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2006 | Buch

Die Wissensmacher

Profile und Arbeitsfelder von Wissenschaftsredaktionen in Deutschland

herausgegeben von: Holger Wormer

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

11 transkribiert, vom Herausgeber redaktionell über- und anschließend von den Autoren bearbeitet. Der mündliche Duktus des Vortrags durfte - bei durchaus ein Stück weit erhalten bleiben; die Antworten auf aus- wählte Diskussionsfragen wurden zwar autorisiert, in der Regel jedoch nicht neu verfasst. Das Buch ist daher auch als eine Art Dokumentation der regelmäßig stattfindenden Dortmunder Vortragsreihe anzusehen (siehe: www.wissenschaftsjournalismus.org Projekte Wissensmacher). Die Gebrauchsanleitung jedes einzelnen Kapitels schließlich lautet wie folgt: Jeder Beitrag orientiert sich grob an der Struktur „Das Me- um“, „Das Ressort“, „Themen, Quellen und Spezialitäten“, „Trends“ sowie „Fünf Fragen an…“, „Fünf Links“ und „Literatur“. Auch das scheinbar Banale, um diese vermeintlich schlechte Nachricht ebenfalls auszuräumen, hat darin seinen Platz, mag es für viele eben doch inter- sant sein, um wie viel Uhr eine Redaktionskonferenz stattfindet; zu - ahnen wie eine Redaktion „tickt“, der ein freier Autor womöglich ein Thema anbieten möchte oder deren Redaktionsorganisation ein Wiss- schaftler untersuchen will. Jedem Beitrag vorangestellt ist ein Zitat des Autors (wobei man im 21. Jahrhundert hoffentlich nicht mehr extra - tonen muss, dass „Wissensmacher“ immer auch „Wissensmacherinnen“ sein können).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Gedruckte Forschung

Wissenschaft bei einer Tageszeitung: Fragen zur Vergiftung von Ehegatten und andere Dienstleistungen
Auszug
Eigentlich hätte es ein ruhiger Tag werden sollen, der Tag vor Weihnachten des Jahres 2002. Der allein Dienst habende Wissenschaftsredakteur hatte sich darauf eingestellt, einen langen Beitrag über das heikle Thema „Zwangsarbeit in der Medizin“ fertig zu schreiben, der an Heiligabend erscheinen sollte. Es kam anders — und zwar ungefähr so: Gegen 9 Uhr 35 meldete sich die Nachrichtenredaktion, Agenturmeldungen das Reizwort Stammzellen betreffend, die ein gewisser Herr Brüstle nun importieren dürfe — mit der Bitte um Einschätzung. Um 10 Uhr 40 beschloss die große Redaktionskonferenz, dass eine medienwirksam vollzogene Pockenimpfung des US-Präsidenten ein Editorial wert sei (das dann glücklicherweise eine Kollegin aus der Politik übernahm). Zurück am Schreibtisch meldete sich die Bildredaktion mit den zu erwartenden Schwierigkeiten bei der Fotosuche zum in Arbeit befindlichen (wenngleich im Tagesverlauf noch um keine Zeile gewachsenen) Artikel — verbunden mit der Bitte, der Autor möge bei der Bebilderung unterstützend tätig werden. Gegen 12 Uhr 30 meldete sich erneut die Nachrichtenredaktion, verunsichert ob der Tatsache weiterer zahlreicher Agenturmeldungen bezüglich eines gewissen Herrn Brüstle, die nach gründlicher Durchsicht jedoch weiterhin keine Sensation erkennen ließen.
