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2011 | Buch

Einführung in die qualitative Videoanalyse

Eine hermeneutisch-wissenssoziologische Fallanalyse

verfasst von: Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Qualitative Sozialforschung verwendet immer öfter Videoaufzeichnungen als Datenmaterial. Allerdings verfügt die qualitative Sozialforschung noch nicht über ausgearbeitete Verfahren, diese Daten angemessen auszuwerten. Oft werden Techniken der Interpretation stehender Bilder lediglich übertragen. Das Buch plädiert in Auseinandersetzung mit anderen qualitativen Verfahren der Bild- und Videoanalyse für die Eigenständigkeit der Videoanalyse und entwickelt daraus die Kunstlehre einer hermeneutischen Videoanalyse. Zugleich wird in Form einer Fallstudie die Interpretation eines kurzen Videos Schritt für Schritt vorgestellt und ausführlich begründet.


0. Die aktuelle Situation der deutschen qualitativen Bild-, Film- und Videoanalyse

1. Was ist hier eigentlich los und was ist die Frage?

2. Vorüberlegungen zur Besonderheit der benutzten Daten
2.1 Abschied von der Offenheit um jeden Preis
2.2 Vom still zum move
2.3 Videos sind keine Filme und sind auch nicht so zu behandeln
2.4 Abschied vom ikonischen Pfad
2.5 Zur Protokollierung von Bildern und Filmen
2.6 Den Handlungs- und Kommunikationscharakter von Bildern betonen und (re-)konstruieren
2.7 Vom Bildinhalt zum Bildgestalter

3. Grundzüge einer hermeneutisch-wissenssoziologischen Videoanalyse
3.1 Die gezeigte Handlung und die Handlung des Zeigens
3.2 Sequenzanalyse – Feinanalyse - Kalibrierung
3.3 Das methodische Vorgehen
3.3 Wie sollte eine gute Videopartitur aussehen?
3.4 Das Notationssystem für unsere Videoanalyse
3.5 Der Bedeutungsbegriff einer hermeneutischen Wissenssoziologie
3.6 Deuten heißt: implizites Wissen explizit machen

4. Der Kontext des Videos
4.1 Die Sendung 24 Stunden Reportage
4.2 Genre: Unterhaltendes halbdokumentarisches Reality-TV

5. Die Videoanalyse
5.1 Sequenzanalysen sind prinzipiell nicht darstellbar
5.2 Zusammenfassende Darstellung der Sendung 24 Stunden Reportage vom 07.02.2010
5.3 Gesamtablauf im Schnellüberblick
5.4 Gesamtablauf in kurzer spr

