Neue Konzepte der Distributionslogistik von Handelsunternehmen

Seit geraumer Zeit werden in der einschlägigen Literatur distributionslogistische’ Problemlösungen von Handelsunternehmen beschrieben, deren Grundstruktur in der Verwirklichung eines Just-In-Time-Prinzips2 liegt. Dabei versuchen die einzelnen Absatzkanalpartner ihre Lagerbestände vor Ort zu reduzieren und ihre Effizienz durch nachfragesynchrone Belieferungssysteme mit Hilfe des Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zu steigern3 (zu den Beispielen siehe u.a.: Zentes 1992a; Stalk et. al. 1992; Zentes 1989a; Zentes 1991b; Zentes 1991c; Glazer 1991; O’Laughlin/Copacino 1994).

Dieser Abschnitt dient zur begrifflichen Aufbereitung und Festlegung von Distributionslogistik von Handelsunternehmen.

Neben den Entwicklungen der Biotechnologie, der Sensor- und Lasertechnik oder der Mikroelektronik zählen die Neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (NIuKT) zu den Schlüsseltechnologien der Zukunft (vgl. Tietz 1986, S. 69; Bruhn 1989b, S. 5), denen besondere Bedeutung zukommen wird (vgl. Meffert 1980, S. 15). In den vergangenen Jahrzehnten wurden nahezu 1.000 Milliarden Dollar in den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie investiert, das jährliche Marktwachstum wird mit 10 % angenommen (vgl. Coughlan 1994a, S. 2; Tietz 1992a, S. 39). Das Ziel dieser Investitionen lag vor allem darin, Kosten zu senken und die Produktivität zu steigern, indem möglichst viele Arbeitsschritte automatisiert wurden (vgl. Fröschl/Yalcin 1994, S. 40).

Versteht sich die Distributionslogistik als das unternehmensübergreifende (= integrated) Management von Güter- und dazugehörigen Informationsströmen, so sind solche NIuKT von Bedeutung, die eine reibungslose interorganisatorische Verknüpfung distributionslogistischer Systeme durch informatorischen Verbund in Richtung Just-In-Time ermöglichen¹⁶⁸.

Mit Hilfe der drei im vorangegangenen Kapitel vorgestellten NIuKT kristallisieren sich in der unternehmerischen Praxis bestimmte distributionslogistische Problemlösungen von Handelsunternehmen heraus, die sich u.a. der Erfahrungen der Automobilindustrie bedienen, um ein JustIn-Time Prinzip bei der Belieferung ihrer Filialen zu erreichen. Der Erfolg dieser Techniken liegt neben dem Einsatz von NIuKT, vor allem in einer unternehmensübergreifenden Kooperation. Wie die Erfahrungen aus Japan zeigen, basiert der Erfolg von JIT „because of the system of keiretsu, or interlinked groups of businesses that work closely together“ (Hamilton 1994, S. 30). Die Verwendung der NIuKT auf der einen und dem unternehmensübergreifenden Einsatz auf der anderen Seite führen zur Bezeichnung Neue Konzepte der Distributionslogistik.

Problemstellungen lassen sich lt. Roth (1993, S. 93) in die drei Bestandteile Anfangszustand, Operationen und Zielzustand zerlegen. Die Operationen beschreiben den Weg, der von einem Anfangszustand zu einem Zielzustand führt³⁶⁰.

Das Ziel der Arbeit lag in der theoretischen Analyse des Wissens und des Potentials Neuer Informations- und Kommunikationstechnologien zur Lösung distributionslogistischer Aufgaben von Handelsunternehmen.