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2009 | Buch

Zeiterleben und Zeithandeln Erwerbstätiger

Eine methodenintegrative Studie

verfasst von: Nadine M. Schöneck

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Wer sich mit der Zeitthematik im aktuellen Diskurs befasst, könnte meinen, auf eine moderne Diskussion gestoßen zu sein. Dabei hat bereits Seneca (wahrsche- lich 4 vor Christus bis 65 nach Christus) ein Traktat über die Zeit geschrieben, das den bemerkenswerten Titel „Von der Kürze des Lebens“ (im lateinischen Original: „De brevitate vitae“) trägt und erstaunlich viel dessen zum Ausdruck bringt, was auch zum Spektrum gegenwärtiger zeitthematischer Reflexionen zählt. Auszu- weise seien die folgenden Gedanken Senecas angeführt: Seneca war davon überzeugt, dass nicht die Kürze des Lebens Quelle mens- lichen Leidens an der Zeit sei, sondern der Umstand, dass Menschen dazu tendi- ten, verschwenderisch mit der ihnen zur Verfügung stehenden Lebenszeit umzuge- 1 hen; Seneca (1977: 7) schrieb an seinen Adressaten: „Wenn du das Leben zu - brauchen verstehst, ist es lang. “ An jene Menschen, die – aus welchen Gründen auch immer – allzu lange am Leben vorbei leben, ist folgende Weisheit gerichtet: „Wie spät ist es doch, dann mit dem Leben zu beginnen, wenn man es beenden muß!“ (Seneca 1977: 13) Menschen verkaufen einen nicht unerheblichen Teil ihrer Zeit, weil Leben Geld kostet und für die meisten Menschen gilt, dass sie dieses für den Lebensunterhalt erforderliche Geld über die Bereitstellung ihrer Arbeitskraft erhalten. Offensichtlich wiesen schon zu Senecas Zeiten manche Menschen eine Neigung dazu auf, dem Geld einen höheren Wert beizumessen als der Zeit: „Jahresgehalt und Geldspenden nehmen die Menschen recht gern an, und dafür vermieten sie ihre Mühe oder ihre Sorgfalt; niemand schätzt die Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Einleitung
Zusammenfassung
Wer sich mit der Zeitthematik im aktuellen Diskurs befasst, könnte meinen, auf eine moderne Diskussion gestoßen zu sein. Dabei hat bereits Seneca (wahrscheinlich 4 vor Christus bis 65 nach Christus) ein Traktat über die Zeit geschrieben, das den bemerkenswerten Titel „Von der Kürze des Lebens“ (im lateinischen Original: „De brevitate vitae“) trägt und erstaunlich viel dessen zum Ausdruck bringt, was auch zum Spektrum gegenwärtiger zeitthematischer Reflexionen zählt.
Nadine M. Schöneck
Vorbemerkungen
Zusammenfassung
Sofern von mir herangezogene Texte in alter Rechtschreibung verfasst worden sind, behalte ich diese in Zitaten bewusst bei. Offenkundige Fehler in Zitaten kennzeichne ich, wie allgemein üblich, mit (sic!). Von mir stammende Erläuterungen innerhalb von Zitaten sind ebenfalls durch runde Klammern kenntlich gemacht; eckige Klammern kennzeichnen grammatikalisch notwendige Veränderungen der Zitate.
Nadine M. Schöneck