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
0. Die aktuelle Situation der deutschen qualitativen Bild-, Film- und Videoanalyse1
Zusammenfassung
Im Folgenden wollen wir versuchen Videomaterial, also Teile einer Fernsehsendung, die wir im Rahmen eines Forschungsprojektes digital aufgezeichnet haben, mit dem Verfahren der hermeneutischen Wissenssoziologie (vgl. Hitzler, Reichertz, Schröer 1999) zu interpretieren. Dies kann und will nur ein erster Versuch sein, der vor allem das konkrete Vorgehen bei der hermeneutischen Analyse laufender Bilder (vgl. Reichertz 2010a) beschreiben und plausibilisieren will.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
1. Was ist hier eigentlich los und was ist die Frage ?
Zusammenfassung
Bilder, Filme wie Videos begegnen den ForscherInnen nie unvorbereitet. Sie kommen nicht daher und treffen einen zufällig. Bilder wie Videos (und alle anderen Daten) werden entweder von ForscherInnen gesucht und eingesammelt, oder aber sie werden erst selbst produziert – nach den Standards, die man für relevant hält. Diese Unterscheidung ist grundlegend. Was man an Daten sammelt oder erschafft hängt nun von der Fragestellung und den daraus resultierenden Relevanzen ab. Deshalb muss man als erstes seine Fragestellung offen legen – und das möglichst präzise und konkret. Wer keine Frage hat, findet nichts. Und wer seine Frage nicht offenlegt, der täuscht bestenfalls nur sich selbst.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
2. Vorüberlegungen zur Besonderheit der benutzten Daten
Zusammenfassung
Forschung fängt immer damit an, sich seiner Voraussetzungen, seiner Prämissen reflexiv zu vergewissern. Diese beziehen sich (egal wie implizit) immer auf ein erstes Verständnis vom untersuchten Gegenstand, von den Methoden der Datenerhebung, -protokollierung und Datenauswertung und natürlich auf die gesamte Anlage der Forschung. Auch wenn man nie alles offen legen kann, kann man doch zumindest das ausdrücken, was der Leser benötigt, um die Nachvollziehbarkeit der Deutungsarbeit beurteilen zu können.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
3. Grundzüge einer hermeneutischwissenssoziologischen Videoanalyse
Zusammenfassung
Da wir im Weiteren versuchen werden, ein Video mit dem Verfahren der hermeneutischen Wissenssoziologie zu interpretieren, soll das (eingesetzte und zu erprobende) Auswertungsverfahren hier kurz skizziert werden – wobei die allgemeine Kunstlehre der hermeneutischen Wissenssoziologie im Hinblick auf die Besonderheit des Datenmaterials modifiziert werden muss.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
4. Der Kontext des Videos: Die Sendung 24 Stunden Reportage
Zusammenfassung
Bei dem von uns analysierten Video handelt es sich um den digitalen Mitschnitt eines kleinen Teils der Fernsehsendung 24 Stunden Reportage, die vom Privatsender SAT.1 am 07.02.2010 ausgestrahlt wurde. Da Ausschnitte immer Teile eines Mosaiks sind, und das ganze Bild nur sichtbar wird, wenn man zumindest andeutungsweise alle Teile benennt, sollen, da es uns ja um das gesamte Bild geht, vor der Analyse des Einzelteils erst einmal die gesamten Sinneinheiten bzw. Handlungszüge der Sendung vorgestellt werden. Gewiss könnte man den Ausschnitt auch deuten, ohne den Produktions- und Ausstrahlungskontext zur Kenntnis genommen zu haben, und die objektive Hermeneutik favorisiert eine solche Vorgehensweise, aber dann ginge es um eine andere Frage als die, um die es hier geht.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
5. Die Videoanalyse
Zusammenfassung
Videoanalysen zu lesen, ohne das Ausgangsmaterial (und zwar als Video !) gesehen zu haben, ist wenig fruchtbar – um es einmal vorsichtig zu formulieren. Hat man nur stehende Bilder zur Verfügung, dann weiß man als Leser/in zum einen nicht, was nun wirklich auf dem Video zu sehen ist, zum anderen kann man die Güte der Interpretation nicht beurteilen. Deshalb ist es zwingend, bei der Lektüre immer wieder das Video zu betrachten, anzuhalten und einzelne Einstellungen selbst zu analysieren. Das hier untersuchte Video kann deshalb auf der beiligenden DVD eingesehen werden Wir empfehlen, das etwa 2-minütige Video auf den eigenen Rechner herunter zu laden und während der Lektüre des Buches immer wieder aufzurufen.
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
6. Medien als eigenständige Akteure
Zusammenfassung
Blickt man auf die hier vorgestellte Analyse eines sehr kurzen Ausschnitts der Sendung 24 Stunden Reportage zurück, dann muss man sich abschließend fragen, was diese Analyse über die gesamte Sendung sagt, was über dieses Format und was über das Fernsehen. Gewiss kann man jetzt nicht induktiv folgern und sagen: Alle anderen Teile in der von uns untersuchtenSendung 24 Stunden Reportage sagen das Gleiche aus. Auch kann man nicht aufgrund der Analyse dem gesamten Format des Reality-TV diese Struktur bescheinigen, noch kann man dem Fernsehen als Ganzem mit guten Gründen bestimmte Eigenschaften zuschreiben. Dafür ist die Datenbasis gewiss zu schmal. Was man mit Hilfe solcher Fallanalyse gewinnt, das sind Hypothesen, welche in weiteren Fallanalysen erweitert, modifiziert oder auch falsifiziert werden müssen. Das haben wir im Übrigen im Anschluss an die hier gezeigte Analyse getan und dabei hat sich gezeigt, dass vieles nicht nur in der vorgestellten Sequenz zu finden ist, sondern typisch ist für diese Sendung (siehe hierzu auch die Übersicht in Kap. 5.2) und für diese Fernsehformat (siehe auch Reichertz 2011).
Jo Reichertz, Carina Jasmin Englert
Backmatter
Metadaten
Titel
Einführung in die qualitative Videoanalyse
verfasst von
Jo Reichertz
Carina Jasmin Englert
Copyright-Jahr
2011
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92053-5
Print ISBN
978-3-531-17627-7
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92053-5

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