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2013 | Buch

Exploring Uncertainty

Ungewissheit und Unsicherheit im interdisziplinären Diskurs

herausgegeben von: Sabina Jeschke, Eva-Maria Jakobs, Alicia Dröge

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Der Umgang mit Ungewissheit und Unsicherheit besitzt in allen Wissenschaftsdisziplinen und -kulturen hohe Relevanz. Insgesamt zeichnet sich die Tendenz ab, dass "schwach strukturierte" Szenarien sowohl an Bedeutung als auch an "Erfolg" gewinnen und Konzepte, die sich gezielte Inkaufnahme und Umgang mit Unsicherheit auszeichnen, aufgrund höherer Geschwindigkeit und Flexibilität häufig "deterministischeren" Konzepten überlegen sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach eienr fachübergreifenden Sichtweiseauf das Kozept der Ungewissheit, insbesondere auch vor dem Hintergrund unterschiedlicher internationaler, disziplinärer und geographischer Kulturen. Dieses Fachbuch beleuchtet das gleichsam grundlegende wie zukunftsweisende Thema Ungewissheit auf hohem wissenschaftlichen Niveau, wichtige Impulse für die multi-, inter- und transdisziplinäre Bearbeitung des Forschungsfeldes werden diskutiert.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einführung in den Band
Zusammenfassung
Umbrüche im Denken fordern veränderte Formen des Austausches. In der 3. Linie der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder hat die RWTH Aachen University ein neues Konferenzformat entwickelt: die RWTH Forums Research Conference. Sie überträgt den naturwissenschaftlich geprägten Ansatz der Gordon Research Conference auf ein breites Spektrum wissenschaftlicher Disziplinen. Ein wesentliches Ziel des Formats ist es, den inter- wie transdisziplinären Austausch zu neuen Themen zu fördern und Raum für den Aufbau neuer themenbezogener Netzwerke zu schaffen. Die Beiträge der Teilnehmer sind originär: Exzellente Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen präsentieren unveröffentlichte Forschungsergebnisse und Ideen. Das Anliegen, Perspektivwechsel zu fordern und fördern, schließt Formen der kreativ-künstlerischen Bearbeitung des Konferenz-Themas ein – es umfasst immer auch Beiträge aus Kunst und Kultur.
Sabina Jeschke, Eva-Maria Jakobs, Alicia Dröge
Reflexive Ungewissheit in der Literaturrezeption
Zusammenfassung
Die Rezeption von Literatur ist von besonderen Herausforderungen gekennzeichnet. Einerseits gibt es erlernbare Techniken des Lesens und Deutens, andererseits gibt es das Wissen um eine dennoch verbleibende Deutungsvielfalt. Statt die Ungewissheiten bei der Deutung zu beklagen, besteht die (in der Moderne zunehmend wichtiger werdende) Möglichkeit, diese Ungewissheit als produktiv zu deuten und das Lesen von Literatur als einen ästhetisch eröffneten Spielraum zu fassen, in dem wir gefahrlos unsere Kenntnisse, Erwartungen und Überzeugungen einsetzen, erproben und erweitern können. Es werden zunächst grundlegende Fragen des Lesens und der Fiktion angesprochen, eine Bestimmung literaturwissenschaftlicher Arbeit entwickelt, um dann philosophische und theologische Integrationsbemühungen literarischer Werke kritisch zu beleuchten. Am Beispiel der Deutungsbedürftigkeit des Todes wird die Relevanz und der Eigensinn des Literarischen aufgezeigt.
Jochen Berendes
Zur Rolle von Risiko, Ungewissheit und Nichtwissen in der Bioethik
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung von Unsicherheit und Nichtwissen in verschiedenen bioethischen Kontexten. Hierzu wird zunächst nach einleitenden Begriffsklärungen die Rolle von Unsicherheit auf der Theorieebene thematisiert: So besitzen empirische Unsicherheiten für unterschiedliche Ethiktheorien durchaus unterschiedlich große Relevanz. Zudem spielt der Kontext für die Bewertung von und den Umgang mit Unsicherheiten eine beträchtliche Rolle: Daher wird anhand des Vorsorgeprinzips auf Möglichkeiten des Umgangs mit Unsicherheit in umweltpolitischen Zusammenhängen eingegangen sowie eine Kontrastierung mit auf individueller Ebene erfolgenden Handlungsentscheidungen vorgenommen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag mit Unsicherheit und dem Umgang mit Unsicherheit in verschiedenen medizinischen Bereichen, wobei zunächst Entscheidungssituationen in medizinischtherapeutischen Kontexten, in klinischen Studien sowie im Zusammenhang des sog. Neuroenhancements thematisiert werden. Diese werden kontrastiert mit Überlegungen zum Umgang mit Unsicherheit, Wissen und Nichtwissen im nichttherapeutischen Kontext prädiktiver genetischer Diagnostik.