Holger Wormer
Wissenschaft auf dem Boulevard: Balance zwischen Goethes Gehirn und Krebswunder
Auszug
Die Bild-Zeitung ist in gewisser Weise ein Modell der Gesellschaft: Sie hat fast so viele Dumme als Leser, aber sie hat auch fast genauso viele Intelligente. Jedenfalls sind nicht alle Bild-Leser dumm. Ein Medizinredakteur merkt das oft an Leser-Reaktionen, an Telefon-Anrufen nach dem Muster: „Herr Kollege, was haben Sie denn da geschrieben?“ — „Ach, Herr Professor, Sie lesen die Bild?“ — „Nein, meine Sekretärin hat sie mitgebracht.“
Christoph Fischer
Wissenschaft wöchentlich: Von Sonntagsforschern und anderen Lesern
Auszug
Eine der wenigen Vorgaben für die neue Frankfurter Allgemeine Sonntags zeitung (FAS) sah etwa so aus: Sie sollte zwischen Presseclub am Sonntagmittag und Sabine Christiansen am Sonntagabend das journalistische Vakuum füllen und für Gesprächsstoff sorgen. Mir schweben dabei zwei ideale Lesertypen vor. Der eine ist der Bäckermeister aus Groß-Gerau, der nur mittlere Reife hat, aber gleichwohl interessiert ist. Der zweite ist das studierte Juristenpärchen aus dem Frankfurter Nordend, das zusammen frühstückt oder im Café beim Brunch sitzt und sich die Sonntagszeitung teilt. Da versuchen wir, uns einzufühlen: Was könnte die interessieren?
Jörg Albrecht
Wissenschaft zwischen Wochenzeitung und Magazin: Zu wenig Zeit für Die Zeit?
Auszug
Auch ein großer Verleger kann irren. Vor kurzem kam Theo Sommer in mein Büro. Der langjährige Chefredakteur und Herausgeber der Zeit ist ein Mensch mit einem weithin bekannten jungenhaften Humor. Diesmal grinste er besonders breit und überreichte mir einen Brief des 1995 verstorbenen Zeit-Verlegers Gerd Bucerius.
Andreas Sentker, Christoph Drösser
Wissenschaft im Magazin: Über den Nutzen des Neuen
Auszug
Die Textsammlung „Nachlass zu Lebzeiten“ von Robert Musil legt den Verdacht nahe, dass nicht Helmut Markwort und Hubert Burda Focus erfunden haben. Schon 1936 formulierte der große österreichische Romancier etwas, das sich liest wie eine Betriebsanleitung für Focus: „Unsere Ahnen schrieben in langen, schönen, wie Locken gedrehten Sätzen; wir tun dies in kürzeren, die Sache rascher zu Boden setzenden, und niemand kann seine Gedanken von der Art befreien, in der seine Zeit das Sprachkleid trägt.“ 33 Verleger und Chefredakteur müssen Anfang der 90er Jahre ähnliche Gedanken beschäftigt haben, als sie bei einem Spaziergang am Tegernsee beschlossen hatten, Focus zu entwickeln.
Martin Kunz