Theoretischer Rahmen

Frontmatter
1. Grundlegendes zur Zeitthematik
Zusammenfassung
Dieses Kapitel dient der grundlegenden Annäherung an die Zeitthematik. Im Abschnitt 1.1 geht es um die Frage nach der Zeit – was ist sie eigentlich? Zur wirksamen Reduzierung der Komplexität dieser Frage greife ich zum Hilfsmittel der Kategorisierung: Im Abschnitt 1.1.1 werden unterschiedliche Zeitdimensionen vorgestellt; im Abschnitt 1.1.2 werden weitere im Rahmen dieser Arbeit bedeutsame Differenzierungsformen eingeführt. Abschnitt 1.2 ist der knappen Darstellung des gegenwärtigen Stands vornehmlich soziologischer Zeitforschung gewidmet.
Nadine M. Schöneck
2. Die Zeit der Gesellschaft
Zusammenfassung
Dieses Kapitel steht für die erste Perspektive auf die Zeit in der Moderne: die Zeit der Gesellschaft. Es erscheint mir sinnvoll, die Zeit der Gesellschaft der im nachfolgenden Kapitel thematisierten Zeit des Individuums voranzustellen, denn die Zeit der Gesellschaft stellt den Rahmen für die Zeit des Individuums dar. Letztere ist äußerst voraussetzungsreich, und wesentliche dieser Voraussetzungen liefert die Zeit der Gesellschaft. Im Abschnitt 2.1 wird die Zeitordnung der Gegenwartsgesellschaft vorgestellt; zu den hier besonders interessierenden Aspekten zählen die Standardisierung von Zeit (siehe Abschnitt 2.1.1), die Etablierung von Zeitinstitutionen wie etwa dem Feierabend und dem Wochenende (siehe Abschnitt 2.1.2) sowie die Herausbildung von gesellschaftsweit anerkannten Zeitnormen (siehe Abschnitt 2.1.3). Im Abschnitt 2.2 werden jüngere (welt-)gesellschaftliche Herausforderungen der Zeit erörtert – Globalisierung, Vernetzung und Virtualisierung fallen hierunter; dabei geht es auch um die Konsequenzen dieser Entwicklungen, so etwa um die Veränderung des Verhältnisses von Zeit und Raum. Schließlich kommt es im Abschnitt 2.3 zur kritischen Betrachtung der Zeit der Gesellschaft: Zum einen wird im Abschnitt 2.3.1 die auf Krisenerfahrungen beruhende kollektive Sensibilisierung für die Zeitthematik beschrieben und erläutert, zum anderen werden im Abschnitt 2.3.2 konkrete Gegenbewegungen und Zukunftsvisionen vorgestellt.
Nadine M. Schöneck
3. Die Zeit des Individuums
Zusammenfassung
Dieses Kapitel steht für die zweite Perspektive auf die Zeit in der Moderne: die Zeit des Individuums. In einem Dreischritt werden für diese Arbeit zentrale Aspekte des individuellen Zeiterlebens, Zeitdenkens und Zeithandelns thematisiert. Im Abschnitt 3.1 wird das Zeiterleben des Individuums behandelt. Es geht dabei um die drei wahrnehm- und differenzierbaren Zeiträume Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (siehe Abschnitt 3.1.1); um positive Formen des Zeiterlebens, die insbesondere dann auftreten, wenn Zeit vergessen wird und sich ein Gefühl der Zeitlosigkeit einstellt (siehe Abschnitt 3.1.2); um negative Formen des Zeiterlebens, die – als Leiden an der Zeit – zumeist im Zusammenhang mit Tempo-Pathologien der Moderne stehen (siehe Abschnitt 3.1.3). Im Abschnitt 3.2 wird das Zeitdenken des Individuums besprochen. Hierbei spielt das individuelle Zeitbewusstsein eine wichtige Rolle (siehe Abschnitt 3.2.1) sowie die – analog zur Zeit in der Gesellschaft – ebenfalls auf Krisenerfahrungen beruhende individuelle Sensibilisierung für die Zeitthematik (siehe Abschnitt 3.2.2). Abschnitt 3.3 ist dem individuellen Zeithandeln gewidmet. Zu den in diesem Zusammenhang zentralen Aspekten zählen die primäre Handlungsorientierung an einem der drei Zeiträume Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (siehe Abschnitt 3.3.1); die Betrachtung des Verhältnisses von Zeit zu Geld, Gütern und Dienstleistungen (siehe Abschnitt 3.3.2); die Zeitselbstdisziplin des Individuums (siehe Abschnitt 3.3.3). Im Abschnitt 3.4 wird auf die Genese von Zeiterleben, Zeitdenken und Zeithandeln eingegangen; darunter fällt beispielsweise die mit Erziehung und Sozialisation einhergehende Internalisierung gesellschaftlich anerkannter Zeitnormen und Zeittugenden. Zum Abschluss werden im Abschnitt 3.5 einige ungleichheitstheoretische Aspekte der Zeit angesprochen und erläutert.
Nadine M. Schöneck
4. Die Zeit des Individuums in der Gesellschaft
Zusammenfassung
Nachdem ich im Kapitel 2 die Zeit der Gesellschaft und im Kapitel 3 die Zeit des Individuums thematisiert habe, geht es in diesem Kapitel um die Zeit des Individuums in der Gesellschaft; die beiden vorgenannten Perspektiven werden also miteinander verschränkt. Die relative Stringenz, die in den beiden vorangegangenen Kapiteln möglich war, wird hier notwendigerweise durchbrochen, da intentional Gesellschaftsperspektive mit Individualperspektive verknüpft wird. Im Abschnitt 4.1 geht es um die Segmentierung der individuellen Zeit – diese wird dichotomisiert und aufgeteilt auf die im Bewusstsein der Moderne dominierende Zeit in der Arbeitswelt (siehe Abschnitt 4.1.1) und die Zeit in der Lebenswelt (siehe Abschnitt 4.1.2). Es liegt nahe, daraufhin im Abschnitt 4.1.3 das Spannungsverhältnis von Arbeit und Leben zu beleuchten. Obgleich zu diesem fortgeschrittenen Stadium der Erörterungen die Relevanz der Zeit für das Individuum in der Gesellschaft deutlich geworden sein sollte, wird im Abschnitt 4.2 explizit auf die Temporalisierung der modernen Alltagszeit eingegangen. Daran anschließend ist Abschnitt 4.3 der Ökonomisierung der modernen Alltagszeit gewidmet.
Nadine M. Schöneck