Elisabeth Hildt
„Uncertainty“ – Das ungewisse Risiko der Hybriden
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird der Vorschlag gemacht, Uncertainty nicht im Sinne der wirtschaftswissenschaftlich definierten Unsicherheit als wahrscheinlichkeitsbasiertes Risiko zu verstehen. Stellt man die Gegenwartsdiagnose einer Vermehrung von Hybriden in den Vordergrund, dann ist etwas uncertain, bei dem dieses Etwas seinem Gegenteil entspricht. Dies zu erfassen, erfordert eine neue Art des Denkens, eine neue Sozial-Logik, die methodologisch in der Fuzzy-Logik gründen könnte.
Thomas Kron
Ungewissheit und Unsicherheit bei der Einführung neuer Technologien
Nutzungsbarrieren am Beispiel von Medizintechnologien im häuslichen Umfeld
Zusammenfassung
Eine der größten Herausforderungen moderner Gesellschaften ist der Umgang mit dem demographischen Wandel. Die steigende Anzahl zu versorgender älterer Menschen, die zunehmende Lebenserwartung und die erhöhte Wahrscheinlichkeit für chronische Erkrankungen, aber auch Engpässe in der ökonomischen Versorgung und Lücken in der ärztlichen Versorgungskette führen zur grundsätzlichen Frage, mittels welcher technischer Lösungen Menschen länger und sicher zuhause leben wollen. Bislang vollzieht sich die Technologieentwicklung vorwiegend produktorientiert. Fragen nach der Akzeptanz der Produkte und mögliche Nutzungsbarrieren werden bislang wenig berücksichtigt. Eine zentrale Rolle für die Nutzungsbereitschaft spielt die (Un)gewissheit über mögliche Risiken, das (fehlende) Wissen über Vor- und Nachteile und eine fehlende Nutzungserfahrung mit solchen Technologien. Aber auch die Art der Technologie, der Nutzungskontext und individuelle Faktoren wie Alter, Technikgeneration und Geschlecht sind bedeutsam für die Toleranz gegenüber Risiko und Unsicherheit.
Martina Ziefle
Die Tragweite der physikalischen Kosmologie
Zusammenfassung
Indem sich die Astronomie die mathematischen Naturgesetze der Physik zu Eigen macht entsteht die Astrophysik. Angewandt auf den Kosmos resultiert die moderne physikalische Kosmologie, die zu einem erstaunlichen Bild der kosmischen Evolution geführt hat. Aus einem heißen, dichten und kompakten Anfangszustand – metaphorisch „Urknall“ genannt – entwickelten sich Galaxien, Sterne und Planeten: Lichtpunkte im heute kalten und dunklen Weltraum. Zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Erkenntnissen des 20. Jahrhunderts gehört, dass alle Formen der Materie im Kosmos – Planeten, Sterne und Galaxien – und auch der Kosmos als Ganzer einem Entwicklungsprozess unterliegen. Kosmologie ist der Versuch, im Rahmen der heute bekannten Naturgesetze die Struktur des Kosmos zu verstehen und seine Geschichte zu rekonstruieren. Der Blick in die Weite des Weltraums ist wegen der endlichen Lichtgeschwindigkeit immer ein Blick in die Vergangenheit. Das sichtbare Gebiet des Raumes ist der Durchschnitt der vierdimensionalen Raumzeit mit dem Lichtkegel entlang dessen uns die elektromagnetische Strahlung erreicht. Wir beobachten am Himmel das Nebeneinander und wenn wir weiter hinausblicken – gestaffelt in der Zeit – das Nacheinander von Objekten in verschiedenen Entwicklungszuständen. Wir sehen die Welt im Prisma der Zeit. Vor uns liegt wie in einem Diorama die Geschichte der Natur, aber nicht sub specie aeternitatis der komplette Weltraum. Denn da uns die entfernten Objekte nur mittelbar im Licht der von ihnen ausgesandten Strahlungsfelder sichtbar sind, werden sie erst sinnvoll durch theoretische Deutung. Wir sehen ein retardiertes Bild des Kosmos. Weder der heutige Zustand, noch die Entwicklung einzelner Objekte sind beobachtbar, sondern nur eine Mischung aus Zustands- und Entwicklungsdaten. Daraus resultiert eine weitere spezifische Schwierigkeit der Kosmologie. Raumfragen, Zeitfragen und Objektfragen sind miteinander verflochten: Wir können nicht in große Entfernungen schauen, ohne gleichzeitig in die Vergangenheit zurückzublicken, und beobachten können wir nur Objekte mit eigener Geschichte und Entwicklung.
