2005 | OriginalPaper | Buchkapitel
Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien — Einleitung und Überblick
verfasst von : Thorsten Bonacker
Erschienen in: Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Konfliktbegriff gehört zweifelsohne zu den Grundbegriffen der Sozialwissenschaften. Zwar teilt er mit den meisten von ihnen das Schicksal, uneindeutig definiert zu sein, weil die Definition solcher Grundbegriffe in der Regel davon abhängt, aus welcher theoretischen Perspektive und mit welchem Erkenntnisinteresse der Begriff verwendet wird. Aber darüber hinaus hat der Konfliktbegriff in der sozialwissenschaftlichen Diskussion immer auch eine normative und sogar politische Konnotation gehabt (vgl. Bonacker/ Imbusch 1999). Über lange Jahre galt er als Ausweis einer progressiven Grundhaltung. Wer Konflikt sagte, meinte mehr Demokratie, Fortschritt oder einfach den Willen, die wissenschaftliche Theoriebildung an politischen Zielen zu orientieren. Der Streit zwischen einer Konflikttheorie und einer Konsenstheorie als Grundorientierung soziologischer Theoriebildung war — darin dem Positivismusstreit nicht unähnlich — Ausdruck einer solchen Zweiteilung der Theorielandschaft in jene Theorien, die am gesellschaftlichen status quo interessiert waren, und solche, die auf die Veränderung gesellschaftlicher Verhältnisse drängten (vgl. hierzu Bernard 1957; Collins 1985; Senghaas 1969; Balla 1989; Imbusch 1999). Dementsprechend ging es um die Frage, ob soziologische Theorie eher Gesellschaftstheorie oder Sozialtechnologie (vgl. Habermas/Luhmann 1971) sein sollte.