Gesehene Forschung

Wissenschaft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen I: Der Vorstoß ins Innere des Doppel-Whoppers
Auszug
Hurra, wir müssen nicht mehr Physik, Bio und Mathe pauken, sondern dürfen lesen, was uns neugierig macht. Hurra, wir können an jedem Ort der Welt zu jeder Zeit die nächste Wissenslücke schließen, und wir haben die Chance, klüger zu werden als die Generation unserer Väter. Hurra, wir Wissenschaftsjournalisten sind schon längst angekommen in der Wissensgesellschaft.
Thomas Hallet, Ranga Yogeshwar
Wissenschaft im öffentlich-rechtlichen Fernsehen II: Von der Dramatik langweiliger Labors
Auszug
„Das, was ihr im Fernsehen bringt, ist doch oberflächlich, reißerisch, oftmals sachlich falsch, zumindest einseitig und wird wissenschaftlichen Themen nicht gerecht.“ So oder ganz ähnlich lauten rund heraus geäußerte Urteile, die ich gelegentlich von Wissenschaftlern zu hören bekomme. Nicht sofort, aber wenn man eine Weile miteinander im Gespräch war und nach der Phase des höflichen Entrées die Themen konkreter und die Diskussionen offener werden. Gelegentlich frage ich dann nach Beispielen: „Was haben Sie in letzter Zeit gesehen? Worüber haben Sie sich in Wissenschaftsoder Wissenssendungen aufgeregt?“ Dann höre ich erstaunlicherweise: „Ich schaue schon lange kein Fernsehen mehr. Keine Zeit. Vielleicht mal einen Krimi zum Entspannen, aber sonst bleibt der Fernseher aus!“ Zugegeben: Je jünger der Gesprächspartner, umso seltener ist eine solch pauschale Ablehnung zu hören. Und: Je weniger wissenschaftsnah, umso deutlicher vernehme ich in Gesprächen eher positive Einschätzungen von Wissenschaftsund Wissenssendungen. Schon daraus lässt sich erkennen, wie sich Erwartungen an das, was das Fernsehen als Medium leisten soll und kann, wandeln und am persönlichen Umfeld orientiert sind.
Christiane Götz-Sobel
Wissenschaft im Privatfernsehen: Happy Hour des Wissens — Zutaten zum Galileo-Cocktail
Auszug
Eigentlich wollte ich immer zur Zeitung. Aber dann kam dieser eine Moment, da wusste ich, dass ich beim Fernsehen richtig bin: Zwölf Uhr nachts, ich saß neben meinem Cutter, auf dem Boden verstreut lagen et wa 60 Bänder aus dem Bildarchiv — wir hatten gerade den letzten Schnitt für meinen ersten eigenen Film angefügt, einen Beitrag über das „Nickerchen“ und dessen medizinische Bedeutung. Der Cutter drückte die Play-Taste. In diesem Moment floss alles zusammen, meine Notizen zur Schlafforschung auf unzähligen Blättern, das penibel Sekunde für Sekunde vorbereitete Skript, die in Stunden am Bildschirm gesichteten Bildschnipsel, von denen ich nicht wusste, ob sie zum selbst gedrehten Material passten, und die sorgsam ausgewählten Musikstücke. Es war der Moment, in dem ich erlebte, wie schön es ist, wenn man aus Bildern, Wörtern, Geräuschen und Musik eine Geschichte gebaut hat, die funktioniert und „groovt“. Heute sehe ich den Film kritischer, hätte da und dort Einwände — aber das gehört dazu, dass man nie zufrieden ist, nicht einmal mit dem zuletzt vollendeten Film.
Bernhard Albrecht
Wissenschaft im Kinderfernsehen: Von Fach-zu Sachgeschichten
Auszug
Die Maus ist der größte Promi Deutschlands — in manchen Umfragen schneidet sie besser ab als ein Bundeskanzler: Ihr Bekanntheitsgrad liegt bei über 95 Prozent der in Deutschland lebenden Personen.50 Diese Zahl spiegelt auch eine andere Tatsache wider: Die Hälfte bis zwei Drittel der Zuschauer sind Erwachsene. Das Zielpublikum ist quasi zwischen 3 und 103 Jahre alt — was ungewöhnlich ist, da insbesondere Kindersendungen sonst sehr spezifisch auf die Zielgruppe zugehen: Man konzipiert heute beispielsweise gezielt eine Sendung für sechsbis neunjährige Jungen, die zudem einige Mädchen anspricht, indem man herausfindet, was die Zielgruppe will. Erst dann beginnt die Produktion. Die Maus hingegen hatte ihren ersten Fernsehauftritt im März 1971 im Vorschulkinder-Magazin Lach- und Sachgeschichten, das 1972 in Sendung mit der Maus umbenannt wurde. Erst im Laufe der Jahre hat sich dieses Magazin zum Familienprogramm entwickelt. Das ist international einzigartig — was es umgekehrt schwer macht, das Format im Ausland zu vermarkten.
Hilla Stadtbäumer

Gehörte Forschung

Wissenschaft im Hörfunk I: Wie die Wissenschaft ins Radio kommt
Auszug
„Ich lasse mir von Ihnen nicht den Mund verbieten“, rief mir ein aufgebrachter Physikprofessor bei einer Podiumsdiskussion in Erlangen zu. Das Thema der Veranstaltung: „Einstein als Vorbild für die Vermittlung von Wissenschaft“. Was war passiert?
Uli Blumenthal
Wissenschaft im Hörfunk II: Astrophysik für alle — aktuell aus dem Autoradio
Auszug
Vier Thesen zur Wissenschaft im Hörfunk: 1.) Hörfunk ist gerade für den Wissenschaftsjournalismus das schwierigste Medium. 2.) Wissenschaftsjournalisten sind oft keine Journalisten. 3.) Gerade Hörfunkjournalisten sollten die Recherche besonders beherzigen. 4.) Das Massenpublikum sollte das Ziel des Wissenschaftsjournalisten sein.
Peter Ehmer