Methodik der Arbeit

Frontmatter
5. Methodische Grundlagen dieser Arbeit
Zusammenfassung
Dieses Kapitel dient der Vorbereitung der methodischen Überlegungen, die in den Kapiteln 6 bis 8 vorgestellt werden. Damit wird das Ziel verfolgt, den Zusammenhang zwischen den theoretischen Ausführungen der Kapitel 1 bis 4 und den empirischen Untersuchungen der Kapitel 9 bis 11 zu skizzieren (siehe Abschnitt 5.1). Zudem ist es – unter dem genannten Stichwort der Vorbereitung – erforderlich, einige grundsätzliche Überlegungen zum in dieser Arbeit gewählten methodischen Zugriff, der Integration quantitativer und qualitativer Methoden, vorzustellen (siehe Abschnitt 5.2).
Nadine M. Schöneck
6. Datenerhebungsinstrumente
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die drei in dieser Arbeit eingesetzten Datenerhebungsinstrumente vorgestellt und erläutert. Bei den ersten beiden handelt es sich um standardisierte Erhebungsinstrumente (siehe Abschnitte 6.1 und 6.2); das dritte ist ein Interviewleitfaden (siehe Abschnitt 6.3), mit dem die verbalen Interviewdaten erhoben wurden, auf deren Basis die in den Kapiteln 10 und 11 vorgestellte ex post Zeittypenbildung vorgenommen wird.
Nadine M. Schöneck
7. Sampling der leitfadengestützten Interviews
Zusammenfassung
Dieses Kapitel dient der Erläuterung der Interviewpartnerauswahl. Im Abschnitt 7.1 wird die Konstruktion der theoretisch begründeten ex ante Zeittypenbildung erläutert und das Ergebnis dieser Zeittypenkonstruktion präsentiert. Im Abschnitt 7.2 werden die für die Interviewpartnerauswahl interessierenden ex ante Zeittypen vorgestellt. Im Abschnitt 7.3 werden weitere Kriterien der Interviewpartnerauswahl benannt. Schließlich wird im Abschnitt 7.4 ein Überblick über die zentralen sozialstrukturellen Daten der Interviewpartner geboten.
Nadine M. Schöneck
8. Datenanalyseverfahren
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die in der vorliegenden Arbeit eingesetzten quantitativen und qualitativen Datenanalyseverfahren vorgestellt und – soweit dies erforderlich erscheint – erläutert. Abschnitt 8.1 ist dabei der quantitativen Datenanalyse und Abschnitt 8.2 der qualitativen Datenanalyse gewidmet. Im Zusammenhang mit Letzterer sind zunächst Anmerkungen zur Transkription der Interviews angebracht (siehe Abschnitt 8.2.1). Im Abschnitt 8.2.2 erfolgt eine Beschreibung der im Kapitel 10 eingesetzten Methode der Typologischen Analyse nach Kuckartz, die den Einsatz spezieller Software nahe legt (siehe Abschnitt 8.2.3). Die Nutzung einer solchen Software erleichtert die Entwicklung eines Kategoriensystems, welches Grundlage qualitativer Datenanalysen ist, indem es der Ordnung des Interviewmaterials dient (siehe Abschnitt 8.2.4).
Nadine M. Schöneck