Hans-Joachim Blome
Unwissenschaftlich weil unsicher? Unsicher weil wissenschaftlich!
Szenarien, Modelle und Projektionen in den Klimawissenschaften
Zusammenfassung
Die Klimawissenschaften entwickelten – u.a. aufgrund der Komplexität des Klimasystems und den damit einhergehenden Schwierigkeiten bei dessen Modellierung – einen sehr differenzierten Umgang mit Unsicherheiten, der für viele andere Wissenschaften richtungsweisend sein kann. Dieser Beitrag wendet sich der Art und Entstehung von Unsicherheiten zu, mit denen sich derzeit die Klimatologie und angrenzende Wissenschaften bei der Modellierung der Auswirkungen menschenverursachter Treibhausgasemissionen auf das Klima der Zukunft konfrontiert sehen. Abschätzungen für große Zeitskalen in globalem Maßstab werden dabei von regionalen Modellierungen unterschieden. Oftmals wird die Unsicherheit der Modellierung als Argument für politische Untätigkeit herangeführt. Obgleich allerdings die Vielfalt an Unsicherheiten in der Modellierung den politischen Entscheidungsprozess vor große Herausforderungen stellt, zeigen wir in diesem Artikel, dass für die anstehenden Entscheidungen in der bevorstehenden Energiewende die relevanten Informationen bereits vorliegen und politische Untätigkeit keinesfalls mit Rekurs auf Unsicherheit bei der Klimamodellierung begründet werden kann.
Rafaela Hillerbrand, Christoph Schneider
Ungewissheit im Bauingenieurwesen – Spezifikation, Modellierung und Berechnung
Zusammenfassung
Die Daten im Bauingenieurwesen sind im Allgemeinen durch Ungewissheit gekennzeichnet. Ungewisse Daten werden jedoch nur unzureichend berücksichtigt. Die Berücksichtigung ungewisser Daten gelingt mit den zugehörigen Modellen der Stochastik, der Fuzzy-Set-Theorie und der Fuzzy-Stochastik. Sie werden als Zufallsgrüßen, Fuzzy-Größen bzw. Fuzzy-Zufallsgrößen modelliert. In dem vorliegenden Beitrag wird Ungewissheit im Bauingenieurwesen aufgezeigt und analysiert sowie ihre Berücksichtigung im Rahmen von Berechnungsverfahren an einem Beispiel aus dem Fachgebiet Wasserbau demonstriert.
Uwe Reuter
Skizzierung fachspezifischer Unsicherheiten im Bauwesen als Entwicklungsansatz zur Steigerung der Zeiteffizienz in der baubetrieblichen Terminplanung
Zusammenfassung
Eine differenzierte Betrachtung der fachspezifischen Unsicherheiten im Bauwesen inklusive der jeweiligen Behandlungsmethoden lässt erkennen, dass die mathematische Vereinheitlichung baubetrieblicher Unsicherheiten nicht zu einer bestmöglichen Berücksichtigung von notwendigen Sicherheitsanforderungen führt. Vielmehr bestimmt in einigen Disziplinen – so z. B. in der baubetrieblichen Terminplanung – primär das subjektiv-menschliche Wahrnehmungsempfinden die Höhe des Sicherheitsniveaus, ohne dabei im Einklang mit der ökonomischen Sinnhaftigkeit zu stehen.