Schnelle Forschung

Wissenschaft bei einer Nachrichtenagentur: Balanceakt zwischen rasendem Reporter und rasendem Forscher
Auszug
Der Physik-Nobelpreis für einen Deutschen, eine Vogelgrippe-Mutation und in 40 Zeilen den Stand der Stammzellforschung — Wissenschaftsjournalismus bei einer Nachrichtenagentur ist vor allem von der Aktualität und der Konzentration aufs Wesentliche geprägt. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) beliefert als Marktführer in Deutschland fast alle deutschen Tageszeitungen und wichtigen Radio- und Fernsehsender. Über eine eigene Online-Redaktion aktualisiert dpa zudem zahlreiche Internet-Nachrichtenseiten live. Die viertgrößte Agentur der Welt (nach AP, Reuters und AFP) beliefert zudem Medien in mehr als 90 Ländern mit Nachrichtendiensten in Deutsch, Englisch, Spanisch oder Arabisch, mit Bildern, Grafiken und Audio-Beiträgen. An diesem breiten Spektrum der Bedürfnisse unterschiedlicher Medien muss sich auch die Wissenschaftsberichterstattung orientieren. Dieser Spagat und die Vielfalt der Themen sind eine Herausforderung, vor allem aber eine täglich neue, spannende Expedition in die Welt der Forschung.
Till Mundzeck
Wissenschaft im Internet I: Schnell, schneller, Internet
Auszug
Spiegel Online ist das führende Nachrichtenangebot im deutschsprachigen Internet: mehr als 400 Millionen Page Impressions und circa 65 Milionen Visits pro Monat.60 Das entspricht etwa der Reichweite großer Tageszeitungen. Seit 2002 hat sich Spiegel Online weit von der Konkurrenz wie Süddeutsche.de, FAZ.net oder Focus Online abgesetzt. Das liegt womöglich auch daran, dass Spiegel Online in der Krisenzeit des Internet die einzige Redaktion war, in der nicht radikal gekürzt wurde. Der Kern der Textredakteure ist weitgehend erhalten geblieben, in der Bild- und der Schlussredaktion wurde etwas gekürzt, aber als sich die wirtschaftliche Situation gebessert hat, wieder aufgestockt. Bei den Hauptkonkurrenten arbeitete zeitweise hingegen nur noch ein Bruchteil der Redakteure.
Markus Becker
Wissenschaft im Internet II: Der Reiz von Raketenstarts auf Briefmarkengröße
Auszug
Neben Fußball gibt es wohl kaum ein Thema, bei dem man sich mit scheinbaren Weisheiten so blamieren kann, wie beim Internet. Was gestern belächelt wurde, ist heute Hype; was heute Hype ist, wird morgen belächelt. Und so retten wir uns mit einer gehörigen Portion Konservatismus durch die Flauten und Stürme der Online-Branche. Dieser Konservatismus schlägt sich im journalistischen Selbstverständnis genauso wieder wie im Rigorismus, mit dem wir Geld vom Leser für unsere Arbeit bekommen wollen. Der Lohn des Konservatismus findet sich wiederum weniger in diesem Geld, als vielmehr in den Lesern selbst: Etwa der 80-jährigen Dame aus der Schweiz, die sich jeden Morgen auf unseren Newsletter freut. Diesem Konservatismus, der vielleicht mit dazu führte, dass wir dem Platzen der Online-Blase nicht zum Opfer fielen, sind manche skeptischen Übertreibungen dieses Textes geschuldet.
Richard Zinken

Gefühlte Forschung

Wissenschaft im Museum: Der Erlebniswert des Lärmtunnels und erlebte Forschung
Auszug
„Nur noch einen kleinen Druck nach vorn und wir haben an der ISS angedockt“, lockt der Vorführer, und wie von Geisterhand geführt schweben wir virtuell in die Raumstation. Innen können wir dank der Simulationstechnik in der DASA die Arbeitsschritte dort oben nachvollziehen und einen Blick auf die Erde werfen. Schwindlig wird es fast jedem, wenn Auge und Hand im Weltall operieren und Gleichgewichtssinn und Motorik unten in der realen DASA bleiben. Hautnah wird Forschung erlebbar — natürlich nicht nur Forschung auf der ISS.
Gerhard Kilger
Wissenschaft ausgestellt: Von der Science Fiction bis zum Dialog mit Einstein
Auszug
Es ist noch nicht lange her, da fand man naturwissenschaftliche Institutionen und Forschungsabteilungen der Industrie von Stacheldraht und Sicherheitsschleusen umgeben. Die Wissenschaft vor der Gesellschaft zu schützen, schien ein Hauptmotiv dieser martialischen Maßnahmen zu sein, und es herrschte oft eine kalte Atmosphäre voller Unsicherheit, wenn Sie eine solche Institution besuchten. Die Wissenschaft hatte sich eingemauert in ihre Labors. Den in modernen Demokratien erwartbaren offenen Austausch gab es nicht, verbreitete Technikangst und Wissenschaftsfeindlichkeit gehörten zu den Folgen. Die Öffnung wurde teilweise von Bürgerinitiativen erstritten, teilweise zum politischen Programm gemacht. Informationen über aktuelle naturwissenschaftliche Forschung zu veröffentlichen, hatte etwas Investigatives — trotz der Erfolgsgeschichte der Wissenschaft gab es Verschlossenheit auf der einen Seite, auf der anderen den Verdacht auf Fehlentwicklungen, die aufgedeckt werden müssten.
Stefan Iglhaut