Empirische Befunde

Frontmatter
9. Quantitative Auswertungsergebnisse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden zentrale quantitative Auswertungsergebnisse vorgestellt, die im Rahmen der Themenstellung dieser Arbeit von Interesse sind. Die dazu herangezogenen Daten entstammen dem DFG-Projekt Inklusionsprofile (siehe Abschnitt 9.1). Der auf der Grundlage eines Teils dieser Daten konstruierte Zeitindex wird ebenfalls ausgewertet (siehe Abschnitt 9.2). Des Weiteren werden die Daten des Kurzfragebogens analysiert (siehe Abschnitt 9.3).
Nadine M. Schöneck
10. Empirisch begründete ex post Zeittypenbildung mittels Clusteranalyse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden die durch Codierung der Interviewdaten gebildeten Kategorien (siehe Abschnitt 8.2.4) in Variablen umgesetzt, die eine quantitative Klassifikation der Interviewpartner erlauben. Aus diesem Grund erläutere ich zunächst, wie ich von Kategorien zu Variablen gelange (siehe Abschnitt 10.1). Diese Variablen werden dann gemäß den Überlegungen von Kuckartz (1999 und 2007) ausgewertet, der für seine Typologische Analyse ein clusteranalytisches Verfahren nutzt; darauf gehe ich im Abschnitt 10.2 ein. Die Zuordnung meiner Interviewpartner zu ex post Zeittypen als ein erstes Ergebnis der Clusteranalyse wird im Abschnitt 10.3 vorgestellt; daraufhin bietet sich ein Vergleich der sich in der Clusterzuordnung zeigenden ex post Zeittypenbildung mit der ex ante Zeittypenbildung (siehe Kapitel 7) an. Abschnitt 10.4 dient der Beschreibung der Klassifikationsergebnisse mit weiteren zur Verfügung stehenden quantitativen Daten.
Nadine M. Schöneck
11. Qualitative Vertiefung der ex post Zeittypenbildung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird auf die Ergebnisse des vorangegangenen Kapitels aufgebaut, indem die ex post Zeittypenbildung vertieft, ergänzt und schließlich synoptisch präsentiert wird. Diese Zielsetzung erfordert – wie im Abschnitt 5.1 angekündigt – eine Rückkehr zu den transkribierten Interviews. Ziel des Abschnitts 11.1 ist es, die unterschiedlichen Ausprägungen des Zeiterlebens, Zeitdenkens und Zeithandelns zum Zweck einer typologisierenden Verdichtung herauszuarbeiten. Dazu wird für jeden der im vorangegangenen Kapitel ermittelten vier ex post Zeittypen ein vertieft zu besprechender Präsentationsfall ausgewählt (siehe Abschnitte 11.1.1 bis 11.1.4). Im Abschnitt 11.1.5 werden – ergänzend – zeitthematisch interessante Befunde vorgestellt, von denen einige in den Gesprächen mit den ausgewählten Interviewpartnern nicht angesprochen wurden. Im Abschnitt 11.2 schließlich werden die Ergebnisse dieses Kapitels – in Verbindung mit denen des vorangegangenen Kapitels – zusammengefasst.
Nadine M. Schöneck
Resümee und Ausblick
Zusammenfassung
Mit der vorliegenden Arbeit wurden zwei Ziele verfolgt: Das eine Ziel war die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Zeitthematik aus soziologischer Perspektive; das andere Ziel bezog sich darauf, den Nutzen der Verwendung eines methodenintegrativen Ansatzes zu belegen. Beide Ziele wurden gleichrangig verfolgt.
Nadine M. Schöneck
Backmatter
Metadaten
Titel
Zeiterleben und Zeithandeln Erwerbstätiger
verfasst von
Nadine M. Schöneck
Copyright-Jahr
2009
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-91753-5
Print ISBN
978-3-531-16897-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-91753-5

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