Im Folgenden wird daher exemplarisch für die baubetriebliche Terminplanung ein Entwicklungsansatz zum alternativen Umgang mit Unsicherheiten vorgestellt, der auf eine Steigerung der Zeiteffizienz abzielt. Der Ansatz setzt einen Paradigmenwechsel bei den am Bau Beteiligten voraus und löst sich von der bisherigen Wunschvorstellung einer „Beherrschbarkeit“ der Bauzeit.
Dirk Rogel, Rainard Osebold
Modellierung von Unsicherheit in der Produktentwicklung
Ein Vergleich zwischen Wahrscheinlichkeitstheorie und Möglichkeitstheorie
Zusammenfassung
Für die erfolgreiche Entwicklung von Produkten sind typischerweise eine Vielzahl von Einflussfaktoren zu berüksichtigen. Aufgrund von Unsicherheiten, z.B. fehlenden Informationen oder schwankende Einflussgrößen im Produktlebenslauf, ist eine detaillierte Analyse jedoch häufig schwierig. In diesem Beitrag wird deswegen die Wahrscheinlichkeits- mit der Möglichkeitstheorie verglichen, um die Anwendbarkeit beider Theorien für eine quantitative Analyse von Unsicherheiten im Rahmen der Produktentwicklung zu untersuchen. Am Beispiel eines Euler-Knickstabes werden die Einschränkungen einer statistischen Analyse sowie die Vorteile der Berechnung einer unscharfen, kritischen Knicklast aufgezeigt. Das Ziel ist eine geeignete Beschreibung relevanter Unsicherheiten als Grundlage für die Entwicklung robuster Produkte. Die vorgestellten Betrachtungen sind Teilergebnisse des Sonderforschungsbereichs 805 „Beherrschung von Unsicherheit in lasttragenden Systemen des Maschinenbaus“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Technischen Universität (TU) Darmstadt.
Marion Wiebel, Tobias Eifler, Johannes Mathias, Hermann Kloberdanz, Andrea Bohn, Herbert Birkhofer
Mathematische Modelle für Ungewissheit
Zusammenfassung
Bei der Analyse realer Systeme treten verschiedene Arten von Ungewissheit (Uncertainty) auf. Die wichtigsten sind Variabilität, Datenunsicherheit, physikalische Ungewissheit, Modellungewissheit, Ungewissheit bezüglich Folgewirkungen und Ungewissheit von Hypothesen. In diesem Beitrag werden mathematische Modelle zur Analyse verschiedener Arten von Ungewissheit beschrieben und entsprechende stochastische Analysemethoden aufgezeigt.
Reinhard Viertl, Shohreh Mirzaei Yeganeh
Handlungsfähigkeit mit Ungewissheit – Neue Herausforderungen und Ansätze für den Umgang mit Ungewissheit
Eine Betrachtung aus sozioökonomischer Sicht
Zusammenfassung
Im Vergleich zu vorindustriellen, traditionellen Gesellschaften sind moderne, industrielle Gesellschaften durch einen kontinuierlichen Wandel und damit verbunden Ungewissheit in den soziokulturellen und ökonomisch-materiellen Lebensbedingungen gekennzeichnet. Zugleich findet sich aber in modernen Gesellschaften in besonderer Weise das Bestreben, Ungewissheit zu überwinden und zu beseitigen. Die Beseitigung von Ungewissheit erscheint dabei als eine Voraussetzung für autonomes Handeln. Besonderen Ausdruck findet dies in Wissenschaft, Technik und Organisation. In dem Beitrag wird diese Entwicklung dargestellt und die Notwendigkeit eines neuen Umgangs mit Ungewissheit begründet. Es werden neue Ansätze hierzu vorgestellt. Im Mittelpunkt steht die Aufrechterhaltung und Erweiterung von Handlungsfähigkeit bei Ungewissheit.