Quellen der Forschung

Wissenschaft in einer Pressestelle I: Vermittler, Vermarkter und manchmal Verkäufer
Auszug
Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter sind „loyale Prügelknaben mit diplomatischem Geschick“, hieß es einmal in der FAZ.83 Das ist eine gute Zusammenfassung: Loyal müssen sie sein, wenn sie sich in den Dienst einer bestimmten Institution stellen. Prügelknaben werden Presse- und Öffentlichkeitsarbeiter leicht, weil sie manchmal für Fehler des Hauses verantwortlich gemacht werden, die von der Öffentlichkeit beziehungsweise von den Medien aufgenommen worden sind. Und das diplomatische Geschick versteht sich für Menschen, die zwischen verschiedenen Interessen vermitteln, von selbst.
Eva-Maria Streier
Wissenschaft in einer Pressestelle II: Nachrichten — mal angedacht, mal angewandt
Auszug
Wie jede Suche nach den Ursprüngen beginnt die Geschichte der Fraunhofer-Gesellschaft mit einem Märchen: Es war einmal ein armer Glaserlehrling, dessen Leben durch ein Unglück eine überraschende Wende nahm: Nach dem Tode seiner Eltern kam Joseph Fraunhofer nach München, um eine Glasmacherlehre anzutreten. Der Lehrherr Weichselberger ging hart mit dem Jungen um, verbot ihm den Besuch der Feiertagsschule und das Lesen. Am 21. Juli 1801 stürzte das Haus ein, das Weichselberger gemietet hatte, und begrub den Jungen unter sich. Im damaligen Polizeibericht steht: „Hier erfuhr man, dass es der Lehrling sey, der noch lebte, und anfangs einen Finger, dann die Hand, endlich einen Arm herausstreckte. Man steckte ihm Schnupftücher zu, die mit Wasser und Essig eingefeuchtet waren, um ihn zu laben, und brachte ihn endlich nach vierstündiger, rastloser, lebensgefährlicher Arbeit, ohne dass etwas an ihm Schaden gelitten hätte, ans Tageslicht ...“ 86
Franz Miller
Wissenschaft bei einer internationalen Fachzeitschrift I: Between Peer Review and a Science Journalism Generator
Auszug
What scientist wouldn’t like to publish in Nature? Even, as we remember with wry embarrassment, a certain Professor Hans Krebs, who elucidated the citrus acid cycle. Now known as the Krebs cycle, this is the biochemical pathway which allows cells to generate energy in the presence of oxygen. Krebs sent his manuscript to Nature in 1937 and received a polite note saying that there was a backlog of manuscripts. It offered him the opportunity to submit it elsewhere — or wait. Krebs decided to publish elsewhere, in a more obscure Dutch journal called Enzymologia. Many years later, in 1953, Nature’s editor asked Krebs to referee a research paper. Krebs reviewed the paper, taking the opportunity to point out that he had been awarded that year’s Nobel prize for the work that Nature rejected. Whoops!
Alison Abbott
Wissenschaft bei einer internationalen Fachzeitschrift II: Journalism at a Magazine-within-a-magazine
Auszug
When I tell people what I do for a living — that I’m the Berlin correspondent for Science magazine — many are puzzled at first. If they have heard of Science at all, they often assume that I must have something to do with choosing and editing the papers that Science is best known for — from the human genome to new forms of matter. But although my stories are published in the same magazine, I have almost nothing to do with how those papers are chosen and edited. Instead, I work for a sort of magazine-within-a-magazine: the news section of Science.
Gretchen Vogel
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Wissensmacher
herausgegeben von
Holger Wormer
Copyright-Jahr
2006
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-90310-1
Print ISBN
978-3-531-14893-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-90310-1