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1996 | Buch

Ökonomische Instrumente in der Umweltpolitik

Eine anwendungsorientierte Einführung

verfasst von: Professor Dr. Peter Michaelis

Verlag: Physica-Verlag HD

Buchreihe : Physica-Lehrbuch

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Über dieses Buch

Dieses Lehrbuch vermittelt einen aktuellen Überblick über die ökonomische Theorie der Umweltpolitik und beschäftigt sich insbesondere mit der Frage der umweltpolitischen Instrumentenwahl. Es begnügt sich nicht damit, nur einmal mehr die Überlegenheit ökonomischer Instrumente unter idealtypischen Modellannahmen zu demonstrieren. Es untersucht auch, wie die Einsatzmöglichkeiten und Grenzen von Abgaben und Zertifikaten durch ökonomische, technische, ökologische, rechtliche und (fiskal-)politische Rahmenbedingungen determiniert werden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Umweltprobleme, wie insbesondere die Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden und die hieraus resultierenden Folgen für Mensch und Natur, sind seit Beginn der siebziger Jahre zunehmend in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Zwischenzeitlich besteht in der Bundesrepublik Deutschland ebenso wie in den meisten anderen Industrienationen ein grundsätzlicher gesellschaftlicher Konsens darüber, daß der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ein primäres Ziel staatlichen Handelns ist. Weniger Einigkeit besteht demgegenüber in der Frage, welche konkreten Zielsetzungen in den einzelnen Handlungsfeldern der Umweltpolitik anzustreben sind, und welche umweltpolitischen Instrumente zur Durchsetzung dieser Ziele herangezogen werden sollten. Während in der Praxis nach wie vor ordnungsrechtliche Instrumente dominieren, wird in der aktuellen umweltpolitischen Diskussion zunehmend die Anwendung ökonomischer Instrumente (Abgaben und Steuern, handelbare Nutzungsrechte) gefordert.
Peter Michaelis
1. Umweltprobleme in der Marktwirtschaft: Eine Einführung
Zusammenfassung
Die Umwelt als Summe aller natürlichen Faktoren, die den menschlichen Lebensraum determinieren,1 erfüllt aus ökonomischer Sicht vier Grund­funktionen (vgl. insbesondere Sieben 1995, S. 10ff):
  • sie liefert erneuerbare und nicht-erneuerbare Rohstoffe, die im Produktionsprozeß als Inputfaktoren dienen
  • sie liefert öffentliche Umweltgüter ,2 wie insbesondere Atemluft und Trinkwasser, aber auch landschaftliche Schönheit, Erholungswerte, etc.
  • sie liefert natürliche Entsorgungsdienstleistungen, indem sie als Aufnahmemedium für Abfallstoffe und Emissionen (einschließlich Lärm und Abwärme) dient, und
  • sie stellt Boden als Standort für ökonomische Aktivitäten zur Verfügung.
Peter Michaelis
2. Instrumente der Umweltpolitik
Zusammenfassung
Im vorliegenden Kapitel werden die verschiedenen Instrumente der Umweltpolitik zunächst dargestellt und klassifiziert. Anschließend werden die wesentlichen Ergebnisse der umweltökonomischen Literatur zur vergleichenden Instrumentenanalyse herausgearbeitet und einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Peter Michaelis
3. Ökonomische Instrumente in der Praxis: Ein Überblick
Zusammenfassung
Wie in Kapitel 2 deutlich wurde, besitzen Umweltabgaben und ähnlich wirkende ökonomische Instrumente der Umweltpolitik aufgrund ihrer inhärenten Flexibilität eine Reihe von wichtigen Effizienzvorteilen gegenüber dem inflexiblen, auf Ge- und Verboten basierenden Ansatz der ordnungsrechtlichen Verhaltenssteuerung. Aus diesem Grund wird in der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion spätestens seit Mitte der siebziger Jahre regelmäßig die Forderung erhoben, ökonomischen Instrumenten einen höheren Stellenwert in der praktischen Umweltpolitik einzuräumen (vgl. z. B. Sieben, 1976a). Das vorliegende Kapitel versucht im Rahmen einer empirischen Bestandsaufnahme zu ergründen, inwiefern sich diese Empfehlungen zur umweltpolitischen Instrumentenwahl auf die tatsächliche Gesetzgebungspraxis in der Bundesrepublik Deutschland und in anderen Oecd-Ländern ausgewirkt hat. Neben dem Bereich der klassischen Umweltabgaben, die in der praktischen Anwendung bisher dominieren, werden im folgenden noch zwei weitere Kategorien ökonomischer Instrumente berücksichtigt, die in jüngerer Zeit wachsende Aufmerksamkeit gefunden haben. Dies betrifft handelbare Nutzungsrechte im Bereich der Luft- und Wasserreinhaltung, sowie Pfand- und Rücknahmepflichten, die im Bereich der Abfallwirtschaft mit dem Zweck einer anreizkompatiblen Zuweisung der Entsorgungskosten eingesetzt werden.
Peter Michaelis
4. Zur Politischen Ökonomie der Instrumentenwahl
Zusammenfassung