Fritz Böhle
Innovationsentscheidungen und Innovationspfade
Zwischen Unsicherheit und Risiko
Zusammenfassung
Innovationsentscheidungen werden unter Unsicherheit gefällt. Entsprechend sind potentielle Innovatoren bestrebt, unkalkulierbare Unsicherheit soweit möglich zu reduzieren und in kalkulierbares Risiko zu überführen. Lernen aus den eigenen Erfahrungen und eine Bindung neuer Innovationsaktivitäten an bestehendes Wissen und vorhandenen Kompetenzen führen zu unternehmensspezifischen Innovationspfaden. Das Lernen von anderen sowie die Berücksichtigung sozialer Normen verbinden individuelle Innovationspfade, aus welchen sich über Kooperation und Wettbewerb kollektive Innovationspfade herausbilden. Diese schränken den weiteren Suchraum ein, mit dem Nebeneffekt, dass Unsicherheit reduziert wird. Ein Äquivalent zu kollektiven Innovationspfaden auf der regionalen und industriellen Ebene findet sich auf der makroökonomischen Ebene bei der Betrachtung sogenannter Langer Wellen. Diese sehr langfristigen Schwankungen des Wachstumspfades werden dem Aufkommen von Schlüsseltechnologien, deren Breitenwirkung und deren Rahmensetzung zugeschrieben, wiederum verbunden mit einer Verringerung von Unsicherheiten für einzelwirtschaftliche Innovatoren.
Uwe Cantner
Der Umgang mit Ungewissheit in der Politik ziviler Sicherheit
Zusammenfassung
Angesichts aktueller Sicherheitsbedrohungen, die die gesellschaftliche Alltagsnormalität dramatisch zu unterbrechen vermögen, stößt die Politik ziviler Sicherheit an die Grenze von Berechenbarkeit und rationaler Planung. Solche Unsicherheit auf der materiell-physischen Ebene wird meistens durch Ungewissheit auf der epistemischen Ebene reflektiert. Die Definition und Priorisierung von bestimmten neuen Themen als Sicherheitsbedrohungen sowie das Selektieren bestimmter Behandlungsoptionen sind Manifestationen des gängigen Umgangs mit Ungewissheit. Zivile Sicherheit wird zunehmend in Bezug auf die Vulnerabilität kritischer Infrastrukturen definiert und dies favorisiert gewisse sicherheitspolitische Reaktionsmuster. In diesem Beitrag werden vier solcher Muster skizziert: 1. mit Fokus auf Bedrohungen von niedriger Eintrittswahrscheinlichkeit und hohem Schadensausmaß; 2. mit Orientierung an Vergangenheitsroutinen und -strategien; 3. mit aktionistischen Symbolpolitiken; und 4. mit dem Vorantreiben von High-Tech-Innovationen als Lösung. Diese Muster helfen zwar politische Dilemmata zu überwinden um handlungsfähig zu bleiben, allerdings verdrängen oder verneinen sie oft Ungewissheit und produzieren gefährliche blinde Flecken in der Sicherheitspolitik.
Georgios Kolliarakis
Der Umgang des Strafrechts mit Ungewissheit/Unsicherheit
Zusammenfassung
Unbestimmtheit und Unsicherheit ist im Bereich der Moral eher erträglich als im Bereich des Rechts. Das Recht muss die Grenze zwischen erlaubtem und verbotenem Verhalten, das in die äußere Freiheitssphäre eines anderen eingreift, verlässlich festlegen. Insbesondere der Bereich des bei Strafe verbotenen Verhaltens muss nach Art. 103 Abs. 2 GG gesetzlich bestimmt sein und nicht erst durch die Rechtsprechung bestimmt gemacht werden. Ein wichtiger Schritt zur Rechtssicherheitist schon darin zu sehen, dass Recht in geschriebenen Gesetzen festgehalten wird. Eine Einbuße an Rechtssicherheit bringt die im Interesse der Gerechtigkeit zu fordernde Anerkennung von „Unrecht in Gesetzesform“ etwa bei den NS-Rassegesetzen, die selbst als Gesetz kein Recht sind. Weitere Unsicherheiten ergeben sich fast zwangsläufig bei unverzichtbaren Verdachts- und Prognoseentscheidungen im Strafverfahren und bei der Strafzumessung.
Kristian Kühl
Metadaten
Titel
Exploring Uncertainty
herausgegeben von
Sabina Jeschke
Eva-Maria Jakobs
Alicia Dröge
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-00897-0
Print ISBN
978-3-658-00896-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-00897-0

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