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2016 | Buch

Nachrichtenqualität aus Sicht der Mediennutzer

Wie Rezipienten die Leistung des Journalismus beurteilen können

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Über dieses Buch

Juliane Voigt verbindet in ihrer Forschungsarbeit erstmals auf breiter empirischer Basis die in der journalistischen Qualitätsforschung meist nebeneinander existierenden Perspektiven der normativen Qualität und der Nutzerqualität miteinander. Ziel des Buches ist es herauszufinden, ob Rezipienten die Qualität von Nachrichten erkennen, welche anderen Indikatoren sie für die Qualitätsbeurteilung heranziehen und welche Bedeutung Rezipienten-Variablen im Qualitätswahrnehmungsprozess haben. Mediennutzern fällt die Beurteilung einzelner Nachrichten anhand normativer Qualitätskriterien eher schwer. Häufig ziehen sie deshalb das Image des Mediums, aus dem die Nachricht stammt, als Indikator für die Qualität des Beitrags heran.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Sowohl bei der Nutzung klassischer Medien als auch bei der Nutzung verschiedenster Online-Informationsquellen sehen sich Rezipienten immer häufiger mit Qualitätsfragen konfrontiert. Die Konkurrenz zwischen Offline- und Online-Angeboten, zunehmende Medienkonzentration, Kommerzialisierung sowie wirtschaftliche Schwierigkeiten vieler Medienunternehmen haben nicht zuletzt starke Auswirkungen auf die Qualität journalistischer Produkte (Becker, Beam & Russial, 1978; van Cuilenburg, 2007; vgl. für einen Überblick Nichols & McChesney, 2010). Vor allem Tageszeitungen kämpfen seit langem gegen eine schwindende Leserschaft und damit einhergehende Verluste im Anzeigengeschäft. Die Insolvenzen der Frankfurter Rundschau und Münchner Abendzeitung sind aktuelle Beispiele. Um trotz dieser Entwicklungen profitabel zu bleiben, greifen Medienunternehmen zu drastischen Maßnahmen: Zwischen 1997 und 2007 hat die Zahl der in Deutschland in Zeitungsverlangen Beschäftigten um 25 Prozent abgenommen (Organisation for Economic Cooperation and Development, 2010, S. 21). Ähnlich starke Personalkürzungen sind auch in vielen anderen europäischen und U.S.-amerikanischen Medienunternehmen zu beobachten (Beam, Brownlee, Weaver & Di Cicco, 2009; Peters, 2010; Edmonds, Guskin, Mitchell & Jurkowitz, 2013). In diesem Zusammenhang sinkt auch die Zahl hauptberuflicher Journalisten. Gleichzeitig werden mehr und mehr neben- und freiberufliche Journalisten eingesetzt. Letztgenannte gehen aufgrund unzureichender Bezahlung häufig einer Nebentätigkeit – vornehmlich in der PR – nach, was Fragen in Bezug auf ihre journalistische Unabhängigkeit aufwirft (Weischenberg, Malik & Scholl, 2006, S. 82 ff.; Deuze, 2007; Buckow, 2011).
Juliane Voigt
2. Nachrichtenqualität aus normativer Perspektive
Zusammenfassung
Der Begriff Qualität stammt vom lateinischen Wort qualitas ab, welches so viel wie Beschaffenheit, Eigenschaft, Zustand oder Güte bedeutet. Er wird erstmals im 16. Jahrhundert in der Heilkunde im Sinne einer Eigenschaft von Temperamenten verwendet. Ab dem 17. Jahrhundert hält er Einzug in die Kaufmannssprache (Pfeifer, 1997, S. 1065). Seit dieser Zeit haben sich mannigfaltige Bedeutungsnuancen des Begriffs in so unterschiedlichen Bereichen wie Ökonomie, Sport, Politik und Medien entwickelt (Reeves & Bednar, 1994).
Juliane Voigt
3. Nachrichtenqualität aus Rezipientensicht
Zusammenfassung
Urteilen von Rezipienten wird in der Qualitätsforschung eher wenig Beachtung geschenkt. Werden Qualitätsansprüche an den Journalismus formuliert oder die Qualität spezifischer Produkte beurteilt, dann geschieht dies meist durch die Forscher selbst oder durch Medienproduzenten – in der Regel Journalisten (Ruß-Mohl, 1992; Rössler, 2004, S. 128) – da ihre Vorstellungen von einer guten Berichterstattung in erheblichen Maß beeinflussen, welche Qualität das journalistische Produkt am Ende tatsächlich aufweist.