Die Implementierung marktwirtschaftlicher Instrumente in der Umweltpolitik bedeutet eine grundlegende institutionelle Innovation, die häufig zu einer nachhaltigen Veränderung der bestehenden Einkommens- und Vermögensverteilung führt. So impliziert etwa die Einführung einer Emissionsabgabe, daß Schadstoffe, die zuvor im Rahmen der gesetzlich zulässigen Mengen zum Nulltarif in die Umwelt abgegeben werden konnten, nun mit einem Preis belegt werden. Solche institutionellen Neuerungen müssen in vielerlei Hinsicht nahezu einstimmig von allen betroffenen Gesellschaftsgruppen beschlossen werden, denn häufig reicht das Veto einer einzelnen einflußreichen Gruppe bereits aus, um eine Gesetzesinitiative schon im Vorfeld der Beratungen zu Fall zu bringen (vgl. Faber/Stephan, 1987).
Peter Michaelis
5. Anwendungsbedingungen ökonomischer Instrumente
Zusammenfassung
In Kapitel 2 und 3 der vorliegenden Studie wurde festgestellt, daß die Anwendung marktwirtschaftlicher Instrumente des Umweltschutzes in der Praxis bisher eher die Ausnahme bildet, obwohl Abgaben und handelbare Nutzungsrechte aus theoretischer Sicht eine Reihe von Vorteilen gegenüber dem (in der praktischen Umweltpolitik präferierten) ordnungsrechtlichen Ansatz aufweisen. In Kapitel 4 wurden durch Gruppeninteressen motivierte politische Widerstände gegen die Einführung marktwirtschaftlicher Instrumente als ein möglicher Grund für diese Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis diskutiert. Im vorliegenden und dem folgenden Kapitel soll diese bekannte Argumentationslinie der Neuen Politischen Ökonomie um einen zweiten (jüngeren) Erklärungsansatz ergänzt werden, der die Zweckmäßigkeit und Praktikabilität der klassischen umweltökonomischen Politikempfehlungen zur Instrumentenwahl generell in Frage stellt. Ausgangspunkt dieser grundsätzlichen Kritik ist die Feststellung, daß die in der umweltökonomischen Literatur stets hervorgehobene Überlegenheit marktwirtschaftlicher Instrumente auf der Analyse eines extrem idealisierten Referenzrahmens basiert, der die tatsächlichen Rahmenbedingungen umweltpolitischer Probleme nur unzureichend abbildet.
Peter Michaelis
6. Umweltpolitische Instrumentenwahl als komplexes Entscheidungsproblem
Zusammenfassung
Wie in Kapitel 5 deutlich wurde, unterliegt die umweltpolitische Instrumentenwahl einer Vielzahl ökonomischer, technischer, rechtlicher, ökologischer und (fiskal-)politischer Restriktionen, die je nach Anwendungsfall höchst unterschiedlich ausgeprägt sein können. Die hiermit einhergehende Komplexität läßt sich durch die Betrachtung eines einzelnen idealisierten Modellszenarios nicht adäquat erfassen, so daß es hier kaum möglich ist, allgemeingültige Politikempfehlungen abzuleiten. Eine rationale Entscheidung über das jeweils zu wählende Instrumentarium ist letztendlich nur auf Basis einer sorgfältigen Prüfung und Abwägung aller im Einzelfall zu beachtenden Einflußfaktoren möglich. Da es sich hierbei um ein überaus vielschichtiges Entscheidungsproblem handelt, wäre es vorteilhaft, auf ein klar strukturiertes und möglichst global anwendbares Beurteilungsschema zurückgreifen zu können. Mögliche Ansätze zu einer solchen Systematisierung des umweltpolitischen Entscheidungsprozesses werden im vorliegenden Kapitel dargestellt.
Peter Michaelis
7. Abschließende Bemerkungen
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie machen deutlich, daß die nach wie vor geringe Verbreitung ökonomischer Instrumente in der Umweltpolitik nicht ausschließlich durch die Argumente der Neuen Politischen Ökonomie erklärt werden können. Zwar bilden die partikulären (Verteilungs-)Interessen der von einer Änderung der Umweltgesetzgebung potentiell betroffenen Gesellschaftsgruppen in der Tat ein häufig nur schwer zu überwindendes Hindernis. Aber ein mindestens ebenso wichtiger Grund für die geringe Verbreitung ökonomischer Instrumente besteht darin, daß die von den Wirtschaftswissenschaften entwickelten Politikvorschläge zumeist auf extrem idealisierten Modellvorstellungen basieren, welche die tatsächlichen Rahmenbedingungen konkreter Umweltprobleme nur unzureichend erfassen. Als Folge hiervon ist der Einfluß der Wirtschaftswissenschaften auf die Umweltgesetzgebung bisher vergleichsweise gering geblieben. Die von Peter Bohm und Clifford Russel, zwei international angesehenen Pionieren der Umweltökonomie, bereits vor einem Jahrzehnt pointiert formulierte (Selbst-)Einschätzung hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren: „Overall, economists seem to have been perceived as gadflies, ignoring or misunderstanding the real situation and thus producing largely irrelevant criticisms of the instruments actually chosen“ (Bohm/Russel, 1985, S. 395).
Peter Michaelis
Backmatter
Metadaten
Titel
Ökonomische Instrumente in der Umweltpolitik
verfasst von
Professor Dr. Peter Michaelis
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Physica-Verlag HD
Electronic ISBN
978-3-642-61206-0
Print ISBN
978-3-7908-0916-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-61206-0