielzahl von Transaktionen sind.579
Karsten Nowak
Kapitel 5. Anwendbarkeit der marktorientierten Bewertungsverfahren am deutschen Kapitalmarkt
Zusammenfassung
Bei der Anwendung der Discounted Cash Flow-Verfahren wird die Renditeforderung der Eigenkapitalgeber mit Hilfe des Capital Asset Pricing Model oder der Arbitrage Pricing Theory aus Kapitalmarktdaten abgeleitet. Die Ermittlung marktorientierter Kapitalkosten ist aber immer nur dann sinnvoll, wenn der Kapitalmarkt den Kriterien der Allokations- und Informationseffizienz genügt und eine ausreichende Größe und Liquidität gewährleistet.690 Es muß sichergestellt sein, daß die öffentlich verfügbaren Informationen691 in den Kursen verarbeitet werden, damit das Kapital in seine jeweils beste Verwendung geleitet werden kann. Unterbleibt die Informationsverarbeitung geben die Kurse falsche Preissignale; Fehlallokationen des Kapitals sind die Folge. Zwingende Voraussetzung für die Erfüllung der Allokationsfunktion ist also die Informationseffizienz des Kapitalmarkts. Denn nur wenn die Börsenkurse die verfügbaren Informationen widerspiegeln, kann der Preis korrekte Signale zur Kapitalallokation liefern: „In general terms, the ideal is a market in which prices provide accurate signals for resource allocation: that is, a market in which firms can make production-investment decisions [...] under the assumption that security prices at any time ‚fully reflect‘ all available information. A market in which prices always ‚fully reflect‘ available information is called ‚efficient.‘“ 692 Das von Fama formulierte Effizienzkriterium des Kapitalmarkts wird von Beaver/Kettler/Scholes weiter konkretisiert:693 Ein Kapitalmarkt ist effizient, wenn:
(a)
die Wertpapierpreise zu jedem Zeitpunkt den inneren Wert des Wertpapiers unverzerrt abbilden und
 
(b)
der Kapitalmarkt unverzüglich auf neue Informationen reagiert.
 
Karsten Nowak
Kapitel 6. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Neben der traditionellen Ertragswertmethode hat die marktorientierte Unternehmensbewertung durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts vom 27. April 1999 und die Aufnahme der Discounted Cash Flow-Verfahren im WP-Handbuch, Band II 1998 sowie im IDW S 1 vom 28. Juni 2000 auch in Deutschland erheblich an Bedeutung gewonnen. Gegenstand dieser Arbeit sind die Verfahren der marktorientierten Unternehmensbewertung. Unter den marktorientierten Bewertungsverfahren werden die Discounted Cash Flow-Verfahren, der Realoptionsansatz, der Economic und Market Value Added und schließlich die Ausprägungen des Direct Comparison Approach analysiert. Die Discounted Cash Flow-Verfahren werden wegen ihres vom Kapitalmarkt abgeleiteten Diskontierungssatzes unter den Marktverfahren eingeordnet, obwohl sie strenggenommen eine Mischung aus erfolgs- und marktorientierter Bewertung darstellen.
Karsten Nowak
Backmatter
Metadaten
Titel
Marktorientierte Unternehmensbewertung
verfasst von
Karsten Nowak
Copyright-Jahr
2003
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-99182-9
Print ISBN
978-3-8244-7698-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-99182-9