Juliane Voigt
4. Analysemodell und Forschungsfragen
Zusammenfassung
Alles in allem widmet man der Nachrichtenqualitätsforschung in der Kommunikationswissenschaft große Aufmerksamkeit. Im Fokus stehen einerseits die Qualitätserwartungen verschiedenster Anspruchsgruppen wie Journalisten, Experten oder Rezipienten; andererseits die inhaltsanalytisch gemessene normative Qualität verschiedenster Medienangebote. Hintergrund der meisten Qualitätsstudien sind dabei die vielfältigen ökonomischen und technischen Veränderungen im Mediensektor, die langfristig die Qualität journalistischer Angebote gefährden können.
Juliane Voigt
5. Forschungsdesign und Methodik
Zusammenfassung
Zur Beantwortung der Forschungsfragen führten wir eine Serie von fünf Online-Experimenten durch. Jedes Experiment untersuchte dabei den Zusammenhang zwischen der Qualität einer Nachricht in Bezug auf eine der fünf normativen Qualitätsdimensionen und den Qualitätswahrnehmungen der Rezipienten. Zusätzlich wurden der Einfluss des Medienmarkenimages auf die Qualitätswahrnehmungen überprüft, und die Effekte der vorgestellten intervenierenden Variablen analysiert.
Juliane Voigt
6. Ergebnisse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel sollen die Ergebnisse der fünf Experimente zur Qualitätswahrnehmungskompetenz von Rezipienten vorgestellt werden. Die Gliederung des Kapitels orientiert sich an den Forschungsfragen. So wird im ersten Abschnitt untersucht, wie Rezipienten die Qualität einzelner Nachrichtenbeiträge in Bezug auf die untersuchten fünf normativen Qualitätsdimensionen wahrnehmen. Anschließend soll überprüft werden, welche Rolle das Medienmarkenimage als zentrale Beurteilungsheuristik im Qualitätswahrnehmungsprozess spielt. Im dritten Abschnitt geht es darum herauszufinden, wie sich verschiedene Rezipientengruppen hinsichtlich ihrer Qualitätswahrnehmungskompetenz unterscheiden. Abschnitt vier analysiert die Faktoren, die bedingen, ob ein Mediennutzer in einer bestimmten Rezeptionssituation dazu motiviert ist, sich systematisch mit der normativen Qualität einer Nachricht auseinanderzusetzen. Im abschließenden fünften Abschnitt werden die einzelnen Qualitätswahrnehmungen schließlich mit der Gesamtbeurteilung einer Nachricht in Beziehung gesetzt.
Juliane Voigt
7. Schlussbetrachtung
Zusammenfassung
Vier Jahre sind seit Beginn des vorliegenden Forschungsprojektes vergangen. Vier Jahre, in denen sich nicht nur die wissenschaftliche, sondern auch die öffentliche Debatte um journalistische Qualität weiterentwickelt hat. Qualitätsfragen beschäftigen zunehmend auch das Medienpublikum. Die mediale Aufbereitung der Reaktorkatastrophe in Fukushima oder der Ukraine-Krise ließen mehr und mehr Rezipienten fragen, wie unabhängig, sachgerecht und transparent unsere Berichterstattung tatsächlich ist. Immer öfter erfolgt dieses Hinterfragen öffentlich – in den Kommentarbereichen unter Nachrichtenbeiträgen oder in entsprechenden Blogs und Social Media-Angeboten. Dies belegt unter anderem das obige Zitat von David Goeßmann aus einem Beitrag auf Deuschlandfunk.de. Auch Petitionen wie die von Michael Strehlow gegen die Berichterstattung der ARD- und ZDF-Nachrichtensendungen zur Ukraine-Krise44 sind dafür ein Anhaltspunkt. Der Initiator mahnt die Einhaltung journalistischer Sorgfaltspflicht an und sammelt Belege für journalistisch fragwürdige Beiträge in den beiden Hauptnachrichtensendungen. 236 Unterstützer hat er für seine Petition bisher gewonnen.
Juliane Voigt
Backmatter
Metadaten
Titel
Nachrichtenqualität aus Sicht der Mediennutzer
verfasst von
Juliane Voigt
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-12041-2
Print ISBN
978-3-658-12040-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12